Treffpunkt: Ernst-Reuter-Platz vor dem Fachbereich Architektur, Länge:1,5 km
169. Kiezspaziergang
Vom Ernst-Reuter-Platz zur Deutschen Oper
Bild: BA-CW, ML
Station 3: Ernst-Reuter-Platz / Die Flamme von Bernhard Heiliger
Wir stehen hier vor der Flamme von Bernhard Heiliger. Der Bildhauer wurde am 11. November 1915 in Stettin geboren und starb am 25. Oktober 1995 in Berlin. Heiligers vielfältiges Schaffen erstreckt sich von einer organisch-verschliffenen Figuration am Beginn seiner Karriere, die in ihrer Ästhetik an Werke Henry Moores erinnert, bis hin zur freien Abstraktion. Heiliger löste sich von der menschlichen Figur ab den 1960er Jahren in Form von vegetabilen, aufgebrochenen Gebilden, die an die gegenstandslose Kunst des europäischen Informel anknüpften. Ab den 1970er Jahren gelangte Heiliger dann zu technoid anmutenden Raumkompositionen, die dann in die musikalisch gestimmte Geometrie der späten Jahre mündeten. Die Aufhebung von Masse und Volumen sowie das Festhalten von Bewegung in einem statischen Moment sind dabei zentrale Aspekte.
Die etwa sieben Meter hohe Bronzeplastik Die Flamme entstand 1962/63. Sie wurde anlässlich des 10. Todestages von Ernst Reuter 1963 eingeweiht. Sie steht als Sinnbild für Dynamik, im Boden eingraviert ist ein Zitat Reuters: “Friede kann nur in Freiheit bestehen”.
Wir stehen hier vor dem Architekturgebäude der TU Berlin. Das Hochhaus wurde 1963-68 von Bernhard Hermkes, also dem Planer des Ernst-Reuter-Platzes, der Flachbau 1962-69 von Hans Scharoun erbaut. Eine Besonderheit ist der Tiefgarten, der von der Gartenarchitektin Herta Hammerbacher entworfen wurde. Aufgrund der finanziellen Lage kann der Tiefgarten nicht mehr fachlich gepflegt werden.
Nun gehen wir in das Architekturmuseum hinein, wo uns Herr Dr. Nägelke seine Einrichtung vorstellen wird.
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Station 8: Fraunhoferstraße / Physikalisch-Technische Bundesanstalt
Die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) ist das nationale Metrologie-Institut. Metrologie ist die Wissenschaft des Messens und ihrer Anwendungen und die Physikalisch-technische Bundesanstalt ist die oberste Instanz bei allen Fragen des richtigen Messens. Sie gehört als Bundesbehörde in den Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie.
Die Physikalisch-Technische Bundesanstalt besteht aus neun technisch-wissenschaftlichen Abteilungen. Davon sind zwei in Berlin, die eine hier und die andere in Adlershof. Hauptsitz ist in Braunschweig. Als Basis für ihre Aufgaben betreibt die Physikalisch-Technische Bundesanstalt in Kooperation mit anderen Forschungseinrichtungen Grundlagenforschung und Entwicklung im Bereich der Metrologie. Sie beschäftigt rund 1800 Mitarbeiter. Ihr steht ein Gesamtbudget von etwa 183 Mio. Euro zur Verfügung; zusätzlich wurden im Jahr 2012 etwa 15 Mio. Euro als Drittmittel für Forschungsvorhaben eingeworben.
Die Gesamtanlage steht unter Denkmalschutz. Am Standort Abbestraße wurde das Observatorium 1885-95 nach Plänen von Paul Emmanuel Spieker und Theodor Astfalck erbaut. Daneben gibt es zahlreiche Erweiterungen und Nebengebäude. Das Starkstromlabor wurde 1911-13 von Herrmann & Gaedicke errichtet. Am heutigen Standort Fraunhoferstraße befand sich früher das Deutsche Arbeitsschutzmuseum. Die dreischiffige Halle wurde von 1900 bis 1903 von Johann Hückels erbaut.
Zwei wesentliche Faktoren führten zur Gründung der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt (PTR), und zwar die Festlegung international gültiger, einheitlicher Maße in der Meterkonvention von 1875 und die dynamische industrielle Entwicklung in Deutschland im 19. Jahrhundert. Schon im Deutsch-Französischen Krieg von 1870 war die Stagnation von wissenschaftlicher Mechanik und Instrumentenkunde in Deutschland offenbar geworden. Für die industrielle Fertigung wurde immer präzisere Messtechnik benötigt. Maßgeblichen Einfluss auf die Initiative zur Gründung eines Staatsinstituts für Messtechnik nahm vor allem die aufstrebende Elektroindustrie unter Führung des Erfinders und Industriellen Werner Siemens. Anders als bei den Längen- und Gewichtseinheiten existierten im elektrischen Messwesen zu dieser Zeit noch keine anerkannten Methoden und Standards. Nach mehreren Anläufen gelang es Werner Siemens und Hermann von Helmholtz ihr Projekt durchzusetzen. Am 28. März 1875
beschloss der Deutsche Reichstag den ersten Jahresetat der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt und damit die Gründung der ersten staatlich finanzierten außeruniversitären Großforschungseinrichtung in Deutschland, die freie Grundlagenforschung mit Dienstleistungen für die Industrie verband. Siemens stellte der Reichsanstalt ein privates Gelände in Berlin-Charlottenburg zur Verfügung. Hermann von Helmholtz wurde ihr erster Präsident.
In dieser Zeit beschäftigte die Anstalt 65 Personen, darunter mehr als ein Dutzend Physiker, und verfügte über ein Budget von 263.000 Reichsmark. In ihren ersten Jahrzehnten gelang es ihr, bedeutende Wissenschaftler als Mitarbeiter und Mitglieder des Kuratoriums für sich zu gewinnen, darunter Wilhelm Wien, Walther Bothe, Albert Einstein und Max Planck.
Wir gehen nun weiter auf dem kleinen Weg zur Deutschen Bank:
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Station 10: Otto-Suhr-Allee 18-20 / Ottilie-von-Hansemann-Haus
Ottilie von Hansemann geb. von Kusserow wurde am 11. April 1840 in Koblenz geboren und starb am 12. Dezember 1919 in Berlin. Sie setzte sich stark für die Frauenbewegung ein und unterstützte sie großzügig. Sie war auch eine Vorkämpferin für die Zulassung von Frauen zur Universität.
1908 wurden auch in Preußen die Frauen zum Studium zugelassen. Die Professoren hatten aber immer noch die Möglichkeit, Studentinnen von ihren Vorlesungen auszuschließen. Von Hansemann bot der Friedrich-Wilhelms-Universität 200.000 Reichsmark für eine Stiftung für studierende Frauen an. Der Kultusminister war aber nicht bereit, den Paragraphen zum Ausschluss der Studentinnen zu streichen. Daraufhin zog sie ihr Geld wieder zurück und investierte es in den Bau des Viktoria-Studienhauses hier in der Otto-Suhr-Allee. Vorher stand hier die Villa des Architekten Adolf Schaum, die aber zugunsten des Studienhauses abgerissen wurde. Architektin des Viktoria-Studienhauses war Emilie Winkelmann, die erste selbstständige deutsche Architektin. Das 1914 fertiggestellte Gebäude ist im Stil des Neoklassizimus errichtet und ging 1919 in den Besitz der Stadt Charlottenburg über. Vor ihrem Tod vermachte Ottilie von Hansemann der Einrichtung noch einmal eine Million Reichsmark.
Die rechte Seite des Gebäudes enthielt ab der zweiten Etage die Klassenräume, die übrigen Teile des Hauses dienten als Studentinnenwohnheim. Das von den Studentinnen zu zahlende Nutzungsentgelt setzte die Wirtschaftsleiterin zur Erhaltung des Heims ein, für sonstige Ausgaben standen die Stiftungsgelder bereit. Der Baukomplex wies für damalige Zeiten mit einer zentralen Warmwasserheizung, Fahrstühlen, einer Bibliothek, einem Lesesaal, einem Sportraum und selbst einer Dunkelkammer umfassenden Komfort auf. Der Garten wurde von einem Gärtner gepflegt und hielt für die Kinder der Bewohnerinnen auch Spielplätze bereit. Im Erdgeschoss war eine Aula für 200–300 Personen. 1927 benannte die Bezirksverwaltung das Haus zu Ehren der Spenderin in Ottilie-von-Hansemann-Haus um.
1919 wurde in der Aula des Studienhauses das politisch-expressionistische Privattheater Tribüne gegründet, das mit Unterbrechungen bis 2011 existierte, als das Gebäude für den Bau des Erweiterungsbaus verkauft wurde. Der frühere Saal soll jedoch wieder kulturell genutzt werden.
Seit 2011 steht das Haus komplett leer. Die GrundStein Bauträger GmbH hat im Auftrag der Investoren Dirk Germandi und Martin Rasch die Immobilie im April 2014 erworben und im Herbst des gleichen Jahres konkrete Baupläne eingereicht. Einerseits ist vorgesehen, das Baudenkmal zu Wohnungen zurückzubauen und andererseits soll im nördlich anschließenden Hofbereich ein gestalterisch angepasster Neubau entstehen. Für die 97 Wohnungen in beiden Gebäuden ist eine Investitionssumme von 48 Millionen Euro geplant. Es sollen sowohl Eigentumswohnungen als auch Mietwohnungen, vor allem für die Technische Universität, errichtet werden. Die Größe der Wohnungen liegt zwischen 30 und 131 m².
Wir überqueren nun die Otto-Suhr-Allee und treffen uns an der Ecke Marie-Elisabeth-Lüders-Straße. Noch ein paar Worte zu den Straßennamen.
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Station 13: Bismarckstraße 110 / Schiller-Theater
Das Schillertheater war lange Zeit eines der wichtigsten Schauspielhäuser West-Berlins, wurde aber 1993 auf Beschluss des Berliner Senats wegen der schlechten finanziellen Situation der Stadt nach einem langen Kampf um ihren Erhalt geschlossen. Seit Herbst 2010 dient es der Staatsoper Unter den Linden als Ersatzspielstätte.
Das Schillertheater wurde 1905 bis 1906 nach Plänen des Münchener Theaterarchitekten Max Littmann für die Schiller-Theater AG und die Stadt Charlottenburg erbaut. Der Skulpturenschmuck wurde von den Bildhauern Heinrich Düll und Georg Pezold gestaltet, die Ausmalung des Zuschauerraums und der gemalte Vorhang stammten von Julius Mössel. Der Komplex bestand aus drei Flügeln: einem Theatergebäude, einer Gaststätte und einem Mehrzweck-Saalbau. Das 1194 Zuschauer fassende Theater wurde am 1. Januar 1907 mit Friedrich Schillers Schauspiel Die Räuber eröffnet.
Von 1937 bis 1938 wurde das Haus von Paul Baumgarten für die Stadt Berlin umfassend umgebaut. Baumgarten vereinfachte die Fassade und den Zuschauerraum erheblich und veränderte so das Gesicht des Theaters mit Bezug auf die Neue Sachlichkeit der 1920er Jahre, aber auch im Einklang mit dem herrschenden monumentalen Architekturgeschmack des Nationalsozialismus. Bei dem Luftangriff am 23. November 1943 wurde das Gebäude gänzlich zerstört.
Zwischen 1950 und 1951 wurde das Theater nach Plänen von Heinz Völker und Rolf Grosse für die Stadt Berlin neu errichtet. Einige Teile der Ruine des alten Theaters wurden für den Neubau wiederverwendet. Die Reliefwand des Entrées stammt von dem Bildhauer Bernhard Heiliger, von dem ja auch die Flamme auf dem Ernst-Reuter-Platz stammt. Zur Eröffnung am 6. September 1951 wurde Schillers Wilhelm Tell gezeigt.
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Station 15: Bismarckstraße 10-12 / CHIC
Das Gebäude, vor dem wir jetzt stehen, wurde 1960 als Berlins erstes Bürohaus in reiner Stahl-Skelett-Konstruktion errichtet und steht unter Denkmalschutz. Es war einst Sitz der Gerling-Versicherung. Die Fassade ist eine vorgehängte Alu-Glas-Konstruktion. Aber dazu wird uns Herr Kelly gleich mehr sagen.
Für mich ganz wichtig ist es aber noch ein paar Worte zu dem im Haus residierenden Charlottenburger Innovations-Centrums (CHIC) zu sagen. Das Charlottenburger Innovations-Centrum gibt es seit April 2011 und ist Teil des Campus Charlottenburg. Es liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zur Technischen Universität Berlin und der Universität der Künste Berlin sowie zu weiteren renommierten Forschungseinrichtungen, wie zum Beispiel dem Heinrich-Hertz-Institut (HHI), der Fraunhofer Gesellschaft und zur Physikalisch-Technischen Bundesanstalt. Mit seinen speziellen Angeboten richtet es sich vor allem an Unternehmensgründerinnen und Unternehmensgründer sowie an junge innovative bzw. kreative Unternehmen mit forschungsorientierter Ausrichtung. Viele Ausgründungen kommen direkt von der Technischen Universität-Berlin und der Universität der Künste Berlin. Im CHIC stehen derzeit 5.500 m² multifunktional nutzbarer Firmenmietflächen zur Verfügung.
Ich übergebe nun das Mikrofon an Herrn Kelly.
Vielen Dank, Herr Kelly!
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Station 17: Bismarckstraße 20 / Ruth-Cohn-Schule
Die Ruth-Cohn-Schule ist ein Oberstufenzentrum für Sozialwesen. Sie vereint in sich drei Bildungsgänge: In der Fachschule werden Studierende im Vollzeitstudium oder Teilzeitstudium zu staatlich geprüften Erziehern und Erzieherinnen ausgebildet. Die Fachoberschule führt zur allgemeinen Fachhochschulreife, die Berufsfachschule zu einem mittleren Schulabschluss. Mit dem Schuljahr 2013/14 ist die Ruth Cohn-Schule Leitschule für die Nichtschülerprüfungen der Berliner Fachschulen geworden. Seit dem Schuljahr 2013/14 gehört die Ruth Cohn-Schule zu den 23 Berliner Schulen, die für herausragende Ideen zum Klimaschutz als “Berliner Klimaschule 2013” und “Berliner Klimaschule 2014” ausgezeichnet wurden.
Die Schule ist nach Ruth Cohn benannt. Ruth Cohn geb. Hirschfeld wurde am 27. August 1912 in Berlin geboren und starb am 30. Januar 2010 in Düsseldorf. Bekannt wurde sie durch die Entwicklung der Themenzentrierten Interaktion, oder kurz TZI. Sie studierte Nationalökonomie und Psychologie in Heidelberg und Berlin und, nach ihrer Flucht in die Schweiz, Pädagogik, Theologie, Literatur und Philosophie an der Universität Zürich. In der Schweiz wurde sie auch zur Psychoanalytikerin ausgebildet. 1941 wanderte sie in die USA aus. Dort forschte und unterrichtete sie weiter zur Themenzentrierten Interaktion. TZI ist ein Konzept zur Arbeit in Gruppen, um soziales Lernen und die persönliche Entwicklung jedes Einzelnen zu fördern. Es sollte [ich zitiere Ruth Cohn]:
„dem ursprünglich gesunden Menschen ein Leben ermöglicht, in dem er gesund bleiben kann“.
Gesundheit bezieht sich hier nicht bloß auf das individuelle Wohlbefinden einer Person, sondern auch auf ihre politische Verantwortlichkeit in der Welt.
Zu ihrem 100. Geburtstag wurde am 27. August 2012 in der Mommsenstrasse 55, wo Cohn bis 1933 lebte, eine Gedenktafel enthüllt.
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Station 22: Bismarckstraße 34-37 / Hohe Stahlplastik
Die Stahlskulptur vor der Deutschen Oper ist 20m hoch und aus schwarz getöntem Chromnickelstahl. Sie wurde 1961 von Hans Uhlmann geschaffen. Aus unterschiedlicher Perspektive erhalten die Betrachter jeweils einen anderen Eindruck von dem Kunstwerk, das dadurch mit der Fassade der Oper in einen Dialog tritt.
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