Von 1898 bis zu seinem Tod 1933 lebte hier der Bankier Carl Fürstenberg. Als Direktor der Berliner Handelsgesellschaft BHG, beteiligte er seine Bank am Ausbau des Kurfürstendamms und an der Erschließung der Villenkolonie Grunewald. Die Villenkolonie war sein Lieblingsprojekt, für das er sich persönlich einsetzte. Er ließ sich hier am Dianasee von dem Architekten Ernst von Ihne eine zunächst nur als Sommersitz gedachte Villa bauen, zog aber 1905 ganz in den Grunewald.
Alfred Kerr, der ebenfalls in der Nähe ein Haus besaß, schrieb:
“Der wirkliche Herr des Hauses war nicht der Finanzmann, sondern Aniela, seine Frau: Polin von fremdartiger Schönheit, aristokratisch, überlegen.”
Sie richtete die legendären gesellschaftlichen Empfänge aus, auf denen Künstler wie Walter Leistikow, Hanns Fechner und Max Klein und Prominente wie Richard Strauss, Gerhart Hauptmann, Max Reinhardt, Walther Rathenau, Maximilian Harden und eben auch Alfred Kerr verkehrten. Walter Leistikow bewohnte mehrere Jahre ein Gartenhaus auf dem Grundstück und malte hier seine berühmten Grunewald-Bilder.
Alfred Kerr schreibt über die Empfänge bei den Fürstenbergs:
“Aniela hatte mich im Grunewald bei dem Bildhauer Max Klein kennengelernt und in ihr Haus gezogen… Dort waren die Gesellschaften in der Mischung oft recht locker – obschon die Gäste wegen der Tischordnung manchmal tobgrollten. Gutgekleidete Töchter, leckere Mädel aus üppigem Haus, hübsche Finanzfrauen, Diplomatie, zwischendurch irgendein Fürst Radziwill, eine Sängerin, irgendein Douglas, preußische Minister, Volk, Edle, Füllsel – und Rathenau.”
Aniela Fürstenberg war nicht nur als Berliner “Gesellschaftslöwin” beliebt, sondern auch bekannt für ihr soziales Engagement. Im Charlottenburger Westend gründete sie ein Säuglings- und Mütterheim für mittellose und ledige Mütter.
Auf dem Grundstück am Dianasee wurden in den 50er-Jahren vier Reihenhäuser entlang der Koenigsallee gebaut.
Wir können jetzt noch gemeinsam bis zum S-Bahnhof Grunewald gehen. Hier vom Hagenplatz aus fährt der Bus M19 wieder in Richtung Kurfürstendamm.
Ich hoffe, unser Spaziergang entlang der Grunewaldseen hat Ihnen gefallen und ich möchte mich bei Ihnen verabschieden.
Der nächste Kiezspaziergang beschäftigt sich am Samstag, 12. November mit dem jüdischen Leben in der City West. Er startet im Yva-Bogen am Bahnhof Zoo, zwischen Kant- und Hardenbergstraße.