Laudatio auf die Preisträgerin Anke Harbs
von Dr. Marianne Suhr
Ihre Berufsbezeichnung: Speditionskauffrau.
Ihre Funktion: Business Unit Manager bei Panalpina Welttransport GmbH, Leiterin der Niederlassungen Berlin, Dresden, Leipzig.
Das Unternehmen hat weltweit 13 000 Beschäftigte, davon in Deutschland 2000 und in Berlin 44.
Panalpina („in 6 continents“) ist eine Firma, die man als „global player“ bezeichnen kann, doch unterscheidet sie sich von vielen Finanzspielern insofern, als ihrem Agieren handfeste Arbeit zu Grunde liegt: der Transport von Gütern und das Organisieren der erforderlichen Transportmittel, und vor Ort die Akquisition von Kunden.
Frau Harbs hat ihren Beruf gelernt und sie weiß deshalb, worum es geht, was sie vermutlich von vielen Managern unterscheidet, über die man gegenwärtig erstaunliche Berichte in den Zeitungen liest.
Sie ist in Hamburg geboren, der Stadt, in der die Kaufleute sozusagen aus den Kinderzimmern wachsen sollen. Ihre Familie hatte keine Beziehung zur Speditionsbranche,und so machte sie sich selbst auf den Weg. Nach ihrer Ausbildung und kurzer Arbeitszeit in Hamburg zog es sie in die Welt, sie arbeitete in Montreal und New York in ihrem Beruf, im Rückblick eine zielstrebige und vorausschauende Entscheidung.
Sie kam gut gerüstet, nämlich um Erfahrung und Sprache bereichert, nach Deutschland zurück. Und 1991 zog es sie in das erstaunlich veränderte Berlin, was einer Hamburgerin ohne die Erfahrungen im Ausland vermutlich schwerer gefallen wäre.
Frau Harbs nahm ihre Arbeit bei Panalpina auf, wurde 1999 Leiterin der Berliner Niederlassung, zuständig auch für Dresden und Leipzig, als einzige Frau in vergleichbaren Positionen in der Firma.
Bei Gesprächen mit ihr fällt ihre Gelassenheit auf, offensichtlich auf der Basis ihrer fachlichen Kompetenz und ihres Selbstvertrauens aus Erfahrung.
Diese nun schon zehnjährige Arbeit muss offenbar so erfolgreich und wohltuend für die Beschäftigten ihrer Firma sein, dass der Vorschlag, sie in den Wettbewerb zu schicken, von einem Mitarbeiter kam.
Neben der Aufzählung ihrer Verdienste und Hervorhebung ihrer Arbeitsweise erwähnte der männliche Mitarbeiter ihre „humorvolle Art“ des Umgangs mit ihren Kollegen.
Wie macht man das?
Frau Harbs nimmt ihre Arbeit ernst, aber auch ihre Kolleginnen und Kollegen. Und auf diese Weise lässt sich auch erklären, warum sich der Umgang miteinander als humorvoll, das heißt entspannt und offen, darstellt.
Sie sagt von sich, sie sei diszipliniert, sachlich und immer orientiert an besten Ergebnissen. Die sie aber zuerst von sich verlange und von den mit ihr Arbeitenden nicht mehr, als sie selbst zu leisten bereit ist, wird ihr Führungsstil akzeptiert. Sie schätzt sich als logisch denkend und direkt redend ein. Diese Eigenschaften werden offenbar von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern geschätzt und lassen die klischeeartig verbreitete Ansicht, Frauen müssten einfühlsamer sein und vorsichtiger reden als Männer, um beruflichen Erfolg zu haben, in Frage stellen.
Frau Harbs ist nicht nur ihrer „Mannschaft“, wie der Kollege in seinem Vorschlagsbrief schreibt, ein Vorbild, sondern auch ein Beispiel für erfolgreiche Arbeit in der – wie der Kollege auch schrieb – „leider noch immer männlich dominierten Speditionsbranche“. Man könnte meinen, dass sich hier eine Karriere zeigt, die mit hanseatischer Folgerichtigkeit zu begründen ist.
Aber Frau Harbs sagt, man solle nie nur für „die Firma“ leben. Sie selbst finde Entspannung beim regelmäßigen Laufen im Charlottenburger Schlosspark, in Konzerten und zu Hause – in Charlottenburg. Sie nimmt sich außerdem wöchentlich Zeit, um als Lesepatin in Schulen soziales Engagement zu leben.
Anke Harbs wird ausgezeichnet, weil sie mit Charme, fachlicher Kompetenz und sozialer Verantwortung die Niederlassung einer großen Firma leitet und – nicht nur – ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein Vorbild ist.