Station 8.1: Gasteiner Straße / Herkunft des Namens
Die Gasteiner Straße hieß bis 1888 Kirchhofstraße, weil auf dem heutigen Habermannplatz der Wilmersdorfer Friedhof war. Danach wurde sie nach dem österreichischen Kurort Bad Gastein benannt.
Station 8.2: Gasteiner Straße 19-20 / Feuerwache
Gleichzeitig mit dem Rathaus, also Anfang der 90er-Jahre des 19. Jahrhunderts, wurde auch eine Feuerwache gebaut, die dann 1908/1909 durch die jetzige Feuerwache ersetzt wurde. Architekt der neuen Wache war Philipp Nitze.
Bereits 1874 war in Wilmersdorf eine Pflichtfeuerwehr eingerichtet worden, die 1890 in eine Freiwillige Feuerwehr umgewandelt wurde. 1906 wurde dann eine Berufswehr geschaffen, die 1909 in dieses Gebäude einziehen konnte. 1921 wurde das Wachgebäude umgebaut. 1960 wurden die Hallentore erweitert und 1962 der Steigeturm umgebaut. Nach der Auflösung der Freiwilligen Feuerwehr Grunewald wurde 1988 die Freiwillige Feuerwehr Wilmersdorf gegründet, am 27.4.1996 die Jugendfeuerwehr gegründet. Ebenfalls in den 90er-Jahren des 20. Jahrhunderts wurde ein Neubau in der Barstraße geplant, aber nie realisiert, so dass die Feuerwache vor uns immer noch die Hauptfeuerwache in Wilmersdorf ist.
Hier noch etwas zum Alltag bei der Berliner Feuerwehr. Die Beamten bei der Berliner Feuerwehr arbeiten in 12-Stunden-Schichten, danach haben sie mindestens 24 Stunden frei. Berufsfeuerwehrleute sind für alle Funktionen ausgebildet und werden alternierend auch in allen Funktionen eingesetzt, zum Beispiel: Maschinist in einem Löschfahrzeug oder Atemschutzträger oder als Sanitäter im Rettungsdienst. Es gibt nicht nur den Bereitschaftsdienst, sondern auch Arbeits- und Übungsdienste. In Berlin gibt es 67 Standorte, an denen jeden Morgen um 7 Uhr 550 Feuerwehrleute ihren Dienst antreten. Beim Arbeits- und Übungsdienst werden zum Beispiel die Fahrzeuge gewaschen und die Wachgebäude instandgehalten. Danach gibt es den Wachunterricht, jeder Mitarbeiter muss turnusmäßig ein kurzes Referat zu einem bestimmten Thema halten. Auch praktische Übungen werden regelmäßig durchgeführt. Zwischen 12 Uhr und 15 Uhr ist Bereitschaftszeit, das bedeutet, dass die Feuerwehrleute, solange kein
Einsatz ansteht, vor Ort machen können, was sie wollen: lesen, fernsehen usw. Nachmittags stehen weitere Arbeitsdienste und Sport auf dem Programm, da es ja wichtig ist, dass die Feuerwehrleute fit sind.
Bei der Berliner Berufsfeuerwehr gibt es 35 Berufsfeuerwachen. Eine Feuerwache ist (außer bei Einsätzen) ständig mit hauptamtlichen Einsatzkräften besetzt. Die kleinste taktische Einheit ist in der Brandbekämpfung die “Staffel”, das ist ein Löschfahrzeug mit einer Besatzung von sechs Einsatzkräften. Bei einem Wohnungsbrand werden normalerweise zwei Staffeln mit einer Drehleiter und ein Rettungswagen eingesetzt. Auch die Freiwillige Feuerwehr untersteht organisatorisch einer Berufsfeuerwache.
Station 8.3: Gasteiner Straße 11 / Stolperstein / Georg Oppel
Ein paar Häuser weiter auf dieser Seite der Gasteiner Straße befindet sich vor dem Haus Nummer 11 ein Stolperstein zum Gedenken an Georg Oppel mit dem folgendem Text:
HIER WOHNTE GEORG OPPEL JG. 1875 VERHAFTET MÄRZ 1933 COLUMBIAHAUS GEFOLTERT VON SA TOT AN FOLGEN 17.4.1936
Georg Oppel wurde am 10. Februar 1875 in Schlochau (heute: Człuchów) in Westpreußen geboren. Er war kaufmännischer Angestellter, stammte aus einer jüdischen Familie und war bereits SPD-Mitglied, als er 1919 im Bezirksamt Wilmersdorf zu arbeiten begann. 1920 wurde er in die Bezirksversammlung Wilmersdorf und von ihr 1921 zum besoldeten Stadtrat gewählt. Im Rahmen der Preußischen Abbauverordnung strich die Bezirksversammlung Wilmersdorf, in der die Bürgerlichen die Mehrheit hatten, 1924 seine Stelle und versetzte ihn in den einstweiligen Ruhestand. 1925/26 war er Stadtverordneter im Wahlkreis Wilmersdorf. 1926 und 1930 wählte ihn die Bezirksversammlung Wilmersdorf zum unbesoldeten Bezirksstadtrat. 1928 wurde Georg Oppel Kommissarischer und später Ordentlicher Direktor des Arbeitsamts Berlin-Ost. Bei den vorgezogenen Neuwahlen 1933 wurde er wieder in die Bezirksversammlung Wilmersdorf gewählt. Nach dem SPD-Verbot vom Juni 1933 wurde ihm das Mandat entzogen und die
Tätigkeit als Bezirksverordneter verboten. Oppel war bereits Ende März 1933 von der SA verhaftet und im Tempelhofer Gestapo-Gefängnis Columbia-Haus in Tempelhof misshandelt worden. Noch vor Ablauf seiner Amtszeit als unbesoldeter Stadtrat beurlaubte ihn das Bezirksamt Wilmersdorf mit dem Vermerk „Jude, Sozialdemokrat“. 1933 wurde ihm von der Reichsanstalt für Arbeit gekündigt. Nach seiner Haftentlassung war er arbeitsunfähig. Ruhestandsbezüge wurden ihm zunächst verweigert, später erhielt er eine „jederzeit widerrufliche“ Rente von 99 Reichsmark im Monat. Am 16. März 1936 starb er in Berlin an den Folgen der Misshandlungen während der Haft.
Station 8.4: Gasteiner Straße 9-10 / Mietshaus
Das Haus am Ende der Gasteiner Straße, an der Ecke zur Fechnerstraße wurde 1903 bis 1904 von Wilhelm Bielicke gebaut. Es steht unter Denkmalschutz.
Station 8.5: Gasteiner Straße 23 / Goethe-Gymnasium
Das Goethe-Gymnasium schräg gegenüber wurde zwischen 1903 und 1904 von Otto Herrnring als Mädchengymnasium erbaut. Es erhielt den Namen Viktoria-Luise-Lyzeum. Viktoria Luise wurde am13. September 1892 als einzige Tochter Kaiser Wilhelms II. und Kaiserin Auguste Viktorias in Potsdam geboren. Den Namen Viktoria erhielt sie nach ihrer Großmutter, der Kaiserin Victoria. Diese schrieb sich übrigens mit c, im Gegensatz zu Viktoria Luise, deren Namen man allerdings auch häufig fälschlicherweise mit c geschrieben findet. Den Namen Luise erhielt sie nach der preußischen Königin Luise. Bereits im Jahr ihrer Einschulung 1899 wurde übrigens in Schöneberg der Viktoria-Luise-Platz nach ihr benannt, 1904 dann das Viktoria-Luise-Lyceum. Sie heiratete 1913 den Herzog Ernst August von Braunschweig und starb 1980 in Hannover. Ihre Tochter Friederike wurde Königin von Griechenland.
Die Fassade des Viktoria-Luise-Lyzeums wurde reich mit romanischen und orientalischen Schmuckelementen ausgestattet. An der Ecke zur Uhlandstraße schließt sich ein niedrigeres ehemaliges Lehrerinnenseminar an. Die ursprüngliche Ausschmückung des Inneren ist weitgehend erhalten. In dem Verwaltungsbericht der Großstadt Wilmersdorf von 1913 heißt es über den kommunalpolitischen Schwerpunkt Bildung [ich zitiere]:
Für die ebenso rasche wie günstige Entwicklung Wilmersdorfs war nicht zuletzt die seit Mitte der 90er Jahre von ihm verfolgte Schulpolitik von erheblicher Bedeutung. Hierbei aber ging die Gemeindeverwaltung von der durch die Tatsachen später als richtig erwiesenen Ansicht aus, daß nach dem an sich keineswegs begüterten Wilmersdorf steuerkräftige Elemente nur dann in größerer Zahl zuziehen würden, wenn in ihm auch den Bedürfnissen eines solchen Zuzugs nach möglichst günstiger Gelegenheit zu Erziehung und Unterricht der Jugend gebührend Rechnung getragen sei.
Um die steuerkräftigen Bürger und Bürgerinnen ging es also, und um diese anzulocken, wurde vor allem in Bildungseinrichtungen investiert.
Vom 13. April 1917 bis Ostern 1918 besuchte Marlene Dietrich die Schule. Mit 16 verließ sie die Schule ohne Abitur und begann in Weimar eine Ausbildung zur Konzertgeigerin.
Am 10. Mai 1954 wurde das Gymnasium als Goethe-Gymnasium neu gegründet. Es ist altsprachlich ausgerichtet. Erste Fremdsprache, die von der Grundschule mitgebracht wird, ist Englisch, ab der 5. Klasse kommt Latein dazu, ab der 8. Klasse Alt-Griechisch als dritte Fremdsprache und wer will, kann dann ab der 10. Klasse noch Französisch lernen. Als Wahlfach wird auch Russisch angeboten. Die Schülerinnen und Schüler können hier das Latinum und das Graecum erwerben. Die Kurse der Oberstufe unternehmen Studienfahrten ins klassische Griechenland oder nach Rom.
Wir gehen nun weiter bis zur Uhlandstraße, in die wir rechts einbiegen. Dann überqueren wir die Berliner Straße, nehmen dort den Übergang und gehen auf der östlichen Seite der Uhlandstraße bis zur Wilhelmsaue.