Treffpunkt: Forckenbeckstraße 2
Länge: ca. 600 m
190. Kiezspaziergang
Von der BSR zum Reemtsma-Gelände (Forckenbeckstraße)
Bild: BA-CW, ML
Station 1: Forckenbeckstraße 2
Station 1.1: Berliner Stadtreinigung (14:00-14:30 Uhr)
Wir stehen hier auf dem Hof der Berliner Stadtreinigung und, bevor ich das Mikrofon an Frau Hertner übergebe, möchte ich noch kurz etwas zur Geschichte der BSR sagen: 1875 wurde durch königliche Kabinettsorder die gesamte öffentliche Straßenreinigung der Stadt Berlin in die kommunale Selbstverwaltung überführt. Es gab aber auch private Müllabfuhrunternehmen. 1894 gründeten die Berliner Hauseigentümer die Wirtschaftsgenossenschaft Berliner Grundbesitzer GmbH zur Müllbeseitigung, um von den privaten Abfuhrunternehmen unabhängig zu sein. Erst 1922 wurde dann die Berliner Müllabfuhr-Aktiengesellschaft (BEMAG) gegründet, an der die Kommune zu einem Viertel beteiligt war, fünf Jahre später hatte die Stadt bereits 86 % der Anteile und 1935 wurde sie in eine Städtische Müllbeseitigungsanstalt umgewandelt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg entstand zuerst die Großberliner Straßenreinigung und Müllabfuhr und nach der Teilung der Stadt wurde in Westberlin ein neuer Entsorgungsbetrieb aufgebaut. Die Berliner Stadtreinigung (BSR) wurde 1967 in einen städtischen Eigenbetrieb umgewandelt, der nach der Wende mit der Ostberliner Stadtreinigung Berlin (SB) fusionierte. Seit 1994 sind die Berliner Stadtreinigungsbetriebe eine Anstalt des öffentlichen Rechts und damit weiterhin Eigentum des Landes Berlin.
2005 und 2012 wurden die Stadtreinigungsbetriebe mit dem Integrationspreis für die vorbildliche Beschäftigung schwerbehinderter Menschen im Land Berlin ausgezeichnet, und 2014 für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis in der Kategorie “Deutschlands nachhaltigste Marken 2014” nominiert.
Nun gebe ich das Mikrofon an Frau Hertner.
Vielen Dank, Frau Hertner, vielen Dank, Herr Ränker!
Station 1.2: Forckenbeckstraße / Herkunft des Namens
Max von Forckenbeck wurde am 23. Oktober 1821 in Münster geboren. Er war Verwaltungsjurist und Politiker der liberalen Fortschrittspartei. 1866/67 spaltete sich der rechte Flügel der Fortschrittspartei ab und gründete die Nationalliberale Partei, von Forckenbeck war Mitbegründer. Von 1866 bis 1873 war er Präsident des preußischen Abgeordnetenhauses, ab 1873 Mitglied des Preußischen Herrenhauses und von 1874 bis 1879 Reichstagspräsident. Am 26. September 1878 wurde er mit einer überwältigenden Mehrheit zum Berliner Oberbürgermeister gewählt. Während seiner Amtszeit widmete sich Forckenbeck vor allem der Reform des Schulwesens und dem Ausbau der städtischen Infrastruktur. So wurde zum Beispiel während seiner ersten Amtszeit die Kanalisation und Wasserversorgung der Stadt verbessert und das Verkehrsnetz ausgebaut. Außerdem ließ er die hygienischen Verhältnisse in der Stadt verbessern und in der Stadt zahlreiche Erholungsmöglichkeiten schaffen, zum Beispiel den Viktoriapark in Kreuzberg. Des Weiteren machte sich Forckenbeck für die Privatisierung städtischer Sektoren stark. So wurde ein Großteil der Berliner Straßenbeleuchtung durch private Unternehmen gewährleistet. Während seiner zweiten Amtszeit versuchte er vor allem das Verhältnis zwischen staatlicher und städtischer Verwaltung zu verbessern und strebte die Eingemeindung der Berliner Vororte an, die er selbst nicht mehr erlebte. Am 26. Mai 1892 starb Max von Forckenbeck in Berlin an den Folgen einer Lungenentzündung. Sein Grab befand sich auf dem evangelischen Nikolaikirchhof.
Wir gehen nun ein Stück weiter und treffen uns wieder vor dem Gelände Forckenbeckstraße 3-6.
Bild: BA-CW, ML
Station 2: Forckenbeckstraße / Vattenfall (14:35-14:50 Uhr)
Zuerst einmal möchte ich ganz herzlich Herrn Funke, den Kraftwerksgruppenleiter des Heizkraftwerks Wilmersdorf begrüßen. Ein Kraftwerksgruppenleiter – hat man mich informiert – ist praktisch der oberste Chef eines Heizkraftwerks. In Berlin gibt es davon fünf.
Von 1910 bis 1912 wurde auf diesem Gelände das Elektrizitätswerk Südwest mit einem Verwaltungsgebäude gebaut. Architekt war Hans Liepe. Der Bau des neuen Heizkraftwerks Wilmersdorf begann 1973. Bauherr war die Bewag. Mit dem Bau des Kesselhauses wurde das Bauunternehmen H. Klammt AG beauftragt. Die Anlage erhielt in den 1980er-Jahren einen Architekturpreis.
Was es mit dem Kraftwerk heute auf sich hat, erklärt uns jetzt Herr Funke.
Vielen Dank, Herr Funke!
Wir gehen nun unter der Autobahnbrücke hindurch, schräg über die Straße und betreten das Reemtsma-Gelände von hinten.
Bild: BA-CW, ML
Station 3: Forckenbeckstraße / Reemtsma-Gelände
Als erstes möchte ich ganz herzlich Herrn Allner, den geschäftsführenden Gesellschafter der Wohnkompanie, Frau Schulze, Leiterin der Marketing-Abteilung, und Herrn Eckel begrüßen. Die Wohnkompanie ist ein in mehreren Städten aktiver Immobilienentwickler und hat Ende 2014 das Areal der ehemaligen Reemtsma-Zigarettenfabrik gekauft. Das Grundstück hat knapp 74.000 m², die Gebäude eine derzeitige Nutzfläche von ungefähr 200.000 m². Das Gelände ist sehr gut erschlossen, die Stadtautobahn ist direkt vor der Tür. Wir werden heute noch viel über die zukünftigen Planungen hören. Nun aber erst einmal zur Historie. Vor der Zigarettenfabrik war hier eine Kleingartenanlage, um sie herum gibt es auch heute noch zahlreiche Kleingärten. 1958/59 errichte die Firma Reemtsma die einzige größere Industrieanlage in Wilmersdorf. 16 Milliarden Zigaretten wurden hier jährlich produziert, Marken, wie z.B. Peter Stuyvesant oder West. Das Werbeschild von West steht noch auf dem Dach. Im Juni 2008 verkündete die Imperial Tobacco Group die Schließung des Werks mit zuletzt noch 420 Arbeitsplätzen. Im Juni 2012 wurde das Werk endgültig geschlossen und die Produktion nach Polen verlagert.
Wie geht es nun weiter mit dem Gelände? Das Gelände ist Teil des historisch gewachsenen Wilmersdorfer Gewerbegebiet. Das Gebiet wurde schon durch den Baunutzungsplan als beschränktes Arbeitsgebiet festgesetzt und war auch früher bereits Bestandteil des Senatskonzepts zur Sicherung von Gewerbeflächen. Inzwischen wurde ein Bebauungsplanentwurf erstellt, der ein nach Nutzungsarten gegliedertes Gewerbegebiet auf Basis der Baunutzungsverordnung 1990 vorsieht. Zusammen mit der Senatsverwaltung für Wirtschaft wird ein Workshop geplant, in dem veränderte Nutzungsansprüche der gewerblichen Wirtschaft erörtert werden sollen.
Im Laufe unseres Rundgangs wird Herr Allner Ihnen seine Pläne vorstellen. Ich übergebe nun das Mikrofon an Herrn Allner, der uns über das Gelände führen wird.
Bild: BA-CW, ML
Station 4: Reemtsma-Gelände / Kantine bzw. Außenbereich der Kantine
Vielen Dank an Herrn Allner und sein Team für die spannende Führung über das Reemtsma-Gelände. Hier endet unser Kiezspaziergang. Zur Erinnerung: Der nächste Kiezspaziergang ist am Samstag, den 11.11.2017. Wir treffen uns um 14 Uhr an der Ecke Pestalozzistraße / Leibnizstraße. Ich wünsche Ihnen noch viel Spaß bei Kaffee und Kuchen und dann einen guten Nachhauseweg! Um zum U- und S-Bahnhof Heidelberger Platz zu gelangen, gehen Sie beim Verlassen des Geländes nach links. Tschüss, bis zum nächsten Mal!
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