In meiner letzten Hospitationswoche bin ich viel mit dem Außendienst mitgefahren. Wir haben Verkehrskontrollen durchgeführt, Verstöße von Fahrradfahrern in Fußgängerzonen geahndet, eine Beschwerde wegen Geruchsbelästigung durch eine Fabrik verfolgt, Motorradfahrer, die links auf der Gegenfahrbahn überholten, sanktioniert und Verkehrsunfälle aufgenommen.
Zudem konnte ich die neu eingerichtete Einheit zur Drogenkontrolle an Schulen begleiten. Diese hat seit zwei Tagen die Sonderzuständigkeit übernommen und ist noch im Aufbau.
Auch den Außendienst der Müllkontrolle konnte ich begleiten und sehen, wie streng die illegale Beseitigung von Müll in Meran kontrolliert und bestraft wird. Gerade bei Kartons, die einfach auf der Straße entsorgt werden, ist die Nachverfolgung durch die Adressaufkleber sehr einfach. Dabei haben wir eine Arztpraxis besucht, bei der das Putzpersonal anscheinend den Kartonmüll illegal auf der Straße abgestellt hatte. Die Zustellung der Bußgeldbescheide muss der Außendienst selbst durchführen. In Italien ist das ein großes Problem, weil es viele Nomaden gibt, bei denen eine Zustellung unmöglich ist.
Spannend war für mich die Marktverwaltung mit der einhergehenden Verbuchung der Gebühren für die Standaufstellung. Die spontanen Tageshändler müssen bereits im Vorfeld den Zahlungseingang vornehmen. Entweder Sie überweisen ein Guthaben auf das Verwaltungskonto, welches in dem Fachverfahren “MercaWeb” verbucht wird, oder sie zeigen einen Überweisungsträger an dem Tag des Marktes. Eine längere Videokonferenz mit dem Entwickler der Software bezüglich zweier neuer Anwendungen war sehr interessant; für unsere Wochenmärkte in Charlottenburg-Wilmersdorf würde ich gerne einiges davon umsetzen.
Am letzten Tag habe ich mich von meinen Kollegen verabschiedet. Zudem hat mich der Kommandeur zu einem Abschlussgespräch geladen. Wir haben uns über meine Eindrücke ausgetauscht und darüber gesprochen, dass es schön wäre, wenn sich einige Kollegen*innen aus Meran auch mal meine Arbeit in Berlin anschauen könnten. Zum Abschied überreichte er mir ein Holzwappen von der Stadtpolizei Meran.
Anschließend hat er mich zu einer Kommandoübergabe der Militäreinheit Julia mit Festakt eingeladen. Bis zu der Festveranstaltung konnte ich den drei Kollegen*innen von der Meraner Stadtpolizei beim Üben des Einzuges mit der Fahne in Festuniform zuschauen. Ich war aber nicht die Einzige, die das spannend und unterhaltsam fand. Fast die halbe Wache stand im Flur und hat mit dem typischen italienischen Temperament Ratschläge und Anmerkungen von sich gegeben.
Die festliche Übergabe in der Kaserne in Meran-Untermais war sehr interessant, und es ist für mich immer wieder faszinierend, wie unterschiedlich Nationalstolz sein kann. Die italienische Nationalhymne wurde in einer Stunde dreimal gespielt, es wurde lautstark mitgesungen und auch die Flagge wurde geküsst (Viva Italia).
Bei dem Umtrunk im Nachgang hatte ich erneut die Gelegenheit, mich mit dem knapp wiedergewählten Bürgermeister von Meran Paul Rösch zu unterhalten.
Nach der Rückkehr in das Büro musste ich mich dann leider von meinen Kollegen endgültig verabschieden. Den schönsten Abschiedsspruch hat der stellvertretende Leutnant Stefano B. geäußert: “Bitte denke daran, dass Du immer wieder gerne gesehen bist in Meran. Du hast jetzt ganz viele Freunde hier.”