Bemerkenswert für die so genannte “Kleine-Leute-Gegend” ist die aufwändige Gestaltung der Parkanlage. Der Park wurde 1912 nach Entwürfen des Städtischen Gartenbaudirektors Erwin Barth mit Rhododendren, Blumengarten, Spielplatz, kleinen Laternen mit quadratischem Glaszylinder sowie einem Fontänenbrunnen angelegt und von Platanen eingerahmt; er spiegelt die soziale Gesinnung seines Gestalters wider. Barths Credo lautete: “Wenn irgendwo eine reiche Ausstattung der Plätze mit verschwenderischer Blumenfülle, mit Brunnen und dergleichen angebracht ist, so ist es da, wo Leute wohnen, die sich keine eigenen Gärten leisten können.”
Der Platz wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört, danach vorübergehend kleingärtnerisch genutzt, 1950 wieder instand gesetzt, 1975 für den U-Bahnbau abgeräumt und 1978 bis 1987 unter denkmalpflegerischen Gesichtspunkten wieder hergestellt. Die Rekonstruktion des Platzes nach den historischen Plänen wurde im Jahr 2000 mit dem Gustav-Meyer-Preis ausgezeichnet. Am Parkeingang wurde 1980 in seinem 100. Geburtsjahr eine Gedenktafel für Erwin Barth enthüllt:
ERWIN BARTH
1880 -1933
GARTENDIREKTOR VON
CHARLOTTENBURG 1912 – 1926
GROSS-BERLIN 1926 – 29
GUSTAV ADOLF (MIERENDORFF) PLATZ
KAROLINGERPLATZ LIETZENSEEPARK
SACHSEN (BRIX) PLATZ
VOLKSPARK JUNGFERNHEIDE
CHARLOTTENBURG 1980
Mierendorffplatz 16
“Modellbahnen am Mierendorffplatz GmbH Weidemann”
Unter den originellen Läden und Geschäften am Platz ist bei Liebhabern besonders gefragt das Modellbahngeschäft von Hartmut Weidemann, wo keineswegs in erster Linie Kinder als Kunden gesichtet werden, sondern überwiegend leidenschaftliche erwachsene Eisenbahnsammler. Weidemann findet seinen Standort ideal, besonders wegen der guten Bus- und U-Bahnverbindungen und der bezahlbaren Miete, die damit zusammen hängt, dass dies nicht gerade ein Schickeria-Viertel ist.
Im letzten Berliner Sozialstrukturatlas wurde das Quartier Mierendorffplatz als Präventionsgebiet eingestuft. Das reicht zwar nicht für besondere finanzielle Mittel zur Einrichtung eines Quartiersmanagements aber das Bezirksamt hat vor einem Jahr am 13.12.2005 beschlossen, diesen Bereich als Pilotprojekt für eine ressortübergreifende Stadtteilarbeit vorzusehen.
Inzwischen hat sich eine Arbeitsgruppe „Stadtteilmanagement Mierendorffplatz“ gebildet, die sich aus Mitgliedern der Fachämter Jugend, Soziales, Wirtschaft, Kultur, Wohnen, Grünflächen und Stadtplanung sowie der Migrantenbeauftragten zusammensetzt. Die Koordination liegt beim Stadtplanungsamt. Frau Spengler vom Stadtplanungsamt leitet die Gruppe. Sie ist heute bei uns und kann bei Bedarf über die Arbeit der Gruppe informieren.
Ziel ist es, ein Entwicklungskonzept zu erarbeiten, dessen Maßnahmen dazu beitragen, die Wohn- und Arbeitsverhältnisse, die Bildungs- und Beschäftigungssituation sowie die soziale und interkulturelle Integration in diesem Gebiet zu verbessern und somit die Schaffung und Erhaltung sozial stabiler Bewohnerstrukturen und die Entwicklung nachhaltiger Gemeinwesenarbeit zu ermöglichen.
Zunächst hat die Gruppe die Ausgangssituation für dieses Gebiet untersucht: Die Gesamtfläche beträgt ca. 165 ha, wovon rund 1/3 Wohnbebauung, 1/3 Industrie- u. Gewerbeflächen sowie 1/3 Verkehrs-, Grün-, und Erholungsflächen sind.
Der nördliche Bereich des Gebietes ist geprägt durch einen hohen Anteil an gewerblicher Nutzung, unter anderem im BioTechPark am Tegeler Weg. Im westlichen Bereich dominiert die Wohnbebauung, und der östliche Bereich weist neben Wohnungsbau auch große Flächen für Versorgungseinrichtungen auf, das ehemalige Gaswerk, das Kraftwerk, ein BSR-Betriebshof und Discounter, außerdem Verwaltungsbauten, Kleingewerbe und Kleingärten. Durch dieses Gebiet werden wir heute hauptsächlich gehen.
Das Gebiet ist insgesamt gekennzeichnet durch einfache Wohnlage gemäß Berliner Mietspiegel, also Kaltmieten zwischen 2,80 EUR und 6,60 EUR je nach Baualter, Wohnungsgröße und Ausstattung. Der überwiegende Teil der Wohnungen besitzt einen zeitgemäßen Ausstattungsstandart. Während die Altbauten meist einzelnen Eigentümern gehören, befinden sich die Siedlungsbauten im Besitz verschiedener Wohnungsbaugesellschaften, wobei zum Teil nach einem Verkauf an private Immobiliengesellschaften ein Großteil der Bestände vor kurzem modernisiert und in Wohneigentum umgewandelt wurden. Größeren Wohnungsleerstand gibt es nicht.
Ende 2005 lebten rund 13.700 Bewohnerinnen und Bewohner im Gebiet Mierendorffplatz, wobei die Bevölkerungsentwicklung seit 1991 rückläufig ist. Vom Rückgang am stärksten betroffen ist hierbei die Altersgruppe der Kleinkinder (0 bis 6 Jahre), welche den geringsten Anteil an der Bevölkerung hat, gefolgt von der Gruppe der Senioren (über 65 Jahre). Den größten Anteil an der Kiez-Bevölkerung hat die Gruppe der Erwerbsfähigen (18 bis 65 Jahre), was dem Berliner Durchschnitt entspricht.
Der prozentuale Anteil der Deutschen im Untersuchungsgebiet ist ebenfalls leicht rückläufig. Zugenommen hat hingegen der Anteil der Bevölkerung mit nicht deutscher Staatsangehörigkeit. Er beträgt 20,8 % im Vergleich zu 18,4% im gesamten Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf und 13,8% in Berlin.
Der Anteil an Arbeitslosen im Gebiet liegt mit 15,1% ebenfalls über den Vergleichszahlen im gesamten Bezirk mit 11,4% und in Berlin mit 14%.
Im Quartier Mierendorffplatz befinden sich die Mierendorff-Grundschule mit rund 500 Schülerinnen und Schülern, die Elisabeth-Realschule mit 350 Schüler und das Gottfried-Keller-Gymnasium mit 630 Schülerinnen und Schülern, sowie eine Außenstelle der Universität der Künste mit den Fachbereichen Musik, Darstellende Kunst und Gestaltung. Ferner gibt es eine private Musikschule und zwei private Sprachschulen. Der Einzugsbereich der 5-zügigen Grundschule umfasst das gesamte Mierendorffplatz-Gebiet. Seit ihrer Umwandlung zur gebundenen Ganztagsschule ist zudem die Nachfrage aus den umliegenden Einzugsbereichen gestiegen. Die Oberschulen werden von Schülern aus 22 Nationen besucht, wobei 40% der Schüler aus dem Kiez, weitere 40% aus den umliegenden Bereichen und 20% von außerhalb des Bezirks kommen.
Das Gebiet ist geprägt durch eine kleinteilige Gewerbe,- Einzelhandels- und Dienstleistungsstruktur, wobei sich der Einzelhandel entlang der Hauptverkehrsstraßen Kaiserin-Augusta-Allee, Osnabrücker-, Tauroggener-, Mierendorffstraße und Tegeler Weg konzentriert. Der Schwerpunkt liegt auf kleinteiligem Facheinzelhandel. Hinzu kommen mehrere Discounter sowie ein Wochenmarkt. Dominierende Branchen sind Gastronomie mit 19%, gefolgt von Dienstleistungen (14,8%), Schönheit (10,7%), Lebensmittel (9,5%), Freizeit (8,9%), Handwerk (8,3%) und Gesundheit (7,7%), Soziale Einrichtungen, Kleidung, Möbel, Elektro, Kultur und Kunst nehmen nur 3 bis 1% in Anspruch.
Die Versorgung des Gebietes mit Ärzten, Apotheken, Physiotherapieeinrichtungen und Ambulanten Pflegediensten aber auch mit Spiel- und Sportplätzen sowie Grün- und Erholungsflächen ist in ausreichendem Maße gegeben. Des weiteren befinden sich im Gebiet drei städtische und eine kirchlich getragene Kindertagesstätte sowie mehrere Eltern-Initiativ-Kitas und eine Kita in privater Trägerschaft. Darüber hinaus gibt es 3 Kirchen (evangelisch, syrisch-orthodox und neuapostolisch), Einrichtungen für Senioren (‚Caritas‘), Jugendförderung (‚FiB‘), Jugendarbeit (‚Dorfwerkstatt‘), Jugendwohnen (‚DAS‘‚ ‚Aktion 70‘), geistig Behinderte (‚BEW 12‘, ‚Wohnverbund GPVA‘, etc.), Schuldnerberatung (‚SOFA‘), sowie soziale Gemeinwesenarbeit (‚Lebenswelt‘).
Soweit die bisherige Bestandsaufnahme der Arbeitsgruppe, mit der wir versuchen wollen, die Verhältnisse rund um den Mierendorffplatz zu verbessern.
Mindener Straße
Die Mindener Straße wurde 1906 benannt nach der nordrhein-westfälischen Kreisstadt. Wilmersdorf hat 1968 eine Partnerschaft mit Minden geschlossen, die seit der Bezirksfusion vom neuen Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf weiter gepflegt wird.