Das 19. Jahrhundert brachte nicht nur für die Bauern, sondern auch für die kleine Schmargendorfer Dorfkirche ein paar Veränderungen.
Der Giebel der Kirche wurde mit einem Turm aus Fachwerk verziert, der heute lediglich mit Holzbrettern versehen ist. Das Kirchenschiff wurde umgestaltet und es wurden endlich Kirchenbänke eingebaut. Bis dahin mussten die Kirchgänger beim Gottesdienst stehen – und sich zum Beten auf den nackten Steinboden knien. 1937 gab es noch einmal größere Umbaubauarbeiten. Der ursprüngliche gotische Innenraum wurde rekonstruiert und der Boden aufgerissen, um eine Heizung einzubauen. Die Überraschung war groß, als dabei einige Gebeine zum Vorschein kamen.
Sie gehörten zu sieben Mitgliedern der Familie Wilmersdorf, die dreihundert Jahre zuvor in der Kirche beigesetzt worden waren, unter ihnen auch der beliebte und weit über die Grenzen Schmargendorfs bekannte Hans von Wilmersdorf. Er war Hofrat in Berlin gewesen und hatte sich diplomatische Verdienste im Dreißigjährigen Krieg erworben.
Als er 1636 starb, wurde ihm zu Ehren sogar ein Trauergottesdienst in der Nikolaikirche von Berlin abgehalten. Auf eigenen Wunsch fand er aber in der Dorfkirche bei seinen Schmargendorfern die letzte Ruhestätte – und geriet dann doch Vergessenheit. Zum Glück half sein goldener Ehering am Finger, die verfallenen Knochen zuzuordnen.
Wer jetzt in der richtigen Stimmung für noch mehr Grabstätten ist, sollte dem beschaulichen Friedhof hinter der Dorfkirche einen Besuch abstatten. Das terrassenförmig gestaltete Gelände lädt zu einer kleinen Entdeckungstour ein. Neben dem Maler Max Pechstein (1881– 1955) und
dem Gründer des in Schmargendorf ansässigen Schulbuchverlags Franz Cornelsen (1908–1989) wurde hier auch die Flugpionierin Melli Beese (1886–1925) beigesetzt.
Sie war die erste deutsche Frau, die einen Pilotenschein machte, eine eigene Flugschule gründete und selbst sogar Motorflugzeuge konstruierte und baute.
Nun möchte ich Ihnen gleich hier auch etwas zur Straße erzählen, an der wir uns befinden.