Abreißkalender erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Jeden Morgen mit Spannung erwartet, vermitteln sie einen Impuls zum Start in den Alltag. Das kann ein aufmunterndes Wort sein, ein motivierender Spruch, ein zu Herzen gehendes Gedicht, ein Bibelvers oder sonst eine Lebensweisheit. Wenn im Frühling das Leben in die Natur zurückkehrt, wenn Blumen sprießen und Singvögel pure Lebenslust zwitschern, steht das Osterfest vor der Tür. Als Fest des Lebens ist Ostern oft mit großen Hoffnungen auf einen Neubeginn verbunden. In Pandemiezeiten gilt das in besonderer Weise.
Seit einer gefühlten Ewigkeit haben die sieben bezirklichen Seniorenfreizeitstätten pandemiebedingt geschlossen. Das bedeutet aber nicht, dass sich die Leiterinnen und Leiter und die ehrenamtlichen Teams aus Helferinnen und Helfern im Dauerwinterschlaf befinden. Im Gegenteil: Der Lockdown lockt an die frische Luft und macht kreativ. Mit einem gemeinschaftlichen Projekt möchten die Leiterinnen und Leiter der Freizeitstätten den Menschen in der Umgebung ihrer Häuser eine Freude bereiten: Als kleiner Ostergruß sollen selbstgebastelte Ostereier, Osterhasen und Glücksbringer aller Art die Zäune im Außenbereich schmücken. Vorbeigehende Personen sind ebenso wie Anwohnerinnen und Anwohner herzlich eingeladen, sich eines der mit Motivationssprüchen versehenen Ostermotive mit nach Hause zu nehmen – als Kalenderblatt der besonderen Art.
Die meisten Seniorenfreizeitstätten können beim gemeinsamen Basteln auf die Unterstützung von Kooperationspartnern zurückgreifen:
Die Freizeitstätte Süd in Zehlendorf hat eine vielversprechende Kooperation mit ihrem unmittelbaren Nachbarn begonnen, dem vom Mittelhof e.V. getragenen Mehrgenerationenhaus Phoenix und dessen Leiterin Ilona Weinen. Am 31. März 2021 fand zum Beispiel ein „Kreativtag“ für Jugendliche aus der Umgebung statt. „Jugendliche haben mehrere Stände mit Bastelaktivitäten aufgebaut, um fremden Menschen etwas Gutes zu wünschen“, sagt Nicole Stahl, die Leiterin der Freizeitstätte Süd.
Der Bürgertreffpunkt Bahnhof Lichterfelde-West hat sich die Klasse 6a der Grundschule an der Bäke als Kooperationspartner ausgesucht. Dabei hebt Freizeitstättenleiter Andreas Ohrt die segensreiche Mitwirkung des Fördervereins Bürgertreffpunkt Bahnhof Lichterfelde West e.V. hervor. Auf einer von Grundschülern mitgestalteten Grußtafel wimmelt es nur so von bunten Eiern. Das bleibt nicht ohne Folgen für die Rechtschreibung: Zumindest an Ostern wird Steglitz-Zehlendorf kurzerhand in „Steiglitz-Zeihlendorf“ umbenannt, aus Lichterfelde wird „Leichterfelde“. Ei, ei, ei…
Das von Stefanie Müller geleitete Kommunikationszentrum am Ostpreußendamm baut auf die Unterstützung von Kindern der benachbarten Giesensdorfer Grundschule. Schon früher wurde ein Kontaktnetz zur Ergänzenden Förderung und Betreuung (EFöB) geknüpft, dessen Träger das Stadtteilzentrum Steglitz e.V. ist.
Auch Ron Artmann setzt auf die Kooperation mit Hortkindern. Der Leiter des Zehlendorfer Hertha-Müller-Hauses blickt auf eine seit einem Jahr bestehende Partnerschaft mit der Kiddies Dayschool zurück und hofft, die Kinder trotz aller pandemiebedingter Vorsichtsmaßnahmen für die gemeinsame Osteraktion zu gewinnen. Die Kita-Vorschule liegt im Herzen des Bruno-Taut-Architekturensembles und damit nur einen Steinwurf von der Freizeitstätte entfernt. Träger der Einrichtung ist die gemeinnützige Campus für Generationen gGmbH. Begonnen hat das generationenübergreifende Miteinander am 25. Februar 2020 mit einem gemeinsamen Faschingsfest: „Die Kinder kamen kostümiert und völlig überraschend ins Hertha-Müller-Haus, haben sich unters Volk gemischt und mit den älteren Menschen gefeiert“, schwärmt Ron Artmann über ein kaum mehr vorstellbares Vor-Corona-Ereignis.
„Ich bin schon fleißig am Ostereier-Beschriften“, bekennt Monika Knobloch in einer Bastelpause. Die Leiterin des Club Steglitz kann ebenso wie Bettina Starke vom Hans-Rosenthal-Haus ganz auf das Engagement ihrer ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer vertrauen. Im Außenbereich der Zehlendorfer Freizeitstätte grüßt ein fröhlicher Osterhase im Kreise seiner Küken. Gut sichtbar hebt er ein Schild mit der Aufschrift „Willkommen“ in Richtung Himmel.
Etwas Besonderes haben sich Astrid Reinfeld und ihr ehrenamtliches Team für das Maria-Rimkus-Haus einfallen lassen: Zu den selbstgebastelten Ostereiern gesellt sich ein farbenfrohes Osterkörbchen mit wertvollem Inhalt. Spaziergängerinnen und Spaziergänger dürfen sich vor der Lankwitzer Freizeitstätte einen Gutschein für eine Tasse Kaffee oder Tee aus dem Korb nehmen – ein vorweggenommener Willkommensgruß für die Zeit nach Corona, in der ein Neustart in die Saison möglich sein wird. „Bunt wird es auf jeden Fall“, macht Astrid Reinfeld Appetit auf die Osteraktion.
Den einzelnen Projekten gemeinsam ist, dass mit ihnen Begegnung zwischen den Generationen, aber auch die zentrale Bedeutung des Ehrenamts vorgelebt wird. Ältere und jüngere Menschen lernen einander kennen und schätzen. Mehr noch: Sie lernen voneinander im beiderseitigen Respekt. Das Ehrenamt ist die Klammer, die alles zusammenhält.
Zur Osteraktion der Freizeitstätten und deren Kooperationspartner erklärt Bezirkssozialstadtrat Frank Mückisch:
bq. Die Osteraktion unserer sieben Seniorenfreizeitstätten ist ein beeindruckendes Beispiel, wie gut der gesellschaftliche Zusammenhalt auch in Pandemiezeiten funktioniert. Ostern ist das Fest des Lebens und der beste Anlass für Begegnungen der Generationen untereinander. Besonders freut mich, dass auch so viele ehrenamtliche Helferinnen und Helfer in Planung und Durchführung der kreativen Aktionen vor Ort eingebunden waren. Solche Aktionen sind mehr als ein Lichtstreif am Horizont, denn ich bin sicher: Corona wird gehen, Solidarität in unseren Kiezen wird bleiben.
Im Laufe der Karwoche soll die Osteraktion der Freizeitstätten und ihrer Partner starten und für etwas Vorfreude in den Kiezen des Bezirks Steglitz-Zehlendorf sorgen. Gegen diese Art von Vorfreude ist selbst Corona machtlos.