153. Kiezspaziergang am 13.9.2014

Vom KPM-Quartier zum Schloss Charlottenburg

Reinhard Naumann, 13.9.2014, Foto: KHMM

Reinhard Naumann, 13.9.2014, Foto: KHMM

Bezirksbürgermeister Reinhard Naumann
Treffpunkt: Vor dem Hotel Novotel am S-Bahnhof Tiergarten
ca. 3,6 km

Sehr geehrte Damen und Herren!
Herzlich willkommen zu unserem 153. Kiezspaziergang. Wir werden heute zunächst die KPM besuchen, wo uns der Eigentümer Jörg Woltmann sein Unternehmen vorstellen wird. Für eine Führung sind wir allerdings zu viele, und wir haben ja heute auch noch mehr vor.

Kartenskizze

Kartenskizze

Das nächste Ziel ist die Mercedes-Welt. Aber wir wählen nicht den direkten Weg durch den großen Trödelmarkt sondern gehen durch das KPM-Quartier über die Wegelystraße, Gutenbergstraße und Hannah-Karminski-Straße. Die Teamleiterin Katharina Saberschinsky wird uns durch das Autohaus führen.
Von der Mercedes-Welt werden wir dann durch das Charlottenburger Tor, über die Charlottenburger Brücke weiter am Landwehrkanal entlang bis zur Bildgießerei Noack gehen, die wir allerdings leider nicht besuchen können, weil dort gebaut wird. Wir werden uns deshalb die berühmte Bronze-Werkstatt nur von außen anschauen können und dann durch den Österreich-Park und an der Spree entlang bis zum Schloss Charlottenburg gelangen, wo unsere Jugendkunstschule ein Projekt für Kinder veranstaltet unter dem Motto “Mein Schloss – Dein Schloss – Unser Schloss”.
Bevor wir beginnen, möchte ich Ihnen den nächsten Treffpunkt für unseren 154. Kiezspaziergang mitteilen. Es ist wie immer der zweite Samstag des Monats, also der 11 Oktober, um 14.00 Uhr. Dann wird Stadtentwicklungsstadtrat Marc Schulte die Leitung übernehmen, und es wird eine Führung über den Friedhof Heerstraße geben, der vor 90 Jahren eröffnet wurde. Der Start ist dann am S-Bahnhof Olympiastadion, und von dort wird es über die Trakehner Alleee direkt zum Haupteingang des Friedhofs gehen, der mit dem Sausuhlensee, der Kapelle und vielen prominenten Gräbern nicht nur landschaftlich besonders schön, sondern auch historisch besonders interessant ist.

Start am Hotel Novotel, 13.9.2014, Foto: KHMM

Start am Hotel Novotel, 13.9.2014, Foto: KHMM

Hotel Novotel
Im Mai 2005 hat die Accor-Gruppe hier ihr erstes Berliner Luxushotel der Marke Novotel mit 280 Zimmern eröffnet. Es ist ein “Vier-Sterne-Business- und Tagungshotel”. Es belegt die ersten 7 Etagen des 60 Meter hohen Gebäudes. Darüber gibt es Büroräume. Das Gebäude mit einer Fassade aus Muschelkalk und Naturstein fungiert als Tor zum neu entstandenen KPM-Quartier in der Spreestadt.
Wir befinden uns hier unmittelbar an der Grenze zum Bezirk Mitte, zu dem ja auch der Tiergarten gehört. Die Bezirksgrenze verläuft hier entlang der S-Bahn-Brücke, und weiter an der südlichen Seite der Straße des 17. Juni, so dass die gegenüber liegende Versuchsanstalt für Wasserbau und Schiffsbau ebenfalls zum Tiergarten und damit zum Bezirk Mitte gehört. Es handelt sich dabei um ein Baudenkmal, 1975-76 von Ludwig Leo gebaut.

Spreestadt und KPM-Quartier
Da die Spree unweit von hier in einem großen Bogen zum Landwehrkanal und zum Charlottenburger Verbindungskanal fließt, nannte man den seit 1995 neu entstandenen Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort auch Spreestadt. Das KPM-Quartier ist ein Teil davon.
Seit dem 19. Jahrhundert befanden sich hier der Salzhafen und die Königliche Porzellan-Manufaktur KPM, im 20. Jahrhundert kamen Siemens und Daimler Benz dazu. Zur Neu-Erschließung wurde die Wegelystraße umgelegt und bis zur Gutenbergstraße verlängert. Drei neue Straßen wurden angelegt: Hannah-Karminski-, Otto-Dibelius- und Margarete-Kühn-Straße.
Pilotfunktion bei der Neudefinition dieses Gebietes hatte im Jahr 2000 die Eröffnung der Mercedes-Benz-Niederlassung Berlin am Salzufer. Sie wurde 2004 durch den Neubau für das Smart-Center ergänzt.
Im Juni 2004 haben die Bundesärztekammer, die Kassenärztliche Bundesvereinigung KBV und die Deutsche Krankenhausgesellschaft ihren neuen Sitz in diesem Viertel bezogen.

Straße des 17. Juni
Die Straße des 17. Juni ist Teil der großen Ost-West-Verbindung vom Schloßplatz in Mitte bis zum Scholzplatz an der Heerstraße, angelegt im 17. Jahrhundert von Friedrich I. als Verbindung zwischen Stadtschloss und Schloss Charlottenburg. Ursprünglich hieß der östliche, Berliner Teil der Straße Charlottenburger Chaussee, und der westliche Charlottenburger Teil hieß Berliner Straße, jeweils benannt nach dem Zielort, zu dem die Straße führte. Am 22. Juni 1953 beschloss der Senat den neuen Namen zum Gedenken an die Opfer des Arbeiteraufstandes in Ost-Berlin und der DDR am 17. Juni 1953.
An den Wochenenden findet entlang der Straße des 17. Juni auf dieser Seite vor dem Ernst-Reuter Haus und hinter der Charlottenburger Brücke vor den TU-Gebäuden ein großer Trödel- und Kunstmarkt statt.

Trödelmarkt vor dem Ernst-Reuter-Haus, 13.9.2014, Foto: KHMM

Trödelmarkt vor dem Ernst-Reuter-Haus, 13.9.2014, Foto: KHMM

Ernst-Reuter-Haus
Auch das Ernst-Reuter-Haus direkt neben dem Hotel steht auf Charlottenburg-Wilmersdorfer Boden: Es wurde 1938-39 von Walter Schlempp als Verwaltungsgebäude für den Deutschen Gemeindetag gebaut. Heute ist es ein Baudenkmal. Die mehrgliedrige schlossähnliche Anlage wurde im Krieg teilweise zerstört, bis 1952 wiederhergestellt und umgebaut und 1956 nach dem ersten Berliner Regierenden Bürgermeister benannt.
1973 wurde im Ernst-Reuter-Haus das Deutsche Institut für Urbanistik gegründet. Es befand sich hier bis 2009, außerdem die Hauptgeschäftsstelle des Deutschen Städtetags, die Senatsbibliothek und die Geschäftsstelle des Deutschen Bibliotheksverbands. Diese Einrichtungen befinden sich jetzt im Bezirk Mitte in der Zimmerstraße. von 2009 bis 2011 wurde das Ernst-Reuter-Haus für den jetzigen Hauptnutzer, das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung, umgebaut. Das Haus ist samstags geschlossen, und die Organisation eines Besuches wäre so kompliziert, dass wir davon Abstand genommen haben.
Wir gehen jetzt an der Rückseite des Ernst-Reuter-Hauses entlang zum Innenhof der KPM, wo uns Jörg Woltmann erwartet.

Jörg Woltmann und Reinhard Naumann, 13.9.2014, Foto: KHMM

Jörg Woltmann und Reinhard Naumann, 13.9.2014, Foto: KHMM

KPM
1751 gründete Caspar Wilhelm Wegely seine Porzellanmanufaktur, die bald danach von Johann Ernst Gotzkowsky übernommen wurde und 1763 als königliches Konkurrenzunternehmen zur 1710 gegründeten Meißener Porzellanmanufaktur von Friedrich II. erworben und damit Königlich wurde, deshalb KPM.
Bis 1871 lag die Produktionsstätte an der Leipziger Straße in Mitte. Aus Platz- und Transportgründen wurde sie dann schrittweise hierher nach Charlottenburg an die Spree verlegt. Gustav Möller errichtete von 1868 bis 1872 die erforderlichen Gebäude. Von 1913 bis 1916 wurde der Porzellan-Brennofen mit 22 Brennkammern errichtet. Er war bis 1960 in Betrieb. Bruno Grimmek errichtete 1955-62 Erweiterungsbauten. 1998-2004 wurden die historischen Manufakturgebäude saniert. Die Produktionsstätten wurden durch das Architekturbüro Gerkan, Marg & Partner umgebaut und erweitert.

Hof der KPM, 13.9.2014, Foto: KHMM

Hof der KPM, 13.9.2014, Foto: KHMM

Die restaurierte Ofenhalle wird für besondere Veranstaltungen vermietet.
Ende 2004 verkaufte die Investitionsbank Berlin IBB im Auftrag des Berliner Senats die KPM an Franz Wilhelm Prinz von Preußen, den Urenkel Kaiser Wilhelms II. Leider konnte er das traditionsreiche Unternehmen nicht auf eine solide Grundlage stellen. Nachdem ein Konkurs durch einen Kredit der IBB noch einmal abgewendet werden konnte, wurde die KPM 2005 an eine Holding des Unternehmers und Gesellschafters der Allgemeinen Beamtenkasse, Jörg Woltmann, verkauft, der uns jetzt sein Unternehmen vorstellen wird, das er gerettet hat und seither erfolgreich führt. Vielen Dank dafür, und vielen Dank, dass Sie sich heute Zeit für uns genommen haben.

Brunnen auf dem Herbert-Lewin-Platz, 13.9.2014, Foto: KHMM

Brunnen auf dem Herbert-Lewin-Platz, 13.9.2014, Foto: KHMM

Herbert-Lewin-Platz
Der Platz wurde 2004 im Zuge der Wegelystraße im Rahmen des Ausbaus der Spreestadt mit einem knapp 12 Meter langen Brunnen aus Messing angelegt. Der Brunnen hebt sich nur leicht aus der Platzfläche heraus. Der dünne Wasserfilm auf der Messingoberfläche erzeugt Spiegelungen der umliegenden Fassaden und lädt zur Berührung ein.
Der Platz wurde zum Mittelpunkt der Spitzenverbände der deutschen Medizin. Deshalb wurde er am 4. Oktober 2004 nach dem deutsch-jüdischen Mediziner Herbert Lewin benannt, der 1899 in Schwarzenau geboren wurde und 1982 in Wiesbaden starb. Nach Medizinstudium und Promotion 1924 wurde Lewin Volontärarzt in Berlin. 1928-1931 absolvierte er an verschiedenen Berliner Krankenhäusern eine Ausbildung zum Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe. Ab 1931 arbeitete er auf diesem Gebiet als niedergelassener Arzt, setzte aber auch seine wissenschaftliche Arbeit fort.
Die Annnahme seiner Habilitationsschrift wurde ihm 1933 jedoch verweigert. Lewin war 1922 der SPD beigetreten und galt deshalb für die Nationalsozialisten als “jüdisch-bolschewistisch”.
1935 wurde er Chefarzt der gynäkologisch-geburtshilflichen Abteilung des Jüdischen Krankenhauses in Berlin, 1937 Chefarzt der gleichen Abteilung des Israelitischen Krankenhauses in Köln-Ehrenfeld. Am 22.10.1941 wurden seine Frau und er mit weiteren 2.014 Kölner Juden ins Ghetto Lodz deportiert. Er war bis 1945 im Ghetto Lodz und in den Konzentrationslagern Auschwitz-Birkenau, Oranienburg und Schwarzheide Häftlingsarzt.
Seine Frau starb im KZ, er überlebte und kehrte 1945 nach Köln zurück, wo er 1946 zum ersten Vorsitzenden der wiedererstandenen Synagogengemeinde gewählt wurde. 1948 habilitierte er sich an der Universität zu Köln, 1950 wurde er Chefarzt an der Städtischen Frauenklinik in Offenbach.
1965 wurde Lewin bei gleichzeitiger Emeritierung zum ordentlichen Professor ernannt. 1963-1969 war er Vorsitzender des Direktoriums des Zentralrats der Juden in Deutschland. Er wurde unter anderem mit der Wilhelm-Leuschner-Medaille und dem Großen Bundesverdienstkreuz mit Stern ausgezeichnet.

Unmittelbar am Herbert-Lewin-Platz haben die Bundesärztekammer und die Kassenärztlichen Bundesvereinigung KBV ihren Sitz, wenige Meter entfernt die Deutsche Krankenhausgesellschaft in der Wegelystraße 3 und gegenüber an der Wegelystraße 8 der Gemeinsame Bundesausschuss, das ist das oberste Beschlussgremium der gemeinsamen Selbstverwaltung der Ärzte, Zahnärzte, Psychotherapeuten, Krankenhäuser und Krankenkassen in Deutschland. Das heißt, hier sind auf engstem Raum eindrucksvoll die wichtigsten Spitzenorganisationen des Gesundheitswesens versammelt.
Vor dem Haus des Gemeinsamen Bundesausschusses wurde am 18. Januar 2010 die Skulptur “Woge mit gegenläufigen Flügeln” von Volkmar Haase enthüllt.

Wegelystraße
Die Wegelystraße wurde 1883 benannt nach dem Gründer der ersten Berliner Porzellanmanufaktur, Wilhelm Caspar Wegely, der 1714 in Berlin geboren wurde und 1764 ebenfalls in Berlin starb.

Englische Straße
Die Englische Straße wurde 1847 nach den damals in dieser Straße im englischen neugotischen Stil errichteten Villen benannt. Die Villen hier wurden um 1900 zugunsten von Industriebauten wieder abgerissen.
Wir gehen durch die Englische Straße rechts zur Spree und halten dort an dem orangefarbenen Gebäude.

TU-Institut für Keramik, 13.9.2014, Foto: KHMM

TU-Institut für Keramik, 13.9.2014, Foto: KHMM

Englische Str. 20: TU-Institut für Keramik
Das auffällig orange geflieste Gebäude wurde in den 1970er Jahren für das Institut der TU für nichtmetallische Werkstoffe errichtet in dem man sich vor allem mit Keramik, Glas und Kunststoffen beschäftigt. Das Grundstück wurde mittlerweile an einen Privateigentümer verkauft, der hier Wohnbauten errichten will.
Die Spree bildet hier die Bezirksgrenze zwischen den Bezirken Mitte und Charlottenburg-Wilmersdorf. Und hier wird in naher Zukunft das Charlottenburg-Wilmersdorfer Teilstück des Spreeradwegs beginnen. Er führt überwiegend auf Rad- und Wanderwegen und verkehrsarmen Landstraßen von den Quellen der Spree in der Oberlausitz bis zu ihrer Mündung in die Havel in Spandau.
Die Route durch Charlottenburg-Wilmersdorf verläuft hier im Anschluss an den Spreeufergrünzug des Bezirks Mitte über die Englische Straße zum Uferweg südlich des Landwehrkanals, den wir nach dem Besuch der Mercedes-Welt erreichen werden. Wir werden dann ein gutes Stück auf diesem künftigen Spreeradweg gehen, der dem Landwehrkanal und der Spree folgt, dann durch den Schlosspark Charlottenburg und schließlich weiter entlang der Spree bis zur Bezirksgrenze mit Spandau an der Wiesendammbrücke führt.
Jetzt aber gehen wir zunächst zurück zur Englischen Straße zu unserem nächsten Stopp an der Ecke Gutenbergstraße.

Gutenbergstraße
Die Straße wurde 1897 nach Johannes Gutenberg benannt. Der Erfinder des Buchdrucks wurde 1400 in Mainz geboren, wo er 1468 auch starb.

Gutenbergstr. 4: Stolpersteine
Die Stolpersteine für Margarete und Jakob Blumenfeld wurden am 22.5.2012 verlegt. Beide wurden am 26.10.1942 nach Riga deportiert und dort ermordet.

Mercedes-Welt, 13.9.2014, Foto: KHMM

Mercedes-Welt, 13.9.2014, Foto: KHMM

Mercedes-Welt und Smart-Center am Salzufer
Bereits 1848 entstand hier zwischen Landwehrkanal und Spree ein Salzmagazin, in dem das Salz gelagert wurde, das auf Kähnen aus Magdeburg, Halle und Staßfurt nach Charlottenburg transportiert wurde. Nach diesem Magazin erhielt die Straße am Landwehrkanal den Namen “Salzufer”. Im 19. Jahrhundert haben sich hier große Unternehmen wie Siemens und Daimler-Benz niedergelassen.
Die Firma Siemens & Co erwarb schon im Jahr 1862 ein Grundstück am Salzufer 2, wo sie von 1872 bis 1907 Alkoholmesser herstellte, seit 1883 auch Edisonlampen und von 1895 bis 1901 Schleifkontakte.
Außerdem betrieb die Firma Siemens & Halske hier eine Eisengießerei. Der Hauptstandort von Siemens befand sich allerdings weiter westlich am Salzufer 11-14, an der Ecke Franklinstraße. 1915 verkaufte Siemens das Gelände Salzufer 2-3 an die Firma Benz & Co. Diese fusionierte 1926 mit der Daimler-Motoren-AG zur Daimler-Benz AG.
1927 wurde der Verkaufs- und Servicestützpunkt am Salzufer offiziell die Hauptniederlassung der Daimler-Benz AG Berlin. 1936 erwarb die Firma auch das Grundstück Salzufer 4-5 und vergrößerte sich entsprechend. 1943 wurde der Betrieb durch Bombenangriffe zerstört. Er wurde nach dem Krieg wieder aufgebaut. In den 1980er und 90er Jahren entstanden Erweiterungsbauten am Salzufer und an der Gutenbergstraße. 1998 wurde der Grundstein gelegt für das neue Dienstleistungs- und Verkaufscenter. Es wurde im Jahr 2000 als Mercedes-Welt am Salzufer eröffnet.
Das Gebäude wurde als 22m hohe, sechsgeschossige Stahlkonstruktion mit Glasfassade nach den Entwürfen der Stuttgarter Architekten Lamm, Weber, Donath und Partner gebaut. Der Baukörper folgt dem Ufergeländes des Landwehrkanals und erinnert mit dem schwungvoll hochgezogenen Dach an einen Schiffsbug.
Die Mercedes-Welt war im Jahr 2000 der erste Neubau der Spreestadt und hatte Pilotfunktion für die Neuerschließung dieses historischen Charlottenburger Industriegebietes.
2004 wurde das neue Smart-Center direkt neben der Mercedes-Welt eröffnet. Der Entwurf für das Hochhaus stammt von dem Berliner Architekturbüro Hemprich & Tophof.
Darin ist die größte Verkaufsstelle für den Kleinwagen Smart in Deutschland untergebracht. Der Showroom für den Smart befindet sich dabei in den ersten beiden Geschossen des 46 Meter hohen Gebäudes.
Wir gehen jetzt vor bis zur Hannah-Karminski-Straße.

Hannah-Karminski-Straße
Die Bezirksverordnetenversammlung von Charlottenburg-Wilmersdorf hatte beschlossen, zwei von drei neuen Straßen hier in der Spreestadt nach Frauen zu benennen: Hannah Karminski war die erste. Die Straße wurde 2002 benannt. Hannah Karminski wurde 1897 in Berlin als Tochter eines deutsch-jüdischen Bankiers geboren. Im Pestalozzi-Fröbel-Haus absolvierte sie eine Ausbildung als Kindergärtnerin. Anschließend studierte sie in Hamburg am sozialpädagogischen Institut bei Gertrud Bäumer, damals eine führende Vertreterin der Frauenbewegung. Mitte der 1920er Jahre zog Hannah Karminski nach Frankfurt am Main, wo sie Mitglied im Jüdischen Frauenbund wurde, der damals 50.000 Mitglieder hatte. Hannah Karminski übernahm schnell führende Funktionen und kümmerte sich um Beratungsstellen für Frauen, Kindererholungsheime, Bildungsarbeit, Mutter- und Kinderschutz, die jüdische Bahnhofshilfe und vieles mehr. Damals kamen viele ostjüdische Frauen auf der Suche nach einem besseren Leben in die Großstädte. Oft war ihr aufenthaltsrechtlicher Status ungeklärt, und sie waren der Gefährdung durch Frauenhandel und Prostitution ausgeliefert.
Hannah Karminski kümmerte sich um alle diese sozialen Fragen. Ein besonders wichtiges Anliegen war ihr die Berufstätigkeit der Frauen und die Gleichberechtigung jüdischer Mädchen und Frauen in der Gemeinde.
1933 änderte sich die Situation schnell und dramatisch: Die jüdische Bahnhofshilfe wurde schon im ersten Jahr der nationalsozialistischen Herrschaft geschlossen. Mit der zunehmenden Entrechtung und Ausgrenzung der Juden aus der deutschen Gesellschaft wurde die Vorbereitung auf die Emigration immer wichtiger. 1938 wurde auch der Jüdische Frauenbund aufgelöst. Hannah Karminski arbeitete jetzt in der Reichsvertretung der Deutschen Juden in der Kantstraße in Charlottenburg.
Ihr Arbeitsschwerpunkt war hier die Leitung der Abteilung “Fürsorge und Auswandererberatung”. Sie selbst verzichtete auf eine Auswanderung, weil sie sah, dass sie in Berlin gebraucht wurde. Zuletzt wohnte sie in einem sogenannten “Judenhaus”. Im November 1942 wurde sie verhaftet, deportiert und ermordet. Ihr Todesdatum und ihr Todesort sind nicht bekannt.

Neben der Mercedes-Welt befinden sich am Salzufer weitere Auto- und Motorradvertretungen der eher luxuriösen Klassen: Gleich rechts sehen Sie das große Harley-Davidson-Haus mit eigenem Bistro, daneben befindet das “Autohaus am Salzufer” mit Vertretungen von Lamborghini, Bentley und anderen Luxusmarken. Ein Auto für 250.000 Euro ist hier schon ein Schnäppchen.
Wir besuchen jetzt die Mercedes-Welt.

Mercedes-Welt
Ich freue mich sehr darüber, dass die Teamleiterin Katharina Saberschinsky uns durch ihr Autohaus führen wird und danke ihr herzlich dafür.

Charlottenburger Brücke, 13.9.2014, Foto: KHMM

Charlottenburger Brücke, 13.9.2014, Foto: KHMM

Charlottenburger Tor und Charlottenburger Brücke
1857 baute August Stüler hier an der damaligen Charlottenburger Chaussee, im Bereich der Charlottenburger Brücke über den Landwehrkanal ein Steuereinnahmehäuschen. Es wurde 1907 abgerissen. Daraufhin errichtete Bernhard Schaede 1907-08 das Charlottenburger Tor als Stadteingang für Charlottenburg und als Pendant zum Brandenburger Tor.
Hier an der Ostseite der Brücke entstand eine kolonnadenartige Toranlage mit überlebensgroßen Bronzestandbildern des Stadtgründers Friedrichs I. mit Szepter und Hermelin auf der gegenüberliegenden Seite sowie Sophie Charlottes mit dem Modell des Charlottenburger Schlosses von Heinrich Baucke auf dieser Seite. Die Westseie der Brücke zierten zwei große Kandelaber.
1937 wurden die beiden Flügel des Tores im Zuge des Ausbaus der Ost-West-Verbindung zur nationalsozialistischen Ost-West-Achse von ursprünglich 20 Metern auf 34 Meter weiter auseinandergerückt.
Im Zweiten Weltkrieg wurden die Kandelaber und Teile der Torflügel zerstört.
Von Ende 2004 bis zum Frühjahr 2007 wurde das Tor durch die Stiftung Denkmalschutz Berlin aufwändig saniert und restauriert, finanziert durch die Firma Samsung, die an der Rüstung mit Megapostern für sich warb. In der Brücke, die beide Torflügel verband, war die Baustelleneinrichtung untergebracht. Im Februar 2007 wurde die Sanierung abgeschlossen. Anfang 2007 übergab das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf das Charlottenburger Tor bis 2021 zur kostenlosen Nutzung an die Stiftung Denkmalschutz Berlin.
Anschließend wurde das steinerne Brückengeländer saniert.
Auch die beiden 20 Meter hohen Kandelaber auf der anderen Seite der Charlottenburger Brücke mit den jeweils acht Bogenlampen wurden wiederhergestellt und 2010 feierlich der Öffentlichkeit übergeben. Die von Albert Speer entworfenen Leuchten wurden entfernt. Auch diese Baumaßnahme wurde durch Werbung mit Megapostern an der Kandelaberbaustelle finanziert.
2005 gründete sich ein Freundeskreis für das Charlottenburger Tor. Er eröffnete 2007 im Keller des Tores ein Museum, das auf Schautafeln über die Geschichte des Tores informiert. Auch der Aufstieg auf das mehr als 20 Meter hohe Plateau über 68 Stufen ist möglich.

Von der Brücke haben wir einen schönen Blick über den Landwehrkanal und sehen im Hintergrund das weiße Gebäude des Heinrich-Hertz-Instituts. Es wurde bereits 1928 an anderer Stelle als Heinrich-Hertz-Institut für Schwingungsforschung gegründet.
1933 wurde der Name des jüdischen Wissenschaftlers Heinrich Hertz aus dem Institutsnamen entfernt. 1945 wurde das Institut als Heinrich-Hertz-Institut für Schwingungsforschung e.V. neu gegründet. 1968 bezog es den Neubau am jetzigen Standort am Einsteinufer 37 in unmittelbarer Nähe der Technischen Universität Berlin. 1975 wurde es als Heinrich-Hertz-Institut für Nachrichtentechnik Berlin GmbH mit dem Land Berlin und der Bundesrepublik Deutschland als Gesellschaftern in eine neue Organisationsform überführt. 2003 wurde es als Fraunhofer-Institut für Nachrichtentechnik, Heinrich-Hertz-Institut e.V. ein Institut der Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der angewandten Forschung. Das Institut betreibt in enger Zusammenarbeit mit der TU Berlin anwendungsorientierte Grundlagenforschung auf dem Gebiet der Informationstechnik, speziell der Breitbandkommunikation.
2012 wurde am Heinrich-Hertz-Institut ein 3D Innovation Center eröffnet, an dem rund 50 Partner aus Industrie und Forschung beteiligt sind. In dem Forschungszentrum gibt es ein 3D-Live-Studio, ein 3D-Kino, Labor- und Ausstellungsbereiche. 3D-Technologie wird unter anderem in der Medizintechnik, in der Pharmazie, in der Automobilindustrie und in der Unterhaltungsbranche eingesetzt.
Wir gehen jetzt über die Brücke zum Uferweg am Landwehrkanal.

Uferweg am Landwehrkanal
Hier wird Stadtentwicklungsstadtrat Marc Schulte am kommenden Mittwoch, um 13 Uhr mit dem ersten Spatenstich den Bau der Teilstrecke des bereits vorhin erwähnten Spreeradweges in Charlottenburg-Wilmersdorf starten.
Im ersten Bauabschnitt wird der vorhandene Parkweg von hier bis zur Dovebrücke für die parallele Nutzung als Fuß- und Radweg verkehrssicher ausgebaut.
Der Landwehrkanal wurde 1845-1850 angelegt und diente der Versorgung der Stadt mit Bau- und Brennmaterial. Er sollte die stark befahrene Spree entlasten. Heute wird er vorwiegend von der Vergnügungsschifffahrt genutzt. Der 10,3 km lange Kanal verbindet den Oberlauf der Spree am Osthafen in Friedrichshain mit der Unterspree am Spreeeck in Charlottenburg, unserem nächsten Ziel. Er hat eine Mindesttiefe von 2 Metern und eine durchschnittliche Breite von 23 Metern.
1883-90 wurde das südliche Kanalufer umgebaut und mit einer steinernen Uferwand und Uferpromenade versehen. Das nördliche Ufer blieb dagegen in seinem ursprünglichen Zustand erhalten, da die Stadt Charlottenburg eine Kostenbeteiligung verweigert hatte. Beides kommt uns heute zugute, der Wanderweg zum Wandern und das nördliche Ufer als natürliche Augenweide.
Informationstafeln informieren über den Kanal, seine Wasserqualität und die Maßnahmen zu ihrer Verbesserung. Parallel zum Uferweg verläuft das Einsteinufer, an dem sich eine Reihe von Instituten der Technischen Universität befinden.

Marchbrücke
Wir folgen jetzt dem Uferweg und unterqueren die Marchbrücke und die Dovebrücke.
Die Marchbrücke wurde 1912 von Heinrich Seeling gebaut und nach Ernst March benannt. Er lebte von 1798 bis 1847 und war der Begründer von Marchs Tonwarenfabrik, die am südlichen Ufer des Landwehrkanals lag.

Dovebrücke
Die Dovebrücke wurde 1911 wie die Marchbrücke von Heinrich Seeling gebaut. Sie ist heute ebenfalls ein Baudenkmal, benannt nach dem Physiker Heinrich Dove. Er lebte von 1803 bis 1879 und war seit 1848 Direktor des Berliner Meteorologischen Instituts.

Wasserkreuz, 13.9.2014, Foto: KHMM

Wasserkreuz, 13.9.2014, Foto: KHMM

Wasserkreuz
Hier fließen Spree, Landwehrkanal und Charlottenburger Verbindungskanal zusammen und bilden eine besonders reizvolle Stadtlandschaft.
Am gegenüberliegenden Ufer hatte 2004 eines der inzwischen in Berlin äußerst beliebten Strandcafés eröffnet, “Playa Paradiso”. Es ist inzwischen einer Baustelle gewichen. Am Goslarer Ufer entsteht dort eine neue Wohnsiedlung unter der treffenden Bezeichnung “Wohnen an der Spree”. Im Internet werden die Eigentumswohnungen angepriesen als “ein einzigartiges Neubau-Ensemble mit direktem Blick auf den Fluss: Eine grüne Ruheinsel mit aufwändiger mediterraner Innenhofgestaltung und üppiger Vegetation entsteht in der eleganten Wohnkomposition Goslarer Ufer”. Die Informationen der Website werden neben deutsch auch in englisch und russisch angeboten.

Ehemalige Müllverladestation
Gegenüber auf der rechten Seite der Spree hinter der neuen Wohnanlage können Sie die ehemalige Müllverladestation erkennen, die 1936/37 von Paul Baumgarten gebaut wurde. Sie ist heute ein Baudenkmal. Seinerzeit galt die Anlage als vorbildlich, da die Müllfahrzeuge in ununterbrochener Reihenfolge in die Halle hineinfahren konnten, ihre Ladung durch Schütttrichter in einen darunter liegenden 600-Tonnen-Kahn entleerten, wenden und das Gelände ohne Gegenverkehr verlassen konnten. Das Bauwerk ist ein Beispiel für das Fortleben des Neuen Bauens in den 1930er Jahren, das der herrschenden Bau-Ideologie der NS-Zeit nicht entsprach. Es erinnert an ein Frachtschiff.
Als Müllverladestation wurde das Gebäude 1954 stillgelegt und zunächst als Depot für Straßenreinigung genutzt.
Heute dient das Gebäude als Architekturbüro der Firma Kleihues + Kleihues des 2004 verstorbenen prominenten Berliner Architekten Joseph P. Kleihues. Es wird von seinem Sohn Jan Kleihues und Norbert Hensel weiter geführt.

Röntgenbrücke
Auch diese Brücke wurde nach einem Naturwissenschaftler benannt: Der Physiker Wilhelm Conrad Röntgen (1845-1923) entdeckte 1895 die nach ihm benannten elektromagnetischen Strahlen, die er – wie heute in den angelsächsischen Ländern üblich – X-Strahlen nannte.
Wir unterqueren die Röntgenbrücke und treffen uns dann wieder am Siemenssteg.

Siemenssteg
Der Siemenssteg wurde 1900 als Zugang für die Beschäftigten des Kraftwerks Charlottenburg gebaut und zeitgleich mit diesem in Betrieb genommen. Benannt wurde er nach Werner von Siemens. Er lebte von 1816 bis 1892 und war der Begründer der Berliner Elektrizitätsindustrie. Sein Wohnhaus lag ganz in der Nähe. Der Steg wurde als Metallkonstruktion mit Sandsteinrahmungen gebaut und nach der Kriegzerstörung in den 1960er Jahren erneuert und später unter Denkmalschutz gestellt.

Kraftwerk Charlottenburg
Die Errichtung eines eigenen Kraftwerkes für die Stadt Charlottenburg erfolgte durch Magistratsbeschluss von 1898. Das Kraftwerk Charlottenburg wurde 1899/1900 von Prof. Dr. Georg Klingenberg erbaut, die erste Heizwärme floss in das Rathaus.
Die Generatoren wurden durch Kolbendampfmaschinen angetrieben, die dafür benötigte Kohle wurde über die Spree angeliefert. 1925 wurde das Schalthaus im Stil der neuen Sachlichkeit gebaut. Das Kraftwerk wurde zum ersten deutschen Hochdruck-Großkraftwerk mit Hochdruckturbinen. In diesem Zusammenhang wurde das erste Fernheiznetz Berlins eingerichtet.
1953 wurde das alte Kesselhauses durch ein neues ersetzt und zu dem mit Wasserdampf arbeitenden Heiznetz kam ein Heißwasser-Heiznetz hinzu.
Von der ursprünglichen Bebauung ist die Maschinenhalle, ein roter Ziegelbau mit weißen Putzfeldern und Ecktürmen, erhalten.
1989 erhielt das Kraftwerk eine Rauchgasentschwefelungsanlage und 1994 eine Rauchgasentstickungsanlage in einem kubischen Neubau, der seither die Gesamtanlage dominiert.
2001 wurde der kohlebetriebene Kraftwerksteil stillgelegt, 2006 die Kohlenentladungsanlage mit den Förderbändern am Spreeufer abgeräumt und anschließend ein Uferwanderweg angelegt. Im September 2006 begann der Abriss des 125 m hohen Schornsteins, der bis dahin den Turm des Charlottenburger Rathauses deutlich überragt hatte.
Noch in Betrieb ist ein überwiegend erdgasbetriebener Kraftwerksteil mit drei Turbinen in einem auffälligen, orangefarbenen Gebäudeblock. Dieses Spitzenlast-Heizkraftwerk wird seit dem Verkauf der Bewag 2003 von Vattenfall Europe betrieben.
2007 wurde der von Vattenfall gestaltete neue Uferweg „Am Spreebord“ eröffnet. Ein großer Greifer erinnert noch an die alte Kohleentladungsanlage.
Im Januar 2008 beschloss Vattenfall, die Energieproduktion an diesem Standort aufrechtzuerhalten. Pläne für ein Wellnesshotel und ein Thermalbad wurden damit hinfällig.

Am Spreebord 9: Bildgießerei Noack
2009 wurde der Grundstein für das neue Skulpturenzentrum der Bildgießerei Noack am Spreebord gelegt. Die Bildgießerei Noack hat auf dem ehemaligen Kohlenlagerplatz des Kraftwerkes Charlottenburg ihre neue Gießerei gebaut. Das 1897 gegründete Familienunternehmen hat viele berühmte Skulpturen in Berlin hergestellt darunter die rekonstruierte Schadowsche Quadriga auf dem Brandenburger Tor, die Goldelse auf der Siegessäule, die Henry-Moore-Plastik für der Kongresshalle und in Charlottenburg-Wilmersdorf das Reiterstandbild des großen Kurfürsten vor dem Charlottenburger Schloss, die Adenauerplastik auf dem Adenauerplatz und die “Flamme” am Ernst-Reuter-Platz. Dies sind nur einige wenige Beispiele. Aber die Bedeutung der Gießerei Noack geht weit über Berlin hinaus, und es gibt kaum einen bedeutenden Bildhauer, der seine Skulpturen nicht bei Noack gießen lässt.
Die Firma Noack zog aus der Fehlerstraße in Friedenau hierher nach Charlottenburg, um sich zu vergrößern.

Caprivibrücke
Die Caprivibrücke wurde benannt nach Leo Graf von Caprivi. Er wurde 1831 in Charlottenburg geboren und lebte bis 1899. Er war Nachfolger Bismarcks als Deutscher Reichskanzler von 1890 bis 1894 und bis 1892 preußischer Ministerpräsident. Zwischen Caprivi- und Schlossbrücke befinden sich beidseits der Spree Anlegestellen der Ausflugsschiffe.

Sömmeringstraße
Die Sömmeringstraße wurde 1902 benannt nach dem Arzt und Naturforscher Samuel Thomas von Sömmering, der von 1755 bis 1830 lebte.

Sömmeringstr. 29: Sporthalle Charlottenburg
An der Sömmeringstraße 29 wurde 1964 die Sporthalle Charlottenburg eröffnet. Es war der bis dahin größte Sporthallenbau Berlins nach dem Krieg. Die ursprünglich auf 2,2 Millionen DM veranschlagten Kosten erhöhten sich beträchtlich auf 3,5 Millionen, unter anderem durch die Entdeckung, dass der Baugrund im Urstromtal der Spree so schlecht war, dass die Halle auf etwa 150 dicken Stahlpfählen errichtet werden musste. Inzwischen ist die Halle als “Sömmering-Halle” bekannt und beliebt für sportliche und manchmal auch andere Großveranstaltungen.
Wir gehen jetzt aber nicht bis zur Sporthalle, sondern biegen vorher links ab in den Österreichpark.

Österreichpark, 13.9.2014, Foto: KHMM

Österreichpark, 13.9.2014, Foto: KHMM

Österreichpark
Zwischen der Sporthalle Charlottenburg und der Spree haben wir am 12. Mai 2013 den Österreichpark eröffnet. Österreich hat den Park unter der Schirmherrschaft des österreichischen Botschafters Dr. Ralph Scheide angelegt und eine zunächst dreijährige Patenschaft für den Park übernommen. Die Mittel für den Park wurden von der nationalen Tourismusorganisation „Österreich Werbung Deutschland“ und den neun Landestourismusorganisationen gestellt. „Österreich Werbung Deutschland“ ließ gemeinsam mit dem Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf eine österreichische Parklandschaft entstehen – mit einem alpinen Steingarten, einer Allee steirischer Apfelzierbäume, einer Blumenwiese und einem rot-weiß-roten Rosengarten. Die alten Parkbänke wurden durch Salzburger Almbänke ersetzt. Donauliegen wurden aufgestellt und ein Fernrohr montiert, durch das die Tiroler Alpen zu sehen sind.
Wir gehen durch den Park und dann weiter um den alten Spreearm herum zum Bonhoefferufer. Dabei kommen wir vorbei an der Rückseite der Mierendorff-Grundschule. Sie wurde 1976-1978 nach Plänen von Rolf D. Weisse, einem Schüler Mies van der Rohes errichtet. Die großzügige Schulanlage besteht aus mehreren zwei- und dreigeschossigen Gebäudeteilen, die miteinander verbunden sind.

Bonhoefferufer
Das Bonhoefferufer wurde 1950 nach dem evangelischen Theologen und Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer benannt. Er wurde 1906 als Sohn des bekannten Psychologen und Nervenarztes Karl Bonhoeffer geboren und am 9. April 1945 als Widerstandskämpfer im KZ Flossenbürg hingerichtet.

Kaiserin-Augusta-Stiftung
Hier, vor der Schloßbrücke, zwischen Bonhoefferufer und Mierendorffstraße, lag ehemals die Kaiserin-Augusta-Stiftung. 1872 wurde sie von Kaiserin Augusta, der Gemahlin von Kaiser Wilhelm I als Waisenhaus und Erziehungsanstalt für durch den Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 verwaiste Offizierstöchter in dem “ehemaligen Kabinettshaus” auf einem Meiereigrundstück gegründet.
Im Laufe der Jahre wandelte sich das zunächst für 50 Mädchen eingerichtete Waisenhaus in ein vornehmes Erziehungsinstitut und blieb bis zur Eröffnung eines Neubaues am Potsdamer Pfingstberg 1902 an diesem Ort.

Schlossbrücke
1709 wurde an dieser Stelle eine einfache Holzbrücke über die Spree mit der Bezeichnung “Berlinische Brücke” gebaut. Am Anfang des 19. Jahrhunderts wurde sie ersetzt durch eine stärkere Jochbrücke. Diese wurde am Ende des Jahrhunderts durch Ludwig Hoffmann verbreitert und mit einem eisernen Überbau, sowie Bildhauerarbeiten von Max Dennert versehen. Sie wurde 1901 eröffnet. 1926-27 wurde sie von dem Stahlbauunternehmen A. Druckenmüller durch eine massive Eisenkonstruktion ersetzt. Nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurde der in der Spree versunkene Eisenkörper geborgen und die Brücke 1946-49 wieder aufgebaut.
Wir gehen jetzt zunächst über die Schlossbrücke und dann unter der Schlossbrücke hindurch zum Neuen Pavillon im Schlosspark.

Neuer Pavillon, 13.9.2014, Foto: KHMM

Neuer Pavillon, 13.9.2014, Foto: KHMM

Neuer Pavillon
Der Neue Pavillon wurde 1824/25 von Karl Friedrich Schinkel auf einem quadratischen Grundriss als Sommerhaus für König Friedrich Wilhelm III. errichtet. Vorbild war die neapolitanische Villa Reale del Chiatamone, in der der König bei einer Italienreise gewohnt hatte. Unmittelbarer Anlass für die Errichtung des Pavillons war die zweite Ehe des Königs mit Auguste Fürstin von Liegnitz. Die überwiegend als privates Refugium von Friedrich Wilhelm III. genutzte Sommervilla mit ihrer bürgerlich-einfachen Ausstattung wurde während des Zweiten Weltkriegs fast völlig zerstört.
Der Neue Pavillon ist nach umfassender Sanierung seit Ende 2011 mit einer neuen Dauerausstellung wieder geöffnet.
In den rekonstruierten Innenräumen sind Gemälde der Romantik und des Biedermeier von Carl Blechen, Karl Friedrich Schinkel und Eduard Gaertner sowie Mobiliar, Skulpturen, Porzellan und Berliner Eisenkunstguss zu sehen.

Schloss Charlottenburg
Kurfürst Friedrich III, der spätere preußische König Friedrich I, schenkte seiner Gemahlin Sophie Charlotte die Gemeinde Lützow und Umgebung für eine Sommerresidenz. Sie ließ sich diese Residenz ab 1695 als “Schloss Lietzenburg” von Johann Arnold Nehring im Stil des italienischen Barocks bauen. Es war zunächst noch ein relativ bescheidener Landsitz, ohne Flügelbauten und ohne Kuppel. Nach dem frühen Tod von Sophie Charlotte im Alter von 36 Jahren am 1.Februar 1705 gab König Friedrich I. dem Schloss den Namen Charlottenburg.
Die Ansiedlung mit den wenigen Häusern rund um die Schloßstraße erhielt Stadtrechte, ebenfalls unter dem Namen Charlottenburg. Der Ursprung der Stadt Charlottenburg hängt also eng mit dem Schloss Charlottenburg zusammen.

Luisenplatz
Der Platz vor dem Knobelsdorff-Flügel des Schlosses Charlottenburg wurde 1841 durch Peter Josef Lenné angelegt.
1902-05 wurde er mit einem Denkmal für Kaiser Friedrich III. in der Platzmitte umgestaltet. Das Denkmal wurde im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzen. Der Platz wurde 1955 mit Rasen und jungen Bäumen gärtnerisch neu gestaltet. Inzwischen stehen hier zwei Kopien von Statuen.
Die erste Statue zeigt Friedrich den Großen, hier erkennbar als Feldherr, Gesetzgeber und Friedensstifter. Das Original stammt von Johann-Gottfried Schadow.
Die zweite Statue, hinter dem Baustellenzaun, zeigt Friedrich I, den Ersten König der Preußen, wie es auf der Inschrift heißt. Er war der Gemahl von Sophie Charlotte. Die Statue wurde 1698 von Andreas Schlüter für den Hof des Zeughauses geschaffen, 1801 in Königsberg aufgestellt und ist seit 1945 verschollen. 1972 wurde der Nachguss hier aufgestellt.

Schloss Charlottenburg (2)
Bis 1713 erweiterte Johann Friedrich Eosander von Göthe das Schloss zur Dreiflügelanlage mit Turm, Kapelle und Orangerie. 1740-46 errichtete Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff als Anbau rechts den Neuen Flügel, der zur Zeit saniert wird.
1787-91 wurde der Orangerietrakt links durch den Theaterbau von Carl Gotthard Langhans erweitert.
1790 wurde von Georg Friedrich Boumann die Kleine Orangerie parallel zum Eosanderflügel errichtet. Nach den schweren Kriegsschäden von 1943 setzte Schlösserdirektorin Margarete Kühn durch, dass das Schloss wieder aufgebaut und nicht wie andere Ruinen nach dem Zweiten Weltkrieg vollends abgerissen wurde.
Die innere Rekonstruktion dauerte bis zum Ende der 1970er Jahre. Bei der vergoldeten Fortuna auf der Turmkuppel handelt es sich um eine Nachschöpfung von Richard Scheibe von 1954.
Neben dem Zeughaus ist das Schloss Charlottenburg die bedeutendste erhaltene Barockanlage, sowie die größte der neun bestehenden Schlossanlagen Berlins.

Reiterstandbild des Großen Kurfürsten
Das Reiterstandbild des Großen Kurfürsten im Ehrenhof wurde 1696 von Andreas Schlüter geschaffen. Es ist eines der berühmtesten Reiterstandbilder der Welt, ein Hauptwerk der Barockplastik nach dem Vorbild der Marc-Aurel-Statue in Rom.
1703 wurde es auf der ehemaligen Langen Brücke, der heutigen Rathausbrücke aufgestellt. Die vier Sklaven am Sockel waren von Schlüter vorgesehen, stammen aber von anderen Künstlern.
1943 wurde die Skulptur in Ketzin im Havelland in Sicherheit gebracht. Beim Rücktransport 1946 versank sie im Tegeler See. Unter der Last von 180 Zentnern gingen die beiden Spreekähne, in deren Mitte es vertäut worden war, zu Bruch. 1950 wurde die Skultpur geborgen und in der Gießerei Noack restauriert.
Der Senat von West-Berlin beschloss, das Monument nicht wie verlangt, an den Sowjetischen Sektor auszuliefern, wo kurz zuvor das Stadtschloss weggesprengt worden war. Zur Eröffnung der Berliner Festwochen stellte man das Reiterstandbild 1951 hier im Ehrenhof des Schlosses Charlottenburg auf.
Die nach der Wende angestellten Überlegungen, das Standbild wieder an seinen ursprünglichen Platz aufzustellen, wurden vom Denkmalamt mit dem Argument verworfen, dass die Rathausbrücke durch die Schloss-Sprengung ihren Originalcharakter verloren habe, während der Ehrenhof des barocken Schloss Charlottenburg einen authentischeren Kontext besäße.

Wie bereits zu Beginn erwähnt veranstaltet unsere Jugendkunstschule hier ein Projekt für Kinder aus dem Mierendorffkiez unter dem Motto “Mein Schloss – Dein Schloss – Unser Schloss” mit einer großen Kuchentafel für die Beteiligten und Mitmach-Aktionen, bei denen man spielend, bauend, zeichnend oder tanzend das Schloss noch besser kennen lernen kann.
Außerdem erzählen Kinder der Eosander-Schinkel-Grundschule spannende Geschichten über die Schlossbewohnerinnen und –bewohner.