Dezember 2023
Den Enkel kennen aufmerksame Talkshow-Fans bestimmt: Prof. Dr. Michael Wolfssohn ist ein Historiker, dessen Wort in der Öffentlichkeit Gewicht hat. Bis 2012 lehrte er an der Universität der Bundeswehr in München Neuere Geschichte. In früheren Zeiten genoss sein Großvater Karl Wolfssohn (1881-1957) ziemliche Berühmtheit: Seinen Zeitgenossen galt er als Pionier der deutschen Film- und Unterhaltungsindustrie. Ab 1937 war er alleiniger Eigentümer der heute denkmalgeschützten Wohnanlage „Gartenstadt Atlantic“ mit dem Großkino „Lichtburg“ in Berlin-Gesundbrunnen. Zusammen mit seiner Familie lebte er von 1924 bis 1938 am Südostufer des Stölpchensees, direkt am heutigen Griebnitzkanal. Zwischen 1939 und 1949 hielt er sich im Exil in Palästina auf, kehrte aber dann mit seiner Frau nach Berlin zurück.
Am 13. Dezember 2023 war Michael Wolfssohn Ehrengast bei der Enthüllung einer regionalhistorischen Informationsstele, die zum Gedenken an Karl Wolfssohn am Stölpchenweg, Ecke Kohlhasenbrücker Straße, aufgestellt wurde. Gleichzeitig erinnert die Stele an den Verlust des Familiengrundstücks am Stölpchensee. Das von den Nationalsozialisten enteignete Grundstück wurde der Familie 1954 rückübertragen. Mit der Begründung, dass ein Gesamtbebauungsplan noch nicht vorliege und sich das Grundstück inmitten einer geplanten öffentlichen Grünfläche befinde, verweigerte der Altbezirk Zehlendorf dem Grundstückseigentümer im Jahr 1956, notwendige Baumaßnahmen durchzuführen. 1965 willigte er unter Druck in den Verkauf an den Bezirk ein. Eine öffentliche Grünfläche hat der Bezirk am Stölpchensee allerdings nie realisiert. Das damalige Verhalten der Zehlendorfer Behörden muss sich heute einer kritischen Bewertung stellen.
Gefertigt wurde die Stele nach einem Entwurf von Karin Rosenberg, die Texte lieferten Thomas Brechenmacher und Ulrich Döge.