248. Kiezspaziergang: Vom Eisstadion Wilmersdorf bis zur Gartenarbeitsschule

Horst-Dohm-Eisstadion 2023

Horst-Dohm-Eisstadion

Herzlich Willkommen zum 248. Kiezspaziergang. Ich bin Christoph Brzezinski, der Stadtrat für Stadtplanung des Bezirkamts Charlottenburg-Wilmersdorf und freue mich, heute mit Ihnen hier in Wilmersdorf und Schmargendorf unterwegs zu sein.
Unser Weg wird uns heute durch viel Grün führen, über das wir hier im Bezirk zum Glück verfügen. Wir werden unterschiedliche Sportstätten sehen, einen Weinberg, Kleingärten und ganz zum Schluss die Gartenarbeitsschule, die es Kindern hier in der Stadt ermöglicht, einen ganzen Wachstumszyklus in der Natur mitzuerleben.

Kiezspaziergang 141023 vor Eisstadion

1. Horst-Dohm-Eisstadion

Das Eisstadion Wilmersdorf wurde nach Plänen des Architekten Werner Deyle hier in Schmargendorf gebaut und am 29. November 1974 eröffnet.
Das Eisstadion bietet in den Wintermonaten eine 6170 Quadratmeter große Eisfläche und eine – den damaligen Anforderungen für Olympische Spiele entsprechende – 400 Meter lange Eisschnelllaufbahn. 1985 fand hier das erste Eisschnelllauf-Weltcuprennen in Deutschland statt. Im Oktober 2000 wurde das Eisstadion nach Horst Dohm benannt, der von 1981 bis 1996 Bezirksbürgermeister von Wilmersdorf war.
Im Winter ist es als Eislaufstadion geöffnet, im Sommer dient es dem Training für den Rollsport wie Inlineskating und Rollschuhlaufen. Es gibt neben einem Schlittschuhverleih und -schleiferei und einer Garderobe auch einen Eislauf-Shop und Gastronomie.

Wir gehen jetzt weiter über den nördlichen Rundweg zum Stadion Wilmersdorf.

Stadion Wilmersdorf 2023

Stadion Wilmersdorf

2. Stadion Wilmersdorf

Das Stadion Wilmersdorf wurde zwischen 1948 und 1951 erbaut und bietet gegenwärtig rund 4000 Zuschauern Platz. Die Sportstätte mit Rasenspielfeld wird hauptsächlich für Fußball, American Football und Leichtathletik genutzt.

Ein Weinberg im Stadion: 1984 wurde mit gespendeten Reben der Sorten Riesling und Ehrenfelser unseres Partnerlandkreises Rheingau-Taunus ein Weinberg auf den Tribünen der Nordkurve angelegt. Der Heimatverein Wilmersdorf pflegt den Weinberg und erntet jährlich rund 250 kg Trauben, die dann im Rheingau-Taunus-Kreis gekeltert und zu circa 120 Litern Wein verarbeitet werden. Dieser Wein darf gemäß EU-Recht keine Lagenbezeichnung haben. Früher hieß er Wilmersdorfer Rheingauperle, jetzt deshalb nur noch Wilmers!
Am 2. Mai 2003 wurde die Fläche des Weinbergs erweitert durch die Ersatzpflanzung von neuen Rieslingreben, die der Landkreis dem Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf im Jahr 2002 zum 30jährigen Bestehen der Partnerschaft geschenkt hatte.
In diesem Jahr war der Ertrag übrigens gut. Es gab wieder rund 250 kg Trauben mit 92 Grad Oechlse, also einem recht hohen Zuckergehalt.

Die Hänge des Eisstadions und des Stadions Wilmersdorf werden den Sommer über übrigens im Dienst der Artenvielfalt mit Schafen beweidet. Wir haben gute Erfahrungen mit dieser Art von “Rasenmähern” gemacht, weil das nicht nur eine schonende Landschaftspflege ist, sondern auch zur Biodiversität beiträgt. Zudem freuen sich viele Familien mit Kindern darüber die Tiere beobachten zu können.

Findling am Stadion Wilmersdorf

Findling am Stadion Wilmersdorf

Eine Gedenktafel an einem Findling auf dem südlichen Rundgang erinnert an den damaligen Bezirksstadtrat Heinrich Evert.
Diese Sportanlage hat
Wilmersdorf 1948 – 1951
unter der Leitung von
Bezirksstadtrat
HEINRICH EVERT
aus 1 Million Kubikmeter
Trümmerschutt erbaut als
Stätte für den friedlichen
Wettstreit der Jugend

Eingang Sommerbad Wilmersdorf

Eingang Sommerbad Wilmersdorf

3. Das Sommerbad Wilmersdorf

Das Sommerbad wurde 1956 auf dem Gelände eines bis 1934 abgerissenen Gaswerks angelegt. Der im Volksmund gebräuchliche Name “Lochowbad” bezieht sich auf den 1937 nach einem deutschen General des Ersten Weltkrieges benannten “Lochowdamm”, der 1968 in Fritz-Wildung-Straße umbenannt. Das Sommerbad befindet sich auf einem Areal, das bereits vor dem Zweiten Weltkrieg als Sportforum vorgesehen war und liegt heute in unmittelbarer Nachbarschaft der zahlreichen Sporteinrichtungen rund um das Stadion Wilmersdorf.
Das parkähnlich gestaltete Gelände des Sommerbads nimmt eine Fläche von rund 20.000 Quadratmetern ein und besteht überwiegend aus großzügig angelegten Liegewiesen.
Je nach Bedarf können verschiedene Becken genutzt werden. Es gibt ein 50-Meter-Becken (50 Meter x 20 Meter), ein Lehrschwimmbecken (20 Meter x 8 Meter) und ein Nichtschwimmerbecken (80 Meter x 16 Meter). Für die kleineren Kinder existiert noch ein Planschbecken mit 8 Metern Durchmesser. Das Sprungbecken (20 Meter x 20 Meter) ist mit einem 5- und 10-Meter-Turm ausgestattet und besitzt noch ein 3- und 1-Meter-Brett.

In das Ensemble von Umkleide- und Verwaltungsgebäuden ist auch das Snackpoint Terrassen Restaurant mit einbezogen. Bei günstigen Witterungsverhältnissen wird das Bad bis zur Grenze seiner Kapazität ausgelastet und nimmt 8000 bis 10.000 Besucher pro Tag auf.

Wir gehen jetzt weiter durch die Sportanlagen bis ins neue Maximilians-Quartier

Maximiliansquartier 2023

Maximiliansquartier

4. Das neue Wohnviertel Maximiliansquartier

Neue Wohnungen werden in Berlin gebraucht, doch wenn in der Stadt gebaut wird, stößt das nur selten auf die Begeisterung derer, die dann weichen müssen. Sie erinnern sich vielleicht an den langen Konflikt zwischen den Kleingärtnern der Kolonie Bad Oeynhausen und dem Bauherrn? Der Bezirksverband der Kleingärtner, dem die Post die Kleingärten angeboten hatte, lehnte den Kauf ab. Die Post verkaufte schließlich anderweitig an einen Investor, der wiederum an die Groth-Gruppe verkaufte, die hier bauen wollte. Gemeinsam mit dem Bezirk wurde letztlich ein Kompromiss ausgehandelt. Nur etwa die Hälfte des Kleingartenareals wurde bebaut, die andere Hälfte der Kleingärtner konnte bleiben. Die Wohnfläche auf den 4,7 Hektar des neuen Wohnquartiers beträgt inklusive der Gewerbefläche rund 67.500 Quadratmeter. Von den insgesamt rund 970 Wohnungen sind 65 wohnpreisgebunden.

Neue Straßen:
Helene-Jacobs-Straße: Die Hauptdurchgangsstraße durch das neue Quartier ist Helene Jacobs gewidmet. Als Tochter einer Lehrerin 1906 in Schneidemühl geboren, wächst Helene Jacobs unter großen Entbehrungen und ohne Vater auf. Nach dem Lyzeum (höhere Schule für Mädchen) besucht sie einen Handelskursus und findet in Berlin eine Anstellung bei einem Patentanwalt. Als dieser nach der nationalsozialistischen Machtübernahme rassisch verfolgt wird, kann sie ihm und seiner Familie 1939 zur Flucht aus Deutschland verhelfen. Helene Jacobs schließt sich der Bekennenden Kirche an und trifft bei Veranstaltungen der Dahlemer Bekenntnisgemeinde auf weitere Helferinnen und Helfer für Verfolgte. 1940 lernt sie dort auch Franz Kaufmann kennen, der gemeinsam mit anderen die Arbeit des Büros von Pfarrer Heinrich Grüber unterstützt. Helene Jacobs hilft rassisch Verfolgten mit Lebensmitteln und gefälschten Ausweisen, organisiert Verstecke und stellt dabei auch ihre eigene Wohnung als Quartier zur Verfügung. Im August 1943 wird Helene Jacobs festgenommen und im Januar 1944 vom Sondergericht Berlin zu zweieinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt. Sie kann in der Haft das Kriegsende überleben und setzt sich nach 1945 für die Verständigung zwischen Juden und Christen ein. Helene Jacobs ist am 13. August 1993 verstorben.

Werner-Richard-Heymann-Platz

Werner-Richard-Heymann-Platz

Werner Richard-Heymann-Platz: Offiziell benannt wurde der Platz in Schmargendorf bereits im April 2020 nach Werner Richard Heymann (1896-1961). Eine Feier zu Ehren des Komponisten hatte allerdings die Corona-Pandemie vereitelt. Im Oktober 2020 hat sich Bezirksbürgermeister Reinhard Naumann mit Heymanns Tochter Elisabeth Trautwein-Heymann auf dem Platz getroffen. Sie sagte damals:

“Es berührt mich tief, dass mit diesem Straßennamen mein Vater wieder nach Berlin zurückgekehrt ist. Er war dieser Stadt sehr verbunden, bevor er emigrieren musste und hat unter vielen verschiedenen Adressen in Charlottenburg und Wilmersdorf gelebt.”

Heymann musste 1933 wegen seiner jüdischen Abstammung aus Berlin emigrieren. “Mit nur zwei Koffern”, wie seine Tochter erzählte. Nach Stationen in Paris und London gelang ihm Ende der 30er-Jahre der Durchbruch als Komponist in Hollywood, wo er zahlreiche Filmmusiken, u. a. für die Ernst-Lubitsch-Filme “Ninotschka” mit Greta Garbo komponierte. Für seine Musik wurde er mehrfach für den Oscar nominiert. 1951 kehrte er nach Deutschland zurück, wo er 1961 in München starb.
Sein Werk ist umfangreich und vielfältig und umfasst neben Filmmusik auch Operetten, Schlager und Chansons. Er vertonte außerdem Texte von Walter Mehring und Kurt Tucholsky, Leo Heller und vielen anderen. Großen Bekanntheitsgrad erreichten seine Kompositionen für viele Filme der Nachkriegszeit wie “Die Drei von der Tankstelle”.

An seinem ehemaligen Wohnhaus am Karolingerplatz 5a in Westend, von dem aus Werner Richard Heymann 1933 ins Exil ging, erinnert heute eine Gedenktafel mit einem Zitat an den Komponisten: “Sie kennen mich nicht, aber sie haben viel von mir gehört.”

Wir streifen nun durch die Laubenkolonie und treffen an der Ecke Friedrichshaller und Breite Straße Andreas Butz von der Schmargendorfer Kiez-Initiative Schnipps, der uns ein bisschen erzählt, was die Initiative so tut.

Andreas Butz von der Schmargendorfer Kiez-Initiative Schnipps

Andreas Butz von der Schmargendorfer Kiez-Initiative Schnipps

5. Schmargendorfer Kiez-Initiative Schnipps stellt sich vor

Andreas Butz von der Schmargendorfer Kiez-Initiative Schnipps stellt seine Initiative vor und berichtet von erfolgreichen Umsetzungen.

Gartenarbeitsschule Ilse Demme

Gartenarbeitsschule Ilse Demme

6. Gartenarbeitsschule Ilse Demme

Die Gartenarbeitsschule Ilse Demme ist eine bezirkliche Bildungseinrichtung, die als Schulreformprojekt am 19. April 1921 gegründet wurde. Von 1946 bis 1968 wurde sie von Ilse Demme geleitet, deren Namen sie heute trägt. „Ihre große Intelligenz, ihre Menschlichkeit und ihre stete Bereitschaft, sich für ihre Überzeugungen und Ideen in jeder Beziehung voll einzusetzen, zeichneten den Schilderungen zufolge Ilse Demme aus.“

Noch heute befindet sich die Gartenarbeitsschule auf ihrem Ursprungsgelände und hat den Widrigkeiten der Zeit standgehalten.
Hervorgegangen aus der reformpädagogischen Tradition der Arbeitsschulbewegung, den Gedanken von Pestalozzi, Maria Montessori, Friedrich Fröbel und Rudolf Steiner stellt sie sich heute mit ihren Bildungsangeboten den aktuellen Anforderungen einer Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE).

Entsprechend ihres Ursprungs hat die Gartenarbeitsschule noch immer drei Funktionen: Sie ist Anschauungs-, Arbeits- und Liefergarten. Wie zur Zeit der Schulreformprojekte „soll der ganze Mensch, nicht nur sein Verstand, sondern auch seine handwerklichen und sozialen Fähigkeiten ausgebildet werden“. Das sind auch die Ansprüche des aktuellen Berliner Rahmenlehrplans, heute „Kompetenzerwerb“.

Weitere Einblicke

  • Laubenkolonie
  • Kiezspaziergang 141023 maximiliansquartier
  • Frau Schmitt-Schmelz vor Eisstadion
  • Frau Schmitt-Schmelz und Brzezinski in der GAS