04/2023 – Ausstellung „Die Pacelliallee – Eine Dahlemer Straße im Nationalsozialismus"

Ausstellung zur Geschichte der Pacelliallee

April 2023

Seit 23. April 2023 ist im Heimatmuseum Zehlendorf (Historischer Winkel, Clayallee 355, 14169 Berlin) eine Ausstellung zur Geschichte der Pacelliallee und seiner Bewohnerinnen und Bewohner zu sehen. Anhand von sieben exemplarischen Liegenschaften zeigt die von Studentinnen und Studenten der Touro-Universität erarbeitete Ausstellung laut einer Pressemitteilung vom 3. April 2023

„wie unter einem Brennglas das Nebeneinander von Verfolgten, Tätern und Zuschauenden während der Shoa und lädt dazu ein, über die Sichtbarkeit der Vergangenheit im öffentlichen Raum nachzudenken“.

Der inhaltliche Schwerpunkt liegt beispielhaft auf mehreren von „Arisierungen“ betroffenen Familien, ihren Schicksalen und ihrem Kampf um Wiedergutmachung und Schadensersatz.

Ausstellung "Die Pacelliallee - Eine Dahlemer Straße im Nationalsozialismus" (24. April bis 10. September 2023)

Ausstellung "Die Pacelliallee - Eine Dahlemer Straße im Nationalsozialismus" (24. April bis 10. September 2023)

Der Name der Allee, die bis heute zu den Prachtstraßen des Berliner Südwestens zählt, geht auf Eugenio Pacelli (1876-1958) zurück, der als Papst Pius XII. von 1939 bis 1958 auf dem Stuhl Petri saß. 1917 wurde er als Apostolischer Nuntius zunächst nach München, später nach Berlin entsandt. In seiner Eigenschaft als Vertreter des Vatikanstaates im Deutschen Reich handelte er 1929 das Preußenkonkordat aus. Unter dem Eindruck des Hitler-Putschversuchs von 1923 distanzierte er sich früh vom Nationalsozialismus und dessen antikatholischem Charakter. Im Dezember 1929 wurde er von seinen Aufgaben in Deutschland entbunden. Als Kardinalstaatssekretär an der römischen Kurie unterzeichnete Pacelli am 8. Juli 1933 das Reichskonkordat mit der NS-Regierung.

23. April 2023: Eröffnungsansprache des wissenschaftlichen Leiters der Ausstellung, Prof. Dr. Stephan Lehnstaedt von der Touro University Berlin

23. April 2023: Eröffnungsansprache des wissenschaftlichen Leiters der Ausstellung, Prof. Dr. Stephan Lehnstaedt von der Touro University Berlin; links im Bild: Bezirksstadträtin Richter-Kotowski und Heimatvereinsvorsitzender Aettner

Den Namen des ehemaligen Nuntius und Papstes trägt die Pacelliallee seit 1949. Das Berliner Großbürgertum baute sich seinerzeit auf dem Gebiet der Staatsdomäne Dahlem neue Häuser. 1933 waren die Anwohner der damaligen Cecilienallee zu rund einem Viertel jüdischer Herkunft. Sie lebten Tür an Tür mit Unterstützern der nationalsozialistischen Ideologie. Auch Martin Niemöller (1892-1984), protestantischer Regimekritiker und Leitfigur der “Bekennenden Kirche”, war dort zuhause. Im Zuge der aktuellen Umbenennungs-Diskussion hat sich die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Steglitz-Zehlendorf für einen „dritten Weg“ entschieden: Einem Beschluss vom 25. August 2021 zufolge wird die Pacelliallee nicht umbenannt, sondern mithilfe von veranschaulichenden Hinweistafeln zu einer „Allee des Gedenkens und Nachdenkens“, also zu einer Art „Geschichtslehrpfad“, umgewandelt.

Titelthema der Ausgabe April 2023 des „Zehlendorfer Heimatbriefes“ ist die Pacelliallee. Nacherzählt wird die Geschichte der Anwohner und natürlich die des Namensgebers. Gegen eine Schutzgebühr von 2,50 Euro ist die Publikation des Heimatvereins in den Museumsräumen erhältlich.

23. April 2023: Mitten im "Historischen Winkel" von Zehlendorf - Vernissage der Ausstellung zur Pacelliallee

23. April 2023: Mitten im "Historischen Winkel" von Zehlendorf - Vernissage der Ausstellung zur Pacelliallee

Die sehenswerte Ausstellung des Fachbereiches Kultur Steglitz-Zehlendorf, durchgeführt in Kooperation mit der Touro University Berlin, hat ihre Pforten noch bis einschließlich 10. September 2023 geöffnet, immer mittwochs und sonntags von 11:00 bis 15:00 Uhr, außerdem donnerstags von 15:00 bis 18:00 Uhr.

Der besondere Dank beider Initiatoren gilt dem Heimatverein Zehlendorf e.V., der seine Räumlichkeiten freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat.

23. April 2023: Bezirkskulturstadträtin Cerstin Richter-Kotowski eröffnet die Ausstellung

23. April 2023: Bezirkskulturstadträtin Cerstin Richter-Kotowski eröffnet die Ausstellung

Bei der Vernissage ergriff die Bezirkskulturstadträtin und stellvertretende Bezirksbürgermeisterin Cerstin Richter-Kotowski das Wort. Auf der Rednerliste standen außerdem Matthias Aettner, Vorsitzender des Heimatvereins und Museumschef, sowie der wissenschaftliche Leiter der Ausstellung, Stephan Lehnstaedt, Professor für Holocaust-Studien und Jüdische Studien an der Berliner Touro-Universität. Studierende dieser Universität haben die Geschichte der Pacelliallee rekonstruiert.