Das so genannte Rheingauviertel zwischen Laubacher und Binger Straße ist ein Versuch der ausgehenden Kaiserzeit, den Charakter englischer Gartenstädte mit großstädtischer Dichte zu verbinden. Der Plan zu einer einheitlichen Bebauung des Viertels stammt von 1906. Die viergeschossigen Mietshäuser sind in Anlehnung an den englischen Landhausstil erbaut. Vor allen Häusern befinden sich ansteigende Rasenvorgärten und in den Erdgeschossen Rankgerüste. 1909 erhielt der Platz seinen Namen. Straßennamen und Skulpturenschmuck beziehen sich auf das damals beliebte Reiseziel Rheingau. Mittelpunkt ist der Rüdesheimer Platz.
Nach Vertrag von 1906 hatte die Terraingesellschaft Berlin-Südwesten die Plätze zu entwerfen und nach Genehmigung durch die Gemeinde auszuführen. Die Gesellschaft schrieb einen hoch ausgepreisten Wettbewerb aus, an dem sich über 300 Künstler beteiligten.
Die Ergebnisse wurden deutschlandweit beachtet und 1911 in den Zeitschriften Gartenkunst und Gartenwelt publiziert. Den ersten Preis erhielt die Arbeitsgemeinschaft des Gartenarchitekten Heinrich Berg und des Architekten H. von Hoven, beide aus Frankfurt am Main. Der Entwurf sah eine Dreigliederung des Platzes vor: Im Westen eine erhöhte Terrasse mit einem Springbrunnen an der Kante, dessen Wasser sich über die Stützmauer in ein darunter befindliches rechteckiges Becken ergoss. Die Terrasse war mit würfelförmig geschnittenen Bäumen bepflanzt. Der Mittelteil bestand aus einer schmucklosen Rasenfläche. Im Osten war ein Baumhain vorgesehen. Dieser Teil schloss mit einer halbrund vorspringenden Balustrade gegen die Rasenfläche ab.
Ein nicht näher bezeichneter Entwurf wurde im Februar 1911 genehmigt. Die Akte mit dem Planungsvorgang fehlt. Der Plan der Wettbewerbssieger wurde für die Ausführung stark modifiziert. Möglicherweise hat der Architekt Paul Jatzow oder der Wilmersdorfer Stadtgarteninspektor Rudolf Thieme an den Änderungen mitgewirkt.
In einem Artikel von 1943 heißt es sogar, Thieme habe den Platz wie den Olivaer Platz selbst angelegt. Nach Angaben der Berlinischen Bodengesellschaft erfolgte hingegen die Ausführung des Platzes durch sie. Viele Details sprechen dafür, dass Thieme Planung und Bauleitung machte und die Gesellschaft die Aufträge vergab. In den westlichen Ecken der großen Rasenfläche waren quadratische Blumenbeete mit dreifach gestaffelter Bepflanzung, innen Rhododendron.
Der Baumhain im Osten wurde abweichend vom Wettbewerbsentwurf in der Mitte durch ein kleines Rasenparterre unterbrochen, um die Blickbeziehung zur Landauer Straße freizugeben. Auf die Balustrade an dieser Seite wurde verzichtet, der Vorplatz schwingt nur im leichten Bogen zum Rasenraum vor.
Bereits im Juni 1911 wurde der Platz mit einem Gartenfest eingeweiht.
Statt des Springbrunnens wurde eine monumentale Skulptur eines Pferde bändigenden Siegfrieds von Emil Cauer ausgeführt, daneben zwei Flussgötter (Vater Rhein und Weinbaugöttin, irrtümlich auch “Mosel” genannt). Acht Masken in der Stützwand spritzen Wasser in das Becken. 1913 übernahm die Stadt den Platz in ihre Pflege.
1978 wurde anstelle des Rasenparterres ein Blumengarten von Landschaftsarchitekt Prof. Eberhard Fink angelegt. Er besteht aus Blumenfeldern in der Mitte und Rosenbeeten am Rand. Dazwischen befinden sich Rasterflächen auf denen weiße tragbare Gartenstühle und Oleander aufgestellt wurden. Ziel der Umgestaltung war die Gewinnung eines vom Ballspiel ungestörten Aufenthaltsraumes.
1988 wurde der Platz als wichtiges Zeugnis der Reformgartenkunst kurz nach 1900 unter Denkmalschutz gestellt.
Seit 1967 gibt es von Mai bis September auf dem Rüdesheimer Platz im Rheingau-Viertel den Rheingauer Weinbrunnen. An einem – für den Rheingau typischen– Weinprobierstand werden Wein und Sekt aus der Region ausgeschenkt.
Im Moment versorgt uns das Weingut Nikolai mit dem kostbaren Trank. 1972 hatte der Rheingau eine Patenschaft für den Bezirk Wilmersdorf übernommen, die 1991 in eine Partnerschaft umgewandelt wurde.
Zu der Patenschaft gehörte auch der Anbau von Reben. Bereits in den 70er Jahren war auf dem Teufelsberg vorübergehend das Wilmersdorfer “Teufelströpfchen” angebaut worden.1984 wurden an den nördlichen Tribünenhängen des Stadions Wilmersdorf auf 250m² je 100 Rebstöcke der Sorten Weißer Riesling und Ehrenfelser aus dem Partnerlandkreis angepflanzt. 1986 gab es die erste Ernte. Seitdem werden jährlich aus ca. 250 kg Trauben etwa 120 Liter “Wilmersdorfer Rheingauperle” hergestellt.
2003 wurde die Fläche des Weinbergs durch die Ersatzpflanzung von neuen Rieslingreben erweitert, die der Landkreis dem Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf im Jahr 2002 zum 30-jährigen Bestehen der Partnerschaft geschenkt hatte. Wegen Frostschäden und Hasenfraß konnte nach 2010 kein Wein mehr geerntet werden.
Die Winzer des Rheingau-Taunus-Kreises haben inzwischen neue Rebstöcke gepflanzt. Die erste Ernte wird voraussichtlich 2016 sein.
Am Freitag, den 10. Juli 2015, unterzeichneten Monika Thiemen, Vorsitzende des Heimatvereins Wilmersdorf, Adam Basting, Gesellschafter der Rheingauer Weinbrunnen Gesellschaft GbR und Bezirksstadtrat Marc Schulte eine Pflegevereinbarung über den Weinberg im Stadion Wilmersdorf. Der Verein pflegt unterstützend und unentgeltlich den Weinberg. Die Weinbrunnen GbR verpflichtet sich, aufgrund der bestehenden Partnerschaft des Bezirkes Charlottenburg-Wilmersdorf mit dem Landkreis Rheingau-Taunus, das Lesegut unentgeltlich zu verarbeiten und in Flaschen abgefüllt dem Bezirk zur Verfügung zu stellen.
Der Heimatverein Wilmersdorf ist für das Pflanzen der Reben, den Rebschnitt, das Binden und Biegen der Reben und nicht zuletzt die Weinlese zuständig.
Nun begrüße ich ganz herzlich Herrn Nikolai, Winzer aus Erbach, der einige Worte an Sie richten möchte.
Vielen Dank, Herr Nikolai!
Nun wollen wir aber nicht mehr länger warten, sondern schauen, ob wir noch ein Plätzchen bekommen. Ich beende hiermit den 165. Kiezspaziergang und wünsche Ihnen noch einen schönen Samstagnachmittag und –abend. Auf Wiedersehen, bis in vier Wochen im Grunewald.
Quellen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Rathaus_Schmargendorf
https://de.wikipedia.org/wiki/Berlin-Schmargendorf
https://de.wikipedia.org/wiki/Bad_Berka
https://de.wikipedia.org/wiki/Bad_Reichenhall
/ba-charlottenburg-wilmersdorf/ueber-den-bezirk/geschichte/stolpersteine/artikel.180217.php
https://de.wikipedia.org/wiki/Ko%C5%82obrzeg
https://de.wikipedia.org/wiki/Bad_Friedrichshall
https://de.wikipedia.org/wiki/Judith-Kerr-Grundschule
http://berlin.kauperts.de/Strassen/Cunostrasse-14193-14199-Berlin
https://de.wikipedia.org/wiki/Dorfkirche_Schmargendorf
https://de.wikipedia.org/wiki/Autobahn%C3%BCberbauung_Schlangenbader_Stra%C3%9Fe
https://de.wikipedia.org/wiki/Bad_Homburg_vor_der_H%C3%B6he
https://de.wikipedia.org/wiki/Lindenkirche_%28Berlin%29
https://de.wikipedia.org/wiki/R%C3%BCdesheimer_Platz