Denkmal des Monats - 2009

Die Untere Denkmalschutzbehörde stellt monatlich ein Denkmal aus dem Bezirk Steglitz-Zehlendorf vor, das “Denkmal des Monats”. Auf dieser Seite finden Sie die Aufstellung des Jahres 2009, die wir weiterhin zugänglich machen wollen. Die Denkmale des aktuellen Jahres erreichen Sie über die Startseite der Stadtplanung. Ältere Jahrgänge sind auf unserer Archivseite aufgelistet.

Die Geschichte des jeweiligen Gebäudes und die Besonderheiten, die es zu einem Denkmal werden ließen, können Sie im jeweiligen Begleittext nachlesen. Sie können mit einem Klick auf die roten Pfeile durch die monatlich wachsende Sammlung hin und her blättern. Begonnen wird stets mit dem Denkmal des aktuellen Monats. Am unteren Ende der Seite finden Sie eine Übersicht aller Denkmale des Jahres, über die Sie einzelne Denkmale auch direkt anwählen können.

Dezember 2009 - Gästehaus Jeidels

Am Rande des Glienicker Forstes zwischen der Straße zum Löwen, der Lindenstraße und dem Don-Bosco-Steig liegt das weitläufige Terrain der ehemaligen „Schweiz“, eines ab 1869 für die damalige Kolonie Alsen im Auftrag von Wilhelm Conrad angelegten Landschaftsparkes. Beträchtliche Teile davon wurden nach dem ersten Weltkrieg von dem Direktor der Berliner Handelsgesellschaft Dr. Otto Jeidels erworben und 1922 mit einer stattlichen Villa sowie zahlreichen Nebenanlagen bebaut. Erhalten sind neben der Villa auch die am Waldrand entlang führende Zufahrt mit Tor und Pförtnerhaus an der Straße zum Löwen. 1929 ließ Otto Jeidels auf dem weitläufigen Terrain schließlich noch ein Gästehaus errichten. Wegen seiner jüdischen Herkunft emigrierte er 1938 in die USA, wo er später Vizepräsident der Bank of America wurde.

Eine zweite Ära auf dem ehemals Jeidelschen Grundstück begann 1953, als das Don-Bosco-Heim, eine Jugendbildungsstätte der Kongregation der Salesianer Don Boscos, angesiedelt wurde. Der Orden ließ das Areal kontinuierlich mit Wohngebäuden, Werkstätten und einer Kirche nach Entwürfen von Werner Klinski bebauen. Rund 50 Jahre später wurden sie wieder abgebrochen und seit 2006 erfolgt eine tief greifende landschaftliche Veränderung durch die Umstrukturierung des Areals zum Wohngebiet. Allein die aus der Ära Jeidels stammenden Gebäude – Villa, Pförtnerhaus und Gästehaus – wurden erhalten und mit neuem Leben erfüllt. Unter ihnen nimmt das Gästehaus eine besondere Stellung ein, da es seit 1995 wegen seiner historischen, künstlerischen und wissenschaftlichen Bedeutung als Einzeldenkmal in der Berliner Denkmalliste verzeichnet ist.

Etwas erhöht gelegen, fällt der annähernd quadratische, eingeschossige Baukörper durch sein mit Holzschindeln gedecktes, glockenförmiges Dach als Solitär neben den neuen Wohnhäusern auf. Das Dach ist in Zollinger Bauweise, d. h. ohne Stützen ausgeführt und erlaubt somit eine optimale Ausnutzung des Dachraumes. Holzsichtige Fensterstürze sowie sichtbare, kunstvoll gedrechselte Balkenköpfe unter dem Dachüberstand zieren die schlicht geputzten sandfarbenen Fassaden. Sprossenfenster im Querformat betonen die Horizontale, wodurch das Erdgeschoss sich unter dem übermächtigen Dach zu ducken scheint. Die Südfassade wird links von einem Eckfenster und rechts von einer Eck-Loggia mit Holzstützen und zurückliegender vierteiliger Fenstertür akzentuiert. Die Loggienwand ziert eine aus dem Jahre 1930 stammende, pastellfarbene Relief-Keramik von E. Pottner, eine ländliche Szene mit Fontaine und Federvieh darstellend. Der schlichte Hauseingang liegt an der Ostseite und führt über eine kleine Diele mit hübschen rot-schwarzen Bodenfliesen und offener Geschosstreppe in den winkelförmigen Wohnraum. Dort ist die wandfeste Ausstattung im „altdeutschen Stil“ mit Balkendecke, Bleiglasfenstern und Kamin erhalten. Bestimmungsgemäß komplettierten ursprünglich drei Schlafzimmer und drei Bäder sowie eine Küche das Raumgefüge des Gästehauses. Das Gebäude gehört zu den wenigen in Berlin erhaltenen Werken des aus Bayern stammenden und überwiegend dort tätigen Architekten German Bestelmeyer (1874 – 1942). Dieser hatte ab 1915 einen Lehrstuhl für Architektur an der Akademie der Künste Berlin und ab 1919 einen weiteren an der Technischen Hochschule in Berlin inne. 1922 wechselte er nach München, wo er 1924 Präsident der Akademie der Künste und 1928 Gründungsmitglied der konservativen Architektenvereinigung „der Block“ wurde. Otto Jeidels beauftragte also einen seinerzeit überaus renommierten Architekten mit dem Bau von Villa und Nebengebäude. Wegen seines ungewöhnlichen, in Zollinger Bauweise errichteten Daches kommt dem Gästehaus eine besondere architekturgeschichtliche Bedeutung zu. Formal standen für den Entwurf wohl eingeschossige Gartenhäuser aus der Zeit um 1800 Pate – einer Zeit, in der auch das dem Zollinger- ähnliche Bohlenbinder-Dach entwickelt wurde. In der künstlerischen Gestaltung des Ganzen wie in der Durchbildung der Details gelang es Bestelmeyer auf dieser Grundlage, die historischen Elemente meisterhaft zu einer neuen, zurückhaltend expressiven Form umzubilden und damit ein zeitlos modernes Wohngebäude zu schaffen. Achtzig Jahre nach seiner Fertigstellung wurde das weitgehend original erhaltene, jedoch modernisierungsbedürftige Haus nunmehr instand gesetzt. Die 2009 abgeschlossene Baumaßnahme erfolgte behutsam unter konservatorischen, ökologischen und energetischen Gesichtspunkten. Eine neue Gartengestaltung mit Stützmauer und Einfriedung runden das Erscheinungsbild des alten Hauses in seiner neuen Umgebung einfühlsam und angemessen ab.

Adresse:
Berlin Steglitz-Zehlendorf, Ortsteil Wannsee, An der Obstwiese 5 (vormals: Straße zum Löwen 11)

Text: Angelika Kaltenbach
Fotos: Denkmalschutzbehörde Steglitz-Zehlendorf

November 2009 - Dorfkirche Stolpe

Im Ortsteil Wannsee gibt es in diesem Monat ein ganz besonderes Jubiläum zu feiern: die Dorfkirche von Stolpe wird 150 Jahre alt. Am 25. November 1859 wurde sie mit einem Festgottesdienst feierlich eingeweiht.
Das Dorf Stolpe am Stölpchensee gehörte ursprünglich zum Regierungsbezirk Potsdam, der König war Landesherr und Kirchenpatron. 1854 musste die 400 Jahre alte Fachwerkkirche des Dorfes wegen Baufälligkeit gesperrt und später abgerissen werden. An ihrer Stelle erfolgte 1858-59 ein Neubau unter enger Anteilnahme und mit finanzieller Unterstützung des kunstsinnigen Königs Friedrich Wilhelm IV. von Preußen. Dieser sorgte dafür, dass der renommierte Architekt August Stüler mit dem Entwurf beauftragt wurde. Auch eigene Ideen des Königs sollen darin eingeflossen sein. Die Stolper Kirche gehört damit zu einer Reihe von Gotteshäusern, die unter Einflussnahme des Königshauses in landschaftlich exponierten Lagen innerhalb der Berlin-Potsdamer Kulturlandschaft errichtet wurden wie z.B. St. Peter und Paul in Nikolskoje, die Heilandskirche in Sacrow oder die Friedenskirche in Potsdam.

Die erhöht gelegene Stolper Kirche überragt die Häuser im Dorfkern neben dem alten Schulhaus (1845) am Wilhelmplatz. Kennzeichnend ist ihr gedrungener Turm mit Pyramidendach und Fialen als Eckbekrönung von gleichsam wehrhaftem Charakter. Er bildet eine weithin sichtbare, prägnante Landmarke oberhalb des Stölpchensees. Schon Theodor Fontane lobte die „gute Wirkung“ des Turmes in der Landschaft, und ebenso die „pittoreske Wirkung“ der gesamten Anlage. Hierzu trägt das nähere Umfeld mit seinen Natursteinmauern, Toren, Treppchen und liebevoll gepflegten Gartenanlagen wesentlich bei. In der Mitte erhebt sich die Kirche als ein mit gelben Ziegeln verblendeter Mauerwerksbau, dessen Weichbild durch horizontale rote Ziegelbänder feinsinnig aufgelockert und von Lisenen gegliedert ist. Für die Bauform als kreuzförmige Anlage mit Dreiconchenschluß und Vierungsturm gaben wohl romanische Kirchenbauten Nordwesteuropas das Vorbild ab. Neben den drei polygonalen Abschlüssen von Lang- und Querhaus am Turm – den Conchen – prägen die überall in Dreiergruppen angeordneten Rundbogenfenster das Gebäude wesentlich, führen zu einem ausgewogenen, harmonischen Gesamteindruck. Die Westwand wird von einem großen Rundbogenfenster über dem Eingang geziert.

Der einschiffige Innenraum besitzt schlichte Holzdecken, die Vierung ist durch Rundbögen ausgeschieden. Neben dem Eingang an der Westwand führt von der Vorhalle aus eine Wendelstiege aus Metall zur Orgelempore hinauf. Die kühle Farbgebung des Innenraumes weist einen zuletzt 1995 überarbeiteten Zustand auf, der nach neuen Erkenntnissen in Richtung einer wärmeren Fassung der Wände und Aufhellung der Hölzer korrigiert werden müsste. Die wesentlichen Ausstattungsstücke wurden ebenfalls von August Stüler entworfen: Altar, Taufstein und Kanzel. Die Apostel- und Evangelistenfiguren sind Kopien von Werken Peter Vischers aus der Nürnberger St. Sebaldus-Kirche. Bemerkenswert ist ein barockes Sandstein-Epitaph von 1777, das aus der alten Fachwerkkirche übernommen wurde. Der Bildhauer Wilhelm Christian Meyer schuf es für den Hofgärtner Joachim Ludwig Heidert, der einst das Recht auf eine Familiengruft unter der Kirche erworben hatte. Die spätgotische Kreuzigungsgruppe im Altarraum stammt aus der kriegszerstörten Franziskaner-Klosterkirche in Berlin-Mitte.

Die Stolper Dorfkirche wurde 1971 wegen ihrer historischen, künstlerischen und das Stadtbild prägenden Bedeutung unter Denkmalschutz gestellt. Im Laufe der 150 Jahre ihres Bestehens erfolgten einige Veränderungen. So wurde 1901 der seitliche Eingang hinzugefügt, 1908 eine Zentralheizung eingebaut, 1958 das im Krieg eingeschmolzene Glockenspiel erneuert. 1996 durfte – unter der Auflage der Sicherstellung – ein Teil der originalen Bestuhlung aus der Vierung entfernt werden, um kommunikative Gottesdienstformen zu ermöglichen. Dafür musste der Steinfußboden in Teilen ergänzt werden. Im nächsten Jahr soll die Kirche eine neue Orgel erhalten. Die alte Orgel aus dem Jahr 1861 von Gesell & Schultze, Potsdam (später von Schuke Berlin und Stephan Berlin umgebaut) wird dann unter weitgehendem Erhalt ihres klassizistischen Prospektes durch einen Neubau der Werkstätte für Orgelbau Mühleisen ersetzt werden.

Adresse:
Berlin Steglitz-Zehlendorf, Ortsteil Wannsee, Wilhelmplatz 2

Text: Angelika Kaltenbach
Fotos: Denkmalschutzbehörde Steglitz-Zehlendorf

Literatur:
Karl Wolff, Wannsee und Umgebung, Berlin 1972, S. 87-90
Berlin und seine Bauten, Teil VI, Sakralbauten, Berlin 1997
Christel Wollmann-Fiedler, Jan Feustel, Alte Dorfkirchen in Berlin, Berlin 2001, S.132-133

Oktober 2009 - S-Bahnhof Botanischer Garten

Im Zuge der Aufteilung des Geländes der ehemaligen Domäne Dahlem wurde zwischen 1897 und 1910 der Botanische Garten von Schöneberg nach Groß-Lichterfelde verlegt. Sein südlicher Eingang an der Berlin-Potsdamer Chaussee, heute Unter den Eichen, lag nahe an der Berlin-Potsdamer Eisenbahnlinie, der Stammbahn. Das Gelände zwischen Berlin-Potsdamer-Chaussee und Stammbahn wurde um 1910 von der Terraingesellschaft Botanischer Garten als Wohngebiet entwickelt. Zunächst errichteten die Architekten Erdmann & Spindler im Auftrag der Gesellschaft 1908-09 den S-Bahnhof mit Beamtenwohnhaus. Er wurde am 1. Mai 1909 feierlich eingeweiht. Damit konnte zum Einen der 1910 offiziell eröffnete Botanische Garten bequem erreicht werden, zum Anderen gewann das neue Wohngebiet an Attraktivität, da es sehr gut an die Berliner Innenstadt angebunden war. An die Terraingesellschaft und an die Architekten erinnert eine Gedenktafel in der Empfangshalle. Erdmann & Spindler errichteten zahlreiche Bauten in Berlin, darunter die Wohnhäuser der Sidonie-Scharfe-Stiftung in Zehlendorf (1914) und das Bankhaus Ebeling in Berlin-Mitte (1914-15).

Der Bahnhof Botanischer Garten befindet sich an der platzartig erweiterten Kreuzung von Hortensien- und Enzianstraße. Das mächtige, drei- bis viergeschossige Beamtenwohnhaus prägt hier den Stadtraum, während der Bahnhof im Geländeeinschnitt dahinter versteckt liegt. Von der Gestaltung her erinnert es mit seinen steilen Schieferdächern, spitzen Giebeln und dem Treppenturm an der Bahnseite ein wenig an die Bürgerbauten der deutschen Renaissance. Dazu gesellen sich Elemente der Landhausbewegung wie Sprossenfenster, Klappläden, Giebel mit Schindelbehang. Die feinsinnig abgerundeten Gebäudekanten und die ornamentalen Dekorationen der Fassaden sind wiederum typisch für den Jugendstil, dem das Gebäude als Ganzes zuzuschreiben ist. An der Platzseite bilden ein drei Fenster umgreifender Ornament-Fries, ein kräftiges Traufgesims am Giebel, Fensterbänke und eine Rustika-Quaderung im Sockelgeschoss, alles aus rötlichem Sandstein, einen schönen Kontrast zur hell geputzten Fassade. Der links leicht zurückspringende Gebäudeteil und alle Obergeschosse sind den Wohnungen vorbehalten. Das Haupttreppenhaus zeichnet sich an der Platzseite anhand des Fensterbandes deutlich ab. An der Gebäudeecke rechts befindet sich die Empfangshalle des Bahnhofs. Sie ist durch zwei bemerkenswerte Jugendstil-Eingänge mit geschwungenen Vordächern gekennzeichnet. Die aufwändig gestaltete Halle, mit rotbraun geputztem Korbbogengewölbe, Wandgliederungen in hellem Werkstein, ornamentalen Reliefs und Mosaikbesatz, ist ein hervorragendes Beispiel dieses Genres in Berlin. Ursprünglich hatten Fahrkartenschalter und Gepäckaufbewahrung hier ihren Platz. Zum tiefer in einem Terraineinschnitt gelegenen Bahnhof führen ein 4m breiter Durchgang und eine Brücke. Ein zweiter Zugang erfolgt von der Bahnbrücke in der Enzianstraße. Die Fassadenverkleidung aus rötlichem Sandstein ist hier bollwerkartig bis auf das Gleisniveau heruntergezogen und unterhalb der Bahnbrücke weitergeführt, so dass sich eine Einheitlichkeit der gesamten Anlage ergibt. Hinter der im Rundbogen geöffneten Loggia lagen ehemals Geräteräume für Streckenarbeiter. Der Bahnsteig, mit einstieligem, nach innen geneigtem Holzdach, wird über eine mehrteilige eingehauste Treppenanlage aus Eisenfachwerk und Glas erreicht. Einen Blickfang bilden die Ausfachungen im Schachbrettmuster mit roten und weißen Fliesen.

Die malerische Baugruppe von Bahnhof und Beamtenwohnhaus steht wegen ihrer Bedeutung für das Stadtbild, wegen ihrer künstlerischen Bedeutung und wegen ihrer architekturgeschichtlichen Bedeutung seit 1985 als Gesamtanlage unter Denkmalschutz. Vor der Wiedereröffnung des 1980-84 geschlossenen Bahnhofs fand eine grundlegende Instandsetzung der Gebäude statt. An Stelle der ehemaligen Fahrkartenschalter wurde unlängst ein Café eingebaut.

Adresse: Hortensienstraße 28a, 28b

Text: Angelika Kaltenbach
Fotos: Denkmalschutzbehörde Steglitz-Zehlendorf

September 2009 - Haus Dr. Béjach

Das Wohnhaus Dr. Béjach in Berlin-Wannsee (Steinstücken) wurde 1927-28 für den jüdischen Zahnarzt und Stadtarzt von Berlin-Kreuzberg Dr. Curt Béjach gebaut. Der Entwurf stammte von dem bekannten jüdischen Architekten Erich Mendelsohn. Während das Haus Béjach bis heute als Baudenkmal erhalten ist, überlebte sein Bauherr das NS-Regime nicht. Dr. Béjach wurde am 31.10.1944 in Auschwitz ermordet, daran erinnert heute ein Stolperstein vor seinem Haus.

Der Architekt Erich Mendelsohn (1887-1953) emigrierte 1933 wegen seiner jüdischen Herkunft über Holland nach England. Sein Architekturbüro zählte seinerzeit zu den bedeutendsten und größten Büros in Europa. Berühmt wurde Mendelsohn durch den von ihm 1920-1922 errichteten Einsteinturm auf dem Telegrafenberg in Potsdam, eines der wichtigsten Beispiele expressionistischer Architektur, der ihn weltberühmt machte. Seit der Errichtung des Einsteinturmes galt Mendelsohn als Vertreter des architektonischen Expressionismus schlechthin. Der Erfolg des Einsteinturmes verschaffte ihm viele Aufträge von aufgeschlossenen Bauherren aus der jüdischen Oberschicht.

Zu Beginn der 1920er Jahre begannen Architekten additive und geometrische Strukturen zu entwickeln, die nach 1924 für die Neue Sachlichkeit und die Entwicklung des Internationalen Stils charakteristisch werden sollten. Mendelsohns stilistische Veränderung vom Expressionismus zur Neuen Sachlichkeit verlief zeitlich parallel. Seine Wohnhäuser gehören zu den Höhepunkten seiner architektonischen Entwicklung in dieser Stilrichtung.

Das Haus Béjach liegt weit abgerückt von der Straße, hinter der Gartenmauer und den Hecken versteckt, in der Tiefe des Grundstücks. So bietet es ein höchstes Maß an Privatheit. Riegelförmig trennt der Baukörper das Grundstück in Nutz- und Ziergarten. Mit der Querstellung des Hauses erreichte Mendelsohn außerdem eine sehr gute Ausnutzung des Sonnen- und Tageslichts sowie optimale Querlüftungsbedingungen. Eine Verbindung zwischen Haus, Straße und Garten ergibt sich über die Pergolen. Sie vergrößern das kleine Haus optisch und schirmen es zugleich von den benachbarten Grundstücken ab. Julius Posener, der 1934 für kurze Zeit in Jerusalem im Büro von Mendelsohn gearbeitet hat, schrieb später über den besonderen ästhetischen Reiz des Hauses Béjach: “Der Lageplan mit seinen Pergolen und Hecken … stellt in der Tat ein Ornament dar, wie es die “Stijl” Gruppe in Holland verstanden hat. Der Aufriss des Hauses entspricht ebenfalls der “Stijl” Ästhetik. Der Grundriss dagegen ist streng auf die Nord-Süd-Achse des Hauses bezogen. Eben auf dieser scheinbaren Inkongruenz beruhen Spannung und Reiz des Hauses.” Es zeigt im Innern offen ineinander übergehende Wohnbereiche sowie die Öffnung nach draußen durch vorgelagerte Terrassen zum Garten und auf dem Dach des Erdgeschosses. Diese offenen Raumbereiche im Innern sowie die Öffnung des Hauses nach draußen entsprachen damals den neuen Wohn- und Lebensvorstellungen.

Die künstlerische Einmaligkeit und die typische Mendelsohnsche Dynamik am Haus Béjach zeigt sich besonders im äußeren Erscheinungsbild durch den stark ausgeprägten waagerechten Duktus im Sinne der “Stijl“Gruppe, hervorgerufen durch eine horizontale Schraffur aus jeweils drei auskragenden Klinkerschichten und zurückgesetzten hellen Putzschichten. Das ohnehin auskragende Dach bildet über der nach Südwesten ausgerichteten Terrasse des Obergeschosses einen Überstand, der weit in den umgebenden Raum greift. Das weit vorkragende Flachdach betont damit zusätzlich die Horizontalität des Gebäudes, die durch den Baukörper und die Wandverkleidung bereits dominierend ist. Ähnliche ästhetische Funktionen übernehmen hier die Pergolen, Stützmauern und die Einfriedung. Unter Verzicht auf jede traditionelle Zierform gewinnt diese Architektur einzig durch die einfache Gestalt und dynamische Gliederung der einzelnen Bauteile sowie durch einen funktional gut durchdachten Grundriss eine eigene ästhetische Wertigkeit auf hohem Niveau. Wegen der entwurflichen und gestalterischen Qualität gehört das Haus Béjach mit zur Manifestation der modernen Architektur der 1920er Jahre.

1995 wurden Haus und Garten wegen ihrer großen historischen, künstlerischen und wissenschaftlichen Bedeutung und wegen ihrer Bedeutung für das Stadtbild unter Denkmalschutz gestellt. Das Haus Béjach ist eine Inkunabel der Architektur der Neuen Sachlichkeit. Haus und Garten gelten nach dem Dehio-Handbuch der Kunstdenkmäler Deutschlands “in der effektvollen Einfachheit der gestalterischen Mittel als eines der schönsten Landhäuser der Zwanziger Jahre in Berlin”.

Anschrift:
Bernhard-Beyer-Straße 12
14 109 Berlin-Wannsee

Text: Dr. Thomas Schmidt, Landesdenkmalamt
Fotos: Helge Pitz

Literaturauswahl

  • Erich Mendelsohn; Gesamtschaffen, Berlin 1930
  • Berlin und seine Bauten, Teil IV, Band C, Die Wohngebäude – Einfamilienhäuser, Berlin 1975, S. 245
  • Ann Grünberg, Erich Mendelsohns Wohnhausbauten, München 2007, S. 78-82
  • Regina Stephan (Hrsg), Erich Mendelsohn, Architekt 1887-1953, Gebaute Welten, Arbeiten für Europa, Palästina und Amerika, Ostfildern-Ruit 1998, S.187-199

August 2009 - Schloss Wannsee

Schloss Wannsee, verheißungsvoll und doch eher volkstümlich. Kennt man die Adresse nicht, könnte man meinen, hier hätten neben der Pfaueninsel und Glienicke Preußens s-Größen einen Adelssitz versteckt. Kronprinzessinnnenweg 21 – nicht gewürdigte Königstöchter in vorfeministischen Zeiten? Nein, die rätselhafte Schlossgeschichte geht auf einen Zehlendorfer Fischer zurück, der zwischen Nicolassee und Wannsee 1862 ein neues Haus und einen Stall bauen durfte. Der Ort hieß eigentlich Mittelbusch. Als die Wasserwerke 1890 an den Wannsee rückten und Trinkwasser nach Berlin pumpten hatte Fischer Beelitz seinen Grund und Boden bereits Willy Schmidt verkauft, der aus dem ehemaligen Fischerhaus eine Gaststätte, den „Beelitzhof“ gemacht hatte. Der Laden brummte und die Gelegenheit zum Erwerb eines Ufergrundstückes mit großer Wiese war in Anbetracht der benachbarten Pumpstation günstig. Willy Schmidt kaufte. Nachdem er 6 Jahre später feststellte, dass ein Wasserwerk nicht zwangsläufig von geschäftsschädigendem Einfluss für den Nachbarn ist, entschloss Schmidt sich auf seinem Uferstreifen eine weitere Gaststätte mit Fremdenzimmern und Pferdestall, eine Sommerküche mit Gartenbuffett, Eiskeller, Saal und langgestrecktem Tanzpavillon zu bauen und selbstverständlich eine Bootsanlegestelle. Alles zusammen ist Schloss Wannsee.

Das Hauptgebäude entstand parallel zur Straße hin als schmuckes Landhaus im späten Biedermeiergewand, mit einem Obergeschoss aus Fachwerk. Allerdings überwiegend aus Betonfachwerk – zur Zierde und schön robust neben dem Maschinenpark der Pumpstation. Schmidt beauftragte den Zehlendorfer Baumeister Wilhelm Schuffenhauer. Turmbekrönung, Schieferdach, Schnitzgiebel, das Haus markiert wie andere Havelvillen – z.B. Am Sandwerder – seinen Standort Düne.

Es hat überraschend große, tiefe Räume mit weit gespannten Decken. Im Erdgeschoss erfreut sich das Auge an fein geformten Stuckaturen, im Obergeschoss sieht es die stählerne Stützen- und Trägerkonstruktion. So ließen sich beliebige Raumzuschnitte in Leichtbauweise realisieren. Günstig zur Einrichtung eines Pensionsbetriebes. Aber auch für die Enkelin des Erbauers, die hier bis 1994 lebte. Am Südgiebel, links und rechts des Haupteingangs, zeigen zwei Mosaike, um was es im Schloss Wannsee schwerpunktmäßig geht: ein Wein trinkendes Fräulein und ein Bier stemmender Landsknecht.

„Kinder – so im Freien is’ man doch erst richtig Mensch! Ausflugslokale entlang der Havel“ nannten Benno Carus und seine Ko-Kuratoren 1994 eine gut besuchte Ausstellung in der Zitadelle Spandau, die weiter über Wilmersdorf, Zehlendorf, Potsdam bis nach Brandenburg Stadt wanderte. Frau Thürmer-Schmidt, die Enkelin, erzählte dem Ausstellungsmacher von den malerischen Zeiten, als Großvater 2000 hungrige und durstige Ausflügler aus Berlin in seinem Garten verköstigte. Am Pferdestall ließ er von Maurer Eichelkraut ein Jahr nach der Eröffnung noch eine Fahrradhalle bauen. Über der Sommerküche mit der gusseisernen Kochmaschine wohnen die Bediensteten. Auf den Speisetellern sieht man Schloss Wannsee als Zeichnung. Der Eiskeller ist bis unter die Decke mit gesägtem See gefüllt. Im Raum daneben hängen Schweinehälften vor blau-weiß gefliesten Wänden. Der Gewölbekeller sorgt für wohltemperierte Getränke zu allen Jahreszeiten.

Einstmals lag die Uferkante der Wiese in einer kleinen Bucht. Nach einiger Überzeugungsarbeit stimmten die Osthavelländischen Fischer von Kladow und die Kreisbeamten von Teltow Schmidt zu, das Ufer zu begradigen und sein Grundstück in den See zu verlängern, so dass es mit der ebenso neu geschaffenen Kante der Wasserwerke abschloss. Bier soll bei den Vehandlungen eine entscheidende Rolle gespielt haben.

In der Lieper Bucht und am Schildhorn lagerten Flößer ihre Baumstämme. Besser Zahlende durften ihnen bei ihren Wassermanövern vor Schloss Wannsee bei Kaffee und Kuchen direkt vom Ufer aus zuschauen. Weniger Betuchte durften sich ihren Kaffee selber kochen und von etwas weiter weg das Treiben beobachten.

Vor und auch lange Zeit nach dem Auszug der damals 80jährigen Frau Thürmer-Schmidt trieben sich auf Schloss Wannsee vor allem Wassersportler herum. Sie machten aus den Tanzflächen und Hallen entsprechende Unterkünfte für ihr Equipment. Fenster wurden zugebrettert. Endlose Reihen Bootholz verwahrt.

Es ist erfreulich, dass Schloss Wannsee wieder in den fast ursprünglichen Betrieb zurückfindet, beinahe fertig restauriert ist und erneut verheißungsvoll in die Zukunft blickt.

Jörg Rüter

Juli 2009 - Haus Eichbaum

In der Lankwitzer Kurfürstenstraße steht nahe der Pfarrkirche Mater Dolorosa ein kleines Wohnhaus, das durch seine Holzbauweise im Straßenbild besonders auffällt. Es wurde 1909 für den Sekretär Otto Eichbaum gebaut und gehört zu den ältesten Gebäuden auf dem ehemals Zietemannschen Gelände.

Über die Umstände, die vor 100 Jahren zum Bau eines Holzhauses an dieser Stelle führten, ist nicht viel bekannt. Ausgeführt wurde es von der Firma Julius Assmann GmbH. Der Zimmermannsmeister Julius Assmann entwarf und baute seit den 1880er Jahren zahlreiche Wohnhäuser und Villen im nahegelegenen Lichterfelde sowie 1890 die Gießensdorfer Schule. Seit den 1890er Jahren wurde er auch als Baumeister bezeichnet. Der 1909 aktenkundige Firmenname “Julius Assmann GmbH” lässt schließen, dass das Unternehmen florierte und inzwischen wohl mehrere Bereiche des Baugewerbes abdeckte. Ob der Baufachbetrieb selbst Holzhäuser produzierte oder lediglich vorfabrizierte Häuser aufbaute, ist nicht sicher nachweisbar.

Das Haus Eichbaum steht seit 1995 unter Denkmalschutz. Seine besondere Bedeutung liegt in seiner für die Bauzeit 1909 außergewöhnlichen Modernität, die gleich mehrere Reformgedanken des damaligen Wohnhausbaus miteinander vereint. Zum einen steht es stilistisch unter dem Einfluss der von Hermann Muthesius in Berlin seit der Jahrhundertwende propagierten Landhausbewegung. Eingeschossig mit hohem Krüppelwalmdach, vorspringenden Erkern, Giebeln, Sprossenfenstern und Klappläden lagert es ohne Sockelgeschoss ebenerdig im Garten. Zum anderen stellt es mit seinem kompakten, nahezu quadratischen Grundriss ein frühes Beispiel für ein modernes “Kleinbürgerhaus” dar, ähnlich wie es von dem Gartenarchitekten und Theoretiker Willy Lange propagiert und in dessen eigenem Haus in Wannsee 1906 seinen Ausdruck fand. Schließlich ist es in zwei schaliger Holzbauweise errichtet, einer aufgrund von Vorfertigung sparsamen Bauweise, die in Deutschland am Ende des 19. Jahrhunderts mit dem Entstehen von großen und kleineren Holzverarbeitungswerken, z. B. den Wolgaster Werkstätten, einen enormen Aufschwung nahm.

Mit seiner hell gestrichenen Holztafelverkleidung besitzt das Haus Eichbaum ein feinsinniges Fassadenrelief, das zu dem asymmetrisch vorspringenden Bauteil mit Hauslaube, Balkon und Giebel an der Straßenseite in einem spannungsreichen Dialog steht. Ebenfalls in Lankwitz, in der Zerbster Straße 59, hatte Assmann bereits 1908 ein Holzhaus ausgeführt. Dessen Entwurf stammte jedoch von Richard Ermisch, der später als Architekt des Strandbades Wannsee überregional bekannt wurde.

Adresse: Kurfürstenstraße 65

Juni 2009 - U-Bahnhof Krumme Lanke

Wer kennt sie nicht, die Eingangshalle zum U-Bahnhof Krumme Lanke am Alfred-Grenander-Platz? 1929, also vor 80 Jahren, wurde der Bahnhof als Endpunkt der U-Bahnlinie 2 eröffnet. Der Chefarchitekt der Berliner Hoch- und Untergrundbahn, Alfred Grenander, lieferte die Pläne für die Anlage, zu der neben dem Empfangsgebäude an der Fischerhüttenstraße auch eine Wagenhalle und ein Gleichrichterwerk an der Altkanzlerstraße gehören. Der zweigleisige Bahnhof mit überdachtem Mittelbahnsteig ist Teil der in Dahlem beginnenden „Einschnittbahn“, die durch eine tief in das Terrain eingeschnittene Trasse mit Bahnsteigen sowie auf Straßenniveau befindliche Empfangsgebäude gekennzeichnet ist.

Bahnhof, Eingangshalle, Gleichrichterwerk und Wagenhalle bilden am Bahnhof Krumme Lanke ein architektonisches Ensemble. Mit ihren knappen kubischen und zylindrischen Formen sind die Gebäude typisch für den Stil der neuen Sachlichkeit. Das Empfangsgebäude mit Eingangshalle, ein eingeschossiger Stahlbetonbau, erinnert formal an Ausstellungs- oder Messebauten. Der halbrunde, flach gedeckte Bau erhält seine charakteristische Form durch ein umlaufendes, weit auskragendes Vordach, das die zwischen schmalen Stützen sitzenden, verglasten Eingangstüren und Oberlichter horizontal durchschneidet. Der Innenraum birgt eine hohe, von Licht durchflutete Halle, deren Wände mit grünen Siegersdorfer Keramikfliesen verkleidet sind. 1989 wurde der im Laufe der Jahrzehnte heruntergekommene Bau grundlegend instandgesetzt; damals entfernte man die mittig angeordneten Kassenschalter und schloss zwei Eingänge zugunsten von Kiosk-Einbauten. Der Bahnsteig wird von einem nach innen geneigten Dach auf Y-förmigen Stahlstützen überfangen. Hier befinden sich noch einige ursprüngliche Ausstattungstücke, darunter drei Holzbänke und zwei grün geflieste Pavillons. Gleichrichterwerk und Wagenhalle sind ziegelsichtige Zweckbauten mit bündig in den Fassaden sitzenden Fenstern. Nahe der Wagenhalle mit ihren geschosshohen Einfahrtstoren befand sich ehemals eine Wagen-Drehscheibe.

Der Bahnhof Krumme Lanke ist seit 1990 wegen seiner großen bauhistorischen und baukünstlerischen Bedeutung sowie wegen seiner Bedeutung für das Stadtbild in der Berliner Denkmalliste verzeichnet. Die Form des Empfangsgebäudes wurde bei der Gestaltung der Londoner U-Bahnstationen Arnos Grove (1932) und Chiswick Park (1933) von deren Architekten Charles Holden aufgegriffen.

Adressen:
Argentinische Allee, Ecke Fischerhüttenstraße
Altkanzlerstraße

Mai 2009 - Landwirtschaftliche Versuchsstation des Deutschen Kalisyndikats

Im südlichen Lichterfelde nahe der Stadtgrenze entstand 1929 ein Gebäude für die 1919 zu einem Syndikat zusammengeschlossene Deutsche Kaliindustrie: die „Landwirtschaftliche Versuchsstation für das Deutsche Kalisyndikat“. Hinter dem Namen verbirgt sich ein Institutsbau, der Laboreinrichtungen und Arbeitsräume der staatlich kontrollierten Kaliwirtschaft zu Forschungszwecken beherbergte. Das Gebäude wurde nach den Plänen des Architekten A. J. Koester und des Regierungsbaumeisters Konrad Beckmann in einer modernen, betont sachlichen Formensprache errichtet. Seine Konzeption lehnt sich an die zeitgenössische Wohnhausarchitektur des Neuen Bauens an.

Der aus mehreren Baukuben blockartig zusammengesetzte Baukörper besitzt eine klare, wohl proportionierte Gliederung. Der zweigeschossige Bürotrakt wird von einem eingeschossigen Trakt, der die Laborräume aufnimmt, umfasst. Dies tritt besonders seitlich und an der Rückseite in Erscheinung. An der Straßenfront kennzeichnet eine breite überdachte Treppe den Eingangsbereich. Der Charakter eines technischen Gebäudes tritt nach außen nur bedingt in Erscheinung. Allenfalls die Ziegelwände erinnern noch ein wenig an Industriebauten älterer Zeiten – wie anders, differenziert und edel ist die Wand aber hier gestaltet: Das Mauerwerk besteht aus rotbunten Wittmunder Klinkern in holländischem Format mit heller Fugung. Vorspringende Steinreihen bilden einen reliefartigen, an Klappläden erinnernden Baudekor zwischen den Erdgeschossfenstern. Braunweißer Cannstatter Travertin fand für die Fassung des Eingangs und auf der Freitreppe Verwendung. Auch das flache, ohne Aufkantung aufliegende Walmdach fügt sich mit seiner grauen Schieferdeckung in die Farbwertigkeit der Architektur ein. Bemerkenswert ist ferner die geschickte Platzierung im Straßenbild: eine Einfassung des Gebäudes durch seitliche Klinkermauern und durch eine Vorgartenhecke auf niedrigem Klinkersockel führen zur Anmutung eines Vorplatzes, wodurch dem Gebäude eine zurückhaltend repräsentative Note zu Eigen wird.

Die Landwirtschaftliche Versuchsstation des Deutschen Kalisyndikats gehört zu den bedeutenden Bauten der Moderne in Steglitz-Zehlendorf. Aufgrund seiner hohen gestalterischen Qualität wurde es bereits 1979 unter Denkmalschutz gestellt.

Adresse: Ortsteil Lichterfelde, Ostpreußendamm 111

April 2009 - Landhaus Oppenheim

Im Herzen der ehemaligen Villenkolonie Alsen am Wannsee liegt unweit der Villa Liebermann eines der bedeutendsten Landhäuser von Berlin im Dornröschenschlaf. Aus Anlass des 80. bzw. 75. Todestags seiner Erbauer und des 100. Todestags seines Architekten soll in diesem Monat an das Landhaus Oppenheim erinnert werden – zumal dessen zukünftige Nutzung momentan ungewiss ist. Anders als das vom gleichen Architekten stammende Landhaus Springer, das deutlich sichtbar an der höchsten Stelle des Grundstücks Am Großen Wannsee 39 thront, ist das benachbarte Landhaus Oppenheim seit den 1980er Jahren durch eine Wohnblockbebauung seiner stadträumlichen Wirkung vollends beraubt. Allein eine schmale Sichtachse am ehemaligen Wendepunkt der Straße gibt einen eingeschränkten Blick auf das Gebäude frei. Erreichbar ist es nur noch über das Grundstück Zum Heckeshorn Nr. 38. – Wie aber ist es zu dieser Situation gekommen?

1909, vor 100 Jahren, umfasste das 14150qm große, parkartige Grundstück der Familie Oppenheim die heutigen Hausnummern Am Großen Wannsee 41 – 47A sowie das Seegrundstück Nr. 46-46A. Das weit zurück liegende Landhaus war über eine gegenüber der Colomierstraße gelegene, lang gestreckte Zufahrt erschlossen. Zum Anwesen des Chemikers und Generaldirektors der AGFA Dr. Franz Oppenheim (1852-1929), Mitbegründer der IG Farbenindustrie AG 1925, und seiner Frau Margarete, einer sehr bedeutenden Kunstsammlerin, gehörten ferner ein Gärtner- und Pförtnerhaus, ein Stall- und Garagengebäude sowie ein Treibhaus. Die Entwürfe für das 1907-08 erbaute Landhaus sowie alle Nebengebäude und auch für die herausragende, mit zahlreichen Tierplastiken August Gauls geschmückte Gartenanlage stammten von Alfred Messel, dem bekannten Architekten des Wertheim-Warenhauses in der Leipziger Straße. Spätere Umgestaltungen des Gartens erfolgten nach Ideen von Alfred Lichtwark und Messels Schüler Paul Baumgarten, ein Rosengarten entstand nach dem Entwurf von Willy Lange.

Die Oppenheims gehörten zu den bedeutenden jüdischen Persönlichkeiten der tonangebenden Oberschicht Berlins. Rund zwanzig Jahre lang führten sie in ihrem Sommersitz am Wannsee ein reges gesellschaftliches Leben auf hohem kulturellem Niveau. Franz Oppenheim starb 1929, Margarete 1934, und so mussten sie die Unmenschlichkeit des Naziregimes nicht mehr erleben. Nach der Emigration ihrer Erben bemächtigte sich 1938 der Sicherheitsdienst (SD) des Anwesens und unterhielt dort unter dem Tarnnamen „Institut für Altertumsforschung“ ein geheimes Ostforschungsinstitut, auch „Wannsee-Institut“ genannt. 1940 dem Reichssicherheitshauptamt (RSHA) unterstellt, welches inzwischen auch Grundstückseigentümer geworden war, gehörte es bis Kriegsende zu den Schwerpunkten geheimdienstlicher Präsenz in Wannsee. Nach 1945 wurde das Anwesen als Reservelazarett genutzt und später vom Krankenhaus Wannsee für die auf dem Grundstück errichtete Krankenpflegeschule übernommen. Bürgerlichem Engagement ist es zu verdanken, dass das damals leerstehende, vom Verfall bedrohte Landhaus Oppenheim nicht abgebrochen, sondern 1983 unter Denkmalschutz gestellt wurde. Der Abriss der Nebengebäude und die Bebauung des Grundstücks mit Wohnblocks konnte indes nicht verhindert werden. Rund 25 Jahre lang, bis zum März 2009, beherbergte das Landhaus Oppenheim dann ein Drogentherapiezentrum.

Wer sich heute mit dem Landhaus Oppenheim beschäftigt wird schnell feststellen, dass trotz des über die Jahre hinweg erfolgten Substanzverlustes der prägende Charakter des Hauses erhalten geblieben ist. Obwohl häufig „Villa“ genannt, ist das Gebäude typologisch ein Landhaus im besten Sinne. Als solches wird es auch in den Entwürfen Alfred Messels bezeichnet. So ist der lang gestreckte, neunachsige Baukörper mit Wirtschaftsflügel an der Hofseite ebenerdig ohne Sockel in den Garten gesetzt. Er wird von gewaltigen Mansarddächern überfangen. Die von seitlichen Risaliten gerahmte, nahezu symmetrische Gartenseite besitzt eine stark repräsentative Note. Dagegen wird die asymmetrisch angelegte Hofseite von einer malerischen Gestaltung mit Turm und Eingangspergola geprägt. Die Fassaden sind, typisch für Messel, sandfarben verputzt und mit Eckbänderungen sowie Fenstergewänden aus hellem Stein versehen. Die weiß gestrichenen Fenster besitzen eine feingliederige Sprossenteilung. Die Dächer sind mit Biberschwanzziegeln eingedeckt, wobei die Mansarden Doppel- und die Walme Kronendeckung zeigen. Das Haus im Ganzen erinnert mit seiner Gestaltung an Gutshäuser des 18. und frühen 19. Jahrhunderts – ohne aber ein bestimmtes Vorbild zu zitieren. Kernstück im Inneren des Hauses ist eine 24 m lange und 3,80 m breite Galerie, in der einst eine Auswahl von Werken der eindrucksvollen Kunstsammlung Margarete Oppenheims ausgestellt war. Die Galerie trat hier bemerkenswerter Weise an Stelle der die Gesellschaftsräume traditionell erschließenden Diele oder Halle und ist wie diese mit Kamin und Treppe zum Obergeschoss ausgestattet. Sie öffnet sich mit vier Fenstertüren zur Hofseite hin und bekommt somit das Licht von Westen her. Eine flach gewölbte, feine Stuckdecke, ein glänzender Marmorboden mit Schachbrettmuster und eine Einfassung durch vier rote Stuckmarmorsäulen an den beiden Schmalseiten verleihen ihr gemeinsam mit dem zarten figuralen Reliefdekor an den Fenstergewänden eine noble, glanzvolle Note. Möglicherweise diente hier die Bildergalerie Friedrichs des Großen im Park Sanssouci formal als Vorbild. Das in Verlängerung der Galerie nach Norden hin gelegene Speisezimmer gibt mit seinem großen Bogenfenster den Blick in den Garten frei – und bot mit dieser Sichtachse gewissermaßen die Möglichkeit einer Fortsetzung der Galerie durch im Freiraum befindliche Skulpturen. Eine Aussicht auf den Wannsee ist indes nur durch die zur Gartenseite hin en filade liegenden, einst mit hochkarätigen Gemälden ausgestatteten Gesellschaftsräume möglich. An der Nordostecke des Gebäudes vermittelt eine großzügige Loggia zwischen Haus und Garten.

Unter den von Alfred Messel entworfenen Villen und Landhäusern kommt dem Haus Oppenheim heute in zweifacher Hinsicht besondere Bedeutung zu. Zum einen ist es das einzige erhaltene Landhaus des kaiserzeitlichen Berlin, das konzeptionell mit einer Galerie zur Aufnahme einer Kunstsammlung ausgestattet ist. Zum Anderen gehört es zu den sehr wenigen Landhäusern in Berlin, die schon vor Erscheinen der architekturtheoretischen Schriften von Paul Mebes und Friedrich Ostendorf an der Herren- und Gutshausarchitektur der Zeit um 1800 orientiert waren. Dabei zeigt es in seiner von zurückhaltender Gediegenheit und Eleganz geprägten Gestaltung aber keine vordergründige Repräsentation, wie sie zum Beispiel die nahe gelegene, 1914 errichtete Villa Marlier von Messels Schüler und Mitarbeiter Paul Baumgarten vorführt, sondern es war ganz individuell auf die besonderen Bedürfnisse seiner Bewohner zugeschnitten. Schließlich ist es das letzte erhaltene Landhaus, das der für die Berliner Architekturgeschichte seiner Zeit stilbildende Architekt Alfred Messel vor seinem Tod 1909 in Berlin baute. Die Geschichte der Familie Oppenheim und ihres Landhauses steht in der Reihe zahlreicher Schicksale jüdischer Bewohner von Wannsee. Wie schon bei der Villa Liebermann geschehen, scheint es auch hier an der Zeit, Verantwortung zu übernehmen und anhand einer denkmalpflegerisch konsequenten Behandlung und angemessenen Nutzung das Anwesen und seine ehemaligen Bewohner entsprechend zu würdigen.

Adresse: Ortsteil Wannsee, Zum Heckeshorn 38

März 2009 - Rathaus Zehlendorf

1929, also vor 80 Jahren wurde am Teltower Damm Ecke Kirchstraße das Rathaus Zehlendorf eingeweiht. An zentraler Stelle der alten Dorflage errichtet, prägt sein mächtiger Kopfbau mit einer Arkadenstellung die Straßenecke. Der Haupttrakt zieht sich mit einer zurück gesetzten, 106,5m langen Front die Kirchstraße entlang. Besonders schön ist er anzusehen, wenn im Mai und Juni die Rhododendren und Azaleen im Vorgarten blühen.

Die ersten Planungen für einen Rathausneubau der Gemeinde Zehlendorf gehen in das Jahr 1914 zurück, als die in der ehemaligen Schule (heute Heimatmuseum) gelegenen Räume unzulänglich für die Amtsgeschäfte der aufstrebenden Gemeinde wurden. Nach dem ersten Weltkrieg führte die Bildung des neuen Verwaltungsbezirkes Zehlendorf der Großgemeinde Berlin zu ihrer Wiederaufnahme. Obwohl 1923 beschlossen, zog sich das Vorhaben noch über sechs Jahre hin. Nach Überwindung von finanziellen Querelen mit dem Berliner Magistrat und Abbruch von zwei Bauernhäusern auf dem inzwischen stadteigenen Grundstück konnte der Bau im Mai 1927 endlich begonnen und im Frühjahr 1929 fertig gestellt werden.

Vorausgegangen war 1925 ein Architekturwettbewerb. Die Anforderungen dafür glichen gewissermaßen einem Spagat: einerseits sollte sich das neue Gebäude in die heterogene Bebauung aus Bauernhäusern, Villen und Miethäusern einfügen, andererseits sollte es Ausdruck zeitgenössischer Baukunst sein und obendrein ein Zeichen setzen für die zukünftige Neugestaltung der Ortsmitte. So nimmt es nicht Wunder, dass kein erster Preis vergeben wurde, da keiner der Beiträge eine überzeugende Lösung geboten hatte. Das schließlich ausgeführte Projekt geht auf einen unprämiierten Entwurf zurück, der aber für eine Überarbeitung würdig befunden worden war. Der Architekt Eduard Jobst Siedler schuf nach Ansicht von Zeitgenossen damit den ersten modernen Rathausneubau der Weimarer Republik in Berlin.

Im Gegensatz zum wenig später fertig gestellten Rathaus Wedding, dem ersten Vertreter der neuen Sachlichkeit auf dem Gebiet des öffentlichen Verwaltungsbaus in Berlin, orientierte sich Siedler an historischen Vorbildern. So nimmt der den Bürgersaal, BVV-Saal und die Bezirkskasse enthaltende Kopfbau mit dem Laubengang und den darüber befindlichen Saalfenstern Motive mittelalterlicher Rathäuser auf. Die Dreiflügelanlage des Verwaltungstrakts mit vorspringender Pfeilerarkade am Eingang erinnert hingegen eher an klassizistische Bauten. Auf ein anderes typisches Motiv, den Rathausturm, wie in Spandau und Schöneberg kurz vor 1914 noch gebaut, wurde in Zehlendorf erstmals – wohl aus Kostengründen – verzichtet. Im Unterschied zu den historischen Vorbildern kamen auch dekoratives Zierwerk und Bauplastik kaum zur Anwendung. Damit folgte der Architekt einer traditionsbetonten Stilrichtung, die vor dem ersten Weltkrieg entwickelt worden war und die durch die Weimarer Republik bis in die späten 1930er Jahre Bestand hatte. Hiervon ist auch das Innere des Gebäudes geprägt: Gediegene Sachlichkeit mit natürlichen Materialien steht anstelle von Stuck und Dekorationsmalerei, bunte Glasfenster von Cesar Klein setzen einzelne Akzente.

Das Rathaus Zehlendorf wurde 1995 unter Denkmalschutz gestellt. Dafür ausschlaggebend waren seine historische Bedeutung als erstes Rathaus eines neuen Stadtbezirkes von Großberlin, seine architekturgeschichtliche Bedeutung als Vertreter einer traditionsbetonten Moderne im Verwaltungsbau der Weimarer Republik, seine prägende Bedeutung für das Stadtbild und die künstlerische Bedeutung seiner in Teilen noch vorhandenen originalen Ausstattung.

Adresse: Ortsteil Zehlendorf, Kirchstraße 1/3

Februar 2009 - Haus Dr. Koch

1909, also vor 100 Jahren entstand in der Zehlendorfer Beerenstraße nahe dem Mexikoplatz ein Landhaus nach dem Entwurf von Hermann Muthesius. Im Straßenbild nimmt man es erst auf den zweiten Blick wahr, denn es liegt hinter Bäumen und einem 1961 an der Straße errichteten eingeschossigen Fahrradladen zurück. Unser Bild zeigt deshalb eine Zeichnung der Südfront aus der Hand von Muthesius.

Der zweigeschossige Winkelbau, dessen Obergeschoss und Giebel mit Ziegelbehang versehen sind, wird optisch zu zwei Dritteln durch das Dach dominiert. Ziegelbehang, Sprossenfenster und ein dekoratives Geländer bilden die einzige Zierde des schlichten, ebenerdig lagernden Gebäudes. Ein Zugang zum Garten ist nicht vorgesehen. Schon zu seiner Bauzeit war das Landhaus verborgen: Muthesius hatte es bewusst an die hintere Grenze des bewaldeten Grundstücks gesetzt. Rechts führte wie auch heute noch ein langer Weg zum Eingang an der Ostseite. Der Bauherr Dr. Hermann Koch war praktizierender Arzt, und so waren die neben dem Windfang gelegenen Räume der Praxis vorbehalten: Wartezimmer, Sprechzimmer, Untersuchungszimmer. Zur Gartenseite hin erstrecken sich das Esszimmer und ein achteckiges Wohnzimmer, das außen eingeschossig aus dem Winkel des Baukörpers heraustritt. Davor ließ Muthesius eine von Rasenrabatten gefasste Kiesterrasse anlegen. Im Norden befindet sich ein kleiner Wirtschaftshof.

Das Haus Dr. Koch gehört wie das Haus Seefeld in der Knesebeckstraße zu den frühen Landhausbauten, die Hermann Muthesius für die Villenkolonie Zehlendorf geplant hat. Im Vergleich mit seinen anderen Häusern überrascht es durch das geringere Volumen mit einer entsprechend einfacheren Grundrissanlage und übersichtlichem Aufriss. Der typische Landhauscharakter, der bis heute weitgehend unverfälscht erhalten geblieben ist, zeigt sich im Fehlen eines Sockelgeschosses, wodurch das Haus direkt in den Naturraum hineingesetzt ist und in der dunklen Verschindelung des weit hinunterreichenden Obergeschosses. Als frühes Beispiel für ein aus der Landhausbewegung heraus entwickeltes modernes Wohnhaus und als Werk des die Architekturgeschichte des frühen 20. Jahrhunderts prägenden Architekten Hermann Muthesius besitzt das Haus Dr. Koch wissenschaftliche Bedeutung. Seine künstlerische Bedeutung liegt in der hohen Entwurfsqualität und in der herausragenden Gestaltung seiner Baudetails.

Adresse: Ortsteil Zehlendorf, Beerenstraße 51

Januar 2009 - Wohnanlage Steglitz III

1929, also vor achtzig Jahren wurde die Wohnanlage Steglitz III des Beamten-Wohnungs-Vereins zu Berlin fertig gestellt. Die Wohnanlage erstreckt sich beiderseits der Klingsorstraße in großen Baublöcken zwischen Birkbusch- und Goebenstraße, wobei zwei Bauteile durch ein Brückenhaus verbunden sind. Die Planungen des Architekten Paul Zimmerreimer gehen bis in das Jahr 1925 zurück. In dieser Zeit wurde das gesamte umgebende Wohngebiet von verschiedenen Baugesellschaften entwickelt. Umplanungen und der morastige Baugrund unmittelbar am Stadtpark mögen dazu geführt haben, dass der Baubeginn erst 1928 erfolgen konnte. Ein Plan der Beton- und Monierbau AG zeigt jedenfalls, dass die Fundamente auf 6m tiefen Betonpfählen mit Blechhülsen gegründet wurden!

Die drei- bis viergeschossigen Putzbauten mit Sprossenfenstern und Walmdächern boten zu ihrer Bauzeit einen hohen Wohnkomfort: Zentralheizung, Balkone und Loggien, gepflegte Innenhöfe und Vorgärten, Ausblicke in den Park. Die Fassaden werden durch auffällige Motive geprägt, wie z. B. die große parabelförmige Durchfahrt im Brückenhaus, dreieckige Balkone und Treppenhauserker, massive, bereits in die 1930er Jahre weisende Kunststeineinfassungen der Eingänge. Typisch für die künstlerische Handschrift des Architekten Zimmerreimer ist z. B. das Motiv des Treppenrisalits an der Goebenstraße 1: konvex gewölbter, konkav hinterschnittener Turm mit schmalen Fensteröffnungen über dem Eingang. Im zweiten Weltkrieg wurden einige Häuser, z.B. Birkbuschstraße 65, beschädigt; der Wiederaufbau erfolgte in den 1950er Jahren in Angleichung an die ursprüngliche Gestaltung. Die neben dem Brückenhaus zweite städtebauliche Dominante, das Turmhaus an der Barsekowstraße, ist leider abgerissen worden.

Die Wohnanlage Steglitz III wurde 1990 als Gesamtanlage mit den dazu gehörenden Freiflächen unter Denkmalschutz gestellt. Ausschlaggebend dafür waren ihre geschichtliche und ihre künstlerische Bedeutung sowie ihre Bedeutung für das Stadtbild. So bildet die Wohnsiedlung mit ihrer städtebaulichen Konzeption und ihren architektonischen Details heute ein seltenes Beispiel spätexpressionistischen Städtebaus, einer Parallelentwicklung zu den zeitgleichen Siedlungen der Neuen Sachlichkeit. Ihre Massengliederung, ihre Raumdisposition und ihre städtebauliche Akzentuierung weisen eine besondere künstlerische Qualität auf, die über dem Rang vergleichbarer zeitgenössischer Berliner Beispiele liegt. Mit der Form und der räumlichen Anordnung ihrer Baukörper, insbesondere mit dem Brückenbaukörper wird ein außergewöhnlicher Akzent im Stadtbild gesetzt, ein Akzent, der ein wichtiges gliederndes Element im Stadtgefüge darstellt.

Adressen: Ortsteil Steglitz,
Barsekowstraße 27 / 29; Birkbuschstraße 65; Goebenstraße 1 , 1A , 2
Gravelottestraße 1 – 7; Johanna-Stegen-Straße 2; Klingsorstraße 35 / 39, 39A,
41 / 45, 46 – 51, 52 / 56, 57 – 59