mit Bezirksbürgermeisterin Monika Thiemen
Treffpunkt: Bahnhof Zoo, unter der Normaluhr am Haupteingang
Sehr geehrte Damen und Herren!
Herzlich willkommen zu unserem Kiezspaziergang im September. Als erstes habe ich Ihnen heute 30 Gutscheine für je einen Espresso mit Keks anzubieten. Ich hoffe, dass Sie es nicht als unlautere Werbung empfinden. Aber der Inhaber des Coffee & Sound in der Ruhlaer Straße 15 in Schmargendorf, Peter Sikorski, hat mir einen so netten Brief geschrieben, dass ich nicht widerstehen konnte:
“Ich möchte Ihre Kiezspaziergänge aktiv unterstützen und füge diesem Schreiben 30 Gutscheine für meinen Coffeeshop bei. Bitte verteile Sie die Gutscheine nach eigenem Ermessen.”
Da wir mehr als 30 Personen sind, haben wir 300 Lose hergestellt, von denen 30 zu einem Gutschein führen. Wir lassen also jetzt den Beutel herumgehen, so lange bis alle Lose verteilt sind. Wer dann ein Los mit einem “Herzlichen Glückwunsch” gezogen hat, kann sich bei Herrn Metzger einen Gutschein für einen Espresso mit Keks abholen.
Heute geht es zunächst über den neu gestalteten Breitscheidplatz zum Europa-Center, wo wir aus der 20. Etage den Überblick über die beiden Berliner Citys genießen werden. Danach werden wir an der östlichen Grenze unseres Bezirks entlang durch die Nürnberger Straße, Augsburger Straße und Bamberger Straße gehen, einen kleinen Abstecher zum Fest der Nationen auf dem Prager Platz machen und schließlich im Haus unserer Musikschule in der Prinzregentenstraße erleben, wie dort ein großes Musikfest am Tag der offenen Tür gefeiert wird.
Wie gewohnt möchte ich Ihnen gleich zu Beginn den nächsten Treffpunkt mitteilen. Und ganz im Gegensatz zu unserer heutigen City-Tour verspricht unser nächster Kiezspaziergang ein besonders außergewöhnliches Naturerlebnis zu werden. Wir besuchen wieder einmal den Grunewald. Und zwar starten wir am Samstag, dem 14. Oktober, um 14.00 Uhr am unteren Parkplatz beim Wirtshaus Schildhorn. Das ist gut über die Havelchaussee zu erreichen, entweder mit dem Bus 218, mit dem Fahrrad oder mit dem eigenen Auto. Wir werden gemeinsam mit Frau Dr. Beate Witzel von der Naturwissenschaftlichen Sammlung einen Rundgang durch den Dachsgrund machen und am Ende wieder am Wirtshaus Schildhorn herauskommen, so dass das eigene Fahrrad oder Auto dort auch wieder abgeholt werden kann. Frau Dr. Witzel ist Mitarbeiterin der Naturwissenschaftlichen Sammlung des Stadtmuseums an der Schloßstraße 69a hinter dem Heimatmuseum, und sie ist darauf spezialisiert, die naturgeschichtlichen Grundlagen unserer
Region Berlin sehr anschaulich und eindrucksvoll zu erläutern.
Wir werden also im Grunewald vor Ort nicht nur etwas über die Tier- und Pflanzenwelt erfahren, sondern vor allem auch über die geologischen Formationen, wie sie sich während und nach der Eiszeit entwickelt haben.
Wie Sie wissen, ist unser Ausflug zur Insel Usedom am 23. September mit Kiezspaziergang schon lange komplett ausgebucht. Ich hoffe, dass alle Interessierten unter Ihnen noch rechtzeitig buchen konnten.
Es gibt aber inzwischen einen zweiten Termin am Wochenende vom 7. zum 8. Oktober. Beim Reisebüro Atlasreisen am Fehrbelliner Platz 5 gibt es noch ein paar Plätze.
Unser Heimatmuseum an der Schloßstraße 69 hat schon eine Reihe von Projekten mit den Usedomer Kaiserbädern veranstaltet und bis zum 28. Oktober wird dort eine Ausstellung gezeigt mit dem Titel “Die Kaiserbäder auf Usedom – ein Vorort Berlins”. Viele Villen dort wurden von Charlottenburg-Wilmersdorfer Bauherren errichtet.
Heute also eine City-Tour. Hier am Bahnhof Zoo und auf dem Breitscheidplatz gibt es so viel zu erzählen, dass ich mich auf das Notwendigste beschränken muss, damit wir überhaupt spazieren gehen können.
Bahnhof Zoo
Der Bahnhof wurde 1878-82 von Ernst Dircksen gebaut und zunächst für den Stadtbahnverkehr, aber bereits nach zwei Jahren 1884 auch für den Fernverkehr geöffnet. Kurz danach wurde der Ausbau des Kurfürstendammes beendet, und schnell wurde der Bahnhof Zoo zu einer Art Hauptbahnhof für die neue City im Berliner Westen. Wenn wir also heute dafür kämpfen, dass am Bahnhof Zoo wieder Fernzüge halten, dann hat das nichts mit West-Berlin-Nostalgie zu tun, sondern wir beziehen uns auf die Tradition des Fernbahnhofs Zoo, die bereits 122 Jahre dauert. Ich bin sicher, dass die Schließung des Fernbahnhofs seit dem 28. Mai dieses Jahres nur eine kurze Episode in dieser langen Geschichte des Bahnhofs bleiben wird.
Nach den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg wurden 1954-57 die Fernbahnhalle und die niedrigere S-Bahn-Halle verglast und ein terrassenförmiger Restaurantvorbau errichtet. 1985-89 erfolgte eine aufwändige Restaurierung. Während der Teilung der Stadt war die Deutsche Reichsbahn zuständig für den Bahnhof Zoo, und er war lange Zeit der einzige Fernbahnhof und damit wiederum der eigentliche Hauptbahnhof West-Berlins.
Der Bahnhof Zoo wurde durch das Buch von Christiane F., das später verfilmt wurde, auch zum Synonym für die Schattenseiten der Großstadt, für die Drogen- und Obdachlosenszene, aber auch durch das Musical “Linie 1” des Grips-Theaters zum Symbol für die Sehnsüchte vieler Jugendlicher nach den Freiheiten und Entfaltungsmöglichkeiten der Großstadt.
1994 fusionierten die Deutsche Reichsbahn und die Deutsche Bundesbahn zur Deutschen Bahn AG, die 1995 den Servicebetrieb neu ordnete und damit auch den Bahnhof Zoo im Inneren völlig umgestaltete. Gegen den Widerstand von Künstlern und Intellektuellen aus dem Ost- und Westteil der Stadt wurde dabei auch die legendäre Heinrich-Heine-Buchhandlung geschlossen.
Der Bahnhof Zoo ist der bedeutendste Bahnhof in der westlichen City und der größte Nahverkehrsknotenpunkt Berlins. Hier treffen Fern-, S- und U-Bahn und viele Buslinien zusammen. Es gibt durchschnittlich je 200 an- und abfahrende Züge, 600 Halte der S-Bahnen und 100.000 Reisende insgesamt. Allerdings machen die 20.000 Fernreisenden täglich, die seit dem 28. Mai hier nicht mehr ein- und aussteigen können, den Geschäftsleuten im Bahnhof sehr zu schaffen. Und auch für viele Hotels, Gaststätten und Geschäfte rund um den Bahnhof ist der Verlust deutlich spürbar.
Entsprechend heftig sind die Proteste bei Geschäftsleuten und Bewohnern. Im Bezirksamt und in der BVV Charlottenburg-Wilmersdorf unterstützen alle Parteien gemeinsam den Protest. Eine von Pfarrerin Dr. Helga Frisch angeführte Bürgerinitiative hat schon mehr als 120.000 Unterschriften für die Wiederinbetriebnahme des Fernbahnhofs Zoo gesammelt.
Bahnchef Mehdorn hat inzwischen angekünidgt, er wolle den Bahnhof Zoo ausbauen und modernisieren. Das sei bei laufendem Betrieb bisher nicht möglich gewesen. Weil jetzt weniger Züge im Bahnhof Zoo halten, gebe es endlich Platz, um umfangreiche Arbeiten vornehmen zu können.
Auch in Zukunft bleibe der Bahnhof Zoo ein wichtiger Knoten im Netz mit mehr als 600 S-Bahnen und 198 Regionalzügen täglich. Die Zahl der Fahrgäste liege täglich weiter über 100.000. Er könne sich vorstellen, dass es mehr Geschäfte gebe und der Bahnhof durch das Entfernen der Zwischendecke übersichtlicher werde. Ich hoffe sehr, dass er seine Ankündigung wahr macht und dann endlich einsieht, dass beim nächsten Fahrplanwechsel die Fernzüge, die den Bahnhof Zoo durchqueren, hier auch wieder halten können. Die Argumente der Bahn gegen den Stopp am Bahnhof Zoo sind nicht stichhaltig. Nachweislich werden nicht einmal die 3 oder 4 Minuten eingespart, von denen einmal die Rede war.
Hardenbergplatz
Der Hardenbergplatz wurde 1887 benannt wie die Hardenbergstraße nach dem preußischen Staatskanzler Karl August, Freiherr, Graf, Fürst von Hardenberg (1750-1822).
Der Platz wurde zur 750-Jahr-Feier Berlins1987 umgestaltet und mit so genannten Torhäuschen bebaut, in denen ein BVG-Schalter und Verkaufsstellen untergebracht sind. Für eine damals geplante Tiefgarage hat sich kein Finanzier gefunden.