Treffpunkt: Quedlinburger Straße 11
Länge: ca. 1,6 km
Herzlich willkommen zu unserem 217. Kiezspaziergang. Er steht unter dem Motto des Ökumenischen Miteinanders. In diesem Rahmen werden wir die Neuapostolische Kirche in der Wernigeroder Straße, die syrisch-orthodoxe Kirche Mor Afrem am Mierendorffplatz und die evangelische Gustav-Adolf-Kirche in der Brahestraße besuchen. Weitere Stationen werden die Jugendkunstschule und das Haus am Mierendorffplatz sein.
Doch bevor wir beginnen, möchte ich Ihnen den Zeit- und Treffpunkt des Kiezspaziergangs am Samstag, den 8.2.2020, mitteilen. Der Spaziergang beginnt um 14 Uhr auf dem Theodor-Heuss-Platz am Mahnmal mit der Ewigen Flamme. Von dort gehen wir zum Haus des Rundfunks, wo uns etwas ganz Besonderes erwartet, denn wir werden von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen des rbb durch das Haus geführt werden. Am Schluss werden wir in der Niederlassung von BMW am Kaiserdamm erwartet.
Station 1: Quedlinburger Straße 11
Station 1.1: Quedlinburger Straße 11
Ich freue mich sehr, dass mein Bezirksamtskollege Oliver Schruoffeneger, der zuständige Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung, Bauen und Umwelt, uns heute über den aktuellen Stand der Planungsarbeiten in der Quedlinburger Straße 11-15 informieren wird.
Vielen Dank, Herr Schruoffeneger!
Station 1.2: Quedlinburger Straße / Herkunft des Namens
Auf dieser Seite der Mierendorff-Insel sind die Straßen nach Städten im Harz benannt. So haben wir die Quedlinburger, die Wernigeroder, die Ilsenburger, die Nordhauser, die Harlingeroder, die Treseburger Straße, die Klausthaler Straße und den Goslarer Platz. Durch einige von Ihnen werden wir heute gehen.
Nächste Station ist die Wernigeroder Straße 10, wo wir in der Neuapostolischen Kirche erwartet werden.
Station 2: Wernigeroder Straße 10 / Neuapostolische Kirche
Ich begrüße ganz herzlich Herrn Matthias Pirlich, den Gemeindevorsteher der Neuapostolischen Gemeinde.
Die Neuapostolische Kirche entstand 1863 aus der Katholisch-Apostolischen Gemeinde. Derzeit gehören 9 Millionen Christen zur Neuapostolischen Kirche. Sie finanziert sich aus freiwilligen Spenden ihrer Mitglieder.
Alles Weitere erzählt uns jetzt Herr Pirlich.
Vielen Dank, Herr Pirlich!
Wir gehen nun weiter und treffen uns wieder vor dem Haus Nordhauser Straße 32.
Station 3: Nordhauser Straße 32 / Märkische Baugenossenschaft eG
Hier residiert die Märkische Baugenossenschaft, die in diesem Block 169 Wohnungen hat. Die Wohnanlage wurde 1929 gebaut, fünf Jahre nach Gründung der Genossenschaft in den schwierigen wirtschaftlichen Zeiten der 1920er-Jahre. Die Wohnungen hier sind alle wärmegedämmt und haben 1 bis 4 ½ Zimmer und meistens auch einen Balkon. Die Genossenschaft hat insgesamt einen Bestand von 1350 Mieteinheiten, neben der Anlage hier in Charlottenburg, liegen die Wohnungen in Hermsdorf, Lichterfelde, Neukölln, Reinickendorf, Waidmannslust, Wedding und Weißensee.
Unsere nächste Station ist die Jugendkunstschule in der Nordhauser Straße 22.
Station 4: Nordhauser Straße 22
Station 4.1: Nordhauser Straße 22 / Jugendkunstschule
Ich begrüße ganz herzlich Frau Fortriede-Lange, Leiterin der Jugendkunstschule Charlottenburg-Wilmersdorf. Seit 2016 sind die Jugendkunstschulen im Berliner Schulgesetz verankert und dadurch hat jeder Bezirk nun seine Jugendkunstschule. In der Jugendkunstschule Charlottenburg-Wilmersdorf werden alle Kunstsparten angeboten: Bildende Kunst, Theater, Tanz, Angewandte Kunst, Fotografie, Film, Literatur und digitale Kreativtechniken und vieles mehr. Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene und Familien können hier künstlerische Techniken kennenlernen, ausprobieren und vertiefen. In der Regel stehen dafür professionelle Künstlerinnen und Künstler zur Verfügung. Vormittags liegt der Schwerpunkt auf der Zusammenarbeit mit Kitas und Schulen. Die Erfahrungen, die die Schüler und Schülerinnen in „ihrer“ Jugendkunstschule machen, wirken auf den Kunstunterricht der Schulen zurück und stärken dort die Qualität. Nachmittags, an den Wochenenden und in den Schulferien finden offene
Angebote statt. Frau Fortriede-Lange wird uns nun alles Nähere erläutern.
Vielen Dank, Frau Fortriede-Lange!
Station 4.2: Universität der Künste
Im Gebäude nebenan, dem großen Klinkergebäude an der Ecke, befindet sich heute die Universität der Künste mit den Fächern Gesang, Musiktheater, Musiktherapie und Theorie und Praxis der Kommunikation. Früher war in dem Gebäude die Mierendorff-Grundschule, die 1978 in den Neubau nebenan gezogen ist. Das Gebäude wurde 1893 von Peters für die damalige 5. und 6. Gemeindeschule Charlottenburg errichtet. Den Namen Mierendorff-Grundschule erhielt die Schule 1954.
Die Universität der Künste hat für Carlo Mierendorff eine Gedenktafel an dem Gebäude angebracht. Darauf steht:
Dem Andenken an
Carlo Mierendorff
1897 – 1943
Nationalökonom und SPD-Reichstagsabgeordneter
Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime
Verbindungsmann der SPD zur
Widerstandsgruppe “Keisauer Kreis”
Wir überqueren nun den Platz und treten ein in die Mor-Afrem-Kirche.
Station 5: Mierendorffplatz / Ecke Mindener Straße 1 / Mor-Afrem-Kirche
Ich begrüße ganz herzlich Herrn Tozman, den Vorsitzenden des Kirchenrates, der uns gleich seine Gemeinde und Kirche vorstellen wird. Zuvor möchte ich aber etwas zur Geschichte der Kirche sagen.
Ursprünglich hätte hier zu Beginn der 1920er-Jahre die evangelische Gustav-Adolf-Kirche gebaut werden sollen. Diese wurden dann aber etwas später, nämlich Anfang der 1930er-Jahre, in der Herschelstraße 14 gebaut. Für die katholischen Gläubigen plante Anfang der 1920er-Jahre August Kaufhold eine traditionelle Basilika, deren Kosten sich die Gemeinde aber dann nicht leisten konnte. Deshalb wurde 1926 provisorisch eine kleine Kapelle mit einer Wohnung für den Priester im Obergeschoss errichtet. 1964 wurde die Kapelle dann für den heutigen Neubau abgerissen. Während der Bauzeit von 1964 bis 1966 genoss die katholische Gemeinde Gastrecht in der Gustav-Adolf-Kirche, woraus sich viele der heute noch aktiven ökumenischen Kontakte entwickelten.
Auftraggeber der neuen Kirche war die katholische Mariä-Himmelfahrt-Gemeinde, eine Tochter der Pfarrei Herz Jesu. Architekt war der Diözesansbaurat Alfons Boklage aus Münster. Die Kirchenanlage besteht aus vier Flügeln, die um den Innenhof gebaut sind. Das Gebäude ist, wie Sie beim Hineingehen gesehen haben, mit rotbraunen, holländischen Handstrichziegeln und Sichtbeton verblendet.
Die Saalkirche und die beiden Verbindungstrakte ruhen auf einem offenen Sockelgeschoss aus Stahlbeton, wobei die Stützen mit Ziegeln ummantelt sind. Das Pultdach des Kirchenschiffs fällt zum Hof ab. Die Fassade zum Mierendorffplatz ist 34 m lang und wurde aus Glasstahlbeton gebaut. Der halbkreisförmige Glockenturm ist in den Bau integriert und 33 m hoch. Er hat 4 Glocken. Der Kirchenraum hat durch das Halbrund des Turms eine Apsis. Der Fußboden besteht aus Natursteinplatten, die Decke aus Holz.
2005 verkaufte die katholische Kirche das Gotteshaus an die syrisch-orthodoxe Gemeinde Mor Afrem e.V. Die Mor-Afrem-Kirche wurde am 4. Mai 2008 offiziell eröffnet.
Was die syrisch-orthodoxe Gemeinde ist, woher der Name Mor Afrem kommt und alles Weitere sagt Ihnen nun Herr Tozman.
Vielen Dank, Herr Tozman!
Wir gehen nun wieder hinaus, überqueren den südlichen Teil des Mierendorffplatzes, dann an der Ecke Sömmeringstraße die Kaiserin-Augusta-Allee. Wir gehen durch das Haus am Mierendorffplatz und treffen uns wieder auf dem Spielplatz dahinter.
Station 6: Mierendorffplatz / Spielplatz
Station 6.1: Mierendorffplatz
Als erstes begrüße ich ganz herzlich Frau Isermann-Kühn, die Geschäftsführerin der DorfwerkStadt e.V., die uns gleich mehr zum Haus am Mierendorffplatz sagen wird.
Zunächst möchte ich aber noch etwas zur Geschichte des Mierendorffplatzes sagen. Als in den 80er-Jahren des vorletzten Jahrhunderts der Mierendorff-Kiez als Wohnviertel für die einfachen Leute geplant wurde, war der Mierendorffplatz als Parkanlage bereits in den Planungen berücksichtigt. Ursprünglich hieß der Mierendorffplatz Gustav-Adolf-Platz wie die Kirche in der Herschelstraße nach dem König Gustav II. Adolf von Schweden.
1912/1913 wurde die Parkanlage, mehr oder weniger so wie wir sie heute sehen, nach den Entwürfen des Charlottenburger Gartenbaudirektors Erwin Barth angelegt. Der nördliche Teil des Platzes ist zweigeteilt: Im östlichen Teil der Spielplatz, auf dem wir stehen, mit dem Haus am Mierendorffplatz, und im westlichen ein Blumengarten, dessen Achsenkreuz in der Mitte durch einen Springbrunnen hervorgehoben wird. Die Randbepflanzung ähnelt der eines Privatgartens, in dem je nach Jahreszeit andere Blumen blühen. Die Anlage wird durch Platanen eingefasst.
Auf dem südlichen Teil findet mittwochs und samstags der Wochenmarkt statt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Platz zunächst für Kleingärten genutzt, die Bevölkerung brauchte etwas zu essen. 1950/1951 wurde auf dem Platz wieder eine Grünanlage angelegt und er wurde nach dem Widerstandskämpfer Carlo Mierendorff benannt.
Mierendorff war ein SPD-Politiker, Sozialwissenschaftler und Schriftsteller. Er wurde 1897 in Sachsen geboren.
Schon als Schüler schrieb er Erzählungen und Essays. Zum Ersten Weltkrieg meldete er sich wie so viele freiwillig. Mit dem Ende des Kriegs durch die Novemberrevolution hatte er seine Lektion gelernt, jetzt ging es ans Gestalten einer neuen Zukunft ohne Krieg und Gewalt.
Hier ein Zitat:
bq. Die Zeit fordert heraus! Wir stehn am Ende! Nun dürfen wir nicht mehr still sein und uns von den Ereignissen rädern lassen. Über vier Jahre flüchteten wir uns vor dem Ungeheuren in astrale Verse. Wir bogen aus und verleugneten, was Schicksalhaftes verhandelt wurde. Es war Lüge, daß wir es taten […]. Doch nun sind wir frei: Und Ungeheures geschieht: Jetzt lebendig einzuspringen in den Strom der Geschichte, aktiv sein aufs äußerste und sich nichts entreißen lassen. […]
Er studierte Volkswirtschaft und promovierte 1922 zum Dr. phil. Schon früh stellte er sich gegen antisemitische und völkisch-nationale Bewegungen. Er arbeitete als Journalist und in gewerkschaftlichen Gremien.
Später war er als SPD-Mitglied in der Politik tätig, unter anderem als Sekretär der Reichstagsfraktion oder als Pressereferent des hessischen Innenministers Wilhelm Leuschner. 1930 wurde er in den Reichstag gewählt. Schwerpunkt seiner Arbeit war der Kampf gegen die NSDAP, aber er setzte sich in seiner ganzen Politik für Sozialismus und Demokratie ein.
Nach der Machtergreifung floh Mierendorff in die Schweiz, kam aber nach zwei Wochen bereits zurück, da er im Exil nicht gegen das Nazi-Regime kämpfen konnte. Bald wurde er verhaftet und für ihn begann eine fünfjährige Leidenszeit in unterschiedlichen Konzentrationslagern. 1938 wurde er entlassen. Er nahm seine alten Verbindungen zum Widerstand wieder auf und schrieb unter dem Pseudonym „Willemer“ in Zeitungen und Zeitschriften. Im Kreisauer Kreis trug er den Tarnnamen „Dr. Friedrich“. Im Dezember 1943 starb Mierendorff bei einem Luftangriff auf Leipzig.
Zurück zum Platz: Ende der 1970er-Jahre wurde die U 7 bis Rathaus Spandau verlängert. Auch der Mierendorffplatz erhielt einen U-Bahnhof.
Nach Abschluss der Bauarbeiten konnte der Platz in enger Anlehnung an die Pläne von Barth wiederhergestellt werden. Dabei wurden Brunnen, Bänke, Tore und Lampen originalgetreu nachgebildet. Für die historische Rekonstruktion wurde im Jahr 2000 der Gustav-Meyer-Preis (benannt nach dem Landschaftsgestalter Gustav Meyer) verliehen. Eine Gedenktafel am Ausgang des Parks erinnert an Barth.
Station 6.2: Haus am Mierendorffplatz
Am 24.10.2011 wurde das Haus am Mierendorffplatz eröffnet. Es ist aus dem Nachbarschaftsladen des Mierendorffkiezes hervorgegangen und aus der Tauroggener Straße in die ehemalige Revierunterkunft des Grünflächenamtes gezogen. Dort wird der Laden als ein Zentrum für Kunst und Kultur, als Ort der Begegnung, für Projekt-Ideen der Anwohner und Anwohnerinnen sowie für Beratungen fortgeführt.
Das Haus am Mierendorffplatz und das Kiezbüro Mierendorffplatz werden aus Mitteln des Bezirksamtes Charlottenburg-Wilmersdorf im Rahmen des Stadtteilmanagements Mierendorffplatz finanziert.
Alles andere erzählt Ihnen aber nun Frau Isermann-Kühn.
Vielen Dank, Frau Isermann-Kühn!
Wir gehen nun durch den Park und halten noch einmal kurz am Ausgang des Parks an der Gedenktafel für Erwin Barth.
Station 7: Mierendorffplatz / Gedenktafel für Erwin Barth
Die Gedenktafel für den Charlottenburger Gartenbaudirektor wurde 1980 enthüllt. Auf ihr steht:
ERWIN BARTH
1880 -1933
GARTENDIREKTOR VON
CHARLOTTENBURG 1912 – 1926
GROSS-BERLIN 1926 – 29
GUSTAV ADOLF (MIERENDORFF) PLATZ
KAROLINGERPLATZ LIETZENSEEPARK
SACHSEN (BRIX) PLATZ
VOLKSPARK JUNGFERNHEIDE
CHARLOTTENBURG 1980
Barths Credo lautete, ich zitiere:
bq. Wenn irgendwo eine reiche Ausstattung der Plätze mit verschwenderischer Blumenfülle, mit Brunnen und dergleichen angebracht ist, so ist es da, wo Leute wohnen, die sich keine eigenen Gärten leisten können.
Unsere nächste Station ist die Kreuzung Brahe- / Ecke Kamminer Straße.
Station 8: Brahe- / Ecke Kamminer Straße
Station 8.1: Kamminer Straße / Herkunft des Namens
Die Kamminer Straße wurde 1906 nach der Stadt Cammin in der Nähe von Stettin benannt. Die Stadt kam 1648 zu Schweden und 1679 zu Brandenburg, nach dem Zweiten Weltkrieg zu Polen. Heute heißt sie Kamien Pomorski.
Station 8.2: Brahestraße / Herkunft des Namens
Die Brahestraße wurde 1905 nach dem dänischen Astronomen Tycho Brahe benannt, der 1546 in Knudstrup geboren wurde und 1601 in Benatky bei Prag starb. Brahe war einer der bedeutendsten Astronomen der Welt. Der Umfang, die Sorgfalt und Genauigkeit seiner astronomischen Beobachtungen, die er noch ohne Fernrohr durchführte, waren für seine Zeit außergewöhnlich.
Er hatte entscheidenden Einfluss auf das Wissenschaftsideal späterer Generationen und begründete mit seiner Arbeitsmethode des immer exakteren Messens und steten Nachprüfens den Arbeitsstil und die Methodik der modernen Wissenschaften.
Station 8.3: Brahestraße 8-13 / 28-33
Die Häuserblocks auf beiden Seiten der Brahestraße von der Sporthalle bis zur Gustav-Adolf-Kirche stehen alle unter Denkmalschutz. Bauherrin der Gesamtanlage war die Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft Berlin-Heerstraße. Die Häuser Nummer 8-9 wurden von 1926 und 1927 gebaut. Architekt war Franz Fedler. Die Hausnummern 32 bis 33 gegenüber wurden 1925 von dem Architekten Paul Leschinsky geplant. Architekt der Häuser zwischen Herschel- und Kamminer Straße war H.C. Schmidt.
Wir gehen nun gleich weiter durch die Brahestraße bis zur Gustav-Adolf-Kirche in der Herschelstraße 14.
Station 8.4: Herschelstraße / Herkunft des Namens
Die Herschelstraße wurde 1905 nach dem Astronomen Sir Friedrich Wilhelm Herschel benannt, der 1738 in Hannover geboren wurde und 1822 in England starb. Er desertierte während des Siebenjährigen Krieges nach England, wo er ein Spiegelfernrohr baute und 1779 den Planeten Uranus entdeckte. 1816 wurde er von Könige Georg III für seine Verdienste geadelt.
Station 9: Herschelstraße 14 / Gustav-Adolf-Kirche
Ich begrüße ganz herzlich Oliver Neick, Pfarrer und Gemeindepädagoge in der evangelischen Kirchengemeinde Gustav Adolf.
Bereits 1913 bemühte sich die Charlottenburger Gemeinde um einen Kirchenneubau. Durch den Ersten Weltkrieg und die folgende Inflation wurden die Planungen aber immer wieder aufgeschoben. Auch der Bauplatz änderte sich mehrmals. 1924 schrieb die Stadtsynode einen ersten Wettbewerb aus, den das Charlottenburger Architektenduo Paul Ludwig Schultze und Otto Flöter mit dem ersten Preis für sich entscheiden konnte. Angekauft wurden insgesamt acht Entwürfe, Bartnings Beitrag war nicht darunter. Nach zahlreichen kritischen Stimmen aus Presse und Fachwelt intervenierte die Kirchengemeinde und kaufte nachträglich Bartnings Entwurf, der insbesondere städtebaulich überzeugen konnte. Der Grundstein für die neue Kirche wurde am 6. November 1932 gelegt. Am 16. September 1934 wurde die Kirche eingeweiht. Die Nationalsozialisten nutzten die Feierlichkeiten allerdings propagandistisch aus.
Nach starken Kriegszerstörungen wurde die Kirche 1950/51 unter Leitung Bartnings vereinfacht wiederaufgebaut. Nachdem die Kirche unter Denkmalschutz gestellt worden war, wurde sie von 1960 bis 1962 nochmals umgebaut und dabei dem originalen Zustand weitgehend angenähert.
Trotz der schweren Kriegszerstörung haben sich weite Teile der ursprünglichen Ausstattung erhalten. So trennt die handgeschmiedete Kanzelbrüstung von Julius Schramm nach wie vor den Altarbereich vom Gemeinderaum. Auch die von Rudolf Koch gefertigte Taufschale aus Messing hat den Krieg überdauert. In den frühen 1970er-Jahren installierte Detlef Kleuker oberhalb der Empore eine Orgel, deren expressionistisch gezacktes Vorgängerinstrument dem Krieg zum Opfer gefallen war. Die farbigen Glasfenster wurden nach einem Entwurf Bartnings unter der Leitung seines Mitarbeiters Paul Meller von der Firma Puhl und Wagner gefertigt. 1961 betraute man die Nachfolgefirma mit der Rekonstruktion, die sich an den ursprünglichen Fenstern orientierte.
Nun wird uns Pfarrer Neick etwas zur Gemeinde und dem Gemeindeleben sagen.
Vielen Dank, Herr Pfarrer!
Hier endet unser Kiezspaziergang. Ehe ich Sie nun alle ins Wochenende entlasse, hier noch einmal Zeit- und Treffpunkt des nächsten Kiezspaziergangs. Er beginnt am Samstag, den 8.2.2020, um 14 Uhr am Mahnmal mit der ewigen Flamme auf dem Theodor-Heuss-Platz. Von dort geht es zum Haus des Rundfunks. Enden wird der Spaziergang in der Niederlassung von BMW am Kaiserdamm.
Ich wünsche Ihnen einen guten Nachhauseweg und freue mich auf das nächste Mal.