Station 8.2: Suarezstraße 31 / Gedenktafel für Elfriede Scholz
Hier wohnte von 1924 bis 1929 Elfriede Scholz, die jüngste Schwester Erich Maria Remarques, dem Autor von Im Westen nichts Neues. Elfriede Scholz war wie ihr Bruder eine überzeugte Gegnerin des Nationalsozialismus. Sie verdiente sich ihr Brot als Schneidermeisterin und zog Ende der 1920er-Jahre nach Dresden. In ihrem Geschäft sagte sie einer Kundin gegenüber, der Krieg sei doch sowieso verloren. Diese denunzierte sie, woraufhin sie verhaftet wurde und 1943 wegen Wehrkraftzersetzung vor dem Volksgerichtshof angeklagt wurde. Der Vorsitzende des Gerichtsverfahrens war Roland Freisler, der sie zum Tode verurteilte. Freisler soll während der Verhandlung gesagt haben: „Ihr Bruder ist uns leider entwischt – Sie aber werden uns nicht entwischen!“
Die Gedenktafel aus Acryl wurde zum 70. Todestag von Elfriede Scholz aufgehängt. Die Hausbewohner und -bewohnerinnen hatten sie initiiert und finanziert. Auf der Tafel steht:
Hier lebte zwischen 1924 und 1929 die Schneidermeisterin
Elfriede Scholz geb. Remark
25. März 1903 – 16. Dezember 1943
Elfriede Scholz wurde im August 1943 in Dresden wegen regimekritischer Äußerungen von „Freunden” denunziert und vom Volksgerichtshof wegen Wehrkraftzersetzung zum Tode verurteilt. Sie war die Schwester des von den Nationalsozialisten verfemten Schriftstellers Erich Maria Remarque. Am 16. Dez. 1943 wurde Elfriede Scholz in Plötzensee enthauptet.
In dem kurzen Stück zwischen Dernburgstraße und Amtsgerichtsplatz werden wir an 20 Stolpersteinen vorbeigehen. Wir können heute nicht das Leben aller vorstellen, ich werde aber an dieser Stelle am heutigen 9. November zu ihrem Gedenken alle Namen verlesen:
In der Suarezstraße 20 wohnten:
Hans Adolph und Fritz Proskauer. Sie wurden im März 1943 nach Theresienstadt deportiert und 1944 in Auschwitz ermordet.
Helene Lara Proskauer geb. Grünberger wurde 1942 nach Theresienstadt deportiert und dort im September 1942 ermordet.
In der Suarezstraße 21 wohnten:
Emmi Lichtenstein mit ihrer Tochter Marianne Wagner. Emmi Lichtenstein wurde 1943 nach Theresienstadt deportiert und 1944 in Auschwitz ermordet.
Marianne Wagner wurde im März 1943 nach Auschwitz deportiert und einen Monat später ermordet.
Lucie Löwenstein wurde im März 1943 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.
Hermann Löwenstein wurde bei der Vorbereitung seiner Flucht aus Deutschland wegen Devisenvergehen 1942 verhaftet und erst nach Sachsenhausen, dann nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.
Elsbeth, Lieselotte und Isidor Rosenthal wurden 1942 nach Riga deportiert und in Bikernieki ermordet.
In der Suarezstraße 23 wohnten:
Anna Gellert, Harry und Rosa Oppenheimer. Sie wurden 1943 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.
Franziska Sommerfeld wurde 1942 erst nach Theresienstadt, dann nach Treblinka deportiert und dort ermordet.
In der Suarezstraße 30 wohnten:
Hertha und Adolf Plessner. Sie wurden 1943 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.
In der Suarezstraße 39 wohnten:
Salomon Cohn. Er wurde im März 1943 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.
Olga Cohn geb. Lewinski. Sie wurde im Mai 1943 zuerst nach Theresienstadt, 1944 dann nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.
In der Suarezstraße 42 wohnte:
Ernst Stern. Er wurde 1942 nach Riga deportiert und dort ermordet.
Wir gehen nun weiter bis zu unserer letzten Station auf dem Amtsgerichtsplatz.