Der Fennsee erstreckt sich 650 Meter lang zwischen Uhlandstraße und Stadtring und ist ein zentraler Bestandteil des Volksparks Wilmersdorf. Er erinnert daran, dass der Volkspark Teil einer Eiszeitrinne ist, die sich von Nikolassee durch die Grunewaldseenkette über das Wilmersdorfer Sportgelände bis zum Rathaus Schöneberg erstreckt.
Die Planung und Weiterentwicklung der Gartenanlage, zu der der Fennsee gehört, hat maßgeblich der Gemeinde-Obergärtner Richard Thieme (1876-1948) beeinflusst. Seit 1899 war er für das Projekt verantwortlich.
Die Parkanlage mit dem See ist von großer Bedeutung für die innerstädtische Naherholung, die Artenvielfalt im Bezirk und die Stadtentwässerung. Seit 1995 steht der Volkspark um den Fennsee unter Denkmalschutz. Der Fennsee ist damit ein eindrucksvolles Beispiel für die Integration von Naturnähe und urbaner Funktionalität in einer Großstadt. Aber er zeigt auch die Schwierigkeiten, die dadurch entstehen.
Denn der Fennsee ist kein natürliches Gewässer. Ursprünglich gab es an dieser Stelle ein Fenn, also einen Sumpf. Im Jahr 1903 hob man den See zwischen Blisse- und Rudolstädter Straße aus.
Die eiszeitliche Rinne konnte nicht bebaut werden, deshalb wollte man die Fläche nutzen, um dort 68.000 Kubikmeter Regenwasser aus dem Neubaugebiet aufzufangen. Das entspricht ungefähr dem Volumen von 170 Einfamilienhäusern. Der Fennsee entwässert heute 215 Hektar Stadtgebiet und Teile der Stadtautobahn.
Das ist allerdings eine große Herausforderung für die Gewässerqualität. Die beiden 1920 installierten unterirdischen Grobfilter reichten irgendwann nicht mehr aus. Deshalb reinigt seit 2012 eine europaweit einzigartige Filteranlage den Fennsee. Diese Anlage ist etwa so groß wie ein Fußballfeld und liegt in acht Metern Tiefe unter der Wallenbergstraße auf der anderen Seeseite.
Doch der Fennsee hat noch ein Problem und dabei kann die riesige Filteranlage nur bedingt helfen. Denn manchmal stinkt der See. Im Sommer passiert das meist nach starken Regenfällen. Schuld daran sind Faulgase.
Wenn Laub und andere organische Stoffe in den See gelangen, werden sie von Mikroorganismen zersetzt. Dabei verbrauchen die Mikroorganismen viel Sauerstoff. So entstehen Bereiche ohne Sauerstoff im See, in denen sich Faulgase bilden können. Und das kann man dann rund um den See riechen. Ein weiteres Problem, das zu wenig Sauerstoff im Wasser mit sich bringt: Es kann dazu führen, dass Fische sterben – das ist in den vergangenen Jahren schon vorgekommen.
Deshalb hat das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf im östlichen Teil des Fennsees eine innovative Anlage aufgebaut, um die Wasserqualität zu verbessern und Gestank durch Faulgase zu verhindern. In einem kleinen Container befinden sich die Steuerungstechnik und eine Dosierstation. Mithilfe dieser Anlage werden die Vorgänge im See überwacht. In erster Linie wird der Sauerstoffgehalt im Wasser beobachtet.
Denn wenn Sauerstoff im Wasser fehlt, benötigen die Mikroorganismen eine Alternative, um das Laub und die organischen Stoffe zu zersetzen. Sie nehmen dann Sulfat an Stelle von molekularem Sauerstoff als Elektronen-Akzeptoren.
Sulfat wird zu Schwefelwasserstoff reduziert und genau dabei entstehen die stinkenden Faulgase. Um das zu verhindern, wird unter bestimmten Bedingungen Calciumnitrat in den See gegeben. Das hilft dabei, dass beim Abbau von organischen Stoffen nicht das Sulfat, sondern das Nitrat verbraucht wird. So entstehen keine Faulgase. Diese Methode ist nicht für jeden See geeignet, aber beim Fennsee können wir sie einsetzen und haben auch schon erste Erfolge erzielt: Trotz vieler Starkregenereignisse gab es in diesem Sommer bisher keine Geruchsprobleme.
Wenn wir so auf das Wasser blicken, fällt vielen sicherlich auf, dass der Fennsee an der Oberfläche ganz grün ist.
Was wir sehen, sind sogenannte Wasserlinsen, vielen sind sie vielleicht unter dem Begriff „Entengrütze“ bekannt. Wasserlinsen sind kleine, schwimmende Pflanzen, die auf der Wasseroberfläche von Teichen, Seen und anderen Gewässern wachsen. Sie sind meist nur wenige Millimeter groß, bilden aber oft dichte Teppiche auf der Wasseroberfläche, da sie sich sehr schnell vermehren können.
Wasserlinsen sind sowohl nützlich – denn sie reinigen das Wasser – als auch potenziell problematisch. Wenn sie in großen Mengen auf einem See zu finden sind, kommt kein Licht mehr unter die Wasseroberfläche. Auf dieses Licht ist aber das Plankton angewiesen, um Photosynthese zu betreiben. Ohne Licht keine Photosynthese und dann kein Sauerstoff. Das ist schlecht für die Gewässer.
Im See befinden sich daher einige sogenannte Turbo-Lüfter. Damit schaffen wir es, Teile des Sees von den Wasserlinsen freizuhalten.
Wir gehen jetzt ein Stück am Fennsee entlang bis zur Barbrücke.