Die Spreeniederung befindet sich im Berliner Urstromtal als Teil des Warschau-Berliner Urstromtals, in das die Schmelzwässer des Inlandeises und der Weichseleiszeit entwässerten. Nördlich wird das Urstromtal durch den Barnim, südlich von der Teltow-Hochfläche begrenzt. Die Spree mäandert innerhalb des Urstromtals und verlagerte immer wieder ihren Lauf. Hierdurch entstanden neue Flussschleifen, während alte abgeschnitten wurden. Diese abgeschnittenen Schleifen bilden Altarme (mit Anschluss an den Fluss) und Altwässer (vollständig getrennte Weiher). Diese Gewässer sind natürlicherweise nährstoffreich und neigen daher zur Verlandung. Die Gewässermorphologie eines Flusses (mit Flachwasserbereichen am Gleithang und Uferabbrüchen am Prallhang) ist bei dem Altarm im Österreichpark nur noch ansatzweise erkennbar. Ursprünglich machte der Altarm einen Bogen, verlief mehr oder weniger entlang der heutigen Quedlinburger Straße und mündete im Bereich des Charlottenburger
Verbindungskanals wieder in die Spree. Im Zuge der baulichen Entwicklung Berlins wurde der Altarm weitgehend verfüllt. Der Bereich des Altarms bietet besondere Potenziale zur Verbesserung des ökologischen Zustands, die ebenfalls genutzt werden sollten.
- Erhaltung und Entwicklung flacher Uferzonen
- Herstellung von Totholzstrukturen; Totholz in Form von (langen) Baumstämmen, welche auch über die Wasseroberfläche ragen und als Sitz-, bzw. Nistmöglichkeit für Wasservögel fungieren
- Qualifizierung der wasserseitigen naturnahen Uferbepflanzung
- Einbringen von Schwimmpflanzen
- Pflanzung uferbegleitender heimischer Kleingehölze, die den Zugang zum Ufer erschweren
- Prüfung einer Entschlammung
Der Altarm am Österreichpark hat in dem ansonsten lebensfeindlich ausgebildeten Rechteckprofil der innerstädtischen Spree eine hohe Bedeutung als Aufwuchsraum für die Fischbrut und Jungfische, die im Freiwasser der Spree dem Sog und Wellenschlag von Motorjachten und Berufsschifffahrt nicht standhalten können.
Aufgrund der Struktur ist der Altarm auch als Lebensraum für den Biber von besonderer Bedeutung. Seit etwa 2007 werden im Bereich der Spree im Bezirk regelmäßig Biber nachgewiesen. Ein Schwerpunkt der Biberaktivitäten erstreckt sich spreeaufwärts vom Hafenbecken am Österreichpark bis in den Landwehrkanal.
An der Spree beginnt derzeit die Ufersanierung zwischen Jungfernheidesteg und Caprivibrücke. Aufgrund der massiven und mehrere Jahre andauernden Baumaßnahmen ist mit massiven Störungen für die Biber zu rechnen, die minimiert werden müssen. Im Zuge der Sanierung wurden von Umwelt- und Naturschutzseite zahlreiche Maßnahmen vorgeschlagen, die zum Teil umgesetzt werden sollen.
Anzustreben wäre aus Naturschutzsicht der Rückbau bestehender Uferbefestigungen und die Herstellung von Böschungen zur Schaffung von Wasser-Land-Übergängen und Lebens- und Bruthabitaten. Da eine durchgängige Breite der Spree von 50 Metern bei der Planung mit hoher Priorität verfolgt wird, ist die Schaffung von Böschungen aber kaum möglich.
Eine Maßnahme, die umgesetzt wird, ist der Bau sog. „Energiespundwände“. Offene Gewässer verfügen aufgrund der hohen Wärmekapazität von Wasser und des relativ konstanten Temperaturregimes über ein großes regeneratives Energiepotential. Dieses kann durch thermisch aktivierte Stahlspundwände (Energiespundwände) erschlossen werden. Sie bestehen aus handelsüblichen Spundwandprofilen mit speziellen, aufgeschweißten Absorberrohren. Der Einsatz an offenen Gewässern, z.B. in Hafenbecken, ist besonders effizient bei der Leistungserzeugung durch Entzug der Wärme.
Geprüft wird der Bau sog. „Vertical Wetlands“. Hierbei handelt es sich um eine Art Baukastensystem, das an Spundwände montiert wird. Bepflanzt werden sie mit Stauden und Gehölzen, wie sie auch an natürlichen Ufern vorkommen. Sie ermöglichen den Ein- und Ausstieg ins Wasser und führen damit zu einer Überbrückung bisher unüberwindlicher Hindernisse. Außerdem bieten sie Rast- und Nistplätze sowie Rückzugsgebiete für Insekten und wirken sich günstig auf das Mikroklima aus.
Auch die Zwischenräume, die in einigen Abschnitten zwischen den alten und neuen Spundwänden entstehen (ca. 50 cm breit) sind als Standorte für Bepflanzungen zu entwickeln. Die alte Spundwand sollte im Wasser belassen werden.