Fördermaßnahme: Volkspark Jungfernheide [BENE - Berliner Programm für Nachhaltige Entwicklung]

Projektziffer: 1239-B6-A Laufzeit: 06.2019 - 12.2023

Nachhaltige ökologische Aufwertung des Volksparks Jungfernheide

Noch bis Ende 2023 wird der Volkspark Jungfernheide aufwändig saniert. Das Ziel: die Aufenhaltsqualität für die Besuchenden noch weiter zu erhöhen und den Park bei der Erfüllung seiner stadtökologischen Funktionen zu unterstützen.

Ob zum Spazieren, Klettern oder Spielen, ob zum Baden oder Hundausführen: Die Berliner lieben ihren Volkspark Jungfernheide. So dient er nicht nur den einwohnerstarken Wohnsiedlungen der Siemensstadt und der Paul‐Hertz‐Siedlung als zentraler Naherholungsraum, sondern zieht auch Erholungssuchende aus dem gesamten Stadtgebiet an.

Die Parkanlage ist jedoch nicht nur ein Ort für Freizeit und Entspannung, sondern auch unter ökologischen Gesichtspunkten von großer Bedeutung: Sie bietet Lebensraum für zahlreiche Pflanzen und Tiere, wirkt als Sauerstoffproduzent und Staubfilter und trägt aufgrund ihrer Größe entscheidend zur Verbesserung des Stadtklimas bei.

Gutes noch besser machen

Doch die hohen Besucherzahlen haben im Park ihre Spuren hinterlassen. Es besteht in weiten Teilen der Anlage ein großer Sanierungsbedarf. Aus diesem Grund führt der Fachbereich Grünflächen des Bezirksamts Charlottenburg-Wilmersdorf noch bis Ende 2023 aufwändige ökologische Sanierungsmaßnahmen in der Parkanlage durch. Deren Ziel: die Aufenhaltsqualität für die Besuchenden noch weiter zu erhöhen und den Park bei der Erfüllung seiner stadtökologischen Funktionen zu unterstützen.

Die Maßnahmen im Überblick

  1. Qualifizierung und Erweiterung vorhandener Spielflächen (Spiel- und Bolzplatz)
  2. Partielle Wiederherstellung des ehemaligen ”Festplatzes“
  3. Sanierung des nördlichen Ost‐West‐Querweges
  4. Sanierung des Strandbereichs (Plansche) bis zur Wasserkante
  5. Nachhaltige ökologische Aufwertung der Zentralen Wiesenfläche im Volkspark Jungfernheide

1. Qualifizierung und Erweiterung vorhandener Spielflächen (Spiel‐ und Bolzplatz)

Die Ausstattung des vorhandenen Spielplatzes sowie des benachbarten Bolzplatzes ist in die Jahre gekommen und reicht für die gestiegene Nutzungsnachfrage nicht mehr aus. Es ist daher geplant, große Teile der vorhandenen Spielgeräte‐Ausstattung zu erneuern und in östlicher Richtung, außerhalb der Biotopflächen, auch neue Spielangebote zu schaffen. Der Waldspielplatz spannt sich dadurch in Zukunft zwischen dem nördlichen Querweg und dem ehemaligen ”Festplatz“ auf. Die Erweiterungsflächen – die sogenannten Spielinseln – werden individuell für den Ort geplant (Unikate) und behutsam in kleine, vorhandene Lichtungen eingefügt. Die vorhandenen Spielflächen verbinden sich mit den neuen Spielinseln zu einer einheitlichen, hainartigen Wald‐Spiellandschaft.

Auf dem Spielplatz entstehen vielfältige Spielangebote für Kinder von 0 bis ca. 12 Jahren. Im offenen Bereich, im Süd‐Osten, entsteht eine Sandinsel für kleine Kinder bis ca. 6 Jahre. Hier ist Raum für ein transparentes Spielhaus mit Rutsche, Wipp‐Tiere, ein Vogelnest, ein kleiner Motorik-Parcours, eine Vierer‐Wippe sowie eine Hängematte. In den nach Osten hin anschließenden Spielinseln, in den kleineren Waldlichtungen, entstehen Angebote für ältere Kinder bis ca. 12 Jahre. Hier ist Raum zum Balancieren, Motorik und Geschicklichkeit, Schaukeln und Wippen, Klettern, Rollenspiel und Chillen. Das bestehende Kletternetz, die Seilbahn sowie das Sprachrohr bleiben als Spielangebote erhalten und werden in die neue Spiellandschaft integriert.
Die Spielobjekte werden aus natürlich gewachsenen Robinienstämmen hergestellt. Die Sitzstämme und Sitzbänke (mit Lehne) im Bereich des Waldspielplatzes werden im gleichen, robusten Gestaltungsduktus wie die Spielobjekte, aus geschältem Eichen‐ bzw. Robinienholz hergestellt. Der Fallschutz bei Spielobjekten erfolgt durch den partiellen Einbau von zertifiziertem Holzhäcksel. Auf den Einbau von Einfassungen bzw. Trennvliesen wird bewusst verzichtet, um einen möglichst naturnahen Charakter der Spielinseln zu erreichen.
Bäume müssen für die Maßnahme nicht gerodet werden. Da der Waldspielplatz an einem Waldstandort errichtet wird, sind Arbeiten im Kronen‐ und Wurzelbereich von Bäumen durchzuführen. Dabei werden die erforderlichen Baum‐ und Wurzelschutzmaßnahmen sowie wurzelschonende Arbeitsschritte vorgesehen. Es werden partiell Sträucher entnommen. Als Ausgleich werden kleine Gruppen von schattenverträglichen, heimischen Sträuchern neu gepflanzt.
Der Bolzplatz erhält an den Stirnseiten zwei neue Tore. Als zusätzliches Angebot werden an den Längsseiten zwei weitere kleinere Tore ergänzt, sodass mehrere Kleingruppen zeitgleich den Bolzplatz nutzen können. Drei Baumstämme begrenzen den Bolzplatz nach Norden und schaffen hier zugleich einen zurückhaltenden, informellen Aufenthaltsort.

2. Partielle Wiederherstellung des ehemaligen ”Festplatzes“

Der westliche Teilabschnitt des ehemaligen ”Festplatzes“ dient dem benachbarten Spielplatz zum einen als Zugang und zum anderen als ergänzender, multifunktionaler Aufenthaltsort sowie als offene Spiel‐ und Bewegungsfläche. Im südlichen Übergangsbereich zum Waldspielplatz wird ein großer und robuster Picknicktisch aus massiven Holzprofilen angeordnet. An der südlichen Platzseite lädt ein einfacher Holzrahmen die Besucher zum Boulespiel ein. An seiner östlichen Platzseite erhält der Platz eine Einfassung aus einer einseitig geschnittenen Hecke. Der Platz wird zudem mit sieben Sitzbänken ausgestattet.
Der alte Baumbestand bleibt erhalten und wird behutsam in die Platzfläche (wassergebundene Wegedecke) integriert. Auf Flächen mit ausgeprägten Wurzeln großer Bäume wird der Wegebelag mit der für das Wurzelwachstum möglichen Schichtstärke hergestellt.

3. Sanierung des nördlichen Ost‐West‐Querweges

Der zum Waldspielplatz führende nördliche Querweg wird ebenfalls saniert, sodass er sicher und barrierefrei wird. Die alten, aber noch intakten Ziegelsteine der Wegeeinfassung werden dabei wieder eingebaut, die fehlenden Steine ergänzt. Die seitlichen Anschlussbereiche werden mit Ansaaten aus zertifiziertem, gebietsheimischem Saatgut begrünt.

4. Sanierung des Strandbereichs (Plansche) bis zur Wasserkante

Der offene Sandbereich im Westen der Spielwiese hat sich durch Erosion gegenüber seiner Ursprungsform stark nach Osten hin erweitert. Auch die seitlichen Böschungskanten sind zu weiten Teilen durch Trittbelastung zerstört. Im Rahmen der Sanierungsmaßnahmen soll die ursprüngliche Dimension und Form der Sandfläche bis zur Wasserkante wieder hergestellt werden.
Nach Osten hin wird der Sandbereich verkleinert und wieder als Rasenfläche angelegt. Der Rasenaufwuchs direkt an der Wasserkante wird hingegen beseitigt und wieder als reine Sandfläche gestaltet.

5. Nachhaltige ökologische Aufwertung der Zentralen Wiesenfläche im Volkspark Jungfernheide

Die Zentrale Wiese in der Parkanlage ist sowohl als Erholungsfläche für die Bevölkerung als auch unter ökologischen Gesichtspunkten von großer Bedeutung. Die stetige Nutzung, das Alter der Parkanlage und die Folgen des Klimawandels haben dieser Rasenfläche in den letzten Jahren viel Kraft gekostet. Mit gezielten Maßnahmen versuchen wir nun die Widerstandsfähigkeit (Resilienz) dieser beliebten Fläche zu steigern und ihr durch eine “Frischzellenkur” neues Leben und Vitalität einzuhauchen. Die Sanierungsmaßnahmen zielen darauf ab, den verfestigten Boden aufzulockern, den Wasser- und Nährstoffhaushalt zu verbessern und somit die Wiese widerstandsfähiger gegen Belastungen zu machen sowie gleichzeitig die Erholungsfunktion der Wiese zu verbessern.

Dazu wurde ein mehrstufiges, nachhaltiges Konzept zusammen mit Experten erstellt und umgesetzt.

Auf mehr als 3 Hektar werden in diesen Tagen neuartige und innovative Methoden angewendet, damit die Fläche schon im Frühjahr 2023 wieder in vollem Besitz ihrer Kräfte ist. Mit Biokohle aus Gehölzschnitt sorgen wir für den verbesserten Wasserhaushalt. Biokohle ist sehr porös und bindet Wasser wie ein Schwamm. Außerdem speichert die Biokohle den Kohlenstoff und ist somit eine CO 2 Senke. Auf unserer Fläche werden etwa 70 Tonnen klimaschädliches CO 2 langfristig im Boden gebunden und der Atmosphäre entzogen. Die Biokohle wurde mit Pilzen beimpft. Diese Pilzbeimpfung dient als Kommunikator zwischen den Rasenpflanzen und der Kohle. Die Hyphen der Pilze sorgen für den Austausch von Wasser und Nährstoffen aus der schwammporigen Kohle und den Rasenpflanzen. So wird der Speicher nutzbar.

Dieses ist ein Kohlenstoff-negatives Produkt, da es mehr Kohlenstoffdioxid (CO 2) speichert, als es bei der Herstellung freisetzt. Die Pflanzenkohle ist also in der Lage, CO 2 aus der Atmosphäre zu entfernen. Durch die Pflanzenkohle wird CO 2 aus der Luft dauerhaft im Boden gebunden und somit ein wichtiger Beitrag im Kampf gegen den fortschreitenden Klimawandel geleistet. Gleichzeitig hilft sie beim natürlichen Humusaufbau und stärkt die Pflanzen auf ganz vielfältige Art. Eine wahre Win-win-Situation! Jede Tonne Pflanzenkohle speichert circa 3,2 Tonnen CO 2. Da in die Zentrale Wiese im Volkspark Jungfernheide rund 22 Tonnen Pflanzenkohle eingebracht werden, können auf diese Weise insgesamt ca. 70 Tonnen CO 2 dauerhaft im Boden fixiert werden.

Außerdem verwenden wir standortangepasste Gräser und unterstützende Rasenkräuter (Regiosaatgut). Diese Pflanzen sind hier heimisch und somit genetisch an das Umfeld von Berlin angepasst und kommen mit den Standortbedingungen (Sand und Trockenheit) viel besser klar, als hochgezüchtete Rasengräser, welche immer bewässert und gedüngt werden müssen. Durch die Kombination dieser Eigenschaften können wir auf künstliche Bewässerung und Düngung auch in Zukunft verzichten.

Durch die Vielfalt der Maßnahmen und Funktionen, ist diese Fläche in jedem Fall ein Rasen für die Zukunft. Für den Klimaschutz, die biologische Vielfalt und ein Gewinn für die Menschen, die ihn nutzen.

Damit leisten die ökologischen Aufwertungsmaßnahmen der Zentralen Wiesenfläche im Volkspark Jungfernheide einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz.

Auf eine Absperrung der Wiesenfläche für den Zeitraum der Sanierungsarbeiten wurde bewusst verzichtet. Das Grünflächenamt bittet jedoch darum, die Wiese während dieser Zeit nicht zu betreten, sondern auf andere Bereiche der weitläufigen Parkanlage auszuweichen.

Ein Park von hoher Bedeutung

Der mit seinen rund 146 ha zweitgrößte Park der Hauptstadt ist in den 1920er-Jahren nach Plänen des Gartendirektors Erwin Barth entstanden. Aufgrund seiner gartenkünstlerischen und freiraumpolitischen Bedeutung steht der Volkspark Jungfernheide als Gartendenkmal unter Denkmalschutz (Objekt‐Nr. 09046337). Wegen seines hohen Wertes für die Erhaltung eines intakten Naturhaushaltes und seines besonderen Landschaftsbildes ist der Volkspark zudem als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen. Teile der Parkanlage sind zudem gemäß dem Berliner Naturschutzgesetz als geschützte Biotope deklariert. Diese besondere Stellung des Volksparks Jungfernheide wird bei allen anstehenden Sanierungsmaßnahmen in besonderem Maße berücksichtigt.

Sie haben noch Fragen zur nachhaltigen ökologischen Aufwertung des Volksparks Jungfernheide?

Dann schreiben Sie uns gerne eine E-Mail (gruenflaechen@charlottenburg-wilmersdorf.de).

Förderhinweis:

Das Vorhaben „Nachhaltige ökologische Aufwertung des Naturraums „Volkspark Jungfernheide“ in Charlottenburg-Nord“ wird mit rund 2,43 Mio € im Berliner Programm für Nachhaltige Entwicklung (BENE) gefördert aus Mitteln des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung und des Landes Berlin (Förderkennzeichen 1239-B6-A).

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