Nun aber erst einmal zu unserem heutigen Spaziergang. Bevor wir uns von Herrn Höger und Herrn Pfeiffer über das Gelände führen lassen, möchte ich Ihnen noch etwas zur Geschichte des Messegeländes erzählen.
Die Entstehung des Messegeländes hat mit dem großen Verkehrsprojekt der Ost-West-Verbindung vom Berliner Schloss zum Truppenübungsgelände bei Döberitz zu tun, das um 1900 auf Initiative Berlins und des Militärs geplant wurde. Die damals noch selbständige Großstadt Charlottenburg betrachtete dieses Heerstraßenprojekt zunächst sehr skeptisch und hatte kein Interesse an einer breiten Militärstraße mitten durch Charlottenburg. Charlottenburg verhandelte hart und stimmte erst zu, nachdem es als Gegenleistung zu einem günstigen Preis das heutige Messegelände erwerben konnte.
1902 wurden schließlich alle Häuser an der Südseite der Bismarckstraße abgerissen, um die Straße zu verbreitern und über den Kaiserdamm zur Heerstraße zu verlängern. 1914 baute am heutigen Standort des Zentralen Omnibusbahnhofes der Verein Deutscher Motorfahrzeug-Industrieller eine erste riesige Ausstellungshalle von 240 Meter Länge und 74 Meter Breite.
In den Kriegsjahren wurde sie zunächst nicht genutzt. Aber bald nach dem Ersten Weltkrieg, 1921, präsentierte die Automobilindustrie ihre erste Ausstellung in Halle l. Die Existenz dieser Halle und des freien Geländes in ihrer Nachbarschaft gab schließlich den Ausschlag dafür, dass die Wahl für den Ausbau des Berliner Ausstellungsgeländes auf Charlottenburg fiel.
Noch im gleichen Jahr entstanden zwei neue Ausstellungshallen, die Automobilhalle II auf dem genannten Gelände und südlich davon am Messedamm die Halle der deutschen Funkindustrie, in der gleich nach ihrer Fertigstellung im Dezember 1924 die erste Große Deutsche Funk-Ausstellung durchgeführt wurde. Die Halle baute man ganz aus Holz, um Störungen des Sende- und Empfangsbetriebs zu vermeiden.
Daneben entstand nach den Plänen des Architekten Heinrich Straumer das 138 Meter hohe Stahlskelett des Funkturms, der am 3. September 1926 zur dritten Großen Deutschen Funkausstellung eröffnet wurde. Die 400 Tonnen schwere Stahlrahmenkonstruktion enthält in 55 m Höhe ein zweigeschossiges Restaurant und in 125 m Höhe eine Aussichtsplattform. Der Lange Lulatsch ist ein Wahrzeichen des Messegeländes und ganz Berlins. Als Sendemast wird er heute nur noch für den Polizeifunk genutzt. Im Moment wird der Funkturm restauriert, wird aber in ein paar Tagen wieder zugänglich sein.
1926 fand in den Hallen am Kaiserdamm erstmals die Grüne Woche statt, 1929 und 1930 wurden zwei weitere Hallen von Martin Wagner und Hans Poelzig gebaut. 1935 vernichtete ein Brand die hölzerne Funkhalle. Im gleichen Jahr eröffnete man weiter südlich die Deutschlandhalle, die als Sporthalle und Veranstaltungsstätte das Messegelände ergänzen sollte. Sie wurde von Franz Ohrtmann und Fritz Wiemer als Stahlkonstruktion zu den Olympischen Spielen 1936 für 10.000 Zuschauer als Mehrzweckhalle errichtet. Die 117 m lange und 83 m breite Dachkonstruktion aus Stahl galt als architektonische Meisterleistung Sie war damals die größte Mehrzweckhalle weltweit und wurde von den Nationalsozialisten für Massenveranstaltungen benutzt. 2011 wurde die Deutschlandhalle abgerissen und durch den City Cube ersetzt. Dazu hören Sie nachher noch mehr.
Richard Ermisch baute 1935/36 an der heutigen Masurenallee die monumentale 32 Meter hohe Ehrenhalle, die 1937 fertig wurde. Nur die äußeren Partien mit den beiden runden Eckbauten sind erhalten. Im Zweiten Weltkrieg wurden die Messehallen stark beschädigt. Die beiden Automobilhallen nördlich der Neuen Kantstraße und Masurenallee wurden später abgetragen und machten Platz für die Stadtautobahn und den Zentralen Omnibusbahnhof. Schon 1945 begann der Wiederaufbau der Hallen südlich der Masurenallee, und 1948 fand erstmals wieder eine Grüne Woche statt. Zur Ersten Deutschen Industrieausstellung im Oktober 1950 wurden bereits neue Hallen fertig gestellt. Aber erst 1957 hatte man wieder die gleiche Ausstellungsfläche wie in der Vorkriegszeit erreicht. 2003 wurde das Areal durch den Haupteingang Süd ergänzt. Die in Charlottenburg ansässige Messe Berlin GmbH, wie sie heute heißt, gilt als Berlins größter Initiator von Geschäftsreisen. Sie stellt einen Konzern dar, der zu
den zehn umsatzstärksten Messegesellschaften der Welt zählt. Die Messe Berlin organisiert und veranstaltet regionale, nationale und internationale Messen, Ausstellungen, Kongresse und sonstige Ereignisse, die im vergangenen Jahr 2,6 Millionen Menschen nach Berlin gebracht hat.
Mehr dazu wird Ihnen aber nun Herr Pfeiffer und Herr Höger erzählen.