Der Karl-August-Platz wurde 1897 nach dem Herzog und Großherzog von Sachsen-Weimar-Eisenach benannt. Karl August wurde 1757 in Weimar geboren und starb 1828 in Graditz bei Torgau. Der Blockplatz wurde am 1. November 1894 als Kirch-, Markt- und Schmuckplatz mit Rasenstücken und Gehölzen angelegt. Schon damals, kurz nach der Anlegung des Platzes, soll an der Westseite des östlich der Krummen Straße gelegenen Platzes ein Wochenmarkt zur Versorgung der Bevölkerung stattgefunden haben. Der Platz steht im Kontext mit der anliegenden Weimarer Straße und der Goethestraße sowie der Sesenheimer Straße. Von 1896 bis 1898 bauten Johannes Vollmer und Heinrich Jassoy auf dem Platz die evangelische Trinitatis-Kirche – zu der ich gleich noch kommen werde. Im August und November 1943 sowie im Februar 1944 wurde der Marktbetrieb für einige Jahre unterbrochen, da der Platz und die Kirche durch alliierte Luftangriffe zerstört wurden. Der Betrieb des inzwischen sehr
beliebten Wochenmarkts wurde allerdings 1949 wieder aufgenommen. Mittwochs und -wie Sie sehen können- auch samstags bauen hier Markthändler ihre Stände auf. Bei einer Umgestaltung des Platzes wurden 1950 zwei Kinderspielplätze angelegt. Der Platz hat eine Fläche von 10.500 Quadratmetern.
Kommen wir nun zur Trinitatis-Kirche selbst
Trinitatis-Kirche
Die Evangelische Trinitatis-Kirche wurde, wie eben bereits angesprochen, 1896-98 von Johannes Vollmer und Heinrich Jassoy hier auf dem Karl-August-Platz als neugotischer Zentralbau in der Grundform des griechischen Kreuzes mit roter Ziegelverblendung erbaut. Die Einweihung erfolgte am 3. Advent 1898. Die Kirche feiert in diesem Jahr also ihr 125jähriges Jubiläum. Nach starken Kriegsschäden wurde die Kirche 1951-53 von Erich Ruhtz vereinfacht wiederhergestellt. Sie wurde am 8. März 1953 neu geweiht. 1960-69 wurde das Innere neugestaltet.
Einige der Älteren unter Ihnen werden sich vielleicht noch an den handfesten Skandal erinnern, in den die Trinitatis-Kirche Mitte der 50er-Jahre verwickelt war. Am 17. Januar 1956 erschien im Spiegel ein Artikel unter der Überschrift “Non olet” über eine bedeutende Erbschaft, die Anfang 1954 der Gemeinde zugefallen war: Hedwig Schwarzer-Erxleben hatte in ihrem Testament die Gemeinde als Haupterbin für 16 Grundstücke eingesetzt.
Ihr der Kirche vermachtes Vermögen erwarb sich die Verstorbene Hedwig Schwarzer-Erxleben allerdings aus dem Erlös, den ihr eine Anzahl von Bordellen im Berlin der 20er- und 30er-Jahre eingebracht hatten. Pfarrer Schneider verteidigte zwar temperamentvoll sich und die Tote: “Dass Frau Schwarzer-Erxleben ein verrufenes Haus gehabt haben soll, ist meiner Meinung nach nur eine üble Nachrede.”
Ihre Halbschwester Frieda Sarner, die sich bei der Erbschaft zugunsten der Kirche übergangen fühlte, wusste allerdings genauso gut wie Kenner des reichshauptstädtischen Nachtlebens der Zeit zwischen den Weltkriegen, was der Pastor nicht wissen wollte, dass nämlich Hedwig Schwarzer-Erxleben als “Vampir des Westens”, meist unter dem Tarnmantel von “Massage-Instituten” oder “Sprachschulen” betrieb und nicht nur ein, sondern bis zu fünf Etablissements mit Gewinn dirigierte.
Einem Kripo-Kommissar Kanthack kam damals der Verdienst zu, Hedwig Schwarzer-Erxleben überführt und festgenommen zu haben. Sie entzog sich jedoch gewitzt der drohenden Strafe. Ihr Chauffeur Örtl erschien im Anwaltszimmer des Moabiter Gerichtsgefängnisses und lieh sich als »Rechtsanwalt Freiherr von Egloffstein« einen Talar aus. Dann ließ er sich die Akten in Sachen Erxleben aushändigen und verschwand. Mehrere Kuppelei-Prozesse gegen seine Chefin konnten deshalb wegen Fehlens der Unterlagen nicht mehr stattfinden.
Nach Kriegsende machte die Millionärin wieder von sich reden, als sie ihre enge Freundin Salomea Maag vor der Polizei verbarg. Salomea Maag wurde damals polizeilich gesucht, weil sie nach dem 20. Juli 1944 den ehemaligen hessischen Innenminister Wilhelm Leuschner der Gestapo an den Galgen geliefert hatte.
Hedwig Schwarzer-Erxlebens Name machte 1947 ein letztes Mal die Runde durch Berlins Zeitungen, als bei einem Einbruch in ihre Wohnung Schmuck und Brillanten im Schwarzmarktwert von zehn Millionen Reichsmark abhandengekommen sein sollten. Der Einbruch wurde nie aufgeklärt, die “mutmaßlichen Täter” erhielten neun Monate Gefängnis, und der einzige Wertgegenstand aus der angeblich gestohlenen Kassette, der wieder auftauchte – eine Uhr -, verschwand später spurlos aus dem Asservatenraum der Polizei.
Wir gehen nun an der Pestalozzistraße entlang und treffen uns an der Hausnummer 14.