238. Kiezspaziergang: Vom Ludwigkirchplatz zum Breitscheidplatz

238. Kiezspaziergang - Arne Herz

Sehr geehrte Damen und Herren!
Herzlich willkommen zu unserem 238. Kiezspaziergang. Mein Name ist Arne Herz. Ich bin Stadtrat für Soziales und Bürgerdienste hier im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf. Unser Ziel ist heute der Weihnachtsmarkt auf dem Breitscheidplatz mit der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche. Den Ludwigkirchplatz habe ich als Ausgangspunkt gewählt, weil er einer der schönsten Plätze in unserem Bezirk ist und weil die Kirche St. Ludwig eine besondere Bedeutung für Wilmersdorf hat und weil mir an einem Adventswochenende ein Spaziergang von einer katholischen zu einer evangelischen Kirche durchaus passend erscheint.

Ludwigkirchplatz, 6.7.2011, Foto: KHMM

1. Station: Ludwigkirchplatz

Wir befinden uns hier am Ludwigkirchplatz. Der Kiez hier ist nicht nur ein schönes Wohnviertel in Wilmersdorf, sondern auch ein beliebtes Ausgehviertel mit vielen Restaurants und Kneipen.
Der repräsentative Schmuckplatz vor der Kirche mit der malerischen Fontaine wurde bei der Grundsteinlegung für die Kirche am 29. Juni 1895 benannt und 1983 wieder nach dem historischen Vorbild neugestaltet. Der Platz hinter der Kirche wurde 1989 umgestaltet. Damals wurde die Versiegelung kritisiert. Es gab Anwohnerproteste wegen des Lärms der Skateboarder. Inzwischen wurde aber auch dieser Platz angenommen. Er erscheint als ideale Ergänzung zum Spielplatz. Alles was Räder hat, wird hier immer wieder mehr oder weniger geschickt erprobt.
Der Kiez rund um den Ludwigkirchplatz ist Teil des City-Bereichs südlich des Kurfürstendammes. Und das bedeutet natürlich für die Anwohner, dass sie mit den Begleitumständen einer City zurechtkommen müssen. Hier haben die Lokale bis lange in die Nacht hinein geöffnet, und viele von ihnen werden gut besucht. Parkplätze sind Mangelware, und nachts tobt das Leben vor allem im Sommer oft auch auf den Straßen.

Kirche St. Ludwig

Die katholische Kirche St. Ludwig wurde ab 1896 von August Menken im Zentrum des damaligen Hopfenbruchs – einem sumpfigen Gebiet zwischen Charlottenburg und Wilmersdorf erbaut. Der Kurfürstendamm durchzog dieses Gebiet als befestigter Knüppeldamm für die kurfürstlichen Reiter, die vom Berliner Stadtschloss zum Jagdschloss Grunewald gelangen wollten. Wenige Jahre vor dem Kirchbau war im Zuge des Ausbaus des Kurfürstendamms zum Boulevard der sogenannte “Schwarze Graben” kanalisiert worden. Er durchzog das Gebiet in Ost-West-Richtung, etwa in der Achse der heutigen Pariser Straße. Vor allem in seiner Spätphase roch dieser Graben äußerst unangenehm. Das gesamte Gebiet rund um den Ludwigkirchplatz wurde erst nach der Fertigstellung der unterirdischen Kanalisation bis etwa 1912 vollständig bebaut.
Die Kirche ist eine neugotische dreischiffige, kreuzförmige Basilika mit roter Ziegelverblendung. Das Gebäude ist mit zahlreichen Anbauten und Türmchen lebhaft gegliedert. Einweihung war am 29. Juni 1897. Die Kirche wurde im Zweiten Weltkrieg 1943 beschädigt und zwischen 1955 und 1961 wiederhergestellt.
Die Kirche der katholischen Gemeinde wurde 1897 im gleichen Jahr eingeweiht wie die evangelische Mutterkirche Wilmersdorfs, die Auenkirche an der Wilhelmsaue. St. Ludwig erhielt ihren Namen im Gedenken an den Zentrumspolitiker und Reichstagsabgeordneten Ludwig Windthorst, der den Bau der Kirche initiierte und gegen viele Widerstände durchsetzte. Damals galt in Preußen die Regel der Kaiserin Auguste-Viktoria, genannt “Kirchenjuste”, die als Schirmherrin des evangelischen Kirchenbauvereins verfügt hatte, dass katholische Kirchen nicht frei stehen, sondern in die Häuserfront eingebaut werden sollten, um gegenüber der evangelischen “Staatskirche” entsprechend zurückgesetzt zu sein. Eine freistehende katholische Kirche aus der Kaiserzeit ist also keineswegs eine Selbstverständlichkeit.
Der Name der Kirche bezieht sich aber auch auf den Namenspatron Windthorsts, Ludwig IX., den Heiligen, König von Frankreich von 1214-1270. Er wurde 1297 heiliggesprochen.

Hier werden nun auch all die fündig, die sich schon immer überlegt haben, warum Wilmersdorf eine Linie im Wappen hat: Nach einer Legende soll ein Ritter von Willmerstorff den französischen König während eines seiner beiden Kreuzzüge das Leben gerettet haben und als Dank dafür mit dem Wappen der Bourbonen mit den drei Lilien ausgezeichnet worden sein. Deshalb findet sich das Liliensymbol in der Kirche an vielen Stellen wieder: in den Mosaiken des Altarraums, an den Leuchterbänken, an der Monstranz und auf einigen Messgewändern. Es wurde von der Großstadt Wilmersdorf, später vom Bezirk Wilmersdorf und jetzt auch von dem neuen Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf ins Wappen übernommen.

Von Mitgliedern der Kirchengemeinde ist eine Initiative ausgegangen, die zur Auszeichnung unseres Bezirks als “Fairtrade Town Charlottenburg-Wilmersdorf” geführt hat. Seit langem engagieren sich in unserem Bezirk Einzelpersonen, Geschäfte, Betriebe für den Fairen Handel, um den Produzentenfamilien in den Ländern des Südens ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen. 2010 wurden diese einzelnen Aktivitäten zusammengeführt in der “Kampagne Fairtrade Town”. In dieser internationalen Kampagne qualifizieren sich Städte, Landkreise, Kommunen als Städte des Fairen Handels.
Einer der Motoren dieser Initiative ist Judith Siller, die gleich hier um die Ecke in der Emser Straße 45 mit ihrem Team den Weltladen A Janela führt.

Wir gehen jetzt weiter durch die Ludwigkirchstraße zum Fasanenplatz

Fasanenplatz 2.5.2006, Foto: KHMM

2. Station: Fasanenplatz

Der Fasanenplatz wurde 1870 von Johann Anton Wilhelm von Carstenn-Lichterfelde als nordwestlicher Eckpunkt einer regelmäßigen städtebaulichen Figur, der nach ihm benannten Carstenn-Figur, geplant. Durch verkehrsberuhigende Maßnahmen in den 1980er-Jahren erhielt der Fasanenplatz einen intimen Charakter mit hohem Aufenthaltswert. Es gibt keinen durchgängigen Verkehr mehr. Die Wasserstele von Rolf Lieberknecht wurde 1989 aufgestellt. Die Stele hat eine Höhe von ca. 9 Metern.
Das Wasser läuft spiralförmig über die Glasscheiben nach unten.
Bei dem als Kita genutzten Klinkerhaus handelt es sich um ein ehemaliges Lehrerhaus des Joachimsthalschen Gymnasiums.

Wir gehen weiter über die Schaperstraße.

Haus der Berliner Festspiele

3. Station: Schaperstraße 24: Freie Volksbühne / Haus der Berliner Festspiele

Zunächst war nach 1945 auf diesem Gelände des früheren Joachimsthalschen Gymnasiums der Bau der Philharmonie geplant. Als diese Pläne sich zerschlugen, baute Fritz Bornemann hier von 1960 bis 1963 das Theatergebäude für den Verein Freie Volksbühne. Ungewöhnlich für einen Theaterbau ist der Standort inmitten eines parkähnlichen Geländes, dem sich das Haus mit großen Glasflächen öffnet. Das Theater wurde am 1. Mai 1963 mit Romain Rollands “Robespierre” in der Regie von Erwin Piscator eröffnet. Piscator war Intendant bis 1966. Seine Nachfolger waren Kurt Hübner und Hans Neuenfels. Nachdem die Reserven des Vereins für einen unsubventionierten Spielbetrieb aufgebraucht waren, sah man sich 1999 gezwungen, die Bühne zu verkaufen. Im Dezember 2000 zog die Berliner Festspiele GmbH ein, die ganzjährig eine Vielzahl von eigenständigen Festivals sowie Ausstellungen und Einzelveranstaltungen in den Bereichen Musik, Theater, Performance, Tanz, Literatur und Bildender Kunst organisiert und realisiert. Die Veranstaltungen finden hauptsächlich im Haus der Berliner Festspiele statt, aber auch an vielen anderen Orten der Stadt.

Die Bar jeder Vernunft

Bar jeder Vernunft

Direkt neben dem Theater findet sich auf dem Parkdeck eine weitere traditionsreiche Kulturstätte: Die Bar jeder Vernunft. Das Publikum sitzt in einem historischen Spiegelzelt an kleinen Tischen oder in Logen und es kann auch gegessen werden. Schwerpunkte der Aufführungen liegen im Bereich Chanson, Kabarett und Musical-Comedy. Das Programm variiert. Es treten bekannte, aber auch weitgehend unbekannte Akteure auf. In der Bar jeder Vernunft spielten zum Beispiel Brigitte Mira, Evelyn Künneke, Helen Vita und die Geschwister Pfister. Michael Mittermeier feierte hier seine ersten Erfolge außerhalb Bayerns. Bundesweit bekannt wurde die Bar 1994 vor allem durch die neue Inszenierung der Operette Im weißen Rößl. Das Stück wurde vom ZDF aufgezeichnet und auch vom deutsch-französischen Sender Arte gesendet.
Das Spiegelzelt wurde 1912 in den Niederlanden erbaut und diente ursprünglich als saisonales Ball- und Tanzzelt in mondänen Seebädern Flanderns und der Niederlande. 1930 war es auf der Weltausstellung in Antwerpen zu sehen. Der Produzent Ueli Hirzel kaufte es Anfang der 1980er-Jahre und übergab es 1992 an die Gründer der Bar jeder Vernunft, Lutz Deisinger und Holger Klotzbach.

Wir gehen weiter zur Bundesallee und biegen dann rechts ab und treffen uns vor der Universität der Künste.

238. Kiezspaziergang - Bundesallee 1-12 - ehm Joachimsthalsches Gymnasium - heute Universität der Künste

4. Station: Bundesallee 1-12: Ehemaliges Joachimsthalsches Gymnasium (heute Universität der Künste)

Das Haus wurde 1875-80 von Heinrich Strack im Stil der italienischen Hochrenaissance mit vorgelagertem Arkadengang mit Balkon für das bereits 1607 gegründete Internat erbaut. Es steht in der Bautradition Karl Friedrich Schinkels.
Das Joachimsthalsche Gymnasium wurde 1607 durch den Kurfürsten Joachim Friedrich in Joachimsthal bei Eberswalde gegründet und zog schon einige Jahre später nach Berlin. Es war ein Elitegymnasium, das von Schülern aus ganz Deutschland besucht wurde. Es war aus der Berliner Stadtmitte hierhergezogen, in die damalige Vorstadtidylle. Die Schule nahm mit mehreren Gebäuden, Unterkünften für Lehrer und Schüler, Sporthalle usw. das gesamte Gelände bis zum Fasanenplatz ein. Zur Eröffnung 1880 kam auch Kaiser Wilhelm I., der sich überrascht zeigte über die luxuriöse Ausstattung. Die Badeeinrichtungen der Schule fand er moderner und großzügiger als im kaiserlichen Schloss.
Bereits ab 1890 entstanden um das Gelände Stadtquartiere des neuen Berliner Westens. So beschloss die Schulleitung Berlin wieder zu verlassen. 1912 zog die Schule nach Templin.
Der Gebäudekomplex ging 1919 an das Joachim-Friedrich-Gymnasium, ab 1920 diente es direkt dem Bezirksamt Wilmersdorf. Im Zweiten Weltkrieg wurde es stark beschädigt, danach aber wieder aufgebaut. Seit dem 21. Jahrhundert befindet sich hier der Fachbereich Musik der Universität der Künste Berlin.
Die dazugehörige Gerhart-Hauptmann-Anlage zwischen Bundesallee, Meierotto- und Schaperstraße ist – entgegen den Hochhausplanungen von 2005 – nicht bebaut worden.

Eine Gedenktafel neben der Eingangstür erinnert an ehemalige Schüler:
Wir gedenken unserer Kommilitonen
am Königlichen Joachimsthalschen Gymnasium zu Berlin
Generalleutnant Paul von Hase
Regierungspräsident a.D. Ernst von Harnack
Staatssekretär a.D. Erwin Planck
die in christlicher Verantwortung und humanistischer Tradition
Recht und Menschenwürde gegen die Tyrannei des NS-Staates verteidigten und ihren Widerstand gegen Unrecht und Barbarei
vor fünfzig Jahren mit dem Leben bezahlten.
Ihr Opfer öffnete Deutschland den Weg in eine bessere Zukunft
und ist uns bleibende Verpflichtung.
Im April 1995 – Die Vereinigung Alter Joachimsthaler e.V.

Wir drehen uns nun um und schauen auf die andere Straßenseite:

238. Kiezspaziergang - Bundeshaus

Nr. 216-218: Bundeshaus (rotes Backsteinhaus)

Das Bundeshaus wurde 1893-95 als Verwaltungsgebäude für die Königlich Preußische Artillerie-Prüfungs-Kommission errichtet von Bernhardt & Wieczorek. 1950-90 fungierte es unter der Bezeichnung Bundeshaus als Sitz des Bevollmächtigten der Bundesregierung in Berlin; bis zum Umzug des Ministeriums des Inneren von Bonn nach Berlin befand sich hier außerdem eine Abteilung der Berliner Außenstelle des Ministeriums.
Die Immobilie gehört zum Ressortvermögen des Innenministeriums und wird von diversen Bundeseinrichtungen genutzt, u.a. dem Bundesverwaltungsamt.
Zwischen den beiden Fenstern links neben der Eingangstür wurde 1990 eine Gedenktafel für die beiden Widerstandskämpfer Erich Hoepner und Henning von Tresckow angebracht. Sie trägt folgenden Text:

In diesem Gebäude,
1895 für die ehemalige Königlich-Preußische Artillerie- Prüfungskommission erbaut,
arbeiteten während des 2. Weltkrieges die Offiziere des Widerstandes:
Generaloberst ERICH HOEPNER
14.9.1886 – 8.8.1944
Generalmajor HENNING VON TRESCKOW
10.1.1901 – 21.7.1944

Wir gehen nun zurück zur Schaperstraße und überqueren die Bundesallee und laufen zum Friedrich-Hollaender-Platz.

238. Kiezspaziergang - Friedrich-Hollaender-Platz

5. Station: Friedrich-Hollaender-Platz

Benannt ist der Platz seit 17. März 2011 nach Friedrich Hollaender, einem deutschen Komponisten, Schriftsteller, Regisseur, Theaterleiter, Kabarettisten und Schauspieler. Wer beim Spaziergang im November dabei war, ist Friedrich Hollaender und seinem Wirken im Theater des Westens und am Renaissance-Theater begegnet.
Der Friedrich-Hollaender-Platz hieß von 1901 bis 2011 Rankeplatz, benannt nach dem Historiker Franz Leopold von Ranke. Die „feierliche Einweihung“ des Platzes fand am 18. Juni 2012 in Anwesenheit von Friedrich Hollaenders Tochter Melodie Hollaender statt, die sehr für eine solche Ehrung ihres Vaters gekämpft hatte. Hollaender schrieb unzählige Musiken für Revuen, Musicals, Chansons und Filme, darunter „Der blaue Engel“ mit Marlene Dietrich, „Sabrina“ und „Eine auswärtige Affäre“. Lieder wie “Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt” sind heute noch Klassiker. 1933 musste er aufgrund seiner jüdischen Abstammung aus Deutschland emigrieren, ging nach Amerika, nannte sich dort Frederick Hollaender.

Wir überqueren an der Ampel die Straße und biegen in die Rankestraße ein und treffen uns an der Hausnummer 23/Ecke Eislebener Straße.

Rankestraße

Wie viele andere der umliegenden Straßen war die Rankestraße in den 1920er und frühen 1930er-Jahren aber vor allem geprägt von der künstlerischen Bohème. Im Zweiten Weltkrieg erfuhr die Rankestraße starke Schäden durch Bombardements. Bei Kriegsende waren insbesondere der Abschnitt am heutigen Los-Angeles-Platz beidseitig sowie der südliche Teil hinter der Einmündung Eislebener Straße vollständig zerstört.
Heute ist die Rankestraße eine vergleichsweise unauffällige Seitenstraße der Tauentzienstraße und vornehmlich von Restaurants und Kleingewerbe geprägt. Nach Süden hin ist sie deutlich mehr Wohnstraße.

Station 6: Rankestraße 23/Ecke Eislebener Straße

Im Jahr 2005 und erneut 2009 stand das in der Rankestraße 23 Ecke Eislebener Straße gelegene Cafe King im Zentrum medialer Aufmerksamkeit, weil die Betreiber federführend in den Fußball-Wettskandal 2005 um Schiedsrichter Robert Hoyzer verwickelt waren sowie mehrere Jahre später ebenfalls in den Fußball-Wettskandal 2009, bei dem über 200 Fußballspiele im europäischen Fußball manipuliert worden waren. Das Café wurde 2014 geschlossen. Heute befindet sich hier ein Restaurant (“R23”)

Wir bleiben auf dieser Straßenseite

238. Kiezspaziergang - Feuerwache Rankestraße

Rankestraße 10: Die Feuerwache Ranke

Rankestraße 10: Die Feuerwache Ranke ist eine von 35 Berliner Feuerwachen. Sie ist wegen ihrer Lage mitten in der City West strategisch wichtig. Zugleich feierte die Feuerwache im vergangenen Jahr ihr 125jähriges Bestehen. Das Hauptgebäude wurde 1896-97 von Paul Bratring, Baustadtrat der Stadt Charlottenburg, als einfacher Backsteinbau errichtet. Der fünfgeschossige Ziegelbau mit vier Toren wurde in den Formen der Backsteingotik gebaut und mit Fassadenmalerei versehen. Das Gebäude war ursprünglich noch für Pferdefuhrwerke konzipiert worden. Am 1. April 1897 zog die Feuerwache ein.
1901 wurde auf dem Nachbargrundstück ein Gebäude für Dampfspritzen errichtet. 1906 wurden auf dem Hof verschiedene Werkstätten gebaut. 1970-1972 wurde die Feuerwache erweitert und umgebaut. Ein 5-geschossiger Neubau mit 4 Toren wurde an die Stelle der abgerissenen Wagenhalle gesetzt. Die Hofgebäude und der Seitenflügel wurden ebenfalls abgerissen.
1970 – 1972 wurde die Feuerwache umgebaut und erweitert. Ein 5-geschossiger Neubau mit vier Toren wurde an die Stelle des abgerissenen Wagenhalle gesetzt. Die Hofgebäude und der Seitenflügel wurden ebenfalls abgerissen.

Wir gehen weiter zur Hausnummer 24.

238. Kiezspaziergang - Gedenktafel Karl Abraham

Gedenktafel Karl Abraham

An der Rankestraße 24 erinnert eine Gedenktafel an den Pionier der Psychoanalyse, Karl Abraham, eine weitere Gedenktafeh4. Ihre Überschrift :l an der Nummer 35 erinnert an Hermine Heusler-Edenhuizen, die erste praktizierende Frauenärztin Deutschlands, die hier von 1911 bis 1937 ihre Praxis hatte.

Sie trägt folgenden Text:
Gründer der Berliner Psychoanalytischen Vereinigung (1908)
und ihr Vorsitzender bis zu seinem frühen Tod.
Leiter des Berliners Psychoanalytischen Instituts (1920)
Präsident der Internationelen Psychoanalytischen Vereinigung
Sigmund Freud schätzte ihn hoch und trauertesehr um ihn: er wäre “ein vorbildlicher Führer zur Wahrheitsforschung geworden, unbeirrt durch Lob und Tadel der Menge, wie durch lockenden Schein eigener Phantasiegebilde.”
(Nachruf, Dez. 1925)

Wir laufen jetzt weiter zum Los-Angeles-Platz.

238. Kiezspaziergang - Los-Angeles-Platz

7. Station: Los-Angeles-Platz

Der Los-Angeles-Platz ist eine Grünanlage, die durch die Augsburger Straße, Rankestraße und Marburger Straße begrenzt wird und unter diesem Namen erst seit 1982 besteht. Der Platz ist mit einer Tiefgarage unterbaut und befindet sich im Privatbesitz des Betreibers.
Ursprünglich stand auf dem Gelände des heutigen Platzes normale Wohnbebauung, die im Zweiten Weltkrieg allerdings weitestgehend beschädigt wurde, noch in den 1950er Jahren standen einige Häuser auf dem Gelände. Später wurden diese abgerissen und wichen einem ersten Parkplatz für Kudamm-Besucher. Ein Wettbewerb zur Neugestaltung fand 1978 statt. Siegreich war ein Entwurf von Urs Müller, Thomas Rhode und Hannelore Kossel, wobei Müller und Rohde für die Architektur verantwortlich waren und Hannelore Kossel für die Freiraumgestaltung. 1981 erhielt der Platz zugleich mit der Errichtung des Steigenberger Hotels seine jetzige Gestalt und 1982 seinen Namen nach der Berliner Partnerstadt Los Angeles. Das Hotelgebäude ist ein Entwurf des Architekten Manfred Pechtold.
Über mehrere Jahre wurde die Tiefgarage wie alle landeseigenen Garagen im Bezirk Charlottenburg vom City Dienst, einem Tochterunternehmen der Arbeitsgemeinschaft City, privat betrieben. 1994 wurde dann durch den damaligen Senat die Privatisierung der durch das Land Berlin verwalteten und betriebenen Tiefgaragen beschlossen. Im Zuge dessen verkaufte die Stadt 1996 das Parkhaus an die Firma Contipark.
Der Betrieb des Hotels Steigenberger am Los-Angeles-Platz wurde 2021 eingestellt. Inzwischen hat die Kette Eventhotels das Haus übernommen und modernisiert die 420 Zimmer. Im Frühjahr 2023 soll das Holte wiedereröffnet werden. Der Los-Angeles-Platz ist eingetragenes Kulturdenkmal.

Wir laufen ein kleines Stück weiter bis zum Parkhaus von Karstadt.

238. Kiezspaziergang - Rankestraße 4 - Schwanneckes Weinstube

Station 8: Rankestraße 4

In der Rankestraße 4 lag mit „Schwanneckes Weinstuben“ von Viktor Schwanneke ein teures Künstlerlokal für die bereits arrivierten und etablierten Künstler der Stadt. Schwanneckes gab es seit 1921 eigentlich unter dem Namen „Weinstuben Stephanie“. Da Schwannecke aber selbst Schauspieler war und aus einer Schauspielerfamilie stammte, wurde er rasch in Theaterkreisen zur festen Adresse. Insbesondere zu Premieren wurde die Atmosphäre dort von Theaterkritikern bestimmt. Der Journalist Eugen Szatmari beschrieb es in seinem Reiseführer “Berlin: Was nicht im Baedecker steht” von 1927 mit den Worten „Schwannecke verwandelt sich in einen Gerichtssaal. Das Femegericht der Berliner Bühnen nimmt die Arbeit auf und urteilt ohne Prozeßordnung und Staatsanwalt […]“.

Prominente Gäste waren unter anderem Egon Erwin Kisch, Ernst Rowohlt, Kurt Pinthus, Alfred Kerr, Willi Kollo und Joachim Ringelnatz, aber auch Fritz Kortner, Werner Krauss, Carl Zuckmayer, Elisabeth Bergner, Ernst Deutsch, Käthe Dorsch, Rudolf Forster, Ödön von Horváth und eben auch Friedrich Hollaender, über den wir ja vorhin schon gesprochen haben.

Erich Kästner schrieb über das Lokal:
“Man kann die Entwicklung eines Berliner Künstlers, Journalisten oder Schriftstellers nicht deutlicher erkennen, als wenn man hört: ‘Er geht nicht mehr ins Romanische. Er ist jetzt viel bei Schwannecke´. Diese Feststellung verrät, unausgesprochen, Kontraktabschlüsse, Avancement, Mehreinnahmen, herannahenden Ruhm. Die beiden Lokale liegen keine drei Minuten auseinander. Aber für manchen dauert der Weg vom einen zum anderen Jahrzehnte, und die meisten legen ihn nie zurück.”

Wir gehen weiter und treffen uns an der Ecke Rankestraße/Tauentzienstraße.

238. Kiezspaziergang - Rankestraße 1 - ehemaliges Kaiser-Eck

Station 9: Rankestraße 1, das ehemalige Kaiser-Eck

Das Haus an der Rankestraße 1, das Kaiser-Eck, gehörte mit der Gedächtniskirche zum sogenannten romanischen Forum. Rund um die Kirche durfte nach kaiserlicher Anordnung nur im romanischen Stil gebaut werden. So entstanden zwei Romanische Häuser: Westlich der Kirche das erste Romanische Haus, in dem 1926 der Gloria-Palast eröffnet wurde, und östlich der Kirche am Tauentzien das Zweite Romanische Haus, in dem nach dem Ersten Weltkrieg das Romanische Café zum legendären Treffpunkt der Künstler, Schriftsteller und Filmemacher wurde.
Das einzig übrig gebliebene Haus aus dieser romanischen Bebauung ist das “Kaisereck”. Das Geschäfts- und Bürohaus wurde 1913-14 von Emil Schaudt in gemäßigt neormanischem Stil zur Komplettierung des Ensembles am Auguste-Viktoria-Platz (heute Breitscheidplatz) errichtet.
Der Rundbau mit Walmdach wird im Innern durch ein monumentales Treppenhaus erschlossen. Im Erdgeschoss befanden sich Läden und ein Restaurant, in den Obergeschossen Geschäfts- und Büroräume des Seidenhauses Michels, dessen Leuchtreklame später auf das Dach montiert wurde.
Während die anderen romanischen Häuser im Zweiten Weltkrieg zerstört worden waren, wurde das ebenfalls beschädigte Kaiser-Eck 1954 durch Paul Herdrich in vereinfachter Form wiederaufgebaut. Die ursprünglich vorhandenen säulengetragenen Altane, Pilasterverzierungen und weiterer Bauschmuck fehlen aber heute.

238. Kiezspaziergang - Europacenter

Europa-Center

Gegenüber sehen Sie das Europa-Center
Das Europa-Center wurde 1963-65 von Helmut Hentrich und Hubert Petschnigg für den Berliner Geschäftsmann Karl-Heinz Pepper erbaut, unter künstlerischer und städtebaulicher Beratung von Werner Düttmann und Egon Eiermann. Vorbild war das Rockefeller-Center in New York. Es besteht aus einem 22geschossigen 103 m hohen Hauptgebäude mit vorgehängter Stahl-Glas-Fassade und einem vorgelagertem drei- bis fünfgeschossigem Sockelbau.
Auf dem Dach befindet sich seit 1965 ein drehbarer Mercedesstern mit 10 m Durchmesser auf einem 4 m hohen Sockel. Zum Europa-Center gehören ein Parkhaus, das Hotel Palace und das Kabarett “Die Stachelschweine”. An Stelle des ehemaligen Kinos Royal-Palast wurde ein Saturn-Markt mit 12.000 Quadratmetern gebaut.

Wir überqueren jetzt den Kudamm und gehen in die Gedenkhalle unter dem alten Turm der Gedächtniskirche

Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche, 04.11.2006

Station 10: Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche

In der Platzmitte befindet sich die als Mahnmal gegen den Krieg gesicherte Turmruine der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche, daneben die Neubauten Egon Eiermanns. Ursprünglich war die Kirche für den Wittenbergplatz geplant. Sie wurde 1891-95 auf dem damaligen Auguste-Viktoria-Platz zu Ehren Kaiser Wilhelms I. als spätromanische Zentralanlage in Form eines lateinischen Kreuzes von dem Architekten Franz Schwechten erbaut. Von den Berlinern wurde sie bald nach dem Bau des Kaufhauses des Westens 1907 respektlos als “Taufhaus des Westens” tituliert. Die Kirche wurde im Krieg schwer beschädigt. Zunächst war der Abriss geplant, aber gegen den vehementen Protest der Berlinerinnen und Berliner wurde die Ruine nach einem Teilabriss gesichert und als Mahnmal erhalten. 1959 bis 1963 entstanden die Neubauten von Egon Eiermann: Ein sechseckiger Turm mit Trauungs- und Taufkapelle, der Hauptbau in Form eines Oktogons, in dem sich eine Gedenkstätte für die Opfer des Nationalsozialismus befindet. Die Außenhaut besteht aus wabenförmigen Betonplatten und blauen Glasflächen, die von Gabriel Loire aus Chartres gestaltet wurden.
Seit 1987 dient die Eingangshalle der alten Kirche mit Resten der reichen Mosaikarbeiten als Gedenkhalle; hier wurden das Nagelkreuz der Kathedrale von Coventry, ein Ikonenkreuz der Russisch-Orthodoxen Kirche und die beschädigte Christusfigur vom Altar der alten Kirche aufgestellt.