Karolingerplatz
Der Karolingerplatz ist ein Gartendenkmal. Er wurde 1908 nach dem fränkischen Herrschergeschlecht der Karolinger benannt. Vier Jahre später, 1912-13 gestaltete der Charlottenburger Gartenbaudirektor Erwin Barth den Platz mit einer tiefer gelegten Rasenfläche, umlaufenden Rosenspalieren und einem Spielplatz. Es war einer der ersten Stadtplätze, die einem Hausgarten ähneln. Dieser Platz ist eines der frühesten Beispiele für das soziale Verständnis von Gartenbaukunst, das Erwin Barth hatte. Denn hier in Neu-Westend entstanden seit 1913 im Gegensatz zur Villenkolonie Westend Mietshäuser und Reihenhäuser.
Barths Credo lautete: “Wenn irgendwo eine reiche Ausstattung der Plätze mit verschwenderischer Blumenfülle, mit Brunnen und dergleichen angebracht ist, so ist es da, wo Leute wohnen, die sich keine eigenen Gärten leisten können.” Ich habe diesen Satz bei unseren Kiezspaziergängen schon oft zitiert, denn Erwin Barth hat ihn mit vielen wunderbaren Plätzen und Parks in Charlottenburg immer wieder neu in die Realität umgesetzt, unter anderem mit dem Brixplatz, dem Savignyplatz, Mierendorffplatz, Klausenerplatz, Hochmeisterplatz oder dem Volkspark Jungernheide.
1928 baute das Hochbauamt Charlottenburg nach den Plänen von Walter Helmcke ein Gerätehaus.
Karolingerplatz 10-11: Botschaft von Burkina Faso
Alemannenallee
Auch die Alemannenalle wurde 1909 nach einem germanischen Stamm benannt.
Heerstr. 21: Türkisches Generalkonsulat
Die türkische Botschaft befindet sich in der Rungestraße 9 in Berlin-Mitte.
Heerstraße 12-14: Bürgeramt
Das Bürogebäude wurde 1938-41 von Paul Emmerich und Paul Baumgarten errichtet. Es steht unter Denkmalschutz. Derzeit ist darin eines von drei Bürgerämtern des Bezirksamts untergebracht, außerdem das Regionalteam 3 des Jugendamtes mit seiner Jugendförderung, Jugendberatung, Tagesbetreuungsdienst und dem regionalen sozialpädagogischen Dienst.
Kastanienallee
Die Kastanienallee wurde 1867 benannt – wie die meisten Straßen in Westend nach den damals gepflanzten Straßenbäumen.
Kastanienallee 27: Gedenktafel für Johanna Moosdorf
Die Edelstahltafel am Haus Kastanienallee 27 wurde gestaltet von Reinhard Jacob und am 12. Juli 2006 enthüllt. Der Text lautet:
In diesem Hause lebte und arbeitete von 1959-2000
die Schriftstellerin
JOHANNA MOOSDORF
12.7.1911 Leipzig – 21.6.2000 Berlin
Im Mittelpunkt ihres Schaffens stand
der unaufgearbeitete Faschismus
im Alltag und dessen Kontinuität in Deutschland.
Besondere Aufmerksamkeit fanden
ihre unkonventionellen Frauengestalten.
Am 24. September 2008 wurde die Bibliothek unweit von hier an der Westendallee 45 nach Johanna Moosdorf benannt.
Eines ihrer wichtigsten Werke ist der 1989 erschienene Roman “Jahrhundertträume”, in dem sie die Geschichte ihres eigenen Lebens literarisch verarbeitet. Ein zentrales Thema der Schriftstellerin, deren erster Ehemann von den Nationalsozialisten ermordet wurde, war der Umgang mit dem Nationalsozialismus in der Nachkriegszeit.
Mit ihren Werken unterstützte sie die Emanzipation der Frauen und nahm sie teilweise vorweg. Auch gleichgeschlechtliche Beziehungen zwischen Frauen thematisierte sie in ihrem Roman “Die Freundinnen”, der erst 1977 erschien.
Kastanienallee 28: Gedenktafel für Otto und Hedwig Hintze
Die beiden Berliner Gedenktafeln (Porzellantafeln der KPM) wurden am 14.3.2008 an dem Haus Kastanienallee 28 in Westend enthüllt. Sie enthalten folgende Texte:
Hier lebte und arbeitete von 1933 bis 1940
OTTO HINTZE
27.8.1861 – 25.4.1940
Historiker
So harren wir der dunklen Schicksalswende
Die dies verworrene Trauerspiel beende!
Aus einem Sonett Otto Hintzes vom 3. Januar 1940 für seine Frau
HEDWIG HINTZE
geb. Guggenheimer 9.2.1884 – 19.7.1942
Historikerin
Die NS-Rassegesetze
zwangen die Frankreich-Historikerin Hedwig Hintze
1939 zur Emigration ins holländische Exil
Von der Deportation in ein Vernichtungslager bedroht
setzte sie ihrem Leben in Utrecht ein Ende
Otto Hintze, einer der bedeutendsten Preußen-Historiker
blieb hochbetagt und fast blind in Berlin zurück
wo er nur wenige Monate
nach der Flucht seiner Frau Hedwig
vereinsamt starb
Otto Hintze gilt heute als der bedeutendste deutsche Historiker des späten Kaiserreichs und der Weimarer Republik. Vor allem seine Leistungen im Bereich der Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte, in der vergleichenden Geschichte und nicht zuletzt seine methodischen und theoretischen Reflektionen erheben ihn in den Rang des Vordenkers einer modernen politischen Strukturgeschichte.
Seine monumentale Chronik “Die Hohenzollern und ihr Werk” besitzt auch heute noch Gültigkeit. 1912 heiratete er seine Schülerin Hedwig Guggenheimer, die in einer assimilierten jüdischen Familie aufwuchs. Hedwig Hintze bestand nach der Heirat darauf, ihre wissenschaftliche Karriere fortzusetzen. Im Kreis der Berliner Historiker des späten Kaiserreichs und der Weimarer Republik war sie eine Außenseiterin: Als Frau, als linksliberale Autorin und als Gelehrte jüdischer Herkunft. Aber ihre Studie über “Staatseinheit und Föderalismus im alten Frankreich und in der Revolution” ist bis heute ein Standardwerk.
Wegen ihrer jüdischen Herkunft verlor Hedwig Hintze 1933 ihr Lehramt an der Universität. Otto Hintze verließ 1938 die Preußische Akademie der Wissenschaften, der er seit 1914 angehört hatte. Eine Anfrage der Akademie, ob er “jüdisch versippt sei”, beantwortete er mit einem schlichten “Ja” und erklärte seinen Austritt.
Hedwig Hintze emigrierte wenige Tage vor Kriegsbeginn nach Holland, wo sie sich 1942 in einer Utrechter Klinik das Leben nahm, um einer drohenden Deportation in den Tod zu entgehen. Fast blind und völlig vereinsamt war Otto Hintze in Berlin zurückgeblieben, wo er 1940 – bereits wenige Monate nach der Flucht seiner Frau Hedwig – verstarb.