LoGo! Europe: Ulrike Mahrla berichtet aus Meran

_Im Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf hat Ulrike Mahrla die Fachbereichsleitung Innendienst und die stellvertretende Ordnungsamtsleitung inne. Im September und Oktober 2020 hospitierte sie für vier Wochen in Meran. Hier ihr Bericht:_

Stadtpanorama Meran

Im Rahmen des Programms “LoGo! Europe” habe ich die Möglichkeit, bei der Stadtpolizei Meran in Südtirol vier Wochen lang zu hospitieren. Als stellvertretende Leiterin des Ordnungsamtes Charlottenburg-Wilmersdorf ist es für mich sehr interessant, einen Einblick in die Südtiroler Stadtpolizei zu erhalten. Mein Fokus ist dabei u. a. auf den Umgang mit dem Covid-19-Virus gerichtet. Meran und die ganze Provinz Südtirol haben diese weltweite Problematik aktuell sehr gut im Griff. Eines meiner Ziele ist es, von deren Vorgehen zu lernen.

Erste Woche

An meinem ersten Tag wurde ich vom stellvertretenden Leutnant Stefano B. herzlich empfangen, der mir die Räumlichkeiten der Meraner Stadtpolizei zeigte und mir die Kollegen*innen vorstellte. Ich wurde mit Schutzmitteln wie Masken, Desinfektionsspray etc. versorgt und musste einige Erklärungen zum Umgang mit dem Covid-19-Virus unterschreiben.

Dann zeigte er mir das Herzstück der Stadtpolizei, die Wache mit den ca. 120 Kameraperspektiven aus dem gesamten Stadtgebiet. Meran ist eine Stadt, in der Videoüberwachung eingesetzt wird, um Verkehrsdelikte, Umweltstraftaten (z. B. illegale Müllentsorgung) oder sonstige Kriminalität wie z. B. Sachbeschädigung, Diebstahl, Drogendelikte etc. zu verfolgen.

Nachdem wir über die Zuständigkeiten und Aufgabengebiete der Stadtpolizei Meran und des Ordnungsamtes Charlottenburg-Wilmersdorf gesprochen hatten, machten wir uns auf den Weg in die umliegenden Dörfer. Die Meraner Stadtpolizei ist ebenfalls für die angrenzenden Dörfer Marling, Partschins, Schenna und Tirol zuständig. Ebenso wie das Ordnungsamt Charlottenburg-Wilmersdorf ist die Stadtpolizei Meran auch für die Anmeldung und Kontrolle von Veranstaltungen verantwortlich.

Der demnächst stattfindende Giro d’Italia (Radrennen) führt u. a. durch die Dörfer Partschins und Marling. Mit dem stellvertretenden Leutnant Stefano B. und dem Hauptpolizeiassistenten Christoph H., dem dortigen Bürgermeister sowie dem Generalsekretär habe ich persönlich Informationen zu den Straßensperrungen ausgetauscht. Auf dem Rückweg wurden wir zu einem Verkehrsunfall gerufen. Die Aufnahme von Unfällen erfolgt digital über ein Fachverfahren mittels Smartphone/Laptop und wird vor Ort bearbeitet.

Nach der Rückkehr in das Büro hatte ich ein längeres und sehr interessantes Gespräch mit dem Abteilungsleiter und Kommandanten Dr. Fabrizio P. Er erläuterte mir die Struktur der Stadtpolizei, welche sich in die Bereiche Straßen- und Gerichtspolizei, Verkehrswesen und Abfindung sowie Verwaltungs- und Handelspolizei gliedert. Insgesamt hat die Stadtpolizei ca. 55 Mitarbeiter*innen. Die Dienstzeit ist täglich von 6:50 Uhr bis 2:00 Uhr in drei Schichten unterteilt.

An meinem zweiten Tag habe ich den Vormittag mit dem Polizeimeister Valentino L. verbringen können. Er ist zuständig für die Widersprüche und die Verhandlungen vor dem Friedensgericht (erstinstanzliche Gerichtsbarkeit in Zivil- und Strafsachen, die bei Widersprüchen gegen Verwaltungsstrafen entscheidet). Ich habe mir einige Fälle angeschaut und er hat mir die Gerichtsbarkeit in Italien erläutert.

Am Nachmittag wurde mir die Bearbeitung von Anträgen für Veranstaltungen erklärt. In Meran ist dafür ebenfalls die Stadtpolizei zuständig. In Berlin werden die Anträge für eine Veranstaltung von der Veranstaltungsgruppe im Ordnungsamt bearbeitet. Im Unterschied zu Berlin müssen in Meran auch die privaten Veranstaltungen angezeigt und genehmigt werden.

Am Mittwochmorgen hatte ich Gelegenheit, den Kommandanten der Stadtpolizei zu dem wöchentlichen Jour fixe mit dem Bürgermeister von Meran zu begleiten. Dort haben wir über das Image der Polizei und des Ordnungsamtes gesprochen und diskutiert, wie man dies verbessern könnte. Zudem haben wir uns über die am Sonntag stattfindenden Kommunalwahlen und das Referendum ausgetauscht. In Italien wurde ein Referendum über die Verkleinerung des Parlamentes angesetzt.

Nach dem Termin beim Bürgermeister habe ich die Kollegen zu dem jährlichen Schießtraining auf dem Schießstand begleitet. Dort haben wir uns über die Ausrüstung und Schutzwesten des Ordnungsamtes unterhalten. In Meran haben die Mitarbeiter*innen der Stadtpolizei alle keine stich- und schusssicheren Westen.

Nach dem Besuch des Schießstandes hatte ich Gelegenheit, die Asservatenkammer der Meraner Stadtpolizei mit den sichergestellten Gegenständen, wie z. B. Fahrrädern, zu begutachten.

Am Donnerstag durfte ich im Haushaltsbereich hospitieren. Dort haben wir über die aktuellen Verträge der Anbieter des Handyparkens gesprochen und Erfahrungen ausgetauscht. Die Mitarbeiter*innen haben mir u. a. die Abrechnungen der Feuerwehr und der Bergrettung erklärt, die auch in die Zuständigkeit des Abteilungsleiters fallen. Zudem haben sie mir erklärt, dass die Einnahmen der Strafgelder immer an bestimmte Ausgaben gebunden sind.

Jeden Freitag findet in Meran ein großer Wochenmarkt statt. Da wir im Ordnungsamt Charlottenburg-Wilmersdorf auch für die Verwaltung der Wochenmärkte zuständig sind, hat mich die Durchführung des Meraner Wochenmarktes mit 280 Ständen sehr interessiert. Im Gegensatz zu uns benutzen die Marktpolizisten ein neues digitales System, welches die Anordnung der Stände und die Abrechnung sehr vereinfacht. Bei den Kontrollen der Stände mussten zwei Händler bestraft werden, da sie sich erneut nicht an die eingeteilte Fläche gehalten hatten.

Wochenmarkt mit Polizeiauto

Zusammenfassend kann man konstatieren, dass die Tätigkeiten der Stadtpolizei Meran ziemlich identisch sind mit denen des Ordnungsamtes Charlottenburg-Wilmersdorf. Die Kollegen*innen in Südtirol arbeiten jedoch wesentlich digitalisierter als wir in Berlin.

Zweite Woche

Von Sonntag bis Montag fanden in Italien die Gemeinderatswahlen 2020 und das Referendum zur Verkleinerung des italienischen Parlaments statt. Die Stimmen für das Referendum wurden bereits am gleichen Tag ausgezählt, während die Gemeinderatswahlen erst am Montag ausgezählt wurden. Die Wahllokale befanden sich in den Schulen, und es mussten immer zwei Polizisten von Sonntag bis Dienstag rund um die Uhr vor Ort sein, um die Wahlen zu kontrollieren.

Am Vormittag bin ich mit dem stellvertretenden Leutnant Stefano B. die einzelnen Wahlposten abgefahren, und wir haben geschaut, ob alles in Ordnung ist.
Anschließend mussten wir eine Personaleinzelangelegenheit mit dem Generalsekretär von Partschins klären.

Abschleppvorgang

Am Nachmittag konnte ich die Polizeistreife begleiten, die die Parkzonen kontrolliert. Es gibt in Meran ein ganz anderes Parksystem als in Deutschland. Die blau markierten Parkflächen dürfen nur mit einer von der Polizei ausgestellten Karte für zwei angrenzende Straßen genutzt werden. Jede Woche findet an einem Tag von 8 bis ca. 10 Uhr die Straßenreinigung statt. In dieser Zeit dürfen auch die durch die blaue Karte legitimierten Bereiche nicht beparkt werden. Es muss also auf eine andere Straße mit einem anderen Tag der Straßenreinigung ausgewichen werden. Parken trotzdem Autos in der Zeit der Straßenreinigung, dann werden diese abgeschleppt. In den orange markierten Parkflächen dürfen nur Autos mit Behindertenausweis parken. In den weiß markierten Flächen dürfen Autos mit einem gültigen Parkschein parken.

Schülerlotse (rechts)

In Südtirol stimmten knapp 80 Prozent der Wahlberechtigten für die Verkleinerung des Parlaments, italienweit waren es 69 Prozent. Am ersten Oktoberwochenende wird eine Stichwahl zwischen dem aktuellen Bürgermeister Rösch und dem Gegenkandidaten Dal Medico stattfinden.

Am Vormittag bin ich mit der Streife mitgefahren. Wir haben Falschparker auf den Parkplätzen in Partschins kontrolliert und Strafzettel verteilt. Zudem haben wir einige Straßenverkehrsverstöße wie Handy am Steuer etc. kontrolliert und bebußt. Beim Abschleppen von Falschparkern verwickelte mich ein Schülerlotse in ein Gespräch. In Südtirol nehmen Pensionäre die Tätigkeit von Schülerlotsen wahr. Sie bekommen dafür eine Entschädigung.

Nach der Mittagspause bin ich mit der Nachmittagsstreife mitgefahren. Auf dem Weg zu einem Kontrolleinsatz kamen wir an einem Verkehrsunfall mit einem Motorradfahrer vorbei. Der Motorradfahrer hatte links auf der Busspur die an der roten Ampel haltenden Autos überholt. Ein Ehepaar aus der Schweiz wollte an der Linksabbiegerspur abbiegen und hat den Motorradfahrer dabei gestreift. Dieser ist gestürzt und auf dem Grünstreifen zum Liegen gekommen. Wir haben sofort den Krankenwagen gerufen und die Straße abgesperrt. Ich habe beim Motorradfahrer Erste Hilfe geleistet. Glücklicherweise war er bei Bewusstsein, aber seine Verletzungen waren so schlimm, dass er in das Krankenhaus Bozen eingeliefert werden musste. Wir haben die Personalien der Unfallteilnehmer*innen aufgenommen, das Abschleppunternehmen und die Feuerwehr gerufen, um die Unfallfahrzeuge zu beseitigen und die Benzin- und Ölspur zu versanden. Für beide Fahrer wurden Alkohol- und Drogentests angeordnet.

Am Mittwoch bin ich erneut mit einer Streife mitgefahren, die sich um verschiedene Beschwerden kümmert. Zuerst haben wir einen wohnungslosen Camper aufgesucht, der unerlaubt am Straßenrand campt. Der Mann war glücklicherweise kooperativ und wir haben ihm einen Ersatzstandort vermittelt, wo sich keine Anwohner vom illegalen Campen gestört fühlen können.

Danach haben wir ein leerstehendes Gebäude der Stadtgemeinde Meran aufgesucht, welches bald abgerissen werden soll. Dieses leerstehende Gebäude wird des Öfteren von wohnungslosen Leuten aufgesucht. Der Polizei wurde angezeigt, dass sich dort eine Person unerlaubt aufhalten soll. Bei der Kontrolle haben wir einen Algerier angetroffen. Da sich dieser nicht ausweisen konnte, haben wir die Carabinieri um Amtshilfe angefragt. An diese konnten wir dann den Fall abgeben. Im Anschluss haben wir eine Geschwindigkeitskontrolle auf der Landstraße durch das Dorf Tirol durchgeführt.

Am Nachmittag bin ich bei einer anderen Streife mitgefahren. Zuerst haben wir den Halter eines Autos, welches auf dem Gehweg parkte, kontrolliert und anschließend bestraft. Danach kontrollierten wir einige Autos, ob für sie eine gültige Autoversicherung vorliegt. Anschließend haben wir von einem Zivilpolizisten einen Hinweis bekommen, dass in einem an den Hauptbahnhof angrenzenden Park mit Drogen gedealt wird. Bei Ankunft in diesem Park konnte ein solcher Drogenhandel festgestellt werden. Es erfolgte eine Mitnahme auf die Polizeiwache.

Am Donnerstag durfte ich in dem Bereich der Besetzung öffentlichen Grundes hospitieren. Dort werden u. a. die Genehmigungen für das Aufstellen von Tischen und Stühlen vor Gaststätten erteilt. Besonders interessant war der Austausch mit der Kollegin, die sich um die Konzessionen für die Marktbetreiber und die Genehmigungen für die Informationsstände auf öffentlichem Straßenland kümmert. In Meran dürfen soziale Vereine etc. eine Fläche von 20 qm öffentlichen Straßenlandes kostenfrei benutzen.

Am Nachmittag hat mir ein Kollege erklärt, wie es sich mit den Bußgeldern verhält. In Italien gibt es 50 Prozent Nachlass auf die Bußgelder, wenn man innerhalb von fünf Tagen nach Zustellung bezahlt. Zudem haftet in Italien immer der Fahrzeughalter und nicht der Fahrer.

Am Freitag konnte ich erneut die Marktpolizei auf den Wochenmarkt begleiten. Diesmal haben wir die Strafen für die unerlaubte Ausweitung der genehmigten Marktflächen zugestellt. Zudem haben wir für die kommende Woche eine Videokonferenz mit dem Anbieter des Fachverfahrens zur Vereinfachung der Wochenmärkte vereinbart. Es sollen zwei neue Anwendungen eingeführt werden und ich würde gerne klären, ob ein solches Fachverfahren auch für uns in Charlottenburg-Wilmersdorf einsetzbar wäre. Aufgrund eines Unwetters mit starkem Wind wurde der Markteinsatz zum Mittag hin beendet.

Am Sonntag habe ich die Gelegenheit bekommen, am 81. Großen Peis von Meran teilzunehmen. Dies ist das bedeutendste italienische Pferdehindernisrennen auf einem 5.000 Meter langen Parcours.

Dritte Woche

Am Montag konnte ich mir bei einem Kollegen einige Fälle zur Benutzung öffentlichen Straßenlandes anschauen. Danach habe ich beim Kollegen Stefano B. hospitiert, der für die Ausstellung der Genehmigungen für die blauen Parkzonen (Parkvignette), orangenen Parkzonen (Behindertenparkplätze) und für die Genehmigung von Durchfahrten der verkehrsberuhigten Zonen zuständig ist.

Die Innenstadt von Meran ist ein verkehrsberuhigter Bereich. Man darf diesen Bereich nur mit einer Sondergenehmigung (Behindertenausweis, Taxi, Polizei, Rettungswagen, Feuerwehr) befahren. Für alle anderen ist das verboten und wird durch eine Videoüberwachung mit Scannen der Kraftfahrzeugkennzeichen kontrolliert. Sollte es sich um ein Fahrzeug mit Behindertenausweis handeln, dann ist vor dem Befahren der verkehrsberuhigten Zone ein Anruf bei der Stadtpolizei notwendig. Gerade die ausländischen Besucher Merans kennen und verstehen dieses System nicht, deshalb kommt es zu vielen Diskussionen bezüglich der Strafzettel. Aus diesem Grund wird eine bessere Beschilderung zur Information der Autofahrer*innen diskutiert.

Am Dienstag fand eine Besprechung in der Kurverwaltung Merans zum anstehenden Traubenfest am 17./18.Oktober 2020 statt. Dort wurde u. a. vom Sicherheitsbeauftragten das Sicherheitskonzept vorgestellt. Das Traubenfest ist die größte Veranstaltung in Meran. Wegen der aktuellen Pandemiesituation wird es nur in einem kleinen Rahmen stattfinden. Der übliche Umzug mit kostümierten und musikalischen Darbietungen wurde bereits abgesagt. Es finden nur kleine Konzerte statt und es werden Stände entlang der Promenade aufgebaut. Bei dieser Besprechung war vor allem die Durchsetzung der Coronaregeln ein großes Thema. Es wurden bestimmte Ein- und Ausgangswege festgelegt und auch die Begrenzung der Zahl der Teilnehmer*innen.

Anschließend hatte ich die Möglichkeit, mit dem Mitarbeiter des Bereichs zu sprechen, der sich um die Verkehrsbeschilderung kümmert. Die eingehenden Anträge z. B. für Veranstaltungen oder Baustellen muss dieser Bereich bezüglich der Aufstellung von Verkehrsschildern bearbeiten. Dabei haben wir z. B. auch über die Baumschnitte gesprochen, die bei uns im Ordnungsamt wegen der jeweiligen Freiräumung der Straße eine große Rolle spielen. In Italien muss ein “Parken verboten”-Schild nur 42 Stunden vor der Maßnahme aufgestellt werden. Die in diesen Situationen entstehenden Probleme sind ziemlich identisch mit unseren.

Den Nachmittag verbrachte ich mit dem Team des Lizenzamtes. Dieses kümmert sich wie meine Mitarbeiter*innen um die Genehmigungen der Gewerbebetriebe. Anders als bei uns müssen das die Mitarbeiter*innen in Meran jedoch alles in Papierform ausführen. Ein Fachverfahren wie Migewa haben sie bisher nicht. Jedoch wäre es ihr größter Wunsch, dass der Antrag genauso wie bei uns digitalisiert wird. Natürlich ist die Anzahl der Gewerbetreibenden nicht vergleichbar mit der Anzahl in Berlin. Auch die Kontrollen spielen eher eine untergeordnete Rolle. Trotzdem sind die Probleme im Wesentlichen identisch mit unseren.

Am Mittwoch habe ich im Bereich der Bebußung von Strafen hospitiert. Es geht dabei zum größten Teil um die Zustellung der Strafzettel wegen Verkehrsdelikten. Aber auch die Vergehen gegen die sehr strenge Mülltrennung in Meran spielen in dem Bereich eine große Rolle. Dort werden auch wie bei uns diverse Melde- und Halterauskünfte abgerufen und die Blitzerfotos ausgewertet.

Am Nachmittag habe ich an einer Sitzung mit allen Mitarbeitern*innen teilgenommen. Es ging um anstehende Veränderungen wie z. B. die Einführung einer Drogeneinheit von vier Polizisten, um Dienstkleidung und sonstige Ankündigungen. Ab dem 1. Oktober 2020 wird bei der Stadtpolizei wie auch bei uns im Ordnungsamt in Charlottenburg-Wilmersdorf ein langer Donnerstag eingeführt. Dies bedeutet, dass an Donnerstagen von 8:00 bis 13:00 Uhr und von 14:00 Uhr bis 17:30 Uhr alle Kollegen*innen im Innendienst anwesend sein müssen, da es eine offene Sprechstunde für die Bürger*innen gibt.

Maske der Ortspolizei Meran

Danach konnte ich mich mit zwei Kollegen über die Erfahrungen mit dem Coronavirus austauschen. In Italien sind die Einwohner disziplinierter bei der Einhaltung der Coronaregeln. Es werden auch im Freien oft Masken getragen und es gibt am Eingang fast aller Läden Desinfektionsmittel. Die Bilder und Erfahrungen aus Bergamo sind so präsent, dass sich hier alle viel mehr an die Regelungen halten. Mich haben einige Vorgehensweisen besonders überzeugt, und ich möchte versuchen, diese auch bei uns im Bezirk umzusetzen. Dazu gehört etwa die Temperaturmessung an Eingängen, z. B. in das Rathaus. Ich muss jeden Morgen vor einem Gerät meine Temperatur messen lassen und erst dann darf ich das Dienstgebäude betreten. Meiner Meinung nach sind das effektive, einfache und kostengünstige Mittel, um präventiv gegen eine Ausbreitung des Virus vorzugehen.

Am Donnerstag durfte ich im Bereich der Veranstaltungen hospitieren. Dieser Bereich wird von einer Mitarbeiterin betreut, die bisher im Urlaub war. Inhaltlich ging es um die Bearbeitung des Traubenfestes. Den Antrag und das Konzept, welches wir am Dienstag bei dem Termin in der Kurverwaltung besprochen hatten, haben wir inhaltlich bearbeitet. Es fehlten leider noch die Angaben zur Fläche für die Besetzung des öffentlichen Grundes, um die Gebühren zu berechnen.

Danach konnte ich mich mit dem zuständigen Polizisten für die Bestrafung von illegaler Müllbeseitigung austauschen. Dieser kontrolliert in Zivil, ob Personen ihren Müll falsch beseitigen; diese müssen dann hohe Strafen zahlen. Das Müllrecyclingsystem in Meran ist beeindruckend. Es gibt viel mehr verschiedene Trenneinheiten als bei uns: Restmüll, Biomüll, Glas, Aluminium (Dosen), Plastik, Kleidung und Papier. Für Restmüll, Plastik und Biomüll benötigt man eine Chipkarte, damit sich die Mülltonne öffnet. Zudem darf man Plastik, Biomüll und Restmüll auch nur an bestimmten Tagen und Zeiten beseitigen. Nur dann sind diese Mülltonnen freigeschaltet. Zu diesen Zeiten befindet sich auch immer ein/e Mitarbeiter*in von der Müllabfuhr an den Mülltonnen, um die richtige Abfallbeseitigung zu kontrollieren.

Am Freitag war ich erneut im Lizenzbüro. Am Vormittag finden dort immer eine offene Sprechstunde und der Parteienverkehr (z. B. Informationen über den Ablauf von Wahlen etc.) statt. Am Sonntag stehen in Meran und Bozen die Bürgermeisterstichwahlen an. Deswegen gab es einige Nachfragen.

Ich habe den Mitarbeiter*innen dort über unser Fachverfahren und unsere Arbeit berichtet. Sie haben mir die Bearbeitung der Anträge und die Genehmigungen gezeigt und alles erklärt. Der Austausch war sehr spannend, da das Vorgehen doch miteinander vergleichbar ist. Trotzdem konnte ich in diesem Bereich einige konstruktive Vorschläge zur Verbesserung des Vorgehens machen.

Vierte Woche

In meiner letzten Hospitationswoche bin ich viel mit dem Außendienst mitgefahren. Wir haben Verkehrskontrollen durchgeführt, Verstöße von Fahrradfahrern in Fußgängerzonen geahndet, eine Beschwerde wegen Geruchsbelästigung durch eine Fabrik verfolgt, Motorradfahrer, die links auf der Gegenfahrbahn überholten, sanktioniert und Verkehrsunfälle aufgenommen.

Zudem konnte ich die neu eingerichtete Einheit zur Drogenkontrolle an Schulen begleiten. Diese hat seit zwei Tagen die Sonderzuständigkeit übernommen und ist noch im Aufbau.

Auch den Außendienst der Müllkontrolle konnte ich begleiten und sehen, wie streng die illegale Beseitigung von Müll in Meran kontrolliert und bestraft wird. Gerade bei Kartons, die einfach auf der Straße entsorgt werden, ist die Nachverfolgung durch die Adressaufkleber sehr einfach. Dabei haben wir eine Arztpraxis besucht, bei der das Putzpersonal anscheinend den Kartonmüll illegal auf der Straße abgestellt hatte. Die Zustellung der Bußgeldbescheide muss der Außendienst selbst durchführen. In Italien ist das ein großes Problem, weil es viele Nomaden gibt, bei denen eine Zustellung unmöglich ist.

Spannend war für mich die Marktverwaltung mit der einhergehenden Verbuchung der Gebühren für die Standaufstellung. Die spontanen Tageshändler müssen bereits im Vorfeld den Zahlungseingang vornehmen. Entweder Sie überweisen ein Guthaben auf das Verwaltungskonto, welches in dem Fachverfahren “MercaWeb” verbucht wird, oder sie zeigen einen Überweisungsträger an dem Tag des Marktes. Eine längere Videokonferenz mit dem Entwickler der Software bezüglich zweier neuer Anwendungen war sehr interessant; für unsere Wochenmärkte in Charlottenburg-Wilmersdorf würde ich gerne einiges davon umsetzen.

Am letzten Tag habe ich mich von meinen Kollegen verabschiedet. Zudem hat mich der Kommandeur zu einem Abschlussgespräch geladen. Wir haben uns über meine Eindrücke ausgetauscht und darüber gesprochen, dass es schön wäre, wenn sich einige Kollegen*innen aus Meran auch mal meine Arbeit in Berlin anschauen könnten. Zum Abschied überreichte er mir ein Holzwappen von der Stadtpolizei Meran.

Anschließend hat er mich zu einer Kommandoübergabe der Militäreinheit Julia mit Festakt eingeladen. Bis zu der Festveranstaltung konnte ich den drei Kollegen*innen von der Meraner Stadtpolizei beim Üben des Einzuges mit der Fahne in Festuniform zuschauen. Ich war aber nicht die Einzige, die das spannend und unterhaltsam fand. Fast die halbe Wache stand im Flur und hat mit dem typischen italienischen Temperament Ratschläge und Anmerkungen von sich gegeben.

Die festliche Übergabe in der Kaserne in Meran-Untermais war sehr interessant, und es ist für mich immer wieder faszinierend, wie unterschiedlich Nationalstolz sein kann. Die italienische Nationalhymne wurde in einer Stunde dreimal gespielt, es wurde lautstark mitgesungen und auch die Flagge wurde geküsst (Viva Italia).

Bei dem Umtrunk im Nachgang hatte ich erneut die Gelegenheit, mich mit dem knapp wiedergewählten Bürgermeister von Meran Paul Rösch zu unterhalten.

Nach der Rückkehr in das Büro musste ich mich dann leider von meinen Kollegen endgültig verabschieden. Den schönsten Abschiedsspruch hat der stellvertretende Leutnant Stefano B. geäußert: “Bitte denke daran, dass Du immer wieder gerne gesehen bist in Meran. Du hast jetzt ganz viele Freunde hier.”

  • Übergabe des Holzwappens der Stadtpolizei Meran

    Übergabe des Holzwappens der Stadtpolizei Meran

  • Holzwappen in Großansicht

    Holzwappen in Großansicht

  • Üben des Einzugs mit der Fahne in Festuniform

    Üben des Einzugs mit der Fahne in Festuniform

  • Festakt zur Kommandoübergabe der Militäreinheit Julia

    Festakt zur Kommandoübergabe der Militäreinheit Julia