Sehr geehrte Damen und Herren,
herzlich willkommen zu unserem heutigen Kiezspaziergang. Anlässlich der im Moment stattfindenden 65. Berlinale machen wir heute die vergangene und aktuelle Kinolandschaft rund um die Gedächtniskirche zum Schwerpunkt dieses 158. Kiezspazierganges.
Auch wenn als Geburtsstunde des Films im Allgemeinen die Filmvorführung der Brüder Lumière im Dezember 1895 in Paris steht, wurden bereits am 1. November im Rahmen eines Varieté-Programms im Berliner Wintergarten neun Kurzfilme vor einem zahlenden Publikum auf eine Leinwand projiziert. Diese Vorführung dauerte etwa 10 Minuten.
Ab 1895 entwickelte sich Charlottenburg parallel zur explosionsartigen Stadtentwicklung schnell zu einem der bedeutendsten Kinostandorte in Deutschland. Die größten und prunkvollsten standen am Kurfürstendamm. Walter Benjamin, Chronist seiner Zeit, sprach von “Traumhäusern des Kollektivs”.
Bereits 1913 wurden das Marmorhaus und der Union-Palast eröffnet, bald danach der UFA-Palast am Zoo, das Capitol, der Gloria-Palast und viele weitere bedeutende Kinos. Eine große Rolle spielten die Kinos in den 20er Jahren: In den großen Uraufführungskinos fanden glanzvolle Premieren statt.
Im Zweiten Weltkrieg wurden zwar viele Kinos zerstört, aber teilweise wurden schon 1945 in den Ruinen wieder Filme gezeigt. Einige Kinos wurden wieder aufgebaut, viele andere entstanden neu. Seit den 50er Jahren gab es wieder viele Kinos in Charlottenburg und trotzdem bildeten sich oft lange Schlangen vor den Lichtspielhäusern, besonders an den Wochenenden. Und seit 1951 gibt es die Internationalen Filmfestspiele Berlin, die schon in ihrem zweiten Jahr 1952 an den Kurfürstendamm zogen. 1953 wurden der neue Gloria-Palast und die Filmbühne Wien eröffnet, 1957 schließlich der Zoo-Palast.
In den letzten beiden Jahrzehnten mussten viele Kinos schließen. Von den 22 Kinos am Kurfürstendamm gibt es gerade nochmal 2, die Astor Film Lounge und das Cinéma Paris. Aber immer noch ist die City West ein bedeutender Kinostandort. Um den Zoo-Palast haben wir erfolgreich gekämpft, und das Delphi-Kino ist nach wie vor eines der profiliertesten Programmkinos der Stadt.
Wir werden heute nicht alle Kinos ansteuern können, weil sie für unseren Spaziergang zu weit entfernt sind. Aber wir werden einige Standorte und Gebäude von inzwischen geschlossenen Kinos und noch bespielten Kinos sehen können.
Wie Sie es gewohnt sind, will ich Ihnen gleich zu Beginn den Treffpunkt des nächsten Kiezspaziergangs nennen: Am 14. März wird Bezirksbürgermeister Reinhard Naumann mit Ihnen durch einen Teil der Paul-Hertz-Siedlung gehen. Aus Anlass des Internationalen Frauentages werden wir dort der vielen Frauen gedenken, die wegen ihres Widerstands gegen das NS-Regime ihr Leben lassen mussten.
Treffpunkt ist am Samstag, den 14. März, um 14.00 Uhr am U-Bahnhof Jakob-Kaiser-Platz, und zwar auf der östlichen Seite des Kurt-Schumacher-Damms