Bezirksbürgermeisterin Monika Thiemen
Treffpunkt: Vor dem Bahnhof Grunewald
Sehr geehrte Damen und Herren!
Herzlich willkommen zu unserem 64. Kiezspaziergang. Wir haben uns heute am Bahnhof Grunewald getroffen, aber wir wollen nicht die Villenkolonie Grunewald erkunden. Sie war schon öfter Thema von Kiezspaziergängen, und wir haben zwar noch nicht alle Teile der Villenkolonie erkundet, aber doch schon eine ganze Menge. Heute soll es vor allem um die Siedlung Eichkamp gehen, eine ganz eigenartige Wohnsiedlung, die in den 20er Jahren entstanden ist und die in dieser Form einmalig ist. Es gibt Villen, Einfamilienhäuser, kleinere Mietshäuser, und das alles sehr naturverbunden und sehr idyllisch.
In der Siedlung Eichkamp gibt es einen aktiven, rührigen Siedlerverein, und ich freue mich, dass der Vorsitzende Uwe Neumann uns seine Siedlung vorstellen wird. Bei der Vorbereitung haben wir schon gemerkt, dass er so viel über Eichkamp weiß, dass wir alle noch eine Menge dazulernen können. Vielen Dank, Herr Neumann, dass Sie sich heute die Zeit nehmen, um uns aufzuklären.
Wie gewohnt will ich Ihnen zu Beginn unseren nächsten Treffpunkt mitteilen. Am Sonnabend, dem 12.Mai, werde ich nicht in Berlin sein. Deshalb wird mich meine Kollegin, die Sozial- und Umweltstadträtin Martina Schmiedhofer vertreten. Sie wird unterstützt werden von Prof. Klaus W. Döring, dem Vorsitzenden des Bürgervereins Lietzenseepark. Die beiden werden mit Ihnen gemeinsam rund um den Lietzensee durch den Lietzenseepark spazieren, und dort gibt es viel zu sehen und zu erklären. Treffpunkt ist am Sonnabend, dem 12. Mai um 14.00 Uhr U-Bahnhof Sophie-Charlotte-Platz.
Wie Sie wissen gibt es seit Januar dieses Jahres auch das Kiezmenü, und zwar immer am letzten Mittwoch eines Monats um 18.00 Uhr. Natürlich ist das April-Menü längst ausgebucht. Aber für das Mai-Menü können Sie sich ab Montag, dem 7. Mai in der Pressestelle anmelden, Telefon 9029-12514. Es findet statt am Mittwoch, dem 30. Mai, um 18.00 Uhr im Restaurant Glocke, Mecklenburgische Straße 14 am Brabanter Platz, und es gibt einen Vorspeisenteller “Georgische Art”, Spargel nach Art des Hauses und ein Dessert “Himbeerträume” für 12.- Euro.
Villenkolonie Grunewald
Die Villenkolonie Grunewald entstand im Zusammenhang mit dem Ausbau des Kurfürstendammes zum Boulevard. Fürst Bismarck hatte auf diesen Ausbau großen Wert gelegt. Da er privat finanziert werden musste, durfte die dafür gegründete Kurfürstendamm-Gesellschaft als Gegenleistung 234 ha Grunewaldgelände für die Anlage einer Villenkolonie erschließen. Dies geschah im Jahr 1889, unter anderem durch die künstliche Anlage von vier Seen: Dianasee, Koenigssee, Herthasee und Hubertussee. 1889 wurde auch das Straßennetz angelegt, und die ersten Grundstücke wurden baureif gemacht und verkauft. 10 Jahre später, 1899 erhielt die Kolonie den Status einer selbständigen Landgemeinde. Allgemein wurde sie in Berlin die “Millionärskolonie” genannt.
Die Anlage der Villenkolonie war höchst umstritten. Das Lied “Im Grunewald, im Grunewald ist Holzauktion” war nicht zuletzt Ausdruck des ohnmächtigen Protests gegen das Abholzen der meisten Bäume.
1920 gab es in der Landgemeinde Grunewald besonders starke Proteste gegen die Bildung der Einheitsgemeinde Groß-Berlin. Aber diese Proteste nützten nichts. Grunewald mit 6.449 Einwohnern wurde 1920 gemeinsam mit Eichkamp, der Gemeinde Schmargendorf und der Großstadt Wilmersdorf zum Bezirk Wilmersdorf, dem 9. Bezirk von Berlin zusammengefasst.
In der Kolonie Grunewald ließen sich Bankiers, Unternehmer, Professoren, erfolgreiche Künstler und Schriftsteller nieder und genossen bis zur Eingemeindung 1920 die Steuervorteile der Landgemeinde Grunewald.
Der jüdische Anteil der Bevölkerung war hier besonders hoch. Ungefähr ein Drittel der Bewohnerinnen und Bewohner waren jüdischer Herkunft. Viele jüdische Repräsentanten des neuen, modernen Berlin zog es seit der Jahrhundertwende in den “Neuen Westen”. Nach 1933 vertrieben die Nationalsozialisten die jüdischen Bürgerinnen und Bürger und zerstörten damit das kulturelle Zentrum Grunewald.