Nina Fischer & Maroan el Sani zeigen in der von Christine Nippe kuratierten Ausstellung in der Schwartzschen Villa eine neue Medieninstallation. In Metakosmia geht es um das Überleben in der Zukunft in einer von Extremwetterphänomenen unbewohnbar gewordenen Umwelt. Drehort ist das künstliche Habitat Biosphäre 2 in der Wüste Arizonas, in der die Künstler die Resilienz- forschung zum Klimawandel begleiteten. Die Biosphäre 2 ist ein gigantisches Glashaus in der Wüste von Arizona, das 1991 mit dem Ziel erbaut wurde, ein von der Außenwelt unabhängiges, sich selbst erhaltendes Ökosystem zu schaffen. Damals haben acht Visionär*innen (Künstler*innen und Wissenschaftler*innen) das Experiment gewagt, zwei Jahre lang in diesem artifiziellen Biotop zu leben, um zu beweisen, dass in einem geschlossenen System ein Leben langfristig möglich ist. Das spektakuläre Projekt, dessen Investoren sich Erkenntnisse für ein extraterrestrisches Leben in Mond- oder Mars-Basen erhofften,
galt damals als gescheitert, da der CO2 Wert so stark anstieg, dass CO2 Absorber eingeschleust werden mussten, um ein Überleben in der Biosphäre 2 zu sichern. Heute weiß man, dass der Beton, der verbaut wurde, zu viel Sauerstoff verbraucht hat. Damals wurde dieser Effekt übersehen. Die Biosphäre 2 geriet danach lange in Vergessenheit, doch heute erlangt sie neue Relevanz als Forschungseinrichtung der Universität Arizona, die im weltweit größten Laborexperiment der interdisziplinären Geowissenschaften, die Auswirkungen des Klimawandels auf die Erde erforscht. Fischer & el Sani interessiert die Biosphäre 2 angesichts ihrer Rolle heute, im Zeitalter des 6. großen Massenaussterbens, als Pilotprogramm für ein Überleben auf der Erde selbst, und nicht wie vor 30 Jahren von den Medien kommuniziert, als ein Experiment für ein extraterrestrisches Leben. Dabei kontextualisieren sie u.a. Lynn Margulis Konzept der Symbiogenese, Steward Brands Whole Earth Katalog, Buckminster
Fullers Handbuch für das Raumschiff Erde, Donna Haraways Posthumanismus, sowie Bruno Latours Terrestrisches Manifest.
Neben einer 2-Kanal-Video-Installation, einer fiktiven Erzählung aus einer Zukunft, in der das Überleben nur noch unter Glaskuppeln möglich ist, zeigen Fischer & el Sani die Sonifikation eines Trockenexperiments im Regenwaldbiom der Biosphäre 2. Klimagerechtigkeit wird dabei von der Natur selbst eingefordert.
Fischer & el Sani wurden als Rome Prize Fellows der Deutschen Akademie Villa Massimo ausgezeichnet und waren 2023 Stipendiat*innen der Villa Aurora in Los Angeles. Sie zeigten ihre Arbeit in zahlreichen internationalen Ausstellungen, u.a. Sharjah Biennale 2023, Manifesta 13, Marseille 2020, Istanbul Biennale 2007, Gwangju Biennale 2008, Sydney Biennale 2002, Liverpool Biennial of Contemporary Art 1999. Sie hatten Solo-Ausstellungen u.a. im Maxxi Museum, Rom, Stedelijk Museum, Amsterdam, Tokyo Photographic Art Museum.
Die Ausstellung wurde gefördert aus dem Fonds für die Kommunalen Galerien und FABIK. Das Werk Metakosmia wurde finanziell vom Medienboard Berlin Brandenburg und der Villa Aurora und Thomas Mann House e.V. unterstützt.
Schwartzsche Villa
Grunewaldstr. 55, 12165 Berlin
Öffnungszeiten: Mo–So von 10 bis 18 Uhr, Eintritt frei
Pressekontakt:
Christine Nippe, christine.nippe@ba-sz-berlin.de, Tel.: 030 90299 2212
Veranstalter: Fachbereich Kultur Steglitz-Zehlendorf
Infos: Tel.: 030 90 299 2302, www.berlin.de/kultur-steglitz-zehlendorf