247. Kiezspaziergang am 9. September 2023: Mierendorff-Insel: Neue Mobilitätsaspekte und Klimaanpassung

Mierendorffplatz

Der Mierendorffplatz liegt im Herzen der Mierendorff-Insel

Umweltstadtrat Oliver Schruoffeneger begrüßt die Teilnehmenden des Kiezspaziergangs und stellt das Thema vor

Umweltstadtrat Oliver Schruoffeneger begrüßt die Teilnehmenden des Kiezspaziergangs und stellt das Thema vor

Herzlich willkommen zu unserem 247. Kiezspaziergang. Er führt uns heute über die Mierendorff-Insel. Im Fokus stehen hier neue Formen der Mobilität, Klimaanpassungsmaßnahmen und Bürgerbeteiligung.
Ich bin Oliver Schruoffeneger, Stadtrat Ordnung, Umwelt, Straßen und Grünflächen von Charlottenburg-Wilmersdorf und freue mich über die vielen Gäste, die mich heute bei diesem Spaziergang unterstützen werden.
Gleich zu Beginn hier an der Jelbi-Station begrüße ich Rolf Mienkus von der Insel Projekt GmbH, der uns etwas zum Thema Mobilität sagen wird.

Der Jelbi-Punkt auf dem Mierendorffplatz

Der Jelbi-Punkt auf dem Mierendorffplat

1. Station: Mobilitätsstation Mierendorffplatz

Schon seit vielen Jahren ist die insel-Projekt GmbH auf der Mierendorff-Insel aktiv, um konkrete Lösungen für bedarfsgerechte Mobilität vor Ort zu entwickeln. Im Zuge des “Transformationskonzepts nachhaltige Mobilität für die Mierendorff-Insel” ist auf dem Mierendorffplatz 2021 ein Experimentierraum für neue Mobilität entstanden, der in einem Zeitraum von etwa sechs Monaten die Möglichkeit bot, die verschiedensten Verkehrsmittel auszuprobieren. So gab es Stellplätze für E-Roller, Leihfahrräder und E-Tretroller sowie insgesamt 13 Parkplätze für stationäres und freefloating Carsharing. Leitend waren auch dabei das Ziel des Transformationskonzepts, gleichermaßen Barrierefreiheit, Infrastruktur, Sicherheit und Aufenthaltsqualität zusammenzubringen. Die Erkenntnisse aus diesem Versuch flossen in die Ausgestaltung des heutigen Jelbi-Punkts ein. Jelbi (berlinerisch für „gelb“) gehört zur BVG und bietet berlinweit die Möglichkeit, öffentliche Verkehrsmittel und Sharing-Angebote zu kombinieren. Auch in Charlottenburg-Wilmersdorf wird das Netz stetig erweitert und verdichtet. Dies hat neben einer stark verbesserten Anbindung aller Kieze den Vorteil, dass die bereits heute im öffentlichen Straßenland gegenwärtigen Räder, Tretroller etc. dann nurmehr an konkreten Punkten abgestellt werden können und dennoch für alle schnell erreichbar sind.

Herzlichen Dank, Rolf Mienkus!

Garten an der Mierendorff-Grundschule

Garten an der Mierendorff-Grundschule

2. Mierendorff-Schule

2.1. Kräutergarten
Zwischen UdK und der Mierendorff-Grundschule befindet sich ein Interkultureller Kräutergarten der DorfwerkStadt und der Mierendorffgrundschule. Ursprünglich befand sich der Garten weiter südlich, musste aber dem Erweiterungsbau der Grundschule weichen. Die Dorfwerkstadt bietet Schüler:innenprojekte zur Umweltbildung an. Zusätzlich gibt es einen „Naschgarten“ mit Brombeer-, Himbeer-, Stachelbeer-, Johannisbeer- und Heidelbeersträuchern, Apfel- und Birnenbäume sowie Kornelkirschen, Wildbienenhotels und Pflanzungen mit besonders bienenfreundlichen Arten, eine von Schüler:innen der Grundschule gebaute und bepflanzte Kräuterspirale sowie seit 2022 ein Klimabeet des Projektes Pflanze KlimaKultur des Botanischen Gartens Berlin. In diesem Projekt wird der Einfluss des Klimawandels auf die saisonalen Entwicklungsstadien ausgewählter krautiger Pflanzenarten in privaten und öffentlichen Gärten beobachtet. Hierdurch wird erforscht, wie Klimaveränderungen die Wachstumsphasen von Pflanzen beeinflussen.
Der Verein DorfWerkstadt e.V. engagiert sich mit diesem Projekt am GASAG-Umwelt€uro, einer Aktion der GASAG zur Förderung des Stadtgrüns. Ausgewählte Projekte werden mit bis 2500 Euro unterstützt – wer hier dem „Interkulturellen Kräutergarten“ seine Stimme geben will, kann dies bis zum 26. September hier tun: https://mierendorffinsel.org/2023/08/abstimmen-fuer-mehr-gruen-auf-der-insel/
Herzlichen Dank, Frank Markowski von der Dorfwerkstadt e.V. für die Vorstellung dieses Projekts!

Kunst an Bau und Schulweg-Sicherheit: Zwei Themen an der Mierendorff-Grundschule

Kunst an Bau und Schulweg-Sicherheit: Zwei Themen an der Mierendorff-Grundschule

2.2. Thema Schulwegsicherheit
Wir stehen hier jetzt vor dem Erweiterungsbau der Mierendorff-Grundschule. Übrigens wurde gerade erst in der Kommission „Kunst am Bau“ der Wettbewerb für das Kunstwerk ausgeschrieben, das nachher entweder im Eingangsbereich oder auf dem Platz stehen soll. Heute soll es aber weniger um die Erweiterung der Schule gehen, sondern um die verkehrliche Situation ringsherum. Wie an vielen anderen Grundschulen im Bezirk ist insbesondere die Lage frühmorgens zu Schulbeginn sehr problematisch, da es ein sehr hohes Aufkommen an Autos gibt von Eltern, die ihre Kinder unmittelbar vor das Schulgebäude bringen möchten. Für uns ist daher schon geraumer Zeit die Infrastruktur rund um Schulen sehr wichtig, um Kindern einen sicheren Weg zur Schule zu ermöglichen und gleichzeitig eine geordnete verkehrliche Situation zu schaffen. Es wurde daher ein Gutachten beauftragt, das eine Bestandsaufnahme für alle bezirklichen Grundschulen bietet und Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung empfiehlt. Ein wichtiger Baustein sind sogenannte Kiss & Go-Zonen: In diesen Bereichen ist ausschließlich das Halten erlaubt, um Kinder rauszulassen und anschließend den Platz für die Nächsten freizugeben. Da diese Bereiche nah an den Schulgebäuden liegen und der Weg bis dorthin ausreichend mit Querungshilfen ausgestattet ist, können die Kinder den restlichen Weg sicher und bequem zu Fuß gehen. Welche Maßnahmen hier an Ort und Stelle nachher umgesetzt werden, wird aktuell geprüft und anschließend in die Planung überführt.

Berichtet über die Arbeit der Dorfwerkstadt und des Insel-Rats: Andrea Isermann-Kühn

Berichtet über die Arbeit der Dorfwerkstadt und des Insel-Rats: Andrea Isermann-Kühn

3. Dorfwerkstadt

Hier stehen wir vor dem Kiezbüro der Dorfwerkstadt, einem Verein, der eine bedeutende Arbeit rund um die Themen Partizipation, Sozial- und Regionalraumorientierung, Stadteilentwicklung leistet. So ist der Verein seit Langem ein wichtiger Gesprächspartner für die politisch Verantwortlichen im Bezirk. Eine besondere Form der Beteiligung stellt der Insel-Rat dar: Ein ehrenamtliches Gremium, dessen Mitglieder die gesamte Mierendorffinsel in ihrer Vielfalt repräsentieren. Nach einem Losverfahren in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Bürger- und Ordnungsangelegenheiten (LABO) bestimmt, konnten so wichtige Kriterien wie Alter, Geschlecht und Herkunft berücksichtigt werden. Unter den 700 Ausgelosten wurden schließlich 350 Menschen angeschrieben und eine Beteiligung angeboten. Inzwischen tagt das Gremium, das aus etwa 30 Personen besteht, mehrmals im Jahr und kann so die Belange der Zivilgesellschaft zur Geltung bringen. Damit stellt der Insel-Rat ein Korrektiv für die Politik und etablierte Interessenorganisationen gleichermaßen dar.

Herzlichen Dank an Andrea Isermann-Kühn für die Vorstellung der Dorfwerkstadt und des Insel-Rats.

4. Österreichpark

Der Österreichpark ist eine öffentliche Parkanlage am Spreeufer im Berliner Ortsteil Charlottenburg. Die rund 3000 Quadratmeter umfassende ehemalige Sömmeringanlage wurde durch Mittel der Österreich-Werbung-Deutschland zu einer Parklandschaft erweitert und am 12. Mai 2013 unter dem Namen Österreichpark eröffnet.
Die Grünanlage zieht sich rund 200 Meter am Nordufer der Spree entlang. Im Westen ist sie von einem etwa 50 Meter langen Rest eines Altarms der Spree begrenzt. Nördlich schließt sich das Globe Theatre und der Sportplatz mit der denkmalgeschützten Sporthalle Charlottenburg (auch: Sömmering-Halle) an, die 1962–1964 nach Plänen des Architekten Ludwig Leo errichtet wurde.
Landschaftsplaner sehen die Spree als einen die Stadt durchquerenden Grünraum, der die Erholungsgebiete vom Müggelsee, Treptower Park, Tiergarten, Charlottenburger Schloßgarten und die Spandauer Uferanalagen verbindet. Ansätze zu diesem Gedanken finden sich schon bei Lenné um 1840. Die vielfach durch hohe Ufermauern, Ladestraßen und Bebauung eingepferchte Spree wurde seit 1952 an vielen Stellen begrünt – zunächst im Notstandsprogramm. In Charlottenburg legte damals das Gartenbauamt unter Joachim Kaiser flache Uferböschungen und Fußwege an der Spree an. Vor allem das Südufer war wegen des vormaligen Treidelweges hierzu geeignet. Am Nordufer entstand die Sömmeringanlage, heute der Österreichpark.

Dr. Ulrich Heink

Dr. Ulrich Heink vom Umweltamt berichtet über Klimaanpassungsmaßnahmen auf der südlichen Mierendorff-Insel

Thema: Das Klimaanpassungskonzept für die südliche Mierendorffinsel gehört beim Wettbewerb „Ideen für die Schwammhauptstadt“ zu den zehn Auserwählten

Dr. Ulrich Heink vom Umwelt- und Natuschutzamt wird uns nun etwas zu den “Ideen für die Schwammhauptstadt” erzählen:

Aus 73 eingereichten Bewerbungen, wählte eine von der Regenwasseragentur Berlin ins Leben gerufene Jury zehn „Ideen für die Schwammhauptstadt“ aus.
Das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf lässt in Kooperation mit „The Nature Conservancy“ erstmalig in Berlin ein lokales Klimaanpassungskonzept auf der südlichen Mierendorffinsel erstellen. Es werden konkrete Vorschläge für Klimaanpassungsmaßnahmen erarbeitet und die planerischen Voraussetzungen für längerfristige Maßnahmen geschaffen. Klimasimulationen liefern Hinweise auf klimabedingte Risiken. Kernbestandteil im Prozess von Analyse bis Maßnahmenplanung ist die Beteiligung von Anwohnenden.
Das Klimaanpassungskonzept wird bis zum Ende des Jahres erarbeitet und zeichnet sich dadurch aus, dass die Umsetzbarkeit der Maßnahmenvorschläge im Vordergrund steht. Verschiedene Ämter und Anwohnende werden frühzeitig einbezogen. Darüber hinaus hat das Projekt Pilotcharakter und soll als Modell für weitere lokale Klimaanpassungsprojekte im Bezirk dienen.

5. Renaturierung und Öffnung neuer Wege (Am Altarm entlang hinter der Sporthalle vorbei zur Sömmeringstraße)

Die Spreeniederung befindet sich im Berliner Urstromtal als Teil des Warschau-Berliner Urstromtals, in das die Schmelzwässer des Inlandeises und der Weichseleiszeit entwässerten. Nördlich wird das Urstromtal durch den Barnim, südlich von der Teltow-Hochfläche begrenzt. Die Spree mäandert innerhalb des Urstromtals und verlagerte immer wieder ihren Lauf. Hierdurch entstanden neue Flussschleifen, während alte abgeschnitten wurden. Diese abgeschnittenen Schleifen bilden Altarme (mit Anschluss an den Fluss) und Altwässer (vollständig getrennte Weiher). Diese Gewässer sind natürlicherweise nährstoffreich und neigen daher zur Verlandung. Die Gewässermorphologie eines Flusses (mit Flachwasserbereichen am Gleithang und Uferabbrüchen am Prallhang) ist bei dem Altarm im Österreichpark nur noch ansatzweise erkennbar. Ursprünglich machte der Altarm einen Bogen, verlief mehr oder weniger entlang der heutigen Quedlinburger Straße und mündete im Bereich des Charlottenburger Verbindungskanals wieder in die Spree. Im Zuge der baulichen Entwicklung Berlins wurde der Altarm weitgehend verfüllt. Der Bereich des Altarms bietet besondere Potenziale zur Verbesserung des ökologischen Zustands, die ebenfalls genutzt werden sollten.
  • Erhaltung und Entwicklung flacher Uferzonen
  • Herstellung von Totholzstrukturen; Totholz in Form von (langen) Baumstämmen, welche auch über die Wasseroberfläche ragen und als Sitz-, bzw. Nistmöglichkeit für Wasservögel fungieren
  • Qualifizierung der wasserseitigen naturnahen Uferbepflanzung
  • Einbringen von Schwimmpflanzen
  • Pflanzung uferbegleitender heimischer Kleingehölze, die den Zugang zum Ufer erschweren
  • Prüfung einer Entschlammung

Der Altarm am Österreichpark hat in dem ansonsten lebensfeindlich ausgebildeten Rechteckprofil der innerstädtischen Spree eine hohe Bedeutung als Aufwuchsraum für die Fischbrut und Jungfische, die im Freiwasser der Spree dem Sog und Wellenschlag von Motorjachten und Berufsschifffahrt nicht standhalten können.
Aufgrund der Struktur ist der Altarm auch als Lebensraum für den Biber von besonderer Bedeutung. Seit etwa 2007 werden im Bereich der Spree im Bezirk regelmäßig Biber nachgewiesen. Ein Schwerpunkt der Biberaktivitäten erstreckt sich spreeaufwärts vom Hafenbecken am Österreichpark bis in den Landwehrkanal.

An der Spree beginnt derzeit die Ufersanierung zwischen Jungfernheidesteg und Caprivibrücke. Aufgrund der massiven und mehrere Jahre andauernden Baumaßnahmen ist mit massiven Störungen für die Biber zu rechnen, die minimiert werden müssen. Im Zuge der Sanierung wurden von Umwelt- und Naturschutzseite zahlreiche Maßnahmen vorgeschlagen, die zum Teil umgesetzt werden sollen.
Anzustreben wäre aus Naturschutzsicht der Rückbau bestehender Uferbefestigungen und die Herstellung von Böschungen zur Schaffung von Wasser-Land-Übergängen und Lebens- und Bruthabitaten. Da eine durchgängige Breite der Spree von 50 Metern bei der Planung mit hoher Priorität verfolgt wird, ist die Schaffung von Böschungen aber kaum möglich.

Eine Maßnahme, die umgesetzt wird, ist der Bau sog. „Energiespundwände“. Offene Gewässer verfügen aufgrund der hohen Wärmekapazität von Wasser und des relativ konstanten Temperaturregimes über ein großes regeneratives Energiepotential. Dieses kann durch thermisch aktivierte Stahlspundwände (Energiespundwände) erschlossen werden. Sie bestehen aus handelsüblichen Spundwandprofilen mit speziellen, aufgeschweißten Absorberrohren. Der Einsatz an offenen Gewässern, z.B. in Hafenbecken, ist besonders effizient bei der Leistungserzeugung durch Entzug der Wärme.

Geprüft wird der Bau sog. „Vertical Wetlands“. Hierbei handelt es sich um eine Art Baukastensystem, das an Spundwände montiert wird. Bepflanzt werden sie mit Stauden und Gehölzen, wie sie auch an natürlichen Ufern vorkommen. Sie ermöglichen den Ein- und Ausstieg ins Wasser und führen damit zu einer Überbrückung bisher unüberwindlicher Hindernisse. Außerdem bieten sie Rast- und Nistplätze sowie Rückzugsgebiete für Insekten und wirken sich günstig auf das Mikroklima aus.

Auch die Zwischenräume, die in einigen Abschnitten zwischen den alten und neuen Spundwänden entstehen (ca. 50 cm breit) sind als Standorte für Bepflanzungen zu entwickeln. Die alte Spundwand sollte im Wasser belassen werden.

Tycon Cote, Leiter des Tiefbauamts, erklärt die neue Fahrradstrecke

Tycon Cote, Leiter des Tiefbauamts, erklärt die neue Fahrradstrecke

6. Radfahrstreifen Sömmeringstraße

Wir sind nun an der Sömmeringstraße, die Teil einer leistungsfähigen Nord-Süd-Verbindung für den Radverkehr werden soll. Der Leiter unseres Tiefbauamts Tyco Cote erzählt Ihnen nun mehr dazu:

Die Radverkehrsanlage Sömmeringstraße ist Teil der sogenannten „Opernroute“, die auf insgesamt etwa 2,2 Kilometern von der Bismarckstraße bis zur Olbersstraße verläuft und Vorrangroute innerhalb des Berliner Radverkehrsnetzes ist. Somit entsteht eine neue, leistungsfähige Nord-Süd-Verbindung, die insbesondere für Pendler von großem Nutzen sein wird. Die Planung leistet die landeseigene Projektgesellschaft infravelo und stimmt sich dabei mit dem Bezirk ab. Insbesondere müssen die durch den Bezirk geplanten Fußgängerüberwege (Zebrastreifen) mit der beabsichtigen Trasse harmonisiert werden. Die Fahrbahn hat in beiden Richtungen eine Breite von 2,50 Metern, ist mit Sicherheitstrennstreifen versehen und grün beschichtet. Die Planungen für diesen Bauabschnitt sind abgeschlossen, die Ausführung ist für Anfang 2024 vorgesehen.

Danke, Tyco Cote, dass Sie sich heute Nachmittag Zeit für uns genommen haben.

7. Caprivi-Brücke und Biergarten

Aktuell findet ein Neubau der Uferbefestigung der Spree-Oder-Wasserstraße statt. Uferwände erfüllen die Funktion, das landseitige Gelände (Verkehrsflächen, Grünflächen, Gewerbe, Wohnbebauung) gegen die Spree abzusichern. Dieses umfangreiche Vorhaben und die damit einhergehenden Baumaßnahmen bieten in Charlottenburg die Möglichkeit, die angrenzenden Flächen neu zu gestalten. So kann etwa im Uferbereich durch die Einrichtung von Sitzgelegenheiten eine neue Aufenthaltsqualität geschaffen werden. Zugleich ist dem Bezirk sehr daran gelegen, bestehende Grünflächen nicht mehr als unbedingt erforderlich durch die Bauarbeiten beeinträchtigen zu lassen; dies gilt insbesondere für den Baumbestand. Eine besondere Chance bietet das Vorhaben auch für den Klimaschutz: So kann ein Wärmetauscher in der Bohrpfahlwand angrenzende Gebäude mit Wärme versorgen. Im Zuge der Erneuerung der geotechnischen Anlage können damit auch neue Formen der Wärmegewinnung aufgebaut werden.

Altes Kraftwerk am Siemenssteig

Altes Kraftwerk am Siemenssteig

8. Station: Siemenssteg

Thema: Neubauprojekt Bildgießerei Noack
Die Bildgießerei Noack ist ein traditionsreiches, international renommiertes Familienunternehmen, und ist weltweit führend für Gusstechniken bei Kunstwerken. So zeichnen sie etwa für die Sanierung der Quadriga auf dem Brandenburger Tor verantwortlich, aber auch für bedeutende zeitgenössische Kunstwerke. Als das Unternehmen vor etwa zehn Jahren aus Schöneberg an diesen Ort gezogen ist, hat es dieses denkmalgeschützte Gebäude hier am Spreeufer vor uns ebenfalls erworben. Gegenwärtig werden verschiedene Möglichkeiten der Nutzung eruiert, dabei hat das Unternehmen einen Entwurf vorgelegt, wie hier ein Ort der Kunst und Kultur entstehen kann, etwa durch die Einrichtung von Ateliers. Die damit verbundenen baulichen Anpassungen wären selbstverständlich mit dem Denkmalschutz in Einklang zu bringen, zudem sind die weiteren räumlichen Gegebenheiten in der Nachbarschaft, etwa das denkmalgeschützte Kraftwerksgelände, zu beachten. Jedenfalls wäre so eine weitere Öffnung des Inselrundwegs möglich, die zu einer deutlichen Steigerung der Attraktivität beitragen könnte.

Grillplatz Goslarer Ufer

Grillplatz Goslarer Ufer

9. Station: Über den Uferwanderweg zum Grillplatz Goslarer Ufer

Wir sind jetzt an einem Ort angelengt, bei dem unser Insel-Rat eine entscheidene Rolle spielt. Der Grillplatz hier am Goslarer Ufer ist ein zentraler Punkt des Mierendorffrundwegs und gerade in den Sommermonaten stark frequentiert. Zugleich gab es in der Vergangenheit immer wieder Debatten über Möglichkeiten einer naturschonenden Nutzung, da doch gerade das hohe Aufkommen an Müll auf die Dauer für einigen Unmut gesorgt hat. Der Bezirk wollte ursprünglich den Grillplatz erhalten, während der Insel-Rat sich gegen eine weitere Nutzung in der aktuellen Form entschieden hat. Es ist nun geplant, die Fläche im Sinne eines „Treffpunkts für alle“ baulich umzugestalten. Daher wird der Grillplatz etwa ab Oktober nicht mehr nutzbar sein. Gleichwohl werden alternative Möglichkeiten der Freizeitgestaltung, etwa ein Skatepark, geschaffen und auch das Grillen wird vielleicht nicht komplett verschwinden: Im Bereich des Biergartens Caprivi wäre die Ausweisung von Flächen möglich, sofern diese entsprechend betreut würden, sodass Natur und Umwelt weitgehend geschont bleiben.

Wasserturm

Der alte Wasserturm auf dem DIBAG-Gelände

9. Jugendexperimentierzentrum Wasserturm

Wir befinden uns jetzt auf der vorletzten Station unseres Spaziergangs hier auf dem Gelände der DIBAG und stehen vor dem denkmalgeschützten Wasserturm. Dieses wunderschöne, wenn auch von außen nicht gleich ersichtliche, Gebäude muss alsbald baulich instandgesetzt werden. Wir haben vor drei Jahren gemeinsam mit der Dorfwerkstadt und dem Eigentümer ein Jugendprojekt gestartet. Das Ziel ist es, hier ein Jugendexperimentierzentrum für den Bezirk einzurichten. Über die Beschäftigung mit dem öffentlichen Raum, Nachhaltigkeit, Wasser und Grün kann dieser Turm auch ein Ort der Umweltbildung werden. Gegenwärtig versuchen wir weiterhin, den Eigentümer für diese Idee zu begeistern. Dankenswerterweise hat er vor einigen Jahren bereits einen Film finanziert, an dem Jugendliche beteiligt waren. Wir sind also zuversichtlich, ihn von unserem Konzept zu überzeugen und diesen Ort neu nutzbar zu machen.

10. Endpunkt S+U Jungfernheide

Der Bahnhof Jungfernheide ist der Endpunkt unseres heutigen Spaziergangs. Die Reaktivierung der Siemensbahn stellt ein bedeutendes verkehrliches Großprojekt Berlins dar. Die Strecke ist 4,5 km lang und führt von Jungfernheide nach Gartenfeld. Dazu muss unter anderem eine 70 Meter lange Brücke über die Spree gebaut werden, hier am Bahnhof Jungfernheide entsteht ein zusätzlicher Bahnsteig. Die Umsetzung der Siemensbahn soll in etwa zwei bis drei Jahren erfolgen, die Senatsverwaltung führt aktuell das Planfeststellungsverfahren durch. Überdies soll der Bahnhof ein zusätzliches Regionalbahngleis erhalten. Auch die neue Straßenbahn, die aus Mitte kommt, wird hier abschließen und im Bereich der Osnabrücker Straße / Tegeler Weg geführt. Somit haben wir hier eine Verkehrsgroßbaustelle in den kommenden Jahren zu erwarten, die aber langfristig das Mobilitätsangebot auf der
Mierendorffinsel deutlich stärken wird.

Die Pressestelle dankt Simon Hanowski für das geduldige Tragen der Lautsprecheranlage und das Dokumentieren der Textbeiträge für diesen Spaziergang.