Abgesägt

Im Nationalsozialismus verfolgte Kommunalpolitikerinnen und -politiker in Steglitz und Zehlendorf 1933–1945

14. Oktober bis 30. Dezember 2016
Eröffnung: 13. Oktober 2016 um 19 Uhr

Galerie Schwartzsche Villa, Grunewaldstraße 55, 12165 Berlin

Am Anfang der Recherche standen zwei Fragen: Wer war seit 1920, also seit der Einführung des „Groß-Berlin-Gesetzes“ und der Bildung der beiden Bezirke Steglitz und Zehlendorf, kommunalpolitisch aktiv? Wer war im Nationalsozialismus verfolgt und aus welchen Gründen?
2005 widmete sich bereits die Ausstellung „Vor die Tür gesetzt. Im Nationalsozialismus verfolgte Stadtverordnete und Magistratsmitglieder 1933-1945“ des Aktiven Museums Faschismus und Widerstand, die im Berliner Rathaus präsentiert wurde, den Fragen im Hinblick auf die Stadt Berlin. Nun nimmt der Bezirk Steglitz-Zehlendorf das Thema auf. Der Geschichte der demokratischen Institutionen vor Ort und seinen parlamentarischen Abgeordneten wird somit eine grundlegende gesellschaftliche Bedeutung zugewiesen. Diese Anfänge der demokratischen Entwicklung zu Beginn des 20. Jahrhunderts fanden 1933 ein abruptes Ende. Die Nationalsozialisten zerstörten die demokratischen Strukturen und verfolgten, enteigneten und ermordeten Vertreterinnen und Vertreter der „verhassten“ Weimarer Republik.

Die Ausstellung zeigt erste Ergebnisse einer Spurensuche. Sie dokumentiert verschiedene Facetten und Biografien dieses oft vernachlässigten Themas der politischen Partizipation, die heute so selbstverständlich scheint.
Mitglieder der beiden Bezirksversammlungen in Steglitz und Zehlendorf 1929/1930 werden mit ihrer Parteizugehörigkeit an Wohnorten markiert. Den Bezirksversammlungen gehörten Stadtverordnete, Bezirksverordnete und Bezirksamtsmitglieder an. Ergebnisse der Kommunalwahlen in den Bezirken werden den Ergebnissen in Berlin gegenübergestellt. Der Kampf um den umstrittenen Neubau des Rathauses Zehlendorf wird als Konflikt zwischen der Stadt Berlin und dem Bezirk Zehlendorf skizziert, einzelne Biografien von Stadträten in Selbstzeugnissen vorgestellt.

Im Mittelpunkt stehen jedoch die Biografien von 14 Abgeordneten – Frauen und Männern: In Steglitz sind es Otto Klose, Marie Kunert, Otto Morgenstern, Otto Ostrowski, Wilhelm Pieck, Wilhelm Skubich, Albert Wiebach und Hedwig Wollmann , in Zehlendorf Hermann Clajus, Richard Draemert, Hans Holtz, Friedrich Matèrn, Anna Mayer und Minna Todenhagen. Fotografien und Dokumente erzählen von den politischen und beruflichen Aktivitäten in Steglitz und Zehlendorf und den individuellen, spezifischen Verfolgungen im Nationalsozialismus. Auf diese Weise soll einerseits die Auseinandersetzung mit politischer Verfolgung und ihrer Definition angeregt werden. Andererseits ermöglichen die Biografien, Sensibilität und Empathie für Verfolgte zu wecken.

14. Oktober bis 30. Dezember 2016
Eröffnung: 13. Oktober 2016 um 19 Uhr

Galerie Schwartzsche Villa, Grunewaldstraße 55, 12165 Berlin
Di-So 10-18 Uhr
Eintritt frei

Führungen und Gespräche:
20. Oktober, 17. November, 15. Dezember, jeweils um 16 Uhr
Die Kuratorin Heike Stange führt durch die Ausstellung.
Eintritt: frei

Veranstalter:
Kulturamt Steglitz-Zehlendorf in Kooperation mit dem Aktiven Museum Faschismus und Widerstand in Berlin e.V.

Broschüre zur Ausstellung
Abgesägt – Im Nationalsozialismus verfolgte Kommunalpolitikerinnen und -politiker in Steglitz und Zehlendorf 1933–1945. Berlin 2016, 96 S., mit zahlreichen Abbildungen, ISBN 978-3-00-053735-6, 10 €