11/2023 – Stolpersteinverlegung in Steglitz

Zum Gedenken an den 9. November 1938 (Reichspogromnacht)

Zum Gedenken an den 9. November 1938 (Reichspogromnacht)

November 2023

Die Tage rund um den 9. November bieten sich in besonderer Weise an, jener jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern zu gedenken, die in den 1940er Jahren deportiert wurden. Dabei spielt die von Gunter Demnig 1996 ins Leben gerufene Stolperstein-Initiative eine herausragende Rolle.

Nachdem am 19. Oktober (Geraer Straße) und 9. November (Albrechtstraße) unter großer Anteilnahme von Bezirkspolitik und Bevölkerung bereits Stolpersteine verlegt wurden, folgte eine weitere Verlegung am 15. November 2023. Initiiert von der Stolpersteininitiative Friedenau innerhalb des Evangelischen Kirchenkreises Steglitz, wurden am Standort Schönhauser Straße 24 in Steglitz drei Stolpersteine in den Boden eingelassen: für Adolf und Cilli Tetteles, sowie für Recha Hartwig.

Kurz nach ihrer Heirat in England zogen die Eheleute Adolf und Cilli Tetteles im Januar 1901 nach Hamburg, wo auch ihre vier Kinder geboren wurden. Nach dem Tod von Adolfs Mutter 1910, zog die Familie nach Berlin. Ab 1920 lebten sie in der Schönhauser Straße 24.

Die Wirtschafterin Recha Weiss wurde am 22. November 1881 in Leipzig geboren. 1904 heiratete sie in Berlin den nichtjüdischen Radrennfahrer Otto Emil Willy Hartwig. Sie bezogen eine Wohnung in der 3. Etage des Hauses Schönhauser Straße 24. Otto Hartwig starb im Januar 1942. Ein Vierteljahr später, am 2. April 1942, wurde Recha Hartwig in das Warschauer Ghetto deportiert. Ihr Todesdatum ist unbekannt.
Die Verlegung vor dem Wohnhaus in der Schönhauser Straße fand mit musikalischer Begleitung und der öffentlichen Verlesung der Biographien statt.

Diskussionsveranstaltung zum Rechtsextremismus

Einen Tag nach der Stolpersteinverlegung, am 16. November 2022, luden das Willkommensbündnis für Flüchtlinge in Steglitz-Zehlendorf und die Stadtteilgruppe Südwest der „Omas gegen Rechts“ gemeinsam zu einer Diskussionsveranstaltung in die Räumlichkeiten der Hellenischen Gemeinde nach Steglitz ein. Gegenstand war die kürzlich erschienene Studie „Die distanzierte Mitte“ der Friedrich-Ebert-Stiftung zu rechtsextremen und demokratiegefährdenden Einstellungen in Deutschland in den Jahren 2022/23. Demnach vertreten acht Prozent der Befragten ein klar rechtsextremes – und damit mutmaßlich antisemitisches – Weltbild. Knapp sechs Prozent befürworten dezidiert Antisemitismus, die Zustimmung zu einer Diktatur ist sogar noch um einen Prozentpunkt höher. Eine Reihe von Krisen – Ukraine, Israel, Klima – fordert die politische Mitte heraus und verlangt Antworten. Die Herausgeberin der Studie stand den Gästen der Diskussionsveranstaltung Rede und Antwort.

Den Wortlaut der Studie können Sie sich hier herunterladen. Präsentiert wurde sie Ende September 2023, also noch vor den Hamas-Attacken auf Israel. Man kann nur erahnen, wie die Studie in Kenntnis dieser Ereignisse ausgefallen wäre.

Öffentliche Signale der Solidarität mit jüdischen Menschen und die engagierte Auseinandersetzung mit Antisemitismus in der politischen Debatte – beides gehört zusammen. Dabei spielt es zunächst keine Rolle, aus welcher Ecke der Antisemitismus kommt: ob rechtsextrem, linksextrem, antiisraelisch oder islamistisch motiviert.