Treffpunkt: Eingangsbereich des Britischen Soldatenfriedhofs
Länge : ca. 2,2 km
172. Kiezspaziergang
Vom Britischen Soldatenfriedhof zum Maifeld und Glockenturm
Bild: BA-CW, Wolfes
Station 1: Britischer Soldatenfriedhof
Der Britische Soldatenfriedhof wurde 1955-57 nach den Plänen des Architekten Dalton Hepworth durch die Commenwealth War Graves Commission und die Senatsverwaltung für Bau- und Wohnungswesen von Berlin angelegt. Hier liegen die Gräber von über dreieinhalbtausend, meist sehr jungen Toten aus den Commonwealth-Staaten und einigen wenigen Polen. Die meisten starben beim Luftkampf über Berlin. Die Friedhofsanlage ist 37.588m² groß.
Der dreibogige Torbau hier mit den schmiedeeisernen Pforten bildet den eigentlichen Eingang, auf der anderen Seite bildet der siebenbogige Torbau den Abschluss. Die Grabsteine sind einheitlich gestaltet. Die Anlage folgt einem seit 1918 vom englischen Parlament für Soldatenfriedhöfe festgelegten Grundmuster, das zwei Hauptdenkzeichen verbindlich vorschreibt:
“Stone of remembrance” mit der Inschrift “Their name liveth for evermore” und das dem keltischen Kreuz nachempfundene und mit einem eingelassenen Kreuzritterschwert aus Bronze versehene “Cross of Sacrifice”.
Für die nach dem Krieg verstorbenen zivilen und militärischen Angehörigen der britischen Schutzmacht ist ein eigener Block reserviert.
In einem der Torhäuser befindet sich das Gräberregister in Form der “Roll of Honour”. In dem anderen ist auf einer Steintafel zu lesen:
“Während der beiden Weltkriege von 1914 – 1918 und 1939 – 1945 starben Millionen Menschen. Die meisten Militärangehörigen, Männer und Frauen, die ihr Leben in diesen Kriegen verloren haben, liegen in den Ländern begraben, in denen sie fielen. Die überwiegende Zahl der Angehörigen der Commonwealth-Streitkräfte, die in Deutschland starben, sind auf Kriegsgräberstätten wie dieser bestattet, die von der Commonwealth War Graves Commission mit Unterstützung und Entgegenkommen des deutschen Volkes unterhalten werden. Derjenigen, deren Gräber unbekannt sind, wird an Vermisstendenkmälern gedacht.”
Die schlichten weißen Grabstelen sind aus englischem Portlandsandstein. Sie sind regelmäßig auf der Rasenfläche der trapezförmigen Friedhofsanlage gruppiert und nennen jeweils den Namen des Toten und zeigen als Relief sein Regimentswappen.
Von den 3.576 hier bestatteten Gefallenen waren 2.676 Briten, 527 Kanadier, 223 Australier, 56 Neuseeländer, 50 Inder, 31 Südafrikaner, 5 Polen und 8 unbekannter Nationalität.
Nun übergebe ich das Wort an Herrn Fontaine!
Vielen Dank, Herr Fontaine!
Wir gehen nun zur Heerstraße zurück, laufen in Richtung Spandau und biegen dann links in die Straße Am Rupenhorn. Wir treffen uns wieder am Rupenhorn 5 im Hof des Touro Colleges.
Bild: BA-CW, Simon Becker
Station 2: Am Rupenhorn 5 / Touro-College
Station 2.1: Am Rupenhorn / Herkunft des Namens
Die Straße Am Rupenhorn erhielt am 16. Januar 1925 ihren heutigen Namen. Vorher war sie die Straße Nr. 30 im Gutsbezirk Heerstraße. Rupenhorn setzt sich aus zwei Wörtern zusammen, den Wörtern Rupe und Horn. Horn bedeutet Landzunge, die sich in unserem Fall hier unten am Havelufer befindet. Das Wort Rupe ist mittelhochdeutsch und bezieht sich auf die Aalraupe oder mit dem heute üblicheren Namen auf die Quappe, die früher hier gefangen wurden. Die Quappe gehört in Deutschland zu den stark gefährdeten Fischarten und steht deshalb unter Naturschutz. 2002 war sie Fisch des Jahres.
Station 2.2: Am Rupenhorn 5 / Touro-College
Ich möchte als erstes ganz herzlich Frau Nachama und Herrn Prof. Klein begrüßen. Wir stehen hier im Hof des Touro College Berlin. Das Touro College Berlin gehört zu dem jüdisch-amerikanischen Touro-Hochschulnetzwerk und wurde seit 2000 von Frau Nachama aufgebaut. 2003 konnte das College eröffnet werden. Das College zählt zu den wenigen akademischen Einrichtungen in der Hauptstadt, deren Abschluss sowohl in Deutschland als auch in den USA in vollem Umfang anerkannt wird. Rund 150 Studierende lernen heute am College.
Das Haus wurde 1929/30 von dem Architekten Bruno Paul entworfen. Bauherr war Paul Lindemann, seit der Übernahme seines Warenhauses – ebenfalls 1929 – durch die Karstadt AG war er dort auch Vorstandsmitglied. Heute Morgen habe ich gerade mit dem Filialgeschäftsleiter von Karstadt in der Wilmersdorfer Straße die Geburtstagstorte zum 110. Geburtstag angeschnitten. Rudolph Karstadt hatte sein erstes Geschäft schon 1881 gegründet. Ich möchte nun das Mikrofon an Frau Nachama und Prof. Klein übergeben.
Vielen Dank, Prof. Klein! Vielen Dank, Frau Nachama!
Wir gehen nun zurück zur Heerstraße, überqueren diese und treffen uns wieder an der Ecke Glockenturmstraße / Angerburger Allee am Gemeindehaus der Friedensgemeinde Grünes Dreieck.
Bild: BA-CW, Wolfes
Station 6: Glockenturmstraße 3-5
Station 6.1: Glockenturmstraße 14 / Eissporthalle Charlottenburg
2001 wurde die Eissporthalle in der Jafféstraße abgerissen, als der Platz für die südliche Erweiterung des Messegeländes gebraucht wurde. Ersatzweise wurde die benachbarte Deutschlandhalle provisorisch für den Eissport umgebaut. Sie sollte den Vereinen bis zum Bau einer neuen Eissporthalle zur Verfügung stehen. Leider wurde aber die Deutschlandhalle bereits 2009 geschlossen. Das Richtfest für die neue Eissporthalle wurde am 26.11.2010 gefeiert und am 2.3.2012 wurde sie feierlich eröffnet.
Die Eissporthalle hat zwei wettkampftaugliche Eisflächen, die 30 × 60 m groß sind. Die Halle rechts ist draußen, aber überdacht. Dort findet im Winter der öffentliche Eislauf statt. Im Sommer steht sie zur allgemeinen Nutzung für den Inline- und Rollschuhsport zur Verfügung.
In der geschlossenen Halle gibt es eine Tribüne mit ungefähr 750 Sitzplätzen und 300 Stehplätzen. Dort trainiert der Eishockeyverein ECC Preußen Berlin. Heute findet dort der Moskito-Cup statt, in dem die kleinsten Eisläufer und Eisläuferinnen in der Altersgruppe von 4 bis 10 Jahren gegeneinander antreten. Vereine aus ganz Berlin nehmen daran teil. Wer Lust hat, kann nachher noch vorbeischauen.
Station 6.2: Glockenturmstraße 3-5 / Flüchtlingsunterkünfte
Das Horst-Korber-Zentrum und die Rudolf-Harbig-Halle gehören zu den größten Notunterkünften für Flüchtlinge in Berlin. Dort kommen die Flüchtlinge an, die noch nicht registriert sind und einen Schlafplatz brauchen. Seit September waren hier mehr als 30.000 Flüchtlinge untergebracht. Es gibt dort eine Kindertagesstätte, bei denen Ehrenamtliche helfen. Die medizinische Versorgung wird von der Charité gewährleistet.
Zuvor möchte ich Ihnen aber über die neuesten Entwicklungen berichten. Das Horst-Korber-Zentrum und die Rudolf-Harbig-Halle sind Sportflächen für den Spitzensport und sollen das auch wieder werden. Im Moment werden sogenannte modulare Unterkünfte für Flüchtlinge gebaut, kurz MUFs genannt. Die Gebäude werden in Fertigbauweise errichtet und sind für eine längerfristige Unterbringung konzipiert. Die Bauzeit beträgt ungefähr 40-45 Monate. Für eine temporäre Unterbringung werden im Familienbad im Olympiapark Containerbauten aufgestellt. Diese sollen nach dem Sommer bezugsfertig sein.
Die Sporthallen waren schon vor der Nutzung als Flüchtlingsunterkunft marode, so dass sie, bevor sie wieder dem Spitzensport zur Verfügung stehen, gründlich saniert werden müssen.
Nächster Halt ist der Eingangsbereich der Waldbühne:
Bild: BA-CW, Wolfes
Station 7: Waldbühne
Als erstes begrüße ich ganz herzlich Frau Gramsch, die Geschäftsführerin der CTS EVENTIM AG & Co. KGaA und damit sozusagen Hausherrin der Waldbühne, und Herrn Lück, Leiter der Verwaltung des Olympiageländes.
Nun aber erst einmal etwas zur Geschichte der Waldbühne. Die Waldbühne wurde 1936 als Dietrich-Eckart-Freilichtbühne unter Leitung des Architekten Werner March nach Plänen von Konrad Robert Heidenreich errichtet. Heidenreich gehörte zu dieser Zeit zum Mitarbeiterstab von Werner March und hatte für den Entwurf der Waldbühne unter anderem Studien in Italien durchgeführt. Die Murellenschlucht bildet einen natürlichen Talkessel zwischen dem Murellenberg und dem Plateau des Breiten Bergs, an dessen Hang die Zuschauerränge hochgebaut sind. Die Anlage orientiert sich am Idealtypus des antiken griechischen Theaters. Der zunehmende Anstieg der Sitzränge mit der Entfernung von der Bühne, ebenso wie der natürliche, steile Gegenhang hinter der Bühne kamen der Akustik zugute. In der Mitte der Zuschauerränge befand sich die Ehrenloge des Führers, unter der verborgen die Regiestände des Spielleiters, des Tonreglers und des Beleuchters angeordnet waren.
Der Eingang wird von zwei Hochreliefs des Bildhauers Adolf Wamper eingerahmt. Das Relief Heldenehrung (zwei nackte Jünglinge) links des Eingangs sollte die „nationalen Festspiele“ symbolisieren, das Relief Poesie (zwei nackte Frauen) die „musischen Festspiele“.
Während der Olympischen Spiele 1936 fanden in der Waldbühne die Turnwettkämpfe und die Aufführungen des Rahmenprogramms statt, wie z.B. die Oper Herakles von Georg Friedrich Händel und das Thingspiel Frankenburger Würfelspiel von Eberhard Wolfgang Möller.
Nach dem Zweiten Weltkrieg erhielt die Bühne den Namen Waldbühne. Zunächst diente sie als Freilichtkino, u.a. als Spielort der Berlinale, dann wurde sie für Boxkämpfe genutzt.
Erst in den 1960er Jahren wurden Kriegsschäden beseitigt und ab 1961 wurde sie vor allem für Rockkonzerte genutzt. Am 15. September 1965 kam es nach einem Konzert der Rolling Stones zu Krawallen. Der Sachschaden belief sich auf rund 400.000 DM. Die Waldbühne wurde erst sieben Jahre später wieder instand gesetzt, anschließend aber kaum noch genutzt, weil Konzertveranstalter geschlossene Hallen vorzogen, da sie wettersicher waren.
1982 wurde die heutige Zeltkonstruktion über der Bühne installiert. Die Waldbühne hat heute Platz für 22.000 Zuschauer. Inzwischen ist die Bühne in den Monaten Mai bis September ein populärer Platz für Rock-, Pop- und klassische Konzerte. Kultstatus besaßen die Filmvorführungen der Blues Brothers und der Rocky Horror Picture Show, zu denen jährlich tausende Fans in Verkleidung zum lautstarken Mitsingen kamen.
Saisonaler Höhepunkt ist jedes Jahr der Monate im Voraus ausverkaufte Auftritt der Berliner Philharmoniker. Erstmals 2008 und seit 2011 alljährlich gastiert in der Waldbühne das West-Eastern Divan Orchestra, das von Edward Said und Daniel Barenboim gegründet worden ist. Dieses Orchester besteht zu gleichen Teilen aus israelischen und arabischen Musikern und trägt damit zu einer kleinen Entspannung in dem schweren Konflikt bei. Es verfügt über ein breites Repertoire von Mozart und Beethoven über Wagner und Ravel bis zur Moderne.
Durch die Partnerschaft des Betreibers mit dem Hertha BSC wurde am 10. April 2010 mit dem Spiel Hertha BSC gegen VfB Stuttgart zum ersten Mal in der Geschichte der Waldbühne ein Bundesliga-Spiel aus dem benachbarten Olympiastadion live in die Waldbühne übertragen.
Wir überqueren nun den Platz und gehen aufs Maifeld.
Bild: BA-CW, Wolfes
Station 8: Maifeld und Glockenturm
Bevor ich nun Herrn Statzkowski das Mikrofon übergebe, möchte ich noch etwas zum Maifeld und Glockenturm sagen.
Das Maifeld ist 112.000 m² groß und wurde als Platz für die Mai-Aufmärsche und weitere nationalsozialistische Massenveranstaltungen von Werner March [Enkel des Tonfabrikanten Ernst March, TU-Gelände] geplant. Es wurde zu den Olympischen Sommerspielen 1936 fertiggestellt. Es war für bis zu 250.000 Besucher konzipiert. Auf den Tribünen war Platz für weitere 60.000 Zuschauer. Bei einem Staatsbesuch von Mussolini 1937 waren sogar 700.000 Menschen auf dem Maifeld.
Während der Olympiade 1936 fanden dort Polowettbewerbe und Dressurwettkämpfe der Reiter sowie eine Vorführung von 20.000 Berliner Schulkindern statt.
Von 1945 bis 1994 war das Maifeld Teil des britischen Hauptquartiers in Berlin. Hier fanden bis 1994 die alljährlichen Geburtstagsparaden der britischen Truppen für Königin Elisabeth II. statt, zudem Cricket-, Rugby-, Polo- und andere Wettkämpfe. Auch Rockkonzerte wurden hier veranstaltet, zum Beispiel traten Genesis, Pink Floyd und Tina Turner auf dem Maifeld auf.
Seit dem Abzug der britischen Truppen werden auf dem Maifeld wechselnde Sportturniere ausgetragen, insbesondere Footballspiele und Polo sowie andere Großveranstaltungen. Es dient als Spielstätte der Berliner Cricketvereine und im September findet hier die Pyronale statt. Bei Bedarf wird das Maifeld regelmäßig als Logistikfläche zur Erweiterung der Kapazitäten des Olympiastadions herangezogen, beispielsweise während der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 für das provisorische Pressezentrum (Zeltstadt) sowie beim alljährlichen DFB-Pokalfinale für zusätzliche VIP-Bereiche.
Der Glockenturm wurde für die Olympischen Sommerspiele 1936 ebenfalls nach Plänen von Werner March erbaut und ist 77 m hoch. Die Stahlskelettkonstruktion ist mit Kalksteinplatten verkleidet. In den zahlreichen Stockwerken des Turmes waren Beobachtungsstände der Festleitung, der Polizei, des Sanitätsdienstes sowie der Rundfunk- und Filmberichterstattung untergebracht. Die darunterliegende dreigeschossige Langemarckhalle ist 75 m lang. Ihr Name deutet auf den sogenannten „Mythos von Langemarck“ hin. Dieser entstand im Ersten Weltkrieg als Verklärung des angeblich freudigen Opfertodes jugendlicher Kriegsfreiwilliger in einer militärisch fehlgeschlagenen Offensive bei Langemarck in Belgien.
Im Zweiten Weltkrieg war im Glockenturm das Reichsfilmarchiv untergebracht. 1945 wurden bei einem Brand sowohl Archiv als auch Turm zerstört. Die baufälligen Reste wurden 1947 von den Briten gesprengt. Zwischen 1960 und 1962 wurde der Turm von Werner March nach den alten Plänen wieder aufgebaut. Seit 1979 wird der Turm von Manfred Uhlitz, damals noch als 23-jähriger Studierender, gepachtet und betrieben. Wir freuen uns, dass Herr Dr. Uhlitz hier bei uns ist und begrüßen ihn ganz herzlich.
Zur Fußballweltmeisterschaft wurde der Glockenturm für rund 7 Millionen Euro vollständig modernisiert: Ein neuer gläserner Aufzug befördert die Besucher nach oben und zeigt dabei Szenen aus der Geschichte des Bauwerks, unten informiert eine Ausstellung des Deutschen Historischen Museums auf zwei Etagen in deutscher und englischer Sprache über die Spiele von 1936 und die wechselvolle Geschichte des Geländes.
Der Glockenturm ist von Mitte März bis Mitte November täglich sowie von Mitte November bis Mitte März an schneefreien Wochenenden geöffnet. Von dort oben hat man eine großartige Aussicht.
Ich übergebe nun das Mikrofon an Herrn Statzkowski.
Vielen Dank, Herr Statzkowski!
Hier endet nun unser 172. Kiezspaziergang. Mir hat es wieder viel Spaß gemacht, mit Ihnen zusammen Neues im Kiez zu entdecken. Noch einmal zur Erinnerung: Der nächste Kiezspaziergang findet am Samstag, den 14.5.2016, um 14 Uhr statt. Treffpunkt ist die Bushaltestelle Herthastraße, zu erreichen mit den Bussen M 29 und 110. Ich wünsche Ihnen einen gesunden Nachhauseweg und freue mich auf das nächste Mal.
Quellen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Berliner_Waldb%C3%BChne()
https://de.wikipedia.org/wiki/Maifeld_%28Berlin%29()
https://de.wikipedia.org/wiki/Glockenturm_Berlin()
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