Georg Kolbe (1877-1947) zählt zu den bedeutendsten Bildhauern der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Seine idealisierten Aktplastiken sind Ausdruck intensiver Beschäftigung mit der Darstellung des modernen Menschen. Der künstlerische Durchbruch gelang ihm 1911 mit seiner Plastik „Tänzerin“.
Grund für die Wahl dieses Ortes seines Ateliers war die Nähe zum Friedhof Heerstraße, wo seine im Vorjahr mit 45 Jahren verstorbene Ehefrau Benjamine begraben liegt. Auch Georg wurde dort nach seinem Tod begraben.
Das Georg-Kolbe-Museum befindet sich im ehemaligen Atelierhaus des Bildhauers.
Das heutige Museum 1928-29 ließ er sich von Ernst Rentsch in der Tradition des Neuen Bauens errichten. Kolbe hatte testamentarisch verfügt, dass der größte Teil seines Nachlasses in eine private Stiftung übergehe sollte, die noch heute Trägerin des Museums ist. Das neben dem Atelierhaus erbaute zweite Gebäude wurde im Juni 1929 von Kolbes Tochter Leonore und ihrer Familie bezogen. Neben Wohnräumen beherbergte es auch ein Atelier für ihren Mann Kurt von Keudell, der sich als Maler betätigte. Es beherbergt heute das nach Georg Kolbes Ehefrau Benjamine benannte Museumscafé sowie Arbeitsräume und die Bibliothek des Museums.
Nach den ersten beiden Jahrzehnten der Museumsnutzung zeigte sich, dass die Räumlichkeiten des ehemaligen Atelierhauses nicht mehr ausreichend Ausstellungsfläche boten. So wurde, durch die Berliner Architektengemeinschaft AGP*, ein dreigeschossiger Anbau realisiert. Um den nötigen Platz zu schaffen wurde das ehemalige Tonatelier von Paul Linder abgerissen, das Atelierhaus von 1928 blieb weitgehend erhalten. In seiner Gestaltung nimmt sich der Neubau durch klare Formen und die helle Fassade aus afrikanischem Sandstein zurück. Seit 1995 dient er als Ausstellungsfläche auf zwei Etagen und beherbergt zusätzlich ein dem modernen Museumsbetrieb angemessenes Depot und einen barrierearmen Zugang durch einen Aufzug.
Mitte der 2010er-Jahre wurde mit einer dringend notwendig gewordenen Grundsanierung des inzwischen fast 90 Jahre alten historischen Gebäudeensembles begonnen. Diese erfolgte in mehreren Etappen in den Jahren 2016-2021. Die Sanierung wurde anhand historischer Pläne mit dem auf Denkmalsaufgaben spezialisierten Architekturbüro Winfried Brenne durchgeführt und durch die Stiftung Deutsche Klassenlotterie und das Landesdenkmalamt Berlin ermöglicht. Seit 2021 erstrahlt das Museum samt Café und Garten in neuem Glanz, der den Originalcharakter des heute denkmalgeschützten Ensembles würdigt und nachhaltig betont.
Im Zentrum der Sammlung stehen das Werk Kolbes sowie einige Arbeiten seiner Bildhauerkollegen wie Renée Sintenis, Richard Scheibe oder Karl Schmidt-Rottluff. Seit 1950 ist das Haus für die Öffentlichkeit zugänglich. Seit 1978 erhält das Museum Subventionen des Landes Berlin. Eine Bedingung dafür war, dass das Haus nicht nur einen einzigen Künstler präsentiert. Es kam zu Neuerwerbungen von Künstlern aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Kernthemen des Museums sind die Klassische Moderne im Medium der Bildhauerei mit einem besonderen Augenmerk auf die Bildhauerinnen dieser Zeit. Tanz und die Fotografie, die Architektur des Neuen Bauens und insbesondere die Erforschung von Georg Kolbes Wirken während des Nationalsozialismus haben zudem einen hohen Stellwert in der Museumsarbeit.