04/2022 – Steglitz-Zehlendorf zeigt Flagge gegen Antiziganismus

Hissung der Roma-Flagge am Internationalen Tag der Roma

Hissung der Roma-Flagge am Internationalen Tag der Roma

April 2022

Eine Variante des menschenfeindlichen Rassismus ist neben Antisemitismus auch der sogenannte Antiziganismus. Er richtet sich gegen die ethnische Minderheit der Sinti und Roma. Um immer wieder an deren Diskriminierung zu erinnern, findet seit 1990 alljährlich am 8. April der „Internationale Tag der Roma“ statt. Die Anfänge der Roma-Bürgerrechtsbewegung wurzeln im ersten Welt-Roma-Kongress, der am 8. April 1971 in London stattfand. Im Rahmen dieses ersten Treffens von Roma aus neun Staaten wurde auch die Roma-Flagge als weltweites Erkennungssymbol der Bürgerrechtsbewegung angenommen.

Am 8. April 2022 hat sich auch Steglitz-Zehlendorf am weltweiten Erinnern beteiligt und vor dem Rathaus Zehlendorf die Flagge der Roma (auf Romani: O styago le romengo) gehisst. Während das Blau in der oberen und das Grün der unteren Hälfte Himmel und Erde repräsentieren, ziert ein rotes Speichenrad, das sogenannte „Chakra“, das Zentrum der Flagge. Dieses Chakra erinnert an die indische Herkunft der Roma, da auch die indische Nationalflagge ein Chakra ziert.

Dank Bundeskanzler Helmut Schmidt hat die Bundesrepublik im März 1982 die Verfolgung und Ermordung von Sinti und Roma im Dritten Reich offiziell als Genozid anerkannt. In der eigenen Sprache der Volksgruppe, dem Romanes, heißt dieser Völkermord „Porajmos“. Was Sinti und Roma mit dem Porajmos verbinden, heißt bei den Juden als der Hauptopfergruppe der NS-Gewaltherrschaft „Shoa“. Die historische Forschung geht davon aus, dass bis zu einer halben Million Sinti und Roma im Dritten Reich zu Tode gekommen sind. Bis 2012 hat es gedauert, ehe in unmittelbarer Nähe von Reichstag und Brandenburger Tor das zentrale Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma eingeweiht werden konnte.

Die Aufarbeitung des antiziganistischen Erbes im Dritten Reich stellt sich auch für Steglitz-Zehlendorf. Mitten in Lichterfelde befand sich der historische Standort der euphemistisch überhöhten „Rassenhygienischen und bevölkerungsbiologischen Forschungsstelle“. Als Abteilung des Reichsgesundheitsamtes bestand die Hauptaufgabe des Instituts darin, die Roma-Minderheit systematisch zu erfassen, sie rassisch und genealogisch zu erforschen, zu vermessen, und als Objekte für ihre Untersuchungen zu missbrauchen. Auf der Rednerliste einer Stelenenthüllung, die am 29. März 2019 auf Einladung des damaligen Bezirkskulturstadtrats Frank Mückisch zu Ehren der Sinti und Roma stattfand, stand Petra Rosenberg. Die Vorsitzende des Landesverbandes Deutscher Sinti und Roma Berlin-Brandenburg zeigte sich sehr bewegt und dankbar dafür, dass an dieser für die Geschichte ihrer Minderheit so beklemmenden, aber wichtigen Stelle (Unter den Eichen/Ecke Bötticherstraße) ein zusätzlicher Ort des Gedenkens geschaffen wurde. Petra Rosenberg ist eine Schwester der bekannten Schlagersängerin Marianne Rosenberg.

  • Ansprache Petra Rosenberg an der Gedenkstele

    Ansprache Petra Rosenberg an der Gedenkstele

  • Gedenkstele mit Rosen vor dem ehem. Nazi-Reichsgesundheitsamt

    Gedenkstele mit Rosen vor dem ehem. Nazi-Reichsgesundheitsamt