Spichernstr. 7: Denkstein für Lilly Wolff (Karl-Heinz Metzger)
Am 20. März 2009 wurden auf Initiative von Wolfgang Knoll in Charlottenburg-Wilmersdorf im Auftrag der Evangelischen Hilfsstelle für ehemals Rasseverfolgte 11 “Denksteine” verlegt. Eigentlich sollten Stolpersteine an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des “Büros Pfarrer Grüber” erinnern. Da aber Gunter Demnig das Stolpersteinprojekt in erster Linie als “Kunstprojekt für Europa” sieht und deshalb die von der Evangelischen Hilfsstelle gewünschten Texte nicht in sein Konzept passten, erklärte er sich einverstanden mit der von Wolfgang Knoll angeregten Alternative, den “Denksteinen”, von denen insgesamt 14 Stück verlegt wurden
Wolfgang Knoll ist am 27. Februar dieses Jahres im Alter von 78 Jahren an einer Krebserkrankung gestorben. Er war Stadtvormund des Bezirksamtes Wilmersdorf und engagierte sich nach seiner Pensionierung unter anderem für die Verlegung von Stolpersteinen in Charlottenburg-Wilmersdorf. 2008 wurde er dafür mit der bezirklichen Bürgermedaille ausgezeichnet. Auf seine Initiative ging die Gründung des Vereins zur Förderung des Gedenkbuches für die Charlottenburger Juden e.V. zurück. 2009 erschien das von ihm herausgegebene Buch “Juden in Charlottenburg”.
Wolfgang Knoll war Freimaurer. Und er war ein beeindruckender, starker, humorvoller Mensch. Viele Kolleginnen und Kollegen haben ihn als überzeugendes Vorbild in Erinnerung. Er übte seinen Beruf als Stadtvormund mit Leidenschaft aus. Er setzte sich ein für die Menschen, die ihm anvertraut waren. Nach dem Ende seiner beruflichen Tätigkeit kümmerte er sich ebenso engagiert und hartnäckig um die Charlottenburg-Wilmersdorfer Geschichte. Er sorgte dafür, dass in Charlottenburg-Wilmersdorf mehr Stolpersteine verlegt wurden als in jedem anderen Bezirk. In engem Kontakt mit den Nachkommen erreichte er, dass endlich an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert werden konnte.
Er entwickelte sich zum Experten für diesen Teil unserer Geschichte und gab sein unschätzbares Wissen nicht nur in Form eines Buches über die “Juden in Charlottenburg” weiter, sondern er regelte die Nachfolge so verantwortungsbewusst, dass die Stolpersteine-Initiative nahtlos an seine Arbeit anknüpfen konnte. Sein Nachfolger wurde Helmut Lölhöffel, der das Stolpersteine-Projekt ebenso engagiert aber auch ganz andere Weise seit 4 Jahren erfolgreich weiterführt. Während Wolfgang Knoll eher ein starker Einzelgänger war, setzt Helmut Lölhöffel mehr auf ein Team, das er für die Aufgabe begeistert. Die beiden sind ein hervorragendes Beispiel dafür, wie gut die Übergabe einer sehr stark von der Persönlichkeit geprägten Aufgabe an einen Nachfolger gelingen kann.
Lilly Wolff geboren am 16.06.1896 in Berlin, war Lehrerin an der “Familienschule” in der Oranienburger Str. 20“. Dies war eine 1939 gegründete gemeinsame evangelisch-katholische Einrichtung für “nichtarische” Kinder christlichen Glaubens. Lilly Wolff wurde am 5.9.1942 ab Konstanzer Str. 3 über das Sammellager Synagoge Levetzowstr. 7-8 nach Riga deportiert und dort am 8.9.1942 ermordet.
Lilly Wolff hatte im Büro Grüber mitgearbeitet. Das war eine im September 1938 vom Berliner Pastor und späteren Propst Heinrich Grüber gegründete Organisation der Bekennenden Kirche, die vor allem rassisch verfolgten evangelischen Christen die Auswanderung aus dem nationalsozialistischen Deutschland zu ermöglichen. Das Büro Grüber ermöglichte die Emigration von mehr als eintausend Juden, insbesondere der evangelischen Kirche nahestehenden konvertierten Juden.
Spichernstr.20: Stolpersteine
Die Stolpersteine für Margarete, Ellen und Benno Jonas wurden im Oktober 2012 vor dem Eingang zur Wohnsiedlung Wilmershof verlegt. Margarete (Jg. 1893) und Ellen Jonas (Jg. 1922) wurden 1943 in Auschwitz ermordet, Benno Jonas (Jg. 1872) 1942 in Theresienstadt.
Spichernstr. 19: Stolpersteine
Die Stolpersteine für Julius und Bertha Pinner wurden 2009 verlegt. Bertha Pinner (Jg. 1873) wurde 1942 in Theresienstadt ermordet, Julius Pinner (Jg. 1869) 1943, ebenfalls in Theresienstadt.