144. Kiezspaziergang am 14.12.2013

Vom Heidelberger Platz zum Horst-Dohm-Eisstadion

Start am Heidelberger Platz mit Elfi Jantzen (Mitte), 14.12.2013, Foto: KHMM

Start am Heidelberger Platz mit Elfi Jantzen (Mitte), 14.12.2013, Foto: KHMM

Bezirksstadträtin Elfi Jantzen

Treffpunkt: Heidelberger Platz, am U-Bahn-Ausgang
ca. 3,2 km

Sehr geehrte Damen und Herren!
Herzlich willkommen zu unserem 144. Kiezspaziergang. Bezirksbürgermeister Reinhard Naumann hat das heutige dritte Adventswochenende für seine Familie reserviert. Deshalb übernehme ich gerne seine Vertretung. Mein Name ist Elfi Jantzen, und ich bin Bezirksstadträtin für Familie, Jugend, Schule, Sport und Umwelt. Diesen fünf Bereichen werden wir beim heutigen Kiezspaziergang auch begegnen, wie wir ihnen ja täglich begegnen, denn Familie, Jugend, Schule, Sport und Umwelt gehören zu unserem täglichen Leben.

Kartenskizze

Kartenskizze

Die Vorweihnachtszeit ist auch Eislaufzeit. Deshalb ist unser Ziel heute das beliebte Wilmersdorfer Horst-Dohm-Eisstadion.
Zunächst werden wir einen Teil des Rheingau-Viertels erkunden, vorbei an der Lindenkirche durch die “Schlange” unter der Autobahn hindurch das Mosse-Stift besuchen und dann über die Mecklenburgische Straße und Rudolstädter Straße über die Fußgängerbrücke Hoher Bogen das Gelände des Stadions Wilmersdorf und schließlich das Horst-Dohm-Eisstadion erreichen.
Bevor wir beginnen, möchte ich Ihnen den nächsten Treffpunkt mitteilen, auch im nächsten Jahr wie immer am zweiten Samstag, des Monats, also am 11. Januar, um 14.00 Uhr, dann wieder mit dem Bezirksbürgermeister. Herr Naumann wird mit Ihnen vom S-Bahnhof Heerstraße zum Georg-Kolbe-Museum gehen. Der Treffpunkt ist am Samstag, dem 11. Januar, um 14.00 Uhr hinter dem S-Bahnhof Heerstraße an der Boyenallee. Von der geht es zunächst zum Bonhoeffer-Haus in der Siedlung Heerstraße, dann über die Friedenskirche und die Rumänisch-Orthodoxe Kirche durch den Georg-Kolbe-Hain zum Museum.

U-Bahnhof Heidelberger Platz, 4.12.2013, Foto: KHMM

U-Bahnhof Heidelberger Platz, 4.12.2013, Foto: KHMM

Heidelberger Platz
Der Heidelberger Platz erhielt seinen Namen bereits 1892. Als Schmuckplatz wurde er angelegt beim Bau des U-Bahnhofes der Linie U1 in den Jahren 1910 bis 1913 von Wilhelm Leitgebel. Der Ausgang ist derzeit geschlossen, weil unter anderem ein Aufzug eingebaut wird.
Wegen der benachbarten S-Bahn liegt der Bahnhof außergewöhnlich tief. Auch die Ausstattung ist außergewöhnlich reichhaltig. Das ist auch heute noch sichtbar. Wer mit der U-Bahn angekommen ist, hat es sicher bemerkt. Die zweischiffige Halle wurde überkuppelt mit einem Kreuzrippengewölbe, getragen von Granitmittelstützen.
Die Assoziation mit einem Weinkeller ist gewollt, denn hier beginnt das Rheingau-Viertel oder auch “rheinische Viertel”, in dem fast alle Straßen nach rheinischen Städten und Gemeinden benannt wurden.

Am Heidelberger Platz, 14.12.2013, Foto: KHMM

Am Heidelberger Platz, 14.12.2013, Foto: KHMM

Das “rheinische Viertel” wurde um 1910 geplant und begonnen von Georg Haberland als “Gartenstadt Wilmersdorf”, weitergeführt nach dem Ersten Weltkrieg in den 20er Jahren. Georg Haberland war “Baulöwe”, Direktor der Terrain-Gesellschaft Berlin-Südwest, Mitglied der Wilmersdorfer Gemeindeverwaltung, Berliner Stadtverordneter und noch einiges mehr. Die Wohnsiedlung gilt als vorbildliche Frühform aufgelockerter Bauweise im Grünen.
Seit 1866 galt innerhalb des S-Bahn-Ringes der sogenannte Hobrecht-Plan, nachdem die dicht bebaute Berliner Innenstadt entstand. Für die fünfstöckigen Mietshäuser galt lediglich die Regel, dass in den Innenhöfen eine Feuerspritze wenden können musste. Entsprechend eng wurde oft gebaut. Um 1900 wurde diese Bebauung heftig wegen der gesundheitsgefährdenden Verhältnisse mit wenig Licht und Durchlüftung kritisiert. Man sprach von der Mietskasernenstadt.
Außerhalb des S-Bahn-Ringes gab es alternative Wohnformen zunächst nur für die Wohlhabenden in Form von Landhaus- und Villensiedlungen wie Lichterfelde oder Westend. Hier, direkt am S-Bahn-Ring ließ Georg Haberland nun erstmals eine Groß-Siedlung entstehen, deren Mietwohnungen in Luft und Sonne auch für Menschen aus der Mittelschicht erreichbar waren. Diese “Gartenstadt Wilmersdorf” wurde zum Vorbild für viele ähnliche Siedlungen der 1920er Jahre. Wichtigste Voraussetzung dafür waren öffentliche Verkehrsmittel.
Georg Haberland kämpfte lange für den Bau der U-Bahn. Sie wurde als Luxus-U-Bahn schließlich von seiner Terrain-Gesellschaft zur Erschließung des Rheingau-Viertels gebaut, denn hier sollte Wohnraum für gut verdienende Berliner geschaffen werden. Zuvor hatte es Streit mit der Stadt Charlottenburg gegeben, die eine Abwanderung gut zahlender Steuerbürger fürchtete. Der U-Bahnhof wurde 1913 gemeinsam mit den anderen Bahnhöfen bis zum Thielplatz eröffnet.

Springer-Verlag am Heidelberger Platz, 4.12.2013, Foto: KHMM

Springer-Verlag am Heidelberger Platz, 4.12.2013, Foto: KHMM

Heidelberger Platz 3: Springer-Verlag
Der 5-geschossige Ziegelbau, der sich von der Aßmannshauser bis zur Johannisberger Straße erstreckt, wurde 1936 als “Haus der Deutschen Zahnärzte” mit pompösen Marmorverkleidungen und Holztäfelungen im Gebäudeinnern von Emil Rüster gebaut. Bis 1945 hatten hier die Deutsche Zahnärzteschaft und die Kassenzahnärztliche Vereinigung Deutschlands ihren Sitz.
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Haus zum Teil zerstört. Ab Juni 1946 sendete von hier die Berliner Niederlassung des Nordwestdeutschen Rundfunks (NWDR) für den britischen Sektor Berlins als Alternative zum Programm des Berliner Rundfunks, der von den Sowjets aus dem Haus des Rundfunks an der Masurenallee gesendet wurde. Im April 1951 wurde aus dem Gebäude die erste deutsche Fernsehsendung der Nachkriegszeit ausgestrahlt, die aber nur in Berlin empfangen werden konnte.
Seit 1953 hatte als Nachfolger des NWDR der neu gegründete Sender Freies Berlin (SFB) hier seinen Sitz und begann am 1.6.1954 seinen Sendebetrieb, bis er 1957 in das Haus des Rundfunks umziehen konnte.
1983 zog der Wissenschaftliche Verlag Springer in das Gebäude, heute “Springer Science and Business Media”. Diese Verlagsgruppe hat nichts mit dem großen Zeitungsverlag Springer zu tun. Mit 70 Verlagen und Niederlassungen in achtzehn Ländern Europas, Asiens und den USA ist “Springer Science and Business Media” eine der weltweit führenden Verlagsgruppen für Wissenschafts- und Fachliteratur aller Bereiche, vor allem in der Medizin, in den Naturwissenschaften, Mathematik, Technik, Wirtschaftswissenschaften und Jura.
Die Produktpalette umfasst das gesamte Medienspektrum von Büchern über CD-ROMs bis zu Online-Diensten.
Der Verlag bietet rund 25.000 lieferbare Bücher und 700 Zeitschriften an, mehr als die Hälfte aller Publikationen in Englisch. Jährlich gibt es mehr als 2.000 Neuerscheinungen.
1999 übernahm Bertelsmann 86,5 Prozent der Verlagsaktien, die es aber 2003 an britische Finanzinvestoren verkaufte. Es gibt zahlreiche Niederlassungen weltweit. Hier am Heidelberger Platz in der Zentrale ist unter anderem das Management des Verlags untergebracht.

Johannisberger Straße
Die Johannisberger Straße wurde am 8. Januar 1892 nach einem Stadtteil von Gesenheim im Rheingau-Taunus-Kreis, im Bundesland Hessen, benannt.
An der Straße entlang erstreckt sich die Kleingartenkolonie Johannisberg.

Homburger Straße
Die Straße wurde 1902 nach Bad Homburg im Hochtaunuskreis in Hessen benannt.

Linden-Kirche, 4.12.2013, Foto: KHMM

Linden-Kirche, 4.12.2013, Foto: KHMM

Johannisberger Str. 15a Ecke Homburger Straße: Lindenkirche
1924 erwarb die Gemeinde der evangelischen Christen in der “Gartenterrassenstadt” des “Rheingauviertels” das Grundstück zur Errichtung einer Kirche und eines Gemeindehauses. Die Lindenkirche wurde dann 1935-36 von Carl Theodor Brodführer als einschiffige Langhauskirche erbaut und am 24. Mai 1936 eingeweiht. Für die Errichtung eines Pfarrhauses wurde 1937 das Grundstück an der Johannisberger Straße 14A/15 erworben.
In der Nacht vom 1. zum 2. März 1943 zerstörten Bomben den größten Teil der Lindenkirche und des Gemeindehauses.
1951 konnte die wieder aufgebaute Kirche für 600 Besucher eingeweiht werden. 1952/53 wurden das Gemeindehaus mit Schwesternstation und fünf Wohnungen sowie der große Gemeindesaal mit Kindertagesstätte und Jugendräumen wieder aufgebaut. 1962 folgten die beiden Pfarrhäuser an der Johannisberger Straße.
Die neue Bosch-Orgel auf der Empore wurde 1965 ihrer Bestimmung übergeben. 1992 wurde eine historische italienische Orgel in die Kapelle eingebaut, die 1983 umgestaltet worden war.
Die Lindenkirche ist bekannt als Veranstaltungsort für große Konzerte. Auch unsere Musikschule arbeitet mit der Kirche zusammen und veranstaltet hier regelmäßig Konzerte.
Zum Beispiel wird heute um 18.00 Uhr der “Messias” von Georg Friedrich Händel aufgeführt mit dem Berliner Mädchenchor und der Berliner Kantorei unter der Leitung von Sabine Wüsthoff.

Stadtautobahnüberbauung Schlangenbader Straße, 14.12.2013, Foto: KHMM

Stadtautobahnüberbauung Schlangenbader Straße, 14.12.2013, Foto: KHMM

Stadtautobahnüberbauung Schlangenbader Straße
Der Wohnkomplex der Stadtautobahnüberbauung Schlangenbader Straße, kurz “Schlange” genannt, wurde 1976-82 von der landeseigenen Gesellschaft DEGEWO von Gerhard Heinrichs, Gerhard und Klaus Krebs als Großsiedlung mit ca. 2.200 Wohnungen direkt über der Autobahn auf fast 600 m Länge erbaut. Es ist einer der größten Berliner Wohnkomplexe mit Terrassenhäusern und einem darüber liegenden mehrgeschossigen Wohnriegel.
Zur Überbauung einer Autobahnanlage hatte sich das Unternehmen wegen des knappen Baugrundes in der Inselstadt West-Berlin entschlossen. Mit der Errichtung dieses Prototyps wurde auch der Nachweis der technischen Durchführbarkeit erbracht; die Autobahn wird durch zwei statisch und akustisch vom übrigen Bauwerk getrennte Hohlkästen geführt.
Obwohl die Wohnanlage sehr beliebt ist und die hindurchführende Autobahn sich nicht störend bemerkbar macht, galt die “Schlange” zeitweise als sozialer Brennpunkt in Wilmersdorf.

Sodener Straße
Die Straße wurde 1902 nach dem Ort Bad Soden im Taunus benannt. Ein Abenteuerspielplatz an der Sodener Straße 29 gehört zu dem Jugendfreizeitheim im Mossestift

Rudolf-Mosse-Straße
Die Straße wurde 1972, der Platz bereits 1958 nach dem großen Verleger benannt.

Mosse-Stift, 14.12.2013, Foto: KHMM

Mosse-Stift, 14.12.2013, Foto: KHMM

Mosse-Stift
Das Mosse-Stift wurde 1893-95 als interkonfessionelles Waisenhaus für je 50 Knaben und Mädchen des verarmten Berliner Mittelstandes von Gustav Ebe erbaut, gestiftet von Emilie und Rudolf Mosse, einem der bedeutendsten Berliner Zeitungsverleger.
An dem Haus wurde 1989 eine Gedenktafel enthüllt. Sie erinnert an die Stifter. Der Text lautet:
“Dieses Haus wurde gestiftet von
RUDOLF MOSSE
8.5.1843 – 8.9.1920
Verlagsbuchhändler und Verleger
eröffnete 1867 eine Anonncenexpedition,
später einen Zeitungsverlag.
Gründete 1871 das renommierte
“Berliner Tageblatt”
Im Innenbereich, links neben dem Hauseingang kündet eine Steintafel noch von den Zeiten vor der Bezirksfusion von 2001, als es noch ein Bezirksamt Wilmersdorf gab:
“Lehrlings- und Jugend-Wohnheim
Des Bezirksamtes Wilmersdorf Abt. Jugend
Der Jugend gestiftet von
Emilie und Rudolf Mosse”
Mit dem Mosse-Stift ist ein repräsentativer Bau entstanden, eine in Wilmersdorf einzigartige neubarocke Dreiflügelanlage im Norden eines ehemaligen ausgedehnten Parks. Später wurde das Gebäude als Krankenhaus, Kinder-, Jugend- und Lehrlingsheim genutzt. Heute befindet sich in dem Haus das Jugendfreizeitheim “Mosse-Stift”, der Elterninitiativ-Integrationskindergarten “Kissi” und die jüdische Kita Masorti. Unter dem Dach sind zwei Wohngruppen für Kinder eingerichtet, eine davon mit einem dabei wohnenden Ehepaar.
Das Gesundheitsamt bietet hier Mutter-Kind-Turnen an, für die Musikschule gibt es einen Übungsraum, die Pfadfinder sind hier mit einigen Einrichtungen und mit dem Sitz ihrer Berliner Landesvertretung im Untergeschoss und unter dem Dach untergebracht, und ein Familiencafé ist für alle da.
Im nächsten Jahr soll außerdem unser bezirkliches Umweltamt hier einziehen, denn wie Sie wissen, werden wir das Rathaus Wilmersdorf aufgeben, und alle Ämter und Einrichtungen, die dort untergebracht sind, müssen entweder ins Rathaus Charlottenburg oder in andere Gebäude im Bezirk umziehen.
Sie sehen: Das Mossestift ist ein lebendiges Haus mit vielen Funktionen.
Ich freue mich, dass die Leiterin des Regionalteams 5 unseres Jugendamtes, Ute Rindermann, heute dabei ist. Sie ist für das Mossestift zuständig und kennt es in und auswendig. Herzlichen Dank, dass Sie es uns jetzt vorstellen, Frau Rindermann.

Mecklenburgische Straße
Die Mecklenburgische Straße wurde 1888 benannt. Sie folgt einer jahrhundertealten Wegeverbindung zwischen den Dörfern Schmargendorf und Wilmersdorf. Auf alten Plänen ist sie eingezeichnet als “Heideweg”, “Schmargendorfer Weg” und “Wilmersdorfer Weg”.

Kleingartenkolonien Kissingen, Alt-Rheingau
Die Kolonie Kissingen wurde 1919 als Kleingartenverein Kissingen gegründet. Davor befanden sich auf dem Gelände die “Schmargendorfer Alpen”, ebenfalls Kleingärten.

Deutsche Wohnen, 14.12.2013, Foto: KHMM

Deutsche Wohnen, 14.12.2013, Foto: KHMM

Mecklenburgische Str. 57: Deutsche Wohnen
Hier ist der Sitz des Wohnungsunternehmens Deutsche Wohnen, früher GEHAG.
Im April 1924 wurde die “Gemeinnützige Heimstätten-, Spar- und Bau-Aktiengesellschaft”, kurz GEHAG, gegründet.
Ziel war die Verbesserung der Wohn- und Lebensqualität der arbeitenden Bevölkerungsschicht mit kleinem Portemonnaie. Realisiert wurden Wohnkonzepte der 1920er Jahre, die den menschlichen Bedürfnissen nach Licht, Luft und Sonne gerecht wurden. Die Realisierung fortschrittlicher, bezahlbarer Wohnungen war eine sozialpolitische Aufgabe in Zeiten katastrophaler Lebensbedingungen.
Glanzlichter der GEHAG waren 1925 die “Hufeisensiedlung” in Britz und 1926 die “Waldsiedlung Zehlendorf”, beide mit dem Architekten Bruno Taut realisiert. Sie gelten als Meilensteine in der städtebaulichen und städteräumlichen Entwicklung Berlins in den Zwanziger Jahren. Nach dem Zweiten Weltkrieg war die “Gropiusstadt” das größte Projekt der GEHAG.
2009 wurde die Berliner GEHAG mit der Deutsche Wohnen AG in Frankfurt/M. zusammengeschlossen. Sie hat ihren Sitz in Frankfurt am Main und die Hauptniederlassung in Berlin.
Sie betreut 82.200 Wohneinheiten und 1.000 Gewerbeimmobilien, davon rund 21.000 Wohnungen in Berlin.

Ehemalige Reemtsma-Werke, 14.12.2013, Foto: KHMM

Ehemalige Reemtsma-Werke, 14.12.2013, Foto: KHMM

Mecklenburgische Str. 32: Ehem. Reemtsma
Die Zigarettenfabrik wurde 1958/59 auf früherem Kleingartengelände als einzige größere Industrieanlage in Wilmersdorf erstellt. Zuletzt wurden hier mit rund 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern jährlich 16 Milliarden Zigaretten produziert. Bereits im Juni 2008 verkündete die Imperial Tobacco Group die Schließung des Werks mit zuletzt noch 420 Arbeitsplätzen. Im Juni 2012 wurde das Werk endgültig geschlossen.

S-Bahnhof Heidelberger Platz
Der Bahnhof wurde 1883 als Ringbahnstation Schmargendorf eröffnet. 1890 wurde das rot verklinkerte Empfangsgebäude an der Mecklenburgischen Straße von Julius Holverding errichtet. Seit November 1928 wurde der Bahnhof mit einer dreimonatigen Unterbrechung am Ende des Zweiten Weltkrieges bis zum Herbst 1980 von der S-Bahn genutzt. Das Bahnhofsgebäude wurde 1985/86 saniert.
Es wird seit 1987 von der Diskothek Annabelle’s genutzt. Sie galt als teure und schicke, überwiegend von einem russischen Publikum benutzte Edeldisko. Am letzten Wochenende hat sie Schlagzeilen gemacht wegen einer Schießerei. Vor der Diskothek eskalierte eine Prügelei zwischen zwei Männern im Alter von 18 und 34 Jahren. Dabei schoss der 34Jährige dem jüngeren mehrmals mit einer Schreckschusspistole ins Gesicht. Dieser wurde zum Glück nur leicht verletzt, wie es in den Zeitungen hieß.
Nach dem Mauerfall wurde Anfang der 1990er Jahre der Bahnsteig abgetragen und weiter östlich unter der Schmargendorfer Brücke neu erbaut. Neben den Zugängen von beiden Straßenseiten aus wurde ein Übergang zum U-Bahnhof Heidelberger Platz geschaffen. 1993 wurde der S-Bahnhof Heidelberger Platz wieder eröffnet.

Mecklenburgische Str. 80 Stadtbad Wilmersdorf I
Das Stadtbad wurde 1960/61 von Adolf Braunschweig vom Hochbauamt Wilmersdorf erbaut. An den südlich gelegenen Schwimmhallentrakt mit verglaster Südwand fügen sich nach Norden eingeschossige Bauten um einen großen Innenhof an, und zwar je ein Umkleideflügel und ein Flügel mit Eingangshalle und Verwaltungsräumen. Das Dach ist in einem Bogen geschwungen. Die Anlage soll Leichtigkeit und Transparenz zum Ausdruck bringen.
Vor dem Eingang wurde die Olympionike aufgestellt, eine 1961 von Demetros Anastasatos geschaffene weibliche Aktfigur.
Seit einigen Jahren wird das Bad von den Berliner Bäderbetrieben betrieben.

Rudolstädter Straße
Die Rudolstädter Straße wurde 1911 benannt nach der Kreisstadt des Landkreises Saalfeld-Rudolstadt im Freistaat Thüringen.

Gretel-Bergmann-Sporthalle, 14.12.2013, Foto: KHMM

Gretel-Bergmann-Sporthalle, 14.12.2013, Foto: KHMM

Rudolstädter Str. 77: Gretel-Bergmann-Sporthalle
Die Sporthalle wurde am 25.8.1995 eröffnet und nach der deutschen Weltklasse-Hochspringerin Gretel Bergmann (geb. am 12. April 1914 in Laupheim) benannt, die ihrer jüdischen Herkunft wegen von den Nationalsozialisten daran gehindert wurde, an den Olympischen Spielen 1936 in Berlin teilzunehmen. 1937 verließ sie Deutschland für immer.
Eine Gedenktafel in der Halle erinnert an die Sportlerin.
Der Text lautet:
“Gretel-Bergmann-Sporthalle
benannt nach der deutschen Weltklasse-Hochspringerin
Gretel Bergmann
geb. am 12. April 1914 in Laupheim
Mit 1,51 m 1933 in Stuttgart und 1,55 m 1935 in Ulm zählte sie zu den besten Hochspringerinnen Deutschlands. Am 27.6.1936 gelang ihr in Stuttgart mit 1,60 m die Einstellung des Deutschen Rekords und der Sprung in die Weltspitze.
Dennoch wurde sie wegen ihrer jüdischen Herkunft von den Nationalsozialisten daran gehindert, an den Olympischen Spielen 1936 in Berlin teilzunehmen. 1937 verließ sie Deutschland für immer.”

Hoher Bogen
1974 wurde die Fußgängerbrücke über die Ringbahn und die Stadtautobahn zwischen den S-Bahnhöfen Hohenzollerndamm und Heidelberger Platz gebaut. Die Bezeichnung “Hoher Bogen” ergab sich von selbst, es gibt aber auch einen Höhenzug im Bayerischen Wald mit diesem Namen.

Kraftwerk Wilmersdorf, 14.12.2013, Foto: KHMM

Kraftwerk Wilmersdorf, 14.12.2013, Foto: KHMM

Kraftwerk Wilmersdorf
Das Kraftwerk Wilmersdorf wurde 1977 auf dem Gelände des ehemaligen Elektrizitätswerkes von 1911 errichtet. Es arbeit nach dem Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung, das heißt Strom und Wärme werden gleichzeitig aus einem Brennstoff produziert. Weithin sichtbar sind die drei silbern leuchtenden, je 102 m hohen Schornsteine. Am 2.1.1992 explodierte einer der Kraftwerksblöcke. Heute wird das Kraftwerk von Vattenfall zur Fernwärmeerzeugung mit Gas betrieben.

Stadion Wilmersdorf, 14.12.2013, Foto: KHMM

Stadion Wilmersdorf, 14.12.2013, Foto: KHMM

Stadion Wilmersdorf
Das Sportgelände rund um das Stadion Wilmersdorf ist neben dem Gelände am Mommsenstadion und dem Olympiagelände eine der großen Sportanlagen des Bezirks.
Das Stadion Wilmersdorf wurde 1948-51 aus 1 Mio m³ Trümmerschutt für 50.000 Zuschauer erbaut, dahinter wurde 1991 eine Sporthalle errichtet, die nach dem Handballnationalspieler Horst Käsler benannt wurde.

Weinberg
Das Stadion wird zwar von Sportlern intensiv genutzt, aber die Tribünenanlagen für großes Publikum wurden kaum noch benötigt. Deshalb konnten am 7.5.1984 an den nördlichen Tribünenhängen auf 250 m² je 100 Rebstöcke der Sorten Weißer Riesling und Ehrenfelser aus dem Partnerlandkreis Rheingau-Taunus angepflanzt werden. 1986 war die erste Ernte.
Seither wurden jährlich aus ca. 250 kg Trauben etwa 120 Litern “Wilmersdorfer Rheingauperle” ausgebaut. 2003 wurde die Fläche mit neuen Riesling-Weinstöcken aus dem Rheingau-Taunus erweitert. Leider konnten wir in den letzten drei Jahren nichts ernten. Nach strengem Frost und anschließendem Hasenfraß mussten neue Rebstöcke aus dem Rheingau gepflanzt werden. Wir hoffen auf die nächste Ernte in zwei Jahren.
Bereits in den 1970er Jahren war auf dem Teufelsberg vorübergehend das Wilmersdorfer “Teufelströpfchen” angebaut worden.
Auf dem Weg zum Eisstadion kommen wir auch an der Lehr- und Fortbildungsstätte der DLRG Charlottenburg-Wilmersdorf vorbei, die sich hier in unmittelbarer Nähe des Stadtbades Wilmersdorf befindet.

Gedenkstein für Heinrich Evert, 4.12.2013, Foto: KHMM

Gedenkstein für Heinrich Evert, 4.12.2013, Foto: KHMM

Gedenkstein für Heinrich Evert
Ein Gedenkstein erinnert an den damaligen Wilmersdorfer Bezirksstadtrat Evert, in dessen Amtszeit 1948-1951 das Stadion Wilmersdorf errichtet wurde. Der Text lautet:
“Diese Sportanlage
hat Wilmersdorf 1948 – 1951
unter der Leitung
von Bezirksstadtrat
HEINRICH EVERT
aus 1 Million Kubikmeter
Trümmerschutt erbaut
als Stätte für den friedlichen
Wettstreit der Jugend”

Horst-Dohm-Eisstadion, 14.12.2013, Foto: KHMM

Horst-Dohm-Eisstadion, 14.12.2013, Foto: KHMM

Horst-Dohm-Eisstadion
Das Eisstadion Wilmersdorf wurde 1972-74 von Werner Deyle erbaut und am 29.11.1974 eröffnet. Es bietet eine 6170 qm große Eisfläche und eine olympiagerechte 400 m-Eisschnelllaufbahn, 1985 wurde hier das erste Eisschnelllauf-Weltcuprennen in Deutschland veranstaltet. Im Jahr 2000 wurde das Eisstadion nach dem früheren Wilmersdorfer Bezirksbürgermeister Horst Dohm benannt, der 1998 starb.

Fritz-Wildung-Straße
1968 wurde der frühere Lochowdamm nach dem Berliner Sportfunktionär Fritz Wildung benannt. Obwohl das jetzt schon 45 Jahre her ist, sprechen viele ältere Wilmersdorferinnen und Wilmersdorfer noch immer vom Lochowdamm und vom Lochowbad.
Der Lochowdamm erhielt seinen Namen nach General von Lochow am 31.8.1937. Vor seiner Benennung trug der Lochowdamm die Bezeichnung Str. S 21. Lochow war deutscher General und gehörte im 1. Weltkrieg zum 3. Armeekorps. Das Sommerbad Wilmersdorf wurde 1956 am damaligen Lochowdamm auf dem 60.000 m² großen Gelände des ehemaligen Gaswerkes teilweise auf Trümmerschutt gebaut mit einem 50m-Becken, einem Sprungbecken, einem Lehrschwimmbecken und einem Nichtschwimmerbecken. Die Adresse ist heute Forckenbeckstraße 14.