Willi Graf (1918-1943) war ein mutiger Mann: Seine katholische Überzeugung als Kraft- und Inspirationsquelle nutzend, schloss sich der Medizinstudent im Herbst 1942 der „Weißen Rose“ an. Mit der Verteilung illegaler Flugblätter ging er wie seine Kommilitonen ein hohes per-sönliches Risiko ein, wurde im Februar 1943 von der Staatsmacht gefasst und am 12. Oktober desselben Jahres in München-Stadelheim hingerichtet.
Heute trägt das in Lichterfelde gelegene Willi-Graf-Gymnasium (WGG) den Namen des Wider-standskämpfers. Im April 1905 als „Realgymnasium zu Lankwitz“ gegründet, folgte 1933 die Umbenennung in „Tannenberg-Schule“. Tannenberg steht für eine Schlacht im August 1914, in der sich russische und deutsche Truppen gegenüberstanden. Nachdem in den 1980er Jahren leidenschaftlich um eine erneute Umbenennung gerungen wurde, verständigte man sich schließlich im Einheitsjahr 1990 auf den neuen Namensgeber: eine Entscheidung für Zivilcourage und Mitmenschlichkeit, aber auch gegen Militarismus und Kriegsrhetorik. Eine in lateinischer Sprache abgefasste Gedenktafel aus dem Jahre 1953 erinnert an die gefallenen Schüler und Lehrer beider Weltkriege. Die im Frühjahr 1945 stark zerstörte Schule wurde im Zeitraum 1949-1953 wiederaufgebaut und anschließend für den Unterrichtsbetrieb freigegeben.
Beim „bilingualen Sachfachunterricht“ geht das WGG neue Wege: Der Unterricht in einigen Sozialwissenschaften wird zweisprachig in Spanisch und Deutsch durchgeführt: „Dabei geht es darum, das Sachfachlernen mit dem Sprachlernen optimal zu verknüpfen“, heißt es hierzu im didaktischen Konzept. Das „bilinguale Abitur“ qualifiziert für eine Berufslaufbahn in der spa-nischsprachigen Welt. Profilgebende Bedeutung wird auch den sogenannten MINT-Fächern (Mathematik und Naturwissenschaften), sowie Projekten zu Literatur, Film und Medien im Rahmen des Deutschunterrichts beigemessen.
Auf der ersten Etage des Gymnasiums erinnert seit 12. Oktober 2018 (im Jahre seines 100. Ge-burtstages und am Gedenktag seines Martyriums) eine berührende Daueraustellung in Wort und Bild an den Widerstandskämpfer Willi Graf. Konzipiert wurde sie von der Schülerschaft und der Gedenkstätte Deutscher Widerstand. „Jeder Einzelne trägt die ganze Verantwortung“, schrieb Graf 1942 in einem Brief an seine Schwester. Dieses Wort fasst zusammen, aus welchem Geist heraus die Schule lebt. Schon im Eingangsbereich des Schulgebäudes wird jeder Besucher mit dem Leitgedanken Willi Grafs konfrontiert.
Allgemeine Informationen zur Schule
Baujahr: 1905, nach Zerstörung im Kriege Wiederaufnahme des Unterrichtsbetriebs 1953
Besondere Raumprogramme: Naturwissenschaftsräume für Biologie, Physik und Chemie ab 2013 ertüchtigt und mit modernster Elektrik ausgestattet.
Bauliche Besonderheiten/Alleinstellungsmerkmale
Optisch ansprechende Sanitäranlagen; aufgrund einheitlicher Farbgestaltung mit hohem Wiedererkennungswert.
Baumaßnahmen
fertiggestellt:- Gesamtsanierung der Sanitäranlagen (2018-2020)
- Sanierung (Elektro-Ertüchtigung) der Umkleiden
Der medialen Berichterstattung zufolge sind die sanitären Anlagen Berliner Schulen in einem desolaten Zustand. Wer mit diesem Vorurteil die im Zeitraum zwischen 2018 bis 2020 auf Vordermann gebrachten Toiletten des Willi-Graf-Gymnasiums besichtigt, wird sehr überrascht sein: Das Ergebnis der Komplettsanierung der Schultoiletten kann sich absolut sehen lassen. Bei der harmonischen und einheitlichen Farbgebung dominieren ein zartes Weinrot und ein eleganter Grauton. Wahre Meisterstücke sind die Hinterglas-Photographien mit Naturmotiven, die die Wände zieren – gesichert durch bruchsicheres und stabiles Plexiglas. Fast würde man sich wünschen, an solchen Örtlichkeiten länger als für gewöhnlich verweilen zu dürfen.
In den Fluren der Schule wurden in den letzten Jahren die Wände frisch gestrichen. Besonders dekorativ sind die sogenannten „Segel“, die man an den Decken der Korridore angebracht hat. Zusammen mit den neuen Leuchtmitteln können sie optisch überzeugen. Die Türen wurden rot gestrichen, mit Zimmernummern und der jeweiligen räumlichen Bestimmung beschriftet, sowie mit einer grauen Umrandung versehen. Die gewählten Farben sind weitgehend identisch mit denen, die auch in den Toiletten Verwendung fanden.
Im Zuge der Sanierung der Sanitäranlagen wurden auch die Umkleidekabinen im Sporthallenbereich rundum erneuert: Sie bekamen nicht nur einen frischen Anstrich verpasst, sondern auch neue Sitzbänke in hellem Holz und eine komplette Elektro-Ertüchtigung. Darüber hinaus erhielten auch Treppenge-länder und Wände in den Treppenhäusern einen frischen Anstrich, die Wände wurden mit schicken Leuchtkörpern ausgestattet.