Das Hornblatt als Lebensraum
Unter der Wasseroberfläche lebende Pflanzen haben aber noch weitere Vorteile. Sie tragen zur Strukturvielfalt eines Sees bei und lassen so vielfältigere Lebensräume entstehen, die sich positiv auf die Artenvielfalt auswirken. Je vielfältiger das Biotop strukturiert ist, desto mehr Nischen können entstehen, die von einer Vielfalt von Lebewesen als Lebensraum genutzt werden können.
Das Hornblatt zeichnet sich dabei sogar durch eine höhere Artenvielfalt aus, als andere submerse Wasserpflanzen mit vergleichbaren Ansprüchen an den Lebensraum. Auf Pflanzenteilen, die dem Licht zugewandt sind, etabliert sich ein Biofilm aus verschiedenen Phytoplanktern, wie z.B. Kieselalgen, der u.a. von Süßwasserschnecken begrast wird, die wiederum eine Nahrungsquelle für Wasservögel stellen. So setzt sich ein weit verzweigtes Nahrungsnetz in Gang, das das komplexe Ökosystem intakt hält.
Das Phytoplankton stellt die Nahrungsgrundlage vieler anderer Arten dar, wie z.B. das Zooplankton, wie Wasserflöhe (Daphnia) und Rädertierchen (Rotifera). Das Zooplankton zieht sich gerne in das schützende Dickicht des Hornblatts zurück, um sich vor ihren Fressfeinden, den Fischen, zu verbergen. Doch auch die junge Fischbrut und kleinere Fische, die die Nahrungsquelle für größere Fische darstellen, ziehen sich zum Schutz in das Hornblatt zurück. Es stellt für sie Nahrungsgrundlage und Sicherheit in einem dar. Das Zooplankton und viele Wirbellose, die im Wasser leben, gehören in einem See zu den aktiven Filtrierern, die Nahrungspartikel aus dem Wasser filtern und für eine natürliche Selbstreinigung von Gewässern essentiell sind. Vor allem Insektenlarven, die für ihr Larvenstadium ans Gewässer gebunden sind, kommen hier vor, verstecken sich vor ihren Fressfeinden und ernähren sich zugleich von der hier vorkommenden großen Nahrungsvielfalt im See.
Das Hornblatt stellt vor allem einen Lebensraum für die Zuckmückenlarve dar, die eine besondere Rolle im Ökosystem spielt. Durch ihr massenhaftes Auftreten, nimmt sie eine besondere Stellung in der Nahrungskette ein. Im See ist die Zuckmückenlarve die Hauptnahrung vieler Fische. Schlüpfen die Larven entstehen regelrechte Mückenschwärme über dem Wasser, die zur Grundnahrung vieler Vögel, wie z.B. dem Mauersegler und der Schwalbe, aber auch Fledermäusen, wie z.B. der Wasserfledermaus gehören. Im Sommer kann man vor allem in den Abendstunden z.B. am Koenigssee oft Fledermäuse beim Jagen über dem Wasser beobachten.
Aber auch andere räuberische Insektenlarven sind Fressfeinde der Zuckmückenlarve. Zygopteralarven, die Larven der Wasserjungfern, einer Kleinlibellenart, sind besonders häufig in Seen in denen das Hornblatt vorkommt. Viele Libellen gehören zu den bedrohten Arten, aus diesem Grund sind alle Libellen, auch die Kleinlibellen, in Deutschland durch das Bundesnaturschutzgesetz §39 Abs. 1 und durch die Bundesartenschutzverordnung §1 geschützt. Um sie effektiv zu schützen ist es vor allem wichtig, auch den Lebensraum zu bewahren, indem sie ihre Kinderstube verbringen und somit bekommen Gewässer mit submersen Wasserpflanzen, wie das Hornblatt, eine besondere Bedeutung.
Das Hornblatt ist somit wichtiger Bestandteil im intakten Ökosystem See und wichtiger Bestandteil zur Aufrechterhaltung des Nahrungsnetzes aller ans Wasser gebundener Lebewesen. Aus diesem Grund ist es nach §39 Bundesnaturschutzgesetzt verboten, wild lebende Pflanzen ohne vernünftigen Grund von ihrem Standort zu entnehmen oder zu nutzen oder ihre Bestände niederzuschlagen oder auf sonstige Weise zu verwüsten.