Der im Berliner Ortsteil Charlottenburg liegende Lietzensee ist eine grüne Oase mitten in Berlin und bietet den Anwohnern und Gästen der Stadt ein Ort zur Ruhe und Erholung. Der gesamte weitläufige Lietzenseepark inkl. des Lietzensees steht als Gartendenkmal unter Denkmalschutz.
Der Lietzensee ist ein von Grundwasser gespeistes, relativ flaches Gewässer und besitzt eine 6,4 ha große Wasserfläche. Er wird optisch zweigeteilt durch den Fahrdamm der Neuen Kantstraße. Lediglich ein schmaler Wasserdurchlass verbindet den nördlichen und den südlichen Teil. Die Uferlinie des Lietzensees ist vollständig als befestigtes Ufer durch eine Konstruktion aus Eichenbohlen und -kanthölzern ausgebaut. Wasserdurchlässiges Trennvlies wurde uferseitig als Sperre an Bohlen befestigt. Aufgrund der Uferverbauung ist eine natürliche Uferzone mit ausgedehnten Pflanzenbeständen im Lietzensee nicht vorhanden.
Naturnahe Uferzonen haben vielfältige wichtige ökologische Funktionen und limnologische Bedeutung. Sie tragen sowohl zum Artenreichtum als auch zur Herstellung des ökologischen Gleichgewichts und zur natürlichen Zusammensetzung der Fischpopulation bei. Fische wie der Hecht benötigen zur Fortpflanzung sogenannte „Unterwasserweiden“, um ihren Laich geschützt abzulegen. Nicht nur Hechte, sondern auch verschiedene andere Kleinlebewesen, wie Libellen, Wasserkäfer, Schnecken, aber auch verschiedene Fischarten und Vögel, sind auf bewachsene Uferzonen angewiesen, die einen natürlichen Übergang vom Land ins Wasser darstellen. Darüber hinaus tragen naturnahe Uferzonen zu einer Verbesserung der Wasserqualität bei, indem sie dem See Nährstoffe entziehen und Sauerstoff an das Gewässer abgeben.
Die Wasserqualität im See ist darüber hinaus eng mit der Grundwasserqualität des Zustroms verbunden, da der Lietzensee ein vom Grundwasser gespeicherter See ist. Voruntersuchungen im Grundwasser zeigen z. T. hohe P-Konzentrationen im Sickerwasser und Grundwasser im Einzugsgebiet des Lietzensees. Darüber hinaus ist es bekannt, dass Kolmationsprozesse, die durch Ablagerung von feinen organischen Materialen (in diesem Fall Blaualgen) hervorgerufen werden, das Porenvolumen des Sohlsubstrates reduzieren und die Gewässersohle verfestigen. Diese Prozesse wirken sich auf die hydraulische Wechselwirkung zwischen See- und Grundwasserkörper und somit auch auf die Seewasserqualität aus.
Durch die fehlende Ufervegetation und das hohe Nährstoffangebot, vor allem an Phosphor, treten aktuell ganzjährig dominierende schädliche Blaualgen (Cyanobakterien) im Lietzensee auf, die bei Kontakt mit dem belasteten Wasser eine erhebliche gesundheitliche Gefahr für Mensch und Tier darstellen.