Der Rundplatz mit vier Straßeneinmündungen auf elliptischem Mittelfeld war von circa 1716 bis zur Umbenennung 1950 unter der Bezeichnung Kirchplatz bekannt. Seinen heutigen Namen erhielt der Platz 1950 nach der Sozialpädagogin, Politikerin, Widerstandskämpferin gegen das NS-Regime Anna Ernestine Therese von Gierke (*14. März 1874 Breslau bis 3. April 1943 Berlin). Sie unterhielt während der NS-Zeit enge Verbindungen zur Bekennenden Kirche.
Anna von Gierke leitete das Jugendheim Charlottenburg, eine Einrichtung zur Ausbildung von jungen Frauen in den unterschiedlichsten Berufen. In dem Jugendheim in der Goethestraße 22 gab es aber auch, besonders für Kinder aus armen Familien, eine Kinderkrippe, einen Kindergarten und einen Schulhort. 1922 gründete sie das Landjugendheim Finkenburg in der Nähe von Falkensee. Dort konnten die Auszubildenden des Jugendheims Charlottenburg Praktika absolvieren. Gleichzeitig war es Erholungsheim für die Großstadtkinder und später Fluchtort für jüdische Kinder und manchmal auch für ihre Familien. 1933 wurde sie von den Nationalsozialisten wegen der jüdischen Abstammung ihrer Mutter aus allen Ämtern entlassen. Sie veranstaltete aber weiterhin regelmäßig Vortrags- und Literaturabende in der Goethestraße 22. Bei einem Verhör durch die Gestapo im November 1942 musste sie sich verpflichten, keine Abendveranstaltungen mehr durchzuführen. Sie starb 1943.
Luisenkirche
“Neue Kirche auf’m Berg” nannte Eosander in seinem Plan von 1705 den Standort der Kirche. Die barocke Kirche mit ihrem kreuzförmigen Grundriss wurde nach den Plänen von Baumeister Gerlach unter der Leitung von Baumeister Böhme von 1712 bis 1716 erbaut. König Friedrich I. legte am 11. Juli 1712, an seinem 55. Geburtstag, den Grundstein für den Kirchenbau. Friedrich l. hatte sie als gemeinsame Kirche für die Reformierten und Lutheraner bestimmt. Der ursprüngliche Bau hatte keinen Turm und der Dachreiter war bereits nach knapp 100 Jahren so baufällig, dass Karl Friedrich Schinkel 1821 ein Gutachten zum Umbau der Kirche, mit einem Neubau eines seitlichen Turmes vorschlug. 1823 wurde der Bau genehmigt und nach Schinkels Plänen ausgeführt. Am 11. Juni 1826 konnte der Turm eingeweiht werden, in ihm hängt ein dreistimmiges Geläut. Nach dem Umbau erhielt die Kirche den Namen der verstorbenen Königin Luise von Preußen. Nach schweren Beschädigungen während des
zweiten Weltkriegs erfolgte der Wiederaufbau von 1950 bis 1953 nach historischem Vorbild.
Gierkeplatz 2: Puppentheater Berlin
In diesem Haus gibt es eine Berliner Attraktion, denn hier residiert das Puppentheater Berlin. Das Puppentheater wurde 1984 in Schöneberg gegründet und kann damit in zwei Jahren sein 40-jähriges Jubiläum feiern. Im Sommer 1996 zog das Theater nach Charlottenburg, zuerst in die Haubachstraße / Ecke Gierkezeile, zehn Jahre später an den Spandauer Damm und seit 2008 hat es seine Spielstätte hier am Gierkeplatz.
Gierkeplatz: Oberstufenzentrum Kraftfahrzeugtechnik
Das Oberstufenzentrum Kraftfahrzeugtechnik Berlin, vor dem wir stehen, ist ein Kompetenzzentrum für Fahrzeugtechnik, das in einem breiten Spektrum von Bildungsgängen berufliche Qualifikationen und Kompetenzen vermittelt. Es werden unterschiedlich lange Ausbildungen angeboten: vom klassischen Kraftfahrzeugmechatroniker, über Fahrradmonteur, bis zur Ausbildung für Zweiradmechatroniker. Ganz neu ist der Erweiterungsanbau, in dem nach seiner Fertigstellung (um Ostern herum) auch Schülerinnen und Schüler im Bereich der E-Mobilität ausgebildet werden können.
Wir laufen nun weiter bis zur
Gierkezeile 39: Altes Schulhaus
Das älteste Schulhaus Charlottenburgs wurde 1785/86 nach den Plänen des Oberbaurates Schulze im Zopfstil in der Übergangsphase vom Barock zum Klassizismus erbaut und 1798 um drei Achsen erweitert. Das Schulhaus entstand auf Initiative von Johann Christian Gottfried Dressel. Dieser war protestantischer Pfarrer und Chronist der Stadt Charlottenburg. Er setzte sich stark für eine Reform des Schulwesens und eine bessere Versorgung und Verbesserung der Lebensbedingungen der armen Bevölkerung Charlottenburgs ein. Zudem hat Dressel sechs Tagebücher geschrieben. Die ersten beiden Bände befinden sich in der ehemaligen Magistratsbibliothek im Verwaltungsinformationszentrum im Rathaus Charlottenburg. Der erste Band berichtet über Dressels Kindheit, Jugend und Studium. Der zweite behandelt die Zeit bis zu seinem Amtsantritt in Charlottenburg. Die vier anderen Bände sind verschollen. Mitarbeiter des VIZ haben den ersten Band dieser Erinnerungen inzwischen transkribiert. Wer mag, kann
das Buch auf der Internetseite des Bezirksamts lesen.
1979 zog die Landesstelle Berlin gegen Suchtgefahren in das Gebäude ein.