Der Rüdesheimer Platz wurde 1909 benannt. Er bildet das Zentrum des sogenannten Rheingauviertels, in dem fast alle Straßen nach rheinischen Städten und Gemeinden benannt wurden.
Das “rheinische Viertel” wurde um 1910 geplant und begonnen von Georg Haberland als “Gartenstadt Wilmersdorf”, weitergeführt in den 20er-Jahren. Georg Haberland war Direktor der Terrain-Gesellschaft Berlin-Südwest, Mitglied der Wilmersdorfer Gemeindeverwaltung und auch Berliner Stadtverordneter. Das Wohnviertel gilt als vorbildliche Frühform aufgelockerter Bauweise im Grünen.
Der U-Bahnhof wurde 1911-1913 von Wilhelm Leitgebel gebaut und 1913 eröffnet. Haberland kämpfte lange für den Bau der U-Bahn. Vorausgegangen war ein Streit mit der Stadt Charlottenburg, die eine Abwanderung gut zahlender Steuerbürger fürchtete. Georg Haberland hat in seinen Erinnerungen einen Besuch beim Charlottenburger Oberbürgermeister Schustehrus beschrieben, der den Bau der U-Bahn ablehnte:
“Als die Referenten des Landwirtschaftsministeriums immer eindringlicher die Gründe der Ablehnung zu erfragen suchten, wurde Schustehrus in die Enge getrieben und demonstrierte an Hand der Steuerkarte: In diesem Gebiet wohnen so viel Einwohner mit über einer Million Mark Einkommen, soundsoviel mit über einer Million Mark Vermögen. Wenn die geplante U-Bahn gebaut wird, ziehen in Zukunft mindestens 50 Prozent von ihnen nach Wilmersdorf und Dahlem. Die Referenten des Landwirtschaftsministeriums steigerten ihre Angebote immer weiter, und schließlich wurde das Angebot so günstig, dass Schusterus sich selbst nicht mehr traute. Der untersetzte Mann mit dem auffallend großen Kopf und den noch auffallenderen großen, schwarzen Augen sprang auf, schlug mit der Faust auf den Tisch und rief: “Und wenn Sie mir 10 Millionen Mark in Gold auf den Tisch zählen, solange ich Oberbürgermeister von Charlottenburg bin, erhalten Sie keine durchgehende Schnellbahn nach Dahlem.” Beim
Abschied bedankte sich Ramm, dass Schustehrus seine Ansicht über den hohen Wert einer direkten Schnellbahn für das betreffende Gemeinwesen kundgegeben und mit so dankenswerter Offenheit die Gründe seiner ablehnenden Stellung der Dahlembahn gegenüber aufgedeckt habe.”
Am Ende gab es den Bau der Kurfürstendamm-Linie bis Uhlandstraße (geplant bis Henriettenplatz) als Kompensation. Der U-Bahnhof Rüdesheimer Platz und damit die U-Bahn-Linie von Wittenbergplatz bis Thielplatz wurde 1913 eröffnet, später bis Krumme Lanke verlängert. Viele der U-Bahnhöfe sind übrigens deswegen so feudal, weil sich die Wilmersdorfer “Millionenbauern”, die im Boom der Gründerzeit durch den Verkauf ihrer Grundstücke reich geworden waren, das so wünschten und auch dafür bezahlten.
Das Fest am Thielplatz zur Eröffnung wurde von der damaligen Großstadt Wilmersdorf, der Hochbahn, der Domäne Dahlem und den Terraingesellschaften arrangiert und gemeinsam bezahlt. Georg Haberland legte Wert darauf, bei dieser Gelegenheit seine Gartenterassenstadt vorzustellen und hatte dafür gesorgt, dass wegen der noch fehlenden Bepflanzung Papierblumen an den Häuser angebracht wurden. Er schreibt darüber:
“Der erste Zug, der die Gäste zum Thielplatz in die Festhalle hinausführte, machte auf der Station Rüdesheimer Platz Halt. Ich saß im Wagen bei den Ministern und erklärte die Gartenterrassen. Wir stiegen aus, und ich führte die Herren durch den fertigen Teil. Kaum je im Leben habe ich ein solches Herzklopfen gehabt, nicht etwa, weil ich vor den vielen hohen Herren in Ehrfurcht erstarb, sondern wegen der Papierblumen, die an den Häusern angebunden waren. Hier sollten sich nämlich Glycinen und Heckenrosen emporranken. Aber so schnell wachsen Rankrosen nicht in die Höhe… Die Herren waren von den schön berankten Häusern begeistert, und ich nahm mit etwas gemischten Gefühlen die Komplimente entgegen.”
Die Wohnhäuser um den Rüdesheimer Platz wurden 1910 – 1914 nach einheitlichen Plänen von Paul Jatzow im Stil einer englischen Landhaussiedlung aber in geschlossener Bauweise mit hohen Dächern, zum Teil unsymmetrischen Erkern und tiefen Vorgärten erbaut. Die 1911 bis 1912 am Rüdesheimer Platz gebauten Wohnhäuser und viele andere im Rheingau-Viertel stehen unter Denkmalschutz.
Siegfried-Brunnen
Der Brunnen nimmt Bezug auf das rheinische Viertel. Er wurde 1911 von Emil Cauer aus Sandstein geschafften und zeigt Siegfried als Rosselenker, flankiert von Rhein und Mosel in menschlicher Gestalt.
Rheingauer Weinbrunnen
Der Rheingauer Weinbrunnen wird hier seit dem 20. Mai 1967 veranstaltet. In den Sommermonaten bieten hier Winzer aus unserem Partnerlandkreis Rheingau-Taunus ihre Weine und Sekte an.
Zur Partnerschaft gehört auch seit 1984 der Weinberg im Stadion Wilmersdorf mit Rebstöcken aus dem Rheingau-Taunus, aus denen ein Weißwein gekeltert wird, der vom Bezirksamt für Geschenke an Jubilare oder Gäste verschenkt wird.