Wir befinden uns hier am Ludwigkirchplatz. Der Kiez hier ist nicht nur ein schönes Wohnviertel in Wilmersdorf, sondern auch ein beliebtes Ausgehviertel mit vielen Restaurants und Kneipen.
Der repräsentative Schmuckplatz vor der Kirche mit der malerischen Fontaine wurde bei der Grundsteinlegung für die Kirche am 29. Juni 1895 benannt und 1983 wieder nach dem historischen Vorbild neugestaltet. Der Platz hinter der Kirche wurde 1989 umgestaltet. Damals wurde die Versiegelung kritisiert. Es gab Anwohnerproteste wegen des Lärms der Skateboarder. Inzwischen wurde aber auch dieser Platz angenommen. Er erscheint als ideale Ergänzung zum Spielplatz. Alles was Räder hat, wird hier immer wieder mehr oder weniger geschickt erprobt.
Der Kiez rund um den Ludwigkirchplatz ist Teil des City-Bereichs südlich des Kurfürstendammes. Und das bedeutet natürlich für die Anwohner, dass sie mit den Begleitumständen einer City zurechtkommen müssen. Hier haben die Lokale bis lange in die Nacht hinein geöffnet, und viele von ihnen werden gut besucht. Parkplätze sind Mangelware, und nachts tobt das Leben vor allem im Sommer oft auch auf den Straßen.
Kirche St. Ludwig
Die katholische Kirche St. Ludwig wurde ab 1896 von August Menken im Zentrum des damaligen Hopfenbruchs – einem sumpfigen Gebiet zwischen Charlottenburg und Wilmersdorf erbaut. Der Kurfürstendamm durchzog dieses Gebiet als befestigter Knüppeldamm für die kurfürstlichen Reiter, die vom Berliner Stadtschloss zum Jagdschloss Grunewald gelangen wollten. Wenige Jahre vor dem Kirchbau war im Zuge des Ausbaus des Kurfürstendamms zum Boulevard der sogenannte “Schwarze Graben” kanalisiert worden. Er durchzog das Gebiet in Ost-West-Richtung, etwa in der Achse der heutigen Pariser Straße. Vor allem in seiner Spätphase roch dieser Graben äußerst unangenehm. Das gesamte Gebiet rund um den Ludwigkirchplatz wurde erst nach der Fertigstellung der unterirdischen Kanalisation bis etwa 1912 vollständig bebaut.
Die Kirche ist eine neugotische dreischiffige, kreuzförmige Basilika mit roter Ziegelverblendung. Das Gebäude ist mit zahlreichen Anbauten und Türmchen lebhaft gegliedert. Einweihung war am 29. Juni 1897. Die Kirche wurde im Zweiten Weltkrieg 1943 beschädigt und zwischen 1955 und 1961 wiederhergestellt.
Die Kirche der katholischen Gemeinde wurde 1897 im gleichen Jahr eingeweiht wie die evangelische Mutterkirche Wilmersdorfs, die Auenkirche an der Wilhelmsaue. St. Ludwig erhielt ihren Namen im Gedenken an den Zentrumspolitiker und Reichstagsabgeordneten Ludwig Windthorst, der den Bau der Kirche initiierte und gegen viele Widerstände durchsetzte. Damals galt in Preußen die Regel der Kaiserin Auguste-Viktoria, genannt “Kirchenjuste”, die als Schirmherrin des evangelischen Kirchenbauvereins verfügt hatte, dass katholische Kirchen nicht frei stehen, sondern in die Häuserfront eingebaut werden sollten, um gegenüber der evangelischen “Staatskirche” entsprechend zurückgesetzt zu sein. Eine freistehende katholische Kirche aus der Kaiserzeit ist also keineswegs eine Selbstverständlichkeit.
Der Name der Kirche bezieht sich aber auch auf den Namenspatron Windthorsts, Ludwig IX., den Heiligen, König von Frankreich von 1214-1270. Er wurde 1297 heiliggesprochen.
Hier werden nun auch all die fündig, die sich schon immer überlegt haben, warum Wilmersdorf eine Linie im Wappen hat: Nach einer Legende soll ein Ritter von Willmerstorff den französischen König während eines seiner beiden Kreuzzüge das Leben gerettet haben und als Dank dafür mit dem Wappen der Bourbonen mit den drei Lilien ausgezeichnet worden sein. Deshalb findet sich das Liliensymbol in der Kirche an vielen Stellen wieder: in den Mosaiken des Altarraums, an den Leuchterbänken, an der Monstranz und auf einigen Messgewändern. Es wurde von der Großstadt Wilmersdorf, später vom Bezirk Wilmersdorf und jetzt auch von dem neuen Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf ins Wappen übernommen.
Von Mitgliedern der Kirchengemeinde ist eine Initiative ausgegangen, die zur Auszeichnung unseres Bezirks als “Fairtrade Town Charlottenburg-Wilmersdorf” geführt hat. Seit langem engagieren sich in unserem Bezirk Einzelpersonen, Geschäfte, Betriebe für den Fairen Handel, um den Produzentenfamilien in den Ländern des Südens ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen. 2010 wurden diese einzelnen Aktivitäten zusammengeführt in der “Kampagne Fairtrade Town”. In dieser internationalen Kampagne qualifizieren sich Städte, Landkreise, Kommunen als Städte des Fairen Handels.
Einer der Motoren dieser Initiative ist Judith Siller, die gleich hier um die Ecke in der Emser Straße 45 mit ihrem Team den Weltladen A Janela führt.
Wir gehen jetzt weiter durch die Ludwigkirchstraße zum Fasanenplatz