Kommunalpolitischer Rundgang am 21.7.2001

Durch Eichkamp

Bezirksbürgermeister Andreas Statzkowski

Allgemeines

Die Siedlung Eichkamp wurde 1918-29 von Max und Bruno Taut, Otto Pflug und Franz Hoffmann angelegt und als preisgünstiger Wohnraum für Angestellte und Beamte konzipiert. Sie liegt unmittelbar neben der AVUS. Bei der Bildung von Groß-Berlin 1920 kam die Siedlung zum Bezirk Wilmersdorf. Bei einer Gebietsreform mit relativ geringfügigen Korrekturen 1938 wurde sie dem Bezirk Charlottenburg zugeschlagen.

Der Schriftsteller und Essayist Horst Krüger hat 1966 in seinem Erinnerungsbuch “Das zerbrochene Haus. Eine Jugend in Deutschland” seine Kindheit und Jugend in Eichkamp während des Nationalsozialismus beschrieben. Er löste damals Betroffenheit und Proteste aus:

“Vier Jahre Grundschule in Eichkamp, neun Jahre das Grunewald-Gymnasium besucht, neun Jahre lang täglich von der S-Bahn abgesprungen und dazwischen das Hakenkreuz über Eichkamp; erst die Skepsis und dann die frohe Stimmung, weil es nun doch wieder mit uns allen bergauf ging. Katzensteins und Schicks und Wittkowskis waren weggezogen. Man hatte es eigentlich nicht recht bemerkt. Es waren unsere guten Juden; die schlimmen wohnten rund um den Alex.

Jeder Eichkamper hatte mindestens einen guten Juden. Meine Mutter bevorzugte jüdische Ärzte. ‘Sie sind so sensibel’, sagte sie.”

Krüger beschreibt das Grunewald-Gymnasium als Drei-Klassen-Schule: Die Grunewalder Großbürgerkinder blieben unter sich, Krüger selbst gehört zu den kleinbürgerlichen Außenseitern aus Eichkamp, und dann gab es noch ein paar Arbeiterkinder aus Halensee.

Waldschulallee

1904 wurde in Charlottenburg für gesundheitlich schwache Schüler aus den Mietskasernen der Stadt die erste deutsche Waldschule errichtet, 1909 daneben die ‘Höhere Schule’ (heutige Wald-Oberschule). Die Waldschulallee erhielt 1925 ihren Namen, weil sie zu den beiden Schulen führt.

Nr. 34 Mommsenstadion

Der SCC besaß seit 1910 zwei Sportplätze im Bereich des ICC. 1930 bezog er das von Fred Forbat erbaute neue Mommsenstadion, das er sich mit den Berliner Hochschulen teilte, Denkmalschutz, ca. 35.000 m² großes Gelände, 1.805 Sitzplätze auf der Tribüne und 13.200 Stehplätze. Neben dem Fußballrasenplatz verfügt das Mommsenstadion über sämtliche leichathletischen Sportanlagen, eine Kunststofflaufbahn und eine 3-Stufen-Flutlichtanlage. Nach schweren Kriegsschäden restauriert, 1948 von der britischen Besatzungsmacht für den Vereins- und Breitensport freigegeben. Kontinuierliche Erweiterungs- und Modernisierungsmaßnahmen bis 1987 (Deutsches Turn- und Sportfest).

(geplantes SCC-Sportzentrum)

(Nr. 75 ehem. Olympia-Sportärztehaus, 1936 von Otto Schellenberg, Denkmalschutz)

Harbigstraße 1958 benannt nach dem Leichtathleten und Mittelstreckenläufer Ruolf Harbig, geb. 1913 in Dresden, 1944 gefallen; 1939 Weltkrekorde über 400 m (0:46,0 min) und 800 m (1:46,6 min), 1941 über 1000 m (2:21,5 min); 1950 wurde der Rudolf Harbig Preis gestiftet.

Nr.14 Das Internationale Studentenheim (Studentensiedlung Eichkamp: Wohnhäuser, Clubhaus, Ateliergebäude) wurde 1950 und 1958-1959 von Hans E. Müller und Heinz Weber gebaut (Baudenkmal).

TU-Sportanlage

Kolonie Waldschule

Maikäferpfad 1950 benannt

(Kolonie Buchenweg, Helen-Keller-Sonderschule)

Zikadenweg 1929 benannt

Nr.10 und 12 Einfamilienhäuser (Doppelwohnhaushälften) mit Wirtschafts- und Stallgebäuden 1925 von Otto Pflug, Denkmalschutz

Nr. 15, 17-22, 24-28 Wohnhäuser 1926-27 von Otto Pflug, Denkmalschutz

Nr. 29/35, 36/42 Wohnhäuser der Baugenossenschaft Grunewald, 1926 von Carl Volkmann, Denkmalschutz

Nr. 42a Ev. Gemeindehaus, Kita

Nr. 59 Gedenktafel für Arnold Zweig; Horst Krüger schreibt in seinem Buch “Das zerbrochene Haus”: “Arnold Zweig wohnte damals in Eichkamp. Sein modisches Flachdach war undeutsch und mußte nach seiner Flucht gleich germanisch gegiebelt werden. Ludwig Marcuse wohnte drei Häuser neben uns und war auch 33 geflohen. Man merkte das alles nicht.” (in der Nähe lebte auch Elisabeth Langgässer)

Alte Allee 1924 benannt, älteste Straße in der Siedlung Eichkamp

Eichkatzweg 1936 benannt (zuvor seit 1921 “Im Eichkamp”)

Nr.19-25 Wohnhäuser, 1919-23 von Max Taut und Franz Hoffmann, Denkmalschutz

Nr. 54 Wohnort von Herta Heuwer, die am 4.9.1949 die Currywurst erfand (in ihrem Imbissgeschäft an der Kantstraße Ecke Kaiser-Friedrich-Straße, ihre Currysauce ist unter der Patentnummer 721 319 zu finden.)

Am Fliederbusch 1928 benannt

Waldschulallee

(Ernst-Adolf-Eschke-Sonderschule)

Mommsenstadion