8. November 2019 bis 5. Januar 2020
Schwartzsche Villa, Galerie
Grunewaldstraße 55, 12165 Berlin
Mo-So 10-18 Uhr
Eintritt frei
Kuratorin: Dr. Christine Nippe, Fachbereich Kultur Steglitz-Zehlendorf
Der Künstler Johannes Wald befasst sich in seinem zwischen Konzeptkunst und Bildhauerei changierenden Werk mit grundsätzlichen Fragen zum Begriff der Skulptur. Er verlässt Vorgaben der kunsthistorischen Tradition, um das Material als Informationsträger herauszufordern. Meist strebt er nicht die abgeschlossene Form an. Negativformen antiker Skulpturen oder menschlicher Körper wie auch Fragmente, die im bildhauerischen Prozess abfallen, werden von ihm anhand von Titeln konzeptuell aufgeladen.
Der künstlerische Ansatz von Johannes Wald ist oftmals durch den Zustand des „Werdens” geprägt. Seine Werke sind nie vollständig, sie hinterfragen das Abgeschlossene. Der skulpturale Prozess wird durch ungewöhnliche Eingriffe aufgebrochen. So erhalten Marmor und Gips ephemere Eigenschaften von Lebewesen wie Atem, Wärme oder Bewegung. Seine in der Schwartzschen Villa ausgestellten Kunstwerke umkreisen den Zusammenhang von Materie, Körperlichkeit und Raum. Damit reagiert die von Christine Nippe kuratierte Ausstellung von Johannes Wald mit Idee und Stofflichkeit auf den Ort und akzentuiert ihn neu.
Auftakt der Ausstellung bilden Abgüsse der Hände des Künstlers aus Gips, die im Lichthof der Schwartzschen Villa hängen. Untitled (hands of a ponderer) (2019). Indem sie einerseits in einer Pose der Aktivität und andererseits in einer der Untätigkeit gezeigt sind, symbolisieren sie die Unauflösbarkeit des Dazwischen des Künstlers zwischen Bildhauerei und Konzeptkunst. Wie erreicht man einen Moment der Selbstvergessenheit durch die Kunst? Und wie kann eine körperliche Präsenz mit bildhauerisch geformtem Material hergestellt werden? Und schließlich: welche Rolle spielen Ideen und Konzepte bei der Herstellung eines Kunstwerkes? Dies sind die Fragen, die sich durch die Ausstellung ziehen.
Im großen Ausstellungsraum der Schwartzschen Villa liegen zwei Blöcke aus rohem Carrara Marmor. Giving body to the stone (I sognatori) (2017). Sie sind mit Heizkabeln durchzogen und werden mit Hilfe thermischer Steuergeräte auf Temperatur menschlicher Körper gehalten. Anstatt die Steine im herkömmlichen Sinn zu bearbeiten um ihnen über die Form ein figürliches Aussehen zu geben, wird ihnen durch die Wärme ein ephemereres, aber nicht weniger treffendes Attribut menschlicher Körper verliehen. Wegen der Trägheit des Steines und dem Korrektiv der Steuerung oszillieren sie zwischen Aufwärmen und Abkühlen. Dabei scheint es, als würden sie wie Lebewesen zueinander in Beziehung treten, aufeinander reagieren und sich gegenseitig anziehen.