Treffpunkt: U-Bahnhof Olympiastadion, Ausgang Rositter Platz
188. Kiezspaziergang
Vom U-Bahnhof Olympia-Stadion zum Georg-Kolbe-Museum
Bild: BA-CW, ML
Bevor wir aber beginnen, möchte ich Ihnen den Treffpunkt des nächsten Kiezspaziergangs am 9. September um 14 Uhr mitteilen, den dann wieder Bezirksbürgermeister Naumann führen wird. Der Kiezspaziergang im September beginnt am U-Bahnhof Hohenzollernplatz und wird am Prager Platz und dem Fest der Nationen enden.
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Station 1.2: U-Bahnhof Olympia-Stadion
Auf dem U-Bahnhof Olympia-Stadion konnten am 8. Juni 1913 unter dem damaligen Namen Stadion erstmals Fahrgäste begrüßt werden, da an diesem Tag Kaiser Wilhelm II. das Deutsche Stadion eröffnete.
Die Hochbahngesellschaft, die damals die Hoch- und Untergrundlinien in Berlin betrieb, bediente den Bahnhof in den nächsten Monaten jedoch nur unregelmäßig. Nur zu Sonderveranstaltungen wie Pferderennen fuhren die Züge über den Reichskanzlerplatz (heute: Theodor-Heuss-Platz) hinaus. Die Station selbst bestand aus einem einfachen Mittelbahnsteig mit zwei Gleisen sowie einem kleinen, hölzernen Eingangsgebäude, entworfen vom Schweizer Architekten Sepp Kaiser. Den ersten regelmäßigen Betrieb gab es ab 1922, als der Bahnhof Neu-Westend zwischen den Stationen Stadion und Reichskanzlerplatz eröffnet wurde. Er war bereits 1913 konstruktionstechnisch vorbereitet worden, es wohnten aber in der Gegend nur so wenige Menschen, dass sich ein Ausbau noch nicht lohnte. Sieben Jahre später bewarb sich Berlin für die Olympischen Spiele 1936, so dass daraufhin Alfred Grenander beauftragt wurde, den Bahnhof neu zu konzeptionieren. Er entwarf ein neues Eingangsgebäude, das mit roten
Klinkern versehen war. Dieses wiederum steht im rechten Winkel zu den Gleisen, für die die BVG zwei Bahnsteige errichten ließ. Gleichzeitig nahm auch ein großes, damals noch handbetriebenes Stellwerk seinen Betrieb auf, mit dem insgesamt 109 Weichen und 99 Signale bedient wurden. Das Stellwerk galt damals mit seinen 616 möglichen einzustellenden Fahrwegen als das größte elektromechanische Stellwerk seiner Bauart in ganz Europa. Im Vorfeld der Olympischen Spiele bekam der Bahnhof den Namen Reichssportfeld.
Während des Zweiten Weltkriegs wurde der Bahnhof stark beschädigt. Am 15. Februar 1944 traf eine Luftmine das Eingangsgebäude und richtete großen Schaden an. Dennoch gehörte der Abschnitt der U-Bahn-Linie A in Richtung Ruhleben zu den bis zuletzt relativ intakten U-Bahn-Strecken. Der Betrieb wurde am 25. April 1945 eingestellt. Am 17. Mai fuhren auf dem Abschnitt Ruhleben–Kaiserdamm wieder die ersten Züge im Pendelverkehr. Dieser konnte in den nächsten Wochen und Monaten immer weiter ausgedehnt werden, sodass ab dem 15. September 1946 wieder ein durchgängiger Betrieb ohne Umsteigen zwischen Pankow und Ruhleben möglich war. Am 26. Juni 1950 wurde der Bahnhof in Olympia-Stadion umbenannt.
In Vorbereitung auf die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 investierte die BVG gemeinsam mit Bund und Land ungefähr 4,5 Millionen Euro in die Sanierung des U-Bahnhofs. Die denkmalgerechte Sanierung des Bahnhofs beinhaltete unter anderem die Auffrischung des Eingangsgebäudes und die Ausstattung mit Blindenleitsystem. Weiterhin erhielt der Bahnhof zwei Aufzüge für die Barrierefreiheit. Im ehemaligen Handhebelstellwerk ist heute das U-Bahn-Museum untergebracht.
Wir gehen nun die Rominter Straße links nach oben und treffen uns auf dem Platz vor dem Olympiastadion wieder.
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Station 2: Olympiastadion
Die wenigsten wissen, dass die Geschichte dieses Stadions genau genommen 1909 anfängt. Damals wurde hier eine Galopp- und Hindernisrennbahn eröffnet und gleichzeitig ein Sportstadion für die Olympischen Spiele im Jahr 1916 geplant. Dieses wurde von Otto March erbaut und als Deutsches Stadion 1913 zum 25-jährigen Regierungsjubiläum Kaiser Wilhelms II eingeweiht. Seiner Bestimmung konnte es allerdings nicht dienen, denn die Olympischen Spiele von 1916 wurden wegen des Ersten Weltkrieges abgesagt. Das Sportgelände lag damals außerhalb Charlottenburgs; erst bei der Eingemeindung der Stadt im Zuge der Bildung Groß-Berlins 1920 wurde es dem neuen Bezirk Charlottenburg zugeschlagen. Als Berlin 1931, also noch während der Zeit der Weimarer Republik, erneut den Zuschlag für die Austragung der Olympischen Sommerspiele erhielt, diesmal für das Jahr 1936, wurde die Söhne von Otto March, Werner und Walter March beauftragt, das Deutsche Stadion zu überarbeiten. Sie ließen es 1934 abreißen und bauten es mit Änderungen von Albert Speer. Es wurde am 1. August 1936 zur Olympiade eingeweiht.
Das Olympiastadion wurde von 2000 bis 2004 umgebaut. Entstanden ist ein Hochbau über einem ovalen Grundriss von 300 mal 230 Metern. Die Kampfbahn und der untere Zuschauerring befinden sich 15 Meter unter Bodenniveau. Das Stadion öffnet sich an der Westseite mit dem Marathontor und einer monumentalen Freitreppe zum Maifeld. Auf dem Treppenpodest steht ein bronzener Dreifuß für das Olympische Feuer. Der Haupteingang mit dem Olympischen Tor befindet sich hier auf der östlichen Seite des Stadions. Das Olympiastadion steht unter Denkmalschutz. Deshalb mussten in einem schwierigen Verfahren Kompromisse gefunden werden zwischen den Anforderungen der internationalen Sportverbände einerseits und den Auflagen des Denkmalschutzes andererseits. Das neue Dach wurde von den Hamburger Architekten Gerkan, Marg und Partner entworfen und gilt als ein Meisterwerk der Ingenieur- und Baukunst. Der Dachkranz durfte nicht geschlossen werden, damit die Sicht durch das Marathontor auf das Maifeld und den Glockenturm nicht versperrt wird. Die komplexe Technik wurde in das Dach integriert.
Zurzeit wird neuerlich über einen Umbau des Olympiastadions diskutiert, da Hertha BSC sich ein neues Stadion wünscht. Zur Untersuchung des Ob und Wie eines Umbaus wurde wieder das Architekturbüro Gerkan, Marg und Partner mit einem Gutachten beauftragt. Im Gespräch sind zum Beispiel die Absenkung des Spielfelds und steilere Tribünen bis ans Spielfeld heran. Das könnte für mehr Stimmung im Stadion sorgen, meinen die Befürworter. Gegenwind kommt von dem Berliner Leichtathletik-Verband, der ebenfalls das Stadion nutzt und befürchtet ausgeschlossen zu werden. In dem Gutachten wird von Kosten in Höhe von 150 Millionen Euro gesprochen. Eigentümer des Olympia-Stadions ist das Land Berlin.
Wir gehen nun zum Friedhof Heerstraße und treffen uns vor dem Eingangstor wieder.
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Der Sausuhlensee ist aus zwei kleineren Tümpeln entstanden. In den Bereichen mit starkem Gefälle passte Barth die Anlage dem Gelände an. Die Wege führen geschwungen zum Seeufer hinab. Im eher flachen Westteil des Friedhofs legte Barth ein Rondell an, auf das die meisten Wege sternförmig zulaufen. Der vorhandene Baumbestand, hauptsächlich Kiefern, wurde in die Gestaltung einbezogen und durch Neuanpflanzung von Laubbäumen ergänzt. Der Friedhof wurde am 7. Oktober 1924 eröffnet.
1937 bis 1939 wurde der Friedhof erweitert. Gleichzeitig wurde es untersagt, auf dem Friedhof Juden zu beerdigen: Die Ausgrenzung des nationalsozialistischen Regimes ging über den Tod hinaus.
Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg, am 13. Mai 1945, wurde der Friedhof auf der östlichen Seeseite erweitert. Die Fläche wurde damals dringend benötigt, um die Kriegstoten beerdigen zu können. Hier befinden sich zwei Kriegsgräberfelder mit 1342 Kriegsopfern. Die Erweiterungsfläche wurde weniger aufwändig angelegt und ist mit den integrierten Bäumen der eigentliche Waldfriedhof.
In neuerer Zeit kamen Ruhegemeinschaftsgräber für Urnen hinzu, Baumbestattungen gibt es seit 2014.
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Station 3.3: Eingangsgebäude
Die Eingangsgebäude, vor denen wir stehen, wurden von Erich Blunck entworfen.
Sie bestanden ursprünglich aus dem noch vorhandenen Verwaltungsgebäude, der Blumenhalle hier rechts und einem Portal aus Ziegelsteinen. Portal und Blumenhalle standen sich gegenüber und wiesen gleiche Umrisse auf. Das Portal ist nicht mehr vorhanden, die Blumenhalle nur in stark veränderter Form. Das Verwaltungsgebäude im Landhausstil mit hohem Satteldach präsentiert sich aber noch weitgehend im ursprünglichen Zustand.
Erich Blunck wurde 1872 in Lübeck geboren und starb 1950 in Berlin. Er studierte an der Technischen Hochschule Charlottenburg und war dort später Hochschullehrer und 1922 ihr Rektor. 1928 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der konservativen Architektengruppe Der Block. Blunck war ein wichtiger Vertreter der Heimatschutzarchitektur. Allein zehn seiner Berliner Bauten stehen unter Denkmalschutz.
Wir gehen nun den abschüssigen Weg hinunter und treffen uns wieder vor der Trauerhalle, wo ich das Mikrofon an Herrn Herz übergebe.
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Station 6.2: Grab von Loriot
Loriot, bürgerlich Bernhard-Viktor Christoph-Carl von Bülow, kurz Vicco von Bülow, wurde 1923 in Brandenburg an der Havel geboren und starb 2011 in Ammerland am Starnberger See. Wer Loriot war, brauche ich Ihnen wahrscheinlich nicht zu erzählen, Sie alle kennen ihn aus Fernsehen, Theater und Literatur. Er hat die Bundesrepublik Deutschland von den 60er-Jahren bis zu seinem Tod mit seinem Humor, seiner Ironie und seinem Witz begleitet.
Der Künstlername Loriot ist das franzöische Wort für Pirol. Der Pirol ist das Wappentier der Familie von Bülow. In der mecklenburgischen Heimat der Familie hat sich Vogel Bülow als eine gängige Bezeichnung für den Pirol eingebürgert, weil sein Gesang teilweise mit büloo büloo umschrieben wird.
Auf dem Grab von Loriot stehen immer ein paar gelbe Quietscheenten als Erinnerung an einen seiner bekanntesten Sketche, in dem zwei Herren in der Badewanne darum streiten, ob eine gelbe Plastikente mit in die Badewanne darf oder nicht. Hier ein paar Kostproben des Humors von Loriot:- Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen.
- Die Eintagsfliege wird bereits zwölf Stunden nach ihrer Geburt von ihrer Midlife-Crisis erwischt. Das muss man sich mal klarmachen!
- Jeder Säugling sollte sich so früh wie möglich mit einem Fernsehgerät beschäftigen, denn später hat er ja auch nichts anderes…
- Wussten Sie schon, dass die Alpen einen ganz erbärmlichen Anblick bieten, wenn man sich die Berge einmal wegdenkt?
- Beim Fußball erkennt man das Ergebnis nach 90 Minuten, während es beim Fasching bis zu neun Monaten auf sich warten lässt.
- Wussten Sie schon, dass der Walfisch das kleinste lebende Säugetier sein könnte, wenn er nur nicht so groß wäre?
- Wie erst jetzt bekannt wird, stammen fast alle Ostereier von unglücklichen Hasen in Legebatterien.
- Entschuldige, das ist mein erster Ruhestand. Ich übe noch.
- Ich lasse mir von einem kaputten Fernseher nicht vorschreiben, wann ich ins Bett zu gehen habe.
Ein paar Schritte weiter:
Station 6.2:Grab von Georg Kolbe
Wir stehen hier am Grab von Georg Kolbe, der uns heute noch öfter beschäftigen wird. Die drei Stelen auf dem Grab wurden von J. Gobes nach einem Entwurf von Kolbe selbst geschaffen. Auf den schlanken Pfeilern ist auf der linken das Wort Terra (deutsch: Erde) eingemeißelt, auf der rechten steht Coelum (deutsch: Himmel) und in der Mitte sind drei Masken zu sehen: Morgen, Mittag und Abend, die Kolbes Frau Benjamine in den verschiedenen Lebensaltersstufen darstellen. Auch seine Frau ist hier beigesetzt. Georg Kolbe starb 1947 an den Folgen einer Krebserkrankung.
Aber nun zuerst einmal zum Leben. Er wurde 1877 in Sachsen geboren und studierte Malerei in Dresden, München und Paris. In Rom begann er im Jahr 1900 bei Louis Tuaillon mit bildhauerischen Versuchen. Louis Tuaillon kennen wir von dem Mai-Spaziergang letztes Jahr, die Skulptur Der Sieger auf dem Steubenplatz ist von ihm. 1904 zog Kolbe nach Berlin, wo er bis zu seinem Lebensende lebte. In jenem Jahr gab er die Malerei auf und wandte sich ganz der Bildhauerei zu. Kolbe wurde 1905 Mitglied der Berliner Secession. Sein wichtigster Kunsthändler war Paul Cassirer. Nach schwierigen Anfängen wurde Kolbe ab 1910 bekannter. Seine berühmteste Plastik Die Tänzerin wurde 1912 in der Berliner Secession gezeigt und anschließend von der Berliner Nationalgalerie erworben.
Anfang 1919 wurde er zum Mitglied der Preußischen Akademie der Künste ernannt. Zudem war er Mitglied im revolutionären Arbeitsrat für Kunst und von 1919 bis 1921 Präsident der Freien Secession Berlin.
Nach dem Tod seiner Frau, 1927, nahm er die zuvor für sein Schaffen charakteristische Bewegtheit in seinen Skulpturen zurück. Fortan dominieren ruhig stehende Figuren. In der Zeit des Nationalsozialismus blieb Kolbe in Berlin und bekam auch Aufträge. Einige seiner Werke wurden aber auch zerstört oder aus dem öffentlichen Raum entfernt. Er konnte aber an allen großen Kunstausstellungen teilnehmen. 1944 wurde Kolbe in die sogenannte „Gottbegnadeten-Liste“ und in die Sonderliste „Unersetzlicher Künstler“ eingetragen, was eine Befreiung vom Kriegsdienst bedeutete.
Kolbe hat annähernd 1000 verschiedene Plastiken geschaffen, von denen eine beachtliche Zahl nicht erhalten ist. Die Zahl der Zeichnungen übersteigt 2000 Blätter. Im Georg-Kolbe-Museum werden wir nachher noch mehr über den Bildhauer hören.
Wir gehen nun noch ein paar Schritte weiter und dann rechts die Treppe hinunter bis zum See. Passen Sie auf, das Gelände ist uneben.
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Station 9: Gemeinschaftsgrabstätte des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.
2009 bis 2010 wurde auf dem Friedhof eine Gemeinschaftsgrabstätte des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge eingerichtet. Der Vertrag zwischen dem Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf und dem Volksbund gilt erst einmal bis 2150. Was hat es damit auf sich? Mit einem Beitrag von 10.000,00 Euro kann man sich auf diesem Grabfeld bestatten lassen, es ist sowohl Urnen- als auch Erdbestattung möglich. Die Grabpflege übernimmt für 20 Jahre der Verein. Gleichzeitig unterstützt man die Jugend- und Bildungsarbeit des Vereins. Die Kosten der Beerdigung und die Grabkosten müssen aber weiterhin von den Verstorbenen bzw. seinen Angehörigen getragen werden. Die Stele aus Wesersandstein wurde von dem Bildhauer Friedrich Pohl gestaltet. Für den Bildhauer sind die Ginkgoblätter auf der Stele ein Symbol für die Beständigkeit, hier ein Zitat:
bq. Diese ornamentale Bildsprache symbolisiert in ihrer Verschlungenheit die Erinnerung an das individuelle Leben selbst. Und die Treppe samt Tür ist ein Symbol der Hoffnung auf Transzendenz.
Wir verlassen nun auf diesem Weg den Friedhof, gehen unter der S-Bahn durch und treffen uns wieder vor der Katholischen Schule Herz Jesu. Dort übernimmt Frau Schmitt-Schmelz wieder die Führung des Spaziergangs.
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Station 10.2: Insterburgallee 8-10 / Katholische Schule Herz Jesu
Wir müssen in die Höhle des Löwen gehen, schrieben die Ordensschwestern vom Sacré-Coeur oder auf Deutsch dem Heiligsten Herzen Jesu, als sie sich entschlossen, 1937 in das nationalsozialistische Berlin zu gehen. Sie gründeten dort ein Wohnheim für studierende und berufstätige Mädchen, aus der eine private internationale Schule, vor allem für Diplomatenkinder, entstand.
1941 wurde das Gelände im Grunewald beschlagnahmt und den Studierenden gekündigt. Doch bereits acht Tage nach der Kapitulation nahmen die Ordensfrauen den Unterricht im Gemeindesaal der Pfarrei Heilig Geist mit 43 Jungen und Mädchen zwischen 5 und 12 Jahren wieder auf. Während der Berliner Blockade 1948 – 1949 erhöhte sich die Anzahl der Schüler auf 360.
In der Festschrift zur Einweihung des Neubaus am 26. September 2008 steht, dass in jener Zeit viele Familien sehr arm gewesen seien und für sie eine warme und saubere Schule sehr wichtig war. Die behördliche Schulspeisung wurde um Spenden aus dem Ausland ergänzt. Aus Platzmangel wurde in zwei Schichten unterrichtet. Pro Klasse gab es fast 50 Schüler und Schülerinnen. Teilweise mussten sie sich ein Buch teilen. Die Schülerzahl wuchs weiter und man suchte neue Räume. Im Juni 1948 kauften die Ordensschwestern das beeindruckende Haus Lewin vor uns. Es war 1923 von Wilhelm Brückner erbaut worden. 1950/51 errichtete der Architekt J. Remmert einen mit Stahlstützen verstärkten zwei- bis dreigeschossigen verputzten Erweiterungsbau. 1958/59 kam ein viergeschossiger Bau dazu. Inzwischen gab es die sechsjährige Grundschule und die anschließende vierjährige Realschule, die damals noch Technische Oberschule hieß. 1956 wurde die Schule staatlich anerkannt. 1972 wurde die Realschule geschlossen und der Unterricht wurde von der Liebfrauenschule am Theodor Heuß Platz übernommen. Jetzt ist die Herz-Jesu-Schule eine sechsjährige Grundschule für Jungen und Mädchen und die einzige katholische Grundschule in Charlottenburg. Die katholische Schule in Wilmersdorf gehört zur Gemeinde Sankt Ludwig. Anfang der 00er-Jahre stand die Schule kurz vor dem Aus. Eine Schließung konnte dann durch großzügige Spenden verhindert werden. Zudem gab es für Um- und Anbauten Mittel der Deutschen Klassenlotterie über 3 Mio. Euro. Im Schuljahr 2008/2009 waren dann die Gebäude fertig. Da es ja eine katholische Schule ist, wird Wert auf die Einbeziehung des katholischen Glaubens in den Schulalltag gelegt. So gibt es Morgen- und Tischgebete, und das Schuljahr wird durch das Kirchenjahr mit seinen Feierlichkeiten geprägt.
Wir gehen nun weiter, biegen rechts in die Sensburger Allee und treffen uns wieder am Georg-Kolbe Hain vor der Skulptur Große Kniende wieder.
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Station 11.2: Georg-Kolbe-Hain / Große Kniende
Der Georg-Kolbe-Hain wurde ab 1915 auf einem von der Bebauung ausgesparten Forststreifen errichtet. Richard Köhler gestaltete ihn 1921 als öffentliche Anlage, 1929 wurde sie durch den Gartendirektor Felix Buch zum Heidepark umgestaltet. Den Namen Georg-Kolbe-Hain erhielt sie 1957.
1959 und 1961 bis 1964 wurden hier insgesamt fünf überlebensgroße Bronzeskulpturen von Georg Kolbe aufgestellt. Es sind Erstgüsse nach hinterlassenen Gipsmodellen, die im Georg-Kolbe-Museum stehen. Sie wurden alle während der Zeit des Nationalsozialismus entworfen und erst nach dem Tod des Künstlers von der Gießerei Noack gegossen. Die Gießerei Noack kennen Sie ja von dem Kiezspaziergang letztes Jahr im Juli.
Vor uns sehen wir die Skulptur Große Kniende, die 1942 von Kolbe geschaffen wurde.
Wir machen jetzt einen kleinen Rundweg durch den Georg-Kolbe-Hain.
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Station 14: Georg-Kolbe-Atelierhaus
Ich begrüße ganz herzlich Frau Dr. Tamaschke unter uns. Sie wird uns gleich mehr zu Georg Kolbe und seiner Kunst sagen. Zuvor aber noch etwas zum Atelierhaus:
Das Atelierhaus wurde von dem Schweizer Architekten Ernst Rentsch von 1928 bis 1929 erbaut. Kurz danach wurde das Nachbarhaus für Kolbes Tochter errichtet, wo sich heute das Café K befindet. Auffallend an dem Atelierhaus sind die Ziegelbauweise, die ineinander übergehenden, von Tageslicht durchfluteten Räume, die Dachterrasse und der Skulpturenhof und -garten mit seinen Kiefern und Laubbäumen. Dazu schrieb der Architekt:
bq. [Dort] befindet sich die Hauptwerkstatt […] mit großem Oberlicht. Die Wände sind unterbrochen durch hohe breite Fenster, um alle im Raume stehenden Werke mit der äußeren Natur in Beziehung zu bringen.
Und beim Einzug schrieb Kolbe an die Bildhauerin Ottilie Schäfer:
bq. Die Ateliers sind viel zu schön geworden. Dass ich nur Kraft genug haben möge, sie würdig zu füllen, das ist meine Sorge.
Kolbe bewohnte das Haus bis zu seinem Tode 1947. In seinem Testament bestimmte Kolbe, dass sein Werk in seinem Atelierhaus öffentlich zugänglich sein solle. Kolbes Nachlass umfasste 200 Plastiken, über 1000 Zeichnungen, Gipsmodelle und seinen schriftlichen Nachlass. Aus seinem Nachlass ging 1949 eine Stiftung hervor, die 1950 das Georg-Kolbe-Museum eröffnete. Dieses konnte bis zum Ende der 1960er Jahre die ursprüngliche Atelier-Atmosphäre des Hauses erhalten. Ab 1969 wurde das Atelier als ein Ausstellungshaus genutzt. Seit 1978 erhält das Museum Subventionen des Landes Berlin. Eine Bedingung dafür war, dass das Haus nicht nur einen einzigen Künstler präsentiert. Es kam zu Neuerwerbungen von Künstlern aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die Ausstellungstätigkeit, die sich im Wesentlichen auf Werke der Bildhauerei beschränkt, wurde intensiviert. Dies hat zur Folge, dass sich der Besucherzuspruch ungefähr verzwanzigfacht hat. Die Architektengruppe AGP (Heidenreich, Meier, Polensky, Zeumer) schuf 1996 einen Erweiterungsbau mit zwei Untergeschossen, einem Ausstellungsraum, einem Depot und direkter Anbindung zum Atelierhaus. Die Ausstellungsfläche wurde dadurch mehr als verdoppelt. Zwischen Herbst 2015 und Sommer 2016 wurde das historische Bildhaueratelier unter der Leitung von Winfried Brenne Architekten und mit Mitteln der Deutschen Klassenlotterie Berlin saniert. Seit der Sanierung ist das Esszimmer mit Originalmöbeln Georg Kolbes, das jetzt als Museumsshop genutzt wird, für die Öffentlichkeit zugänglich.
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Nun möchte ich aber Frau Dr. Tamaschke das Mikrofon geben, die uns sicher noch viel Interessantes sagen kann:
Vielen Dank, Frau Dr. Tamaschke!
Hier endet unser Kiezspaziergang. Ich möchte Sie noch einmal an den nächsten Kiezspaziergang im September erinnern, der wieder von Bezirksbürgermeister Naumann geführt wird. Er beginnt am Samstag, den 9. September, um 14 Uhr. Treffpunkt ist der U-Bahnhof Hohenzollernplatz. Der Spaziergang führt zum Prager Platz, wo an dem Samstag das Fest der Nationen stattfindet. Mir bleibt nur noch, Ihnen allen einen spannenden Museumsbesuch und vielleicht noch einen entspannten Kaffee im Museums-Café Café K zu wünschen. Auf Wiedersehen! Bis zum nächsten Mal!
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