Station 1.1: Berkaer Platz / Herkunft des Namens
Wir sind hier auf dem Berkaer Platz. Er ist nach dem Kurort Bad Berka in Thüringen benannt. Der Name Berka bedeutet soviel wie Stadt der Birken am Wasser. Bad Berka hat knapp 8000 Einwohner und zahlreiche Kur- und Reha-Kliniken. Hier in dieser Gegend sind viele Straßen nach Badeorten benannt, wie wir gleich noch feststellen werden.
Station 1.2: Rathaus Schmargendorf
Der Name Schmargendorf entstand aus Margrevendorf, was hochdeutsch Markgrafendorf bedeutet und auf die Besitzverhältnisse hinweist. Der Ort erhielt 1899 den Status eines selbstständigen Amtsbezirks mit etwa 2.000 Einwohnern und Einwohnerinnen. 1900 ließ die inzwischen auf 3.000 angewachsene Einwohnerschaft das neue Rathaus bauen. Finanziert wurde der Bau vor allem durch die Umsatzsteuer auf Grundstücksverkäufe der Bauern für den Ausbau des Hohenzollerndamm.
Der Hohenzollerndamm, zu dem wir noch kommen werden, sollte wie der Kudamm ein breiter, prächtiger Boulevard werden.
Das neue, für eine Gemeinde von 3.000 Einwohnern mehr als stattliche Rathaus ist im Stil der märkischen Backsteingotik erbaut, enthält aber auch Jugendstilelemente. Architekt war Otto Kerwien. Kerwien beabsichtigte dem Gebäude ein „malerisches“ Aussehen zu geben. Hierfür versah er das Gebäude mit zahlreichen Giebeln, Türmen und Zinnen. Der Bau steckt voller Zitate aus der Profanarchitektur aus Stendal, Brandenburg, Neubrandenburg und Tangermünde. So finden sich am Uenglinger Tor der Stendaler Stadtbefestigung neben der gleichen Turmgestaltung auch bereits die weiß verblendeten Giebel, die schief liegenden verblendeten Wappenfelder und der Einsatz von Formsteinen.
Die Baukosten sollten 200.000 Mark betragen, waren aber bei Eröffnung des Rathauses 1902 wegen der Inflation und den vielen Verschönerungswünschen auf das Doppelte gestiegen, was in heutiger Währung ungefähr € 2,5 Millionen wären.
Der 108 Quadratmeter große Ratssaal wird seit 1920 als Trausaal genutzt. Er erstreckt sich mit einer Höhe von neun Metern über das erste und zweite Obergeschoss. Zahlreiche Prominente haben hier geheiratet: Ernst Lubitsch, Albert Einstein, Romy Schneider und Harald Juhnke, um nur einige zu nennen. Auch ich und mein Mann haben sich hier das Ja-Wort gegeben.
Außer dem Trausaal befindet sich heute im Rathaus die Musikschule, die Staatsangehörigkeitsbehörde und die Adolf-Reichwein-Bibliothek, die nach dem Pädagogen und Widerstandskämpfer Adolf Reichwein benannt ist. In der Paul-Hertz-Siedlung ist eine Straße nach Adolf Reichwein benannt, so dass sich dadurch ein Bogen zwischen Charlottenburg und Schmargendorf spannen lässt. Die Bibliothek wurde ab 1952 von Hertha Block aufgebaut, die im Bund proletarisch-revolutionärer Schriftsteller aktiv war und im SA-Gefängnis Papestraße inhaftiert worden war. Bisher ist die Adolf-Reichwein-Bibliothek auf verschiedenen Geschossen untergebracht. Die Kinder- und Erwachsenenbereiche werden zur Zeit als Familienbibliothek in den Räumen des ehemaligen Ratskellers zusammengelegt. Die Umbauplanung wurde in Abstimmung mit dem Landesdenkmalamt erarbeitet.
So werden insbesondere alle Originalornamente im Bereich der Gewölbesäulen durch die Diplomrestauratorin Katharina Sprondel freigelegt. Derzeit sind die Rohbauarbeiten so gut wie abgeschlossen und die Elektroinstallation beginnt.
Die Räume werden barrierefrei über einen Plattformlift erschlossen. Auch die WC-Anlagen sind behindertengerecht geplant. Die Baumaßnahme wird im Rahmen der Sondermittel Wachsende Stadt II durchgeführt und kostet € 200.000. Die Bauarbeiten sollen Ende des Jahres abgeschlossen sein.
Wenn wir nun gleich am Rathaus vorbei in die Berkaer Straße gehen, achten Sie auf den Außenaufzug, der 2017 angebaut wurde. Dadurch ist es erstmals möglich die Räumlichkeiten des Standesamtes für Trauungen auch per Rollstuhl zu erreichen. Zusammen mit der behindertengerechten Sanierung der WC-Anlagen betrugen die Kosten € 700.000. Im Mai 2014 wurde unser Aktionsplan zur Umsetzung der UN-Behindertenkonvention verabschiedet, in dem wir der Barrierefreiheit einen hohen Stellenwert einräumen.
Wir gehen nun in die Berkaer Straße und treffen uns vor der Carl-Orff-Grundschule wieder.