Kiezspaziergang am 12.8.2006

Vom Heidelberger Platz zum Rüdesheimer Platz: Rheingauviertel

Start am Heidelberger Platz mit Reinhard Naumann, Foto: KHMM

Start am Heidelberger Platz mit Reinhard Naumann, Foto: KHMM

mit Reinhard Naumann, Bezirksstadtrat für Jugend, Familie, Schule und Sport

Treffpunkt: Heidelberger Platz, am U-Bahn-Ausgang

Sehr geehrte Damen und Herren!

Herzlich willkommen zu unserem Kiezspaziergang im August. Bezirksbürgermeisterin Monika Thiemen ist in unserer Partnerstadt Minden, deshalb vertrete ich sie heute, denn seit mehr als vier Jahren gibt es keine Unterbrechung: Immer am zweiten Samstag eines Monats bieten wir in unserem Bezirk einen Kiezspaziergang an. Und zwar immer ab 14.00 Uhr. Mein Name ist Reinhard Naumann, ich bin Bezirksstadtrat für Jugend, Familie, Schule und Sport.
Wie gewohnt kann ich Ihnen gleich zu Beginn mitteilen, wo im nächsten Monat der Treffpunkt ist. Am Samstag, dem 9. September, um 14.00 Uhr startet der Kiezspaziergang am Bahnhof Zoo, vor dem Haupteingang an der Hardenbergstraße unter der Normaluhr. Es wird an der östlichen Grenze unseres Bezirks entlang durch die Nürnberger Straße, Augsburger Straße und Bamberger Straße gehen, und Ziel ist das Haus der Musikschule in der Prinzregentenstraße, wo zu dieser Zeit ein großes Musikfest am Tag der offenen Tür gefeiert wird.
Wir legen in diesem Jahr den Schwerpunkt der Kiezspaziergänge auf Wilmersdorf. Im letzten Jahr stand Charlottenburg im Mittelpunkt zum Jubiläum “300 Jahre Charlottenburg”. In diesem Jahr wollen wir daran erinnern, dass Wilmersdorf vor 100 Jahren Stadtrechte erhalten hat, und zwar am 20. August 1906. Diese Stadtrechte hat Wilmersdorf allerdings nur 14 Jahre behalten, denn 1920 wurde es als 9. Bezirk nach Groß-Berlin eingemeindet. Deshalb wollen wir das Ereignis in einem etwas kleineren Rahmen feiern, nämlich am Vorabend des Jahrestages, am Sonnabend, dem 19. August, um 20.00 Uhr mit einem Fest im Rundhof des Rathauses. Einlass ist bereits ab 19.00 Uhr. Die Karten kosten 29,00 Euro. Im Preis sind ein Begrüßungsgetränk, das Buffet und die musikalische Unterhaltung enthalten. Erhältlich sind die Karten in meinem Büro unter der Telefonnummer 9029-12572.
Frau Thiemen hatte beim letzten Mal Flyer verteilt zu einem Ausflug nach Usedom am 23. September mit Kiezspaziergang auf der Insel Usedom. Dieser Ausflug ist leider inzwischen ausgebucht. Ich hoffe, dass alle Interessierten unter Ihnen noch rechtzeitig buchen konnten. Es lohnt sich aber auf jeden Fall, sich auf die Warteliste setzen zu lassen, denn es wird ganz sicher eine Wiederholung geben. Die Warteliste führt das Reisebüro Atlasreisen am Fehrbelliner Platz 5.
Unser Heimatmuseum an der Schloßstraße 69 hat schon eine Reihe von Projekten mit den Usedomer Kaiserbädern veranstaltet und vor einigen Tagen eine Ausstellung eröffnet, die noch bis zum 28. Oktober gezeigt wird.

Unter dem Titel “Die Kaiserbäder auf Usedom – ein Vorort Berlins” können Sie sich dort auf den Ausflug nach Usedom einstimmen oder ersatzweise studieren, wie viele historische Beziehungen es zwischen unserem Bezirk und Usedom erstaunlicherweise gibt.
Jetzt aber zurück nach Wilmersdorf: Heute also wollen wir vom Heidelberger Platz bis zum Rüdesheimer Platz einen Teil des Rheingaus erkunden, und als Jugendstadtrat liegen mir natürlich besonders die Jugendeinrichtungen am Herzen. Wir werden zum Kinder- und Jugendfreizeitzentrum im Mosse-Stift gehen, zum Cornelsen-Schulbuchverlag, zur Gartenarbeitsschule und zur Grundschule am Rüdesheimer Platz, die gerade ihr 50jähriges Bestehen gefeiert hat. Ende wird am Weinbrunnen auf dem Rüdesheimer Platz sein, wo Sie sich mit dem Winzer Reiner Abel aus unserem Partnerlandkreis Rheingau-Taunus über die Rheingauer Weine unterhalten und natürlich auch welche probieren können. Er hat sich auf einen großen Ansturm eingestellt.

Heidelberger Platz
Der Heidelberger Platz erhielt seinen Namen bereits 1892. Als Schmuckplatz wurde er angelegt beim Bau des U-Bahnhofes der Linie U1 in den Jahren 1910 bis 1913 von Wilhelm Leitgebel. Wegen der benachbarten S-Bahn liegt der Bahnhof außergewöhnlich tief. Auch die Ausstattung ist außergewöhnlich reichhaltig. Das ist auch heute noch sichtbar. Wer mit der U-Bahn angekommen ist, hat es sicher bemerkt. Die zweischiffige Halle wurde überkuppelt mit einem Kreuzrippengewölbe, getragen von Granitmittelstützen.
Die Assoziation mit einem Weinkeller ist gewollt, denn hier beginnt das Rheingau-Viertel oder auch “rheinische Viertel”, in dem fast alle Straßen nach rheinischen Städten und Gemeinden benannt wurden.
Das “rheinische Viertel” wurde um 1910 geplant und begonnen von Georg Haberland als “Gartenstadt Wilmersdorf”, weitergeführt nach dem Ersten Weltkrieg in den 20er Jahren. Georg Haberland war “Baulöwe”, Direktor der Terrain-Gesellschaft Berlin-Südwest, Mitglied der Wilmersdorfer Gemeindeverwaltung, Berliner Stadtverordneter und noch einiges mehr. Die Wohnsiedlung gilt als vorbildliche Frühform aufgelockerter Bauweise im Grünen.
Seit 1866 galt innerhalb des S-Bahn-Ringes der sogenannte Hobrecht-Plan, nachdem die dicht bebaute Berliner Innenstadt entstand. Für die fünfstöckigen Mietshäuser galt lediglich die Regel, dass in den Innenhöfen eine Feuerspritze wenden können musste. Entsprechend eng wurde oft gebaut. Um 1900 wurde diese Bebauung heftig wegen der gesundheitsgefährdenden Verhältnisse mit wenig Licht und Durchlüftung kritisiert. Man sprach von der Mietskasernenstadt. Alternativen außerhalb des S-Bahn-Ringes gab es zunächst nur für die Reichen in Form von Landhaus- und Villensiedlungen wie Lichterfelde oder Westend. Hier, direkt am S-Bahn-Ring ließ Georg Haberland nun erstmals eine Groß-Siedlung entstehen, deren Mietwohnungen in Luft und Sonne auch für Menschen aus der Mittelschicht erreichbar waren. Diese “Gartenstadt Wilmersdorf” wurde zum Vorbild für viele ähnliche Siedlungen der 20er Jahre. Wichtigste Voraussetzung dafür waren öffentliche Verkehrsmittel.
Georg Haberland kämpfte lange für den Bau der U-Bahn. Sie wurde als Luxus-U-Bahn schließlich von seiner Terrain-Gesellschaft zur Erschließung des Rheingau-Viertels gebaut, denn hier sollte Wohnraum für gut verdienende Berliner geschaffen werden. Zuvor hatte es Streit mit der Stadt Charlottenburg gegeben, die eine Abwanderung gut zahlender Steuerbürger fürchtete. Der U-Bahnhof wurde 1913 gemeinsam mit den anderen Bahnhöfen bis zum Thielplatz eröffnet.

Springer Verlagshaus 8.8.2006, Foto: KHMM

Springer Verlagshaus 8.8.2006, Foto: KHMM

Heidelberger Platz 3
Der hier ansässige Wissenschaftliche Springer Verlag hat nichts mit dem großen Zeitungsverlag Springer zu tun. Mit 70 Verlagen und Niederlassungen in achtzehn Ländern Europas, Asiens und den USA ist “Springer Science and Business Media” eine der weltweit führenden Verlagsgruppen für Wissenschafts- und Fachliteratur aller Bereiche, vor allem in der Medizin, in den Naturwissenschaften, Mathematik, Technik, Wirtschaftswissenschaften und Jura.
Die Produktpalette umfasst das gesamte Medienspektrum von Büchern über CD-ROMs bis zu Online-Diensten. Der Verlag bietet rund 25.000 lieferbare Bücher und 700 Zeitschriften an, mehr als die Hälfte aller Publikationen in Englisch. Jährlich gibt es mehr als 2.000 Neuerscheinungen.
Julius Springer eröffnete 1842 an seinem 25. Geburtstag in Berlin eine Buchhandlung. Bald darauf gründete er einen Verlag mit staatstheoretischen und philosophischen Schriften, mit Beiträgen zur Land- und Forstwirtschaft, Pharmazie und Technik. Und mit Jugendliteratur: Julius Springer verlegte die Lederstrumpf Erzählungen und Onkel Toms Hütte und wurde einer der führenden Buchhändler und Verleger des 19. Jahrhunderts.
Ab 1881 bauen die Söhne Ferdinand und Fritz konsequent das Technikprogramm aus. Richtungweisende Publikationen aus Medizin, Biologie, Physik und Chemie schließen sich an.. 1917 veröffentlichte der Verlag Albert Einsteins berühmtestes Buch sein Werk “Über die spezielle und allgemeine Relativitätstheorie”.
Während des Nationalsozialismus wurden die jüdischen Inhaber gezwungen, die Firma zu verlassen. Tönies Lange übernahm die Leitung von Springer und trug dazu bei, das Überleben der Firma sicherzustellen. Nach dem Krieg übergab er die Firma wieder an Familie Springer, blieb aber bis an sein Lebensende Mitbesitzer. Nach der weitgehenden Zerstörung der Geschäftshäuser begannen die Enkel in Berlin mit dem Wiederaufbau, hier am Heidelberger Platz.
1964 eröffnete Springer eine Niederlassung in New York. 1999 übernahm Bertelsmann 86,5 Prozent der Verlagsaktien, die es aber 2003 an britische Finanzinvestoren verkaufte. Es gibt zahlreiche Niederlassungen weltweit.
Hier am Heidelberger Platz in der Zentrale ist unter anderem das Management des Verlags untergebracht.
Wir gehen jetzt links in die Mecklenburgische Straße. Wir überqueren die Schlangenbader Straße, die 1895 nach dem Ort im Rheingau benannt wurde, wie fast alle Straßen in diesem Gebiet. Wir gehen dann unter der Stadtautobahn hindurch. Dabei können Sie links die Einfahrt der Stadtautobahn in den Wohnkomplex Schlangenbader Straße sehen. Da unser heutiger Kiezspaziergang in weitem Bogen rund um die “Schlange” führt, werden wir noch mehrmals Gelegenheit haben, diese spektakuläre Wohnanlage zu sehen. Wir machen den nächsten Stopp kurz hinter McDonalds gegenüber der Firma Reemtsma.

Mecklenburgische Straße
Die Mecklenburgische Straße wurde 1888 benannt. Sie folgt einer jahrhundertealten Wegeverbindung zwischen den Dörfern Schmargendorf und Wilmersdorf. Auf alten Plänen ist sie eingezeichnet al “Heideweg”, “Schmargendorfer Weg” und “Wilmersdorfer Weg”.

Gegenüber Reemtsma, Foto: KHMM

Gegenüber Reemtsma, Foto: KHMM

Mecklenburgische Str. 32
Reemtsma
Die Zigarettenfirma wurde 1958/59 auf früherem Kleingartengelände erstellt. Sie ist die einzige größere Industrieanlage in Wilmersdorf. Natürlich ist der Bezirk froh über die Arbeitsplätze, die hier immer noch vorhanden sind. Andererseits freuen wir uns nicht so sehr darüber, dass hier Zigaretten produziert werden, die wie wir alle wissen äußerst gesundheitsschädlich sind und gerade für Jugendliche ein hohes, gefährliches Suchtpotential darstellen.
Kleingartenkolonien Kissingen, Alt-Rheingau.
Die Kolonie Kissingen wurde 1919 als Kleingartenverein Kissingen gegründet. Davor befanden sich auf dem Gelände die “Schmargendorfer Alpen”, ebenfalls Kleingärten.

Stadtautobahnüberbauung Schlangenbader Straße
Soeben konnten Sie die Autobahneinfahrt in den Wohnkomplex der Stadtautobahnüberbauung Schlangenbader Straße sehen, kurz “Schlange” genannt. Der Wohnkomplex wurde 1976-82 von der landeseigenen Gesellschaft DEGEWO von Gerhard Heinrichs, Gerhard und Klaus Krebs als Großsiedlung mit ca. 2.200 Wohnungen direkt über der Autobahn auf fast 600 m Länge erbaut. Es ist einer der größten Berliner Wohnkomplexe mit Terrassenhäusern und einem darüber liegenden mehrgeschossigen Wohnriegel.
Zur Überbauung einer Autobahnanlage hatte sich das Unternehmen wegen des knappen Baugrundes in der Inselstadt West-Berlin entschlossen. Mit der Errichtung dieses Prototyps wurde auch der Nachweis der technischen Durchführbarkeit erbracht; die Autobahn wird durch zwei statisch und akustisch vom übrigen Bauwerk getrennte Hohlkästen geführt.
Obwohl die Wohnanlage sehr beliebt ist und die hindurchführende Autobahn sich nicht störend bemerkbar macht, galt die “Schlange” zeitweise als sozialer Brennpunkt in Wilmersdorf. Mit den Jugendeinrichtungen, die wir jetzt gleich besuchen, haben wir darauf reagiert und für die Jugendlichen sinnvolle Freizeitbeschäftigungen angeboten.

Mecklenburgische Str. 57
Das nächste Verwaltungsgebäude links ist Sitz der GEHAG. Das Immobilienunternehmen ist seit über 80 Jahren auf dem Berliner Wohnungsmarkt tätig. Derzeit betreut die GEHAG einem Bestand von rund 21.000 Wohnungen.
Im April 1924 wurde das Unternehmen als “Gemeinnützige Heimstätten-, Spar- und Bau-Aktiengesellschaft” gegründet. Ziel war die Verbesserung der Wohn- und Lebensqualität der arbeitenden Bevölkerungsschicht mit kleinem Portemonnaie. Realisiert wurden Wohnkonzepte der 20er Jahre, die den menschlichen Bedürfnissen nach Licht, Luft und Sonne gerecht wurden. Die Realisierung fortschrittlicher, bezahlbarer Wohnungen war eine sozialpolitische Aufgabe in Zeiten katastrophaler Lebensbedingungen.
Glanzlichter der GEHAG waren 1925 die “Hufeisensiedlung” in Britz und 1926 die “Waldsiedlung Zehlendorf”, beide mit dem Architekten Bruno Taut realisiert. Sie gelten als Meilensteine in der städtebaulichen und städteräumlichen Entwicklung Berlins in den Zwanziger Jahren. Nach dem Zweiten Weltkrieg war die “Gropiusstadt” das größte Projekt der GEHAG.

Wir gehen jetzt zum Jugendfreizeitheim im Mossestift, gleich um die Ecke an der Rudolf-Mosse-Straße.

Rudolf-Mosse-Straße
Die Straße wurde 1972, der Platz bereits 1958 nach dem großen Verleger benannt.

Park hinter dem Mosse-Stift, Foto: KHMM

Park hinter dem Mosse-Stift, Foto: KHMM

Das Mosse-Stift wurde 1893-95 als interkonfessionelles Waisenhaus für je 50 Knaben und Mädchen des verarmten Berliner Mittelstandes von Gustav Ebe erbaut, gestiftet von Emilie und Rudolf Mosse, einem der bedeutendsten Berliner Zeitungsverleger.
Vorne rechts am Haus wurde 1989 eine Gedenktafel enthüllt. Leider ist sie derzeit hinter einem hoch gewachsenen Nadelbaum nicht mehr sichtbar. Sie erinnert an die Stifter. Der Text lautet:

Dieses Haus wurde gestiftet von
RUDOLF MOSSE
8.5.1843 – 8.9.1920
Verlagsbuchhändler und Verleger
eröffnete 1867 eine Anonncenexpedition,
später einen Zeitungsverlag.
Gründete 1871 das renommierte
“Berliner Tageblatt”

Gut sichtbar dagegen ist die Steintafel hier links neben dem Eingang. Sie kündet noch von den Zeiten vor der Bezirksfusion von 2001, als es noch ein Bezirksamt Wilmersdorf gab:
Lehrlings- und Jugend-Wohnheim
Des Bezirksamtes Wilmersdorf Abt. Jugend
Der Jugend gestiftet von
Emilie und Rudolf Mosse
Mit dem Mosse-Stift ist ein repräsentativer Bau entstanden, eine in Wilmersdorf einzigartige neubarocke Dreiflügelanlage im Norden eines ehemaligen ausgedehnten Parks. Später wurde das Gebäude als Krankenhaus, Kinder-, Jugend- und Lehrlingsheim genutzt. Heute befindet sich in dem Haus das Jugendfreizeitheim “Mosse-Stift”, ferner die bezirkliche Erziehungs- und Familienberatungsstelle mit der Jugendberatung “Joker”, der Kinder- und Jugendpsychiatrische Dienst und der Elterninitiativ-Integrationskindergarten “Kissi”.

Am Freitag, dem 25. August, werden hier Pflegeeltern mit ihren Kindern einen gemeinsamen Nachmittag verbringen. Während die Kinder Spiele und eine Kinder-Disco geboten bekommen, können sich die Pflegeeltern kennen lernen und austauschen. Ich werde in diesem Rahmen die langjährig tätigen Pflegeeltern für ihren großen Einsatz ehren.
Wir gehen jetzt am Mosse-Stift vorbei rechts durch die Sodener Straße zum Abenteuerspielplatz.

Sodener Straße
Die Straße wurde 1902 nach dem Ort Bad Soden im Taunus benannt

Abenteuerspielplatz, Foto KHMM

Abenteuerspielplatz, Foto KHMM

Sodener Str. 29
Abenteuerspielplatz
Wir gehen durch den Abenteurspielplatz hindurch zum Franz-Cornelsen-Weg, der 1996 nach dem Gründer des Cornelsen-Verlages benannt wurde, der 1989 in Berlin gestorben war. Franz Cornelsen und sein Frau, die Grafikerin Hildegard Cornelsen, wurden auf dem Städtischen Friedhof Schmargendorf an der alten Dorfkirche bestattet. Der Weg ist ein öffentlich zugänglicher Privatweg. Wir biegen rechts und gehen um das Cornelsen-Verlagsgebäude herum links in die Mecklenburgische Straße. Diese überqueren wir und werden dann im neu errichteten Verlagshaus 2 an der Mecklenburgischen Straße 47 vom Geschäftsführer Fritz von Bernuth erwartet.

Cornelsen-Verlag, Haus 2, Foto: KHMM

Cornelsen-Verlag, Haus 2, Foto: KHMM

Mecklenburgische Str. 53 und 47
Der Cornelsen-Verlag wurde 1946 in Berlin-Wilmersdorf gegründet. Der erste Sitz des Verlages war von 1946 bis 1949 in der Laubenheimer Str. 23, dann zog er in die Binger Straße um, wo er bis 1972 residierte. 1983 wurde das eigene Verlagshaus in der Mecklenburgischen Straße 53 eröffnet. Seit der Fusion mit Volk und Wissen 2004 gibt es ein weiteres Verlagshaus in der Mecklenburgischen Straße 47.
Cornelsen ist der größte deutsche Schulbuchverlag und die zweitgrößte deutsche Buchverlagsgruppe. Der Aufstieg begann 1954 mit der Übernahme des Bielefelder Verlages Velhagen & Clasing, in den Achtzigern gab es weitere Zukäufe, 2004 die Fusion mit dem ehemaligen DDR-Verlag Volk und Wissen. Mit seinen Tochterverlagen Cornelsen Verlag Scriptor und Lernland entwickelt Cornelsen Bildungsangebote für Lehrer, Schüler und Erwachsene. Das Verlagsprogramm reicht von Schulbüchern und Fachliteratur über Weiterbildungsseminare bis zu multimedialer Software und E-Learning-Angeboten.
1996 gründete Ruth Cornelsen zum Andenken an ihren verstorbenen Mann und Verlagsgründer Franz Cornelsen die Cornelsen-Kulturstiftung, die vor allem die Restaurierung kulturhistorisch bedeutsamer Bauten in Berlin und Brandenburg fördert. Das Barockschloss Caputh bei Potsdam war das erste große Projekt der Stiftung.

Mecklenburgische Str. 47
Cornelsen, Haus 2
Ich freue mich, dass der Geschäftsführer, Herr Fritz von Bernuth persönlich uns eingeladen hat und uns seinen Verlag vorstellen wird.

Wir gehen jetzt zur Wiesbadener Straße, vorbei an der Kleingartenkolonie Wiesbaden. Die frühere Schmargendorfer Straße wurde 1909 nach der hessischen Hauptstadt Wiesbaden benannt. Vor sich sehen Sie die Mitte der “Schlange”, die hier als Brücke über die Wiesbadener Straße führt. Wir biegen rechts in den Franz-Cornelsen-Weg ein und gehen vorbei am Spielplatz. Am Ende des Wegs sehen wir die Kolonie Norderney an der Norderneyer Straße. Wir biegen aber links ein in die Dillenburger Straße, die 1892 nach der Stadt im Lahn-Dill-Kreis in Hessen benannt wurde. An der rechten Seite liegt dann die Gartenarbeitsschule.

Wiesbadener Straße

Franz-Cornelsen-Weg

Dillenburger Straße

Gartenarbeitsschule, Foto: KHMM

Gartenarbeitsschule, Foto: KHMM

Dillenburger Straße 57
Gartenarbeitsschule “Ilse Demme”
Die ca. 30.000 m² große Gartenarbeitsschule wurde am 19.4.1921 gegründet als Teil der Schulreformprojekte der 20er Jahre. 1945 wurde hier Gemüse anbegaubt zur Versorgung der Bevölkerung. Seit 1946 bis 1968 war die Gartenarbeitsschule unter der Leitung von Ilse Demme, die einen pädagogischen Schwerpunkt setzte: Der Kontakt von Kindern mit der Natur sollte vor allem gefördert werden. Am 22.9.2001 wurde die Gartenarbeitsschule nach Ilse Demme benannt.

In der Gartenarbeitsschule, Foto: KHMM

In der Gartenarbeitsschule, Foto: KHMM

Inzwischen gibt es hier zunehmend auch ökologische Projekte und einen Förderverein, der alljährlich ein großes Gartenfest veranstaltet. In diesem Jahr fand es am 19. Juni statt. Es gab Informationen über Gartenkulturen, heimische Vögel, Bienen und Insekten, Solar- und Windenergie, Biotope, Bodentiere, das Wassermuseum e.V., Boden- und Wasseranalysen, Kräuter und vieles mehr.
Die Gartenarbeitsschule ist für alle Kinder- und Schülergruppen ein fächer- und schulübergreifender Lernort. Hier lassen sich Lerninhalte bei Projekttagen oder im Rahmen von Unterrichtseinheiten tatsächlich im Wortsinn begreifen. Für unsere Schulen und Kitas ist die Gartenarbeitsschule ein viel gefragtes und dringend benötigtes ergänzendes Lernangebot.
Frau Baumgarten arbeitet seit einem knappen Jahr in der Gartenarbeitsschule, und sie kann uns berichten, was diese Schule zu bieten hat und wer diese Schule besucht.

Wissenschaftliche Einrichtungen zwischen Dillenburger Straße und Lentzeallee:

Max-Planck-Institut für Bildungsforschung (Lentzeallee 94)
Der futuristisch anmutende Bau wurde 1971-74 von Hermann Fehling und Daniel Gogel mit der Bauabteilung der Max-Planck-Gesellschaft gebaut. Es gibt eine zentrale mehrstöckige Eingangs- und Treppenhalle mit Zugang zu den einzelnen Gebäudeflügeln. Im Mittelpunkt befindet sich der auch von außen markante, runde Aufzugsturm. Die Dachflächen sind mehrfach gefaltet. Ein kleiner runder Innenhof ist umgeben von der Bibliothek. Das Max-Planck-Institut für Bildungsforschung wurde 1963 als interdisziplinäres Forschungsinstitut gegründet. Es widmet sich der Untersuchung von Prozessen menschlicher Entwicklung und Bildung aus evolutionärer, historischer, sozialer und institutioneller Sicht.

Wir gehen jetzt ein Stück die Dillenburger Straße entlang und versammeln uns vor dem Firmengelände an der Nr.53.

Dillenburger Str. 53
Die Firma Th. Geyer wurde 1892 in Stuttgart als Handelsunternehmen für Chemikalien gegründet. In der Nachkriegszeit spezialisierte sich die Firma auf den Handel mit Laborchemikalien und pharmazeutischen Rohstoffen, seit 1972 vertreibt sie außerdem Aromen und Riechstoffe. 1992 wurde der Firmensitz von Stuttgart nach Renningen verlagert, und 1998 übernahm sie das Handelsunternehmen für Laborchemikalien, Hilmer Brauer in Berlin, 2001 dann weitere Laborfachhandelsfirmen für Chemie und Photo in sowie für Umwelt-Labor-Ausstattung in Berlin.
Die 1989 gegründete Firma Thomas Paul Zahntechnik ist eines der größten Zahnlabore in Berlin. Es betreut Kunden in ganz Deutschland, Kanada, den USA und sogar Thailand.
Ehem. Bessy (Lentzeallee 100)
Das auffällige kreisrunde Gebäude, das im Hintergrund zu sehen ist, wurde 1982 für die Berliner Elektronenspeicherringgesellschaft für Synchronstrahlung errichtet. Nach der Eröffnung von BESSY II 1998 in Berlin-Adlershof wurde BESSY I Ende 1999 geschlossen. Damit waren glücklicherweise Pläne hinfällig geworden, BESSY auf Kosten der Gartenarbeitsschule zu erweitern. Seit 2001 befindet sich hier das Landesamt für Mess- und Eichwesen.
Wir gehen jetzt weiter, überqueren die Lenzeallee und dann die Dillenburger Straße und machen den nächsten Stopp unter der Autobahnrampe gegenüber der auffällig bunten Kirche St. Petrus.

Von hier aus haben wir einen guten Blick auf die Autobahneinfahrt in die von der DEGEWO verwaltete Wohnungsanlage der Stadtautobahnüberbauung Schlangenbader Straße.

St. Petrus 8.8.2006, Foto: KHMM

St. Petrus 8.8.2006, Foto: KHMM

Dillenburger Str.4
Kirche der Priesterbruderschaft St. Pius X, Priorat St. Petrus. Die Priesterbruderschaft St. Pius X ist eine von Erzbischof Marcel Lefebvre (1905-1991) im Jahr 1970 gegründete Vereinigung von Priestern des apostolischen Lebens, die in kleinen Gemeinschaften wirken. Neben der Priesterausbildung unterhalten sie Schulen und Exerzitienhäuser. Das Generalhaus der Bruderschaft liegt in Menzingen im Kanton Zug in der Schweiz, die Leitung des deutschen Distrikts in Stuttgart. Die Priesterbruderschaft finanziert sich ausschließlich aus den Beiträgen und Spenden ihrer Mitglieder. Sie erhält keine Beiträge aus der Kirchensteuer und hat auch diese Kirche alleine aus Spenden finanziert.
Die Priesterbruderschaft St. Pius X versteht sich als Teil der katholischen Kirche, vertritt allerdings einen besonders konservativen, manche meinen sogar fundamentalistischen Standpunkt. Hier wird Wert darauf gelegt, dass die Heilige Messe so gefeiert wird wie vor 1.500 Jahren, dass der alte lateinische Choral erklingt und der katholische Glaube als reine Lehre verkündet wird.
Der Architekt dieses Kirchenbaus war Hermann Fellner.

Breitenbachplatz
Am Breitenbachplatz treffen Wilmersdorf, Steglitz und Zehlendorf aufeinander. Der Platz wurde 1913 benannt nach Paul von Breitenbach. Der preußischer Politiker und Jurist hatte einen wesentlichen Anteil am Zustandekommen der U-Bahnstrecke durch das Rheingauviertel nach Dahlem. Zuvor hieß der Platz Rastatter Platz. Gärtnerisch wurde der Platz 1921-25 von Emil Schubert angelegt. Es gibt einen Kinderspielplatz im Mittelfeld mit Kastanien und Pyramidenpappeln, zu den Straßen hin offene Rasenflächen. 1935 wurden Fliederhecken angepflanzt. In den 70er Jahren wurde der Platz überbaut und entzwei geschnitten durch die Betonrampe für die Stadtautobahn. Er wurde zu einem besonders abschreckenden Beispiel für die Folgen des städtebaulichen Leitbildes der autogerechten Stadt.

Wir gehen jetzt zum Breitenbachplatz, biegen links ein in den Südwestkorso und gleich wieder links in die Rüdesheimer Straße. Wir halten vor dem Lateinamerika-Institut der FU an der Rüdesheimer Straße Nr. 54-56.

Rüdesheimer Straße
Die Rüdesheimer Straße wurde 1909 nach der hessischen Stadt im Rheingau-Taunus-Kreis benannt.

Rüdesheimer Straße 54-56 / Breitenbachplatz 2
Dieses Verwaltungsgebäude steht unter Denkmalschutz. Es wurde 1929/30 von Max Taut und Franz Hoffmann errichtet und zwar als erstes seiner Art in Stahlskelettbauweise. Es wurde mit rostroten Keramikplatten verkleidet und mit Eisenklinkern ausgefacht. Im Schnittpunkt der beiden Flügel befindet sich der laubenartige Hauptzugang in einem erhöhten Trakt.
Heute wird das Gebäude von der Freien Universität für ihr Lateinamerika-Institut genutzt.

Wir gehen einige Meter weiter zum Haus der GAGFAH an der Rüdesheimer Str. 50.

Rüdesheimer Str. 42-50
Dieses Haus wurde1939/40 von Fritz August Breuhaus dem offiziellen NS-Architekturstil entsprechend als Verwaltungsgebäude des ehemaligen Verbandes deutscher Chemiker gebaut. Auf dem dreieckigen Grundstück entstand ein mit Travertinplatten verblendeter konkaver Haupt- und ein langgestreckter Nebentrakt. Zum dreiachsigen Hauptportal führt eine repräsentative Auffahrt. Die bemerkenswerte Gartenanlage steht unter Denkmalschutz. Gebäude und Garten sind gut erhalten; im Jahr 2000 entstand ein Erweiterungsbau; heute befindet sich das Anwesen im Besitz der GAGFAH.
Die GAGFAH wurde 1918 als Gemeinnützige Aktien-Gesellschaft für Angestellten-Heimstätten von Angestelltenverbänden in Berlin gegründet. Ziel war es, für breite Schichten der Bevölkerung gesunde und familienfreundliche Wohnungen herzustellen. Die GAGFAH-Gruppe hat seitdem über 47.000 Einfamilienhäuser und 27.000 Eigentumswohnungen gebaut und verkauft sowie über 106.000 Mietwohnungen errichtet.
Die Immobiliengruppe GAGFAH / NILEG verwaltet heute mehr als 110.000 Mietwohnungen in der gesamten Bundesrepublik in Berlin, Bielefeld, Braunschweig, Bremen, Essen, Frankfurt, Freiburg, Hamburg, Hannover, Kiel, Nürnberg, Osnabrück und Stuttgart. Von hier aus werden die Berliner Wohnungen der GAGFAH verwaltet.

Wir gehen jetzt einige Schritte weiter zur Grundschule am Rüdesheimer Platz.

Rüdesheimer Str. 30
Die Grundschule am Rüdesheimer Platz wurde 1955/56 in Pavillon-Bauweise gebaut. Seit 1986 ist die Integration Behinderter möglich. 1998 wurde ein lange umstrittener Erweiterungsbau fertig gestellt.
Die Grundschule am Rüdesheimer Platz hat gerade ihr 50jähriges Bestehen gefeiert. Seit 20 Jahren ist sie eine Vorzeigeschule für die Integration von Kindern mit Handicap. Das klappt in dieser Grundschule so gut, dass die Schule zum Vorbild wurde. In vielen Fällen ist es pädagogisch sinnvoller, behinderte Kinder in normalen Klassen zu unterrichten, als sie in Sonderschulen zu konzentrieren. Derzeit allerdings kämpft die Schule darum, dass die pädagogischen Bedingungen sich nicht verschlechtern. Denn das Geld und damit die Anzahl der zusätzlich bewilligten Sonderpädagogen und Lehrer ist seit fünf Jahren für ganz Berlin gleich geblieben, aber der Bedarf wächst, und wenn deshalb die zusätzlich bewilligten Lehrerstunden an dieser Schule gekürzt werden, dann droht das ganze Integrationskonzept zu kippen.
Jetzt haben wir die letzte Wegstrecke vor uns zum Weinbrunnen auf dem Rüdesheimer Platz.

Abschluss auf dem Rüdesheimer Platz, Foto: KHMM

Abschluss auf dem Rüdesheimer Platz, Foto: KHMM

Rüdesheimer Platz
Im Bereich des Rüdesheimer Platzes Ecke Homburger Straße befinden sich derzeit zwei Baustellen. Die eine bezieht sich auf den Bau eines neuen Wohn- und Geschäftshauses, die andere auf dem Mittelstreifen auf die Wiederherstellung des U-Bahn-Einganges nach dem historischen Vorbild.
Am 18. Mai dieses Jahres wurde das rekonstruierte Café Achteck eröffnet. Es entspricht äußerlich den historischen Berliner Pissoirs um 1900, ist im innern aber eine moderne, von der Firma Wall AG betriebene öffentliche Toilettenanlage.

Der Rüdesheimer Platz wurde 1909 benannt. Er bildet das Zentrum des sogenannten Rheingauviertels. Die Wohnhäuser rund um den Rüdesheimer Platz wurden 1910 – 1914 nach einheitlichen Plänen von Paul Jatzow im Stil einer englischen Landhaussiedlung aber in geschlossener Bauweise mit hohen Dächern, zum Teil unsymmetrischen Erkern und tiefen Vorgärten erbaut. Diese und viele andere Wohnhäuser im “Rheingau” stehen unter Denkmalschutz. Das von Georg Haberland geplante und finanzierte Wohnviertel war als “Gartenterrassenstadt” vorbildlich für viele spätere Siedlungen der Zwanziger Jahre. Jedes Wohnhaus ist durch einen meist schräg abfallenden Vorgarten von der Straße getrennt. Entscheidende Voraussetzung für den Bau der Siedlung war die U-Bahn als wichtigste Verkehrsverbindung nach Berlin.

Georg Haberland hat in seinen Erinnerungen einen Besuch beim Charlottenburger Oberbürgermeister Schustehrus beschrieben, der den Bau der U-Bahn ablehnte:
“Als die Referenten des Landwirtschaftsministeriums immer eindringlicher die Gründe der Ablehnung zu erfragen suchten, wurde Schustehrus in die Enge getrieben und demonstrierte an Hand der Steuerkarte: In diesem Gebiet wohnen so viel Einwohner mit über einer Million Mark Einkommen, soundsoviel mit über einer Million Mark Vermögen. Wenn die geplante U-Bahn gebaut wird, ziehen in Zukunft mindestens 50% von ihnen nach Wilmersdorf und Dahlem. Die Referenten des Landwirtschaftsministeriums steigerten ihre Angebote immer weiter, und schließlich wurde das Angebot so günstig, dass Schustehrus sich selbst nicht mehr traute. Der untersetzten Mann mit dem auffallend großen Kopf und den noch auffallenderen großen, schwarzen Augen sprang auf, schlug mit der Faust auf den Tisch und rief: “Und wenn Sie mir 10 Millionen Mark in Gold auf den Tisch zählen, solange ich Oberbürgermeister von Charlottenburg bin, erhalten Sie keine durchgehende Schnellbahn nach Dahlem.” Beim Abschied bedankte sich Ramm, dass Schustehrus seine Ansicht über den hohen Wert einer direkten Schnellbahn für das betreffende Gemeinwesen kundgegeben und mit so dankenswerter Offenheit die Gründe seiner ablehnenden Stellung der Dahlembahn gegenüber aufgedeckt habe.”
Am Ende gab es den Bau der Kurfürstendamm-Linie bis Uhlandstraße (geplant bis Henriettenplatz) als Kompensation. Der U-Bahnhof Rüdesheimer Platz und damit die U-Bahn-Linie von Wittenbergplatz bis Thielplatz wurde 1913 eröffnet, später bis Krumme Lanke verlängert.
Das Fest am Thielplatz zur Eröffnung wurde von der damaligen Großstadt Wilmersdorf, der Hochbahn, der Domäne Dahlem und den Terraingesellschaften arrangiert und gemeinsam bezahlt.
Georg Haberland legte Wert darauf, bei dieser Gelegenheit seine Gartenterassenstadt vorzustellen und hatte dafür gesorgt, dass wegen der noch fehlenden Bepflanzung Papierblumen an den Häuser angebracht wurden. Er schreibt darüber:
“Der erste Zug, der die Gäste zum Thielplatz in die Festhalle hinausführte, machte auf der Station Rüdesheimer Platz Halt. Ich saß im Wagen bei den Ministern und erklärte die Gartenterrassen. Wir stiegen aus, und ich führte die Herren durch den fertigen Teil. Kaum je im Leben habe ich ein solches Herzklopfen gehabt, nicht etwa, weil ich vor den vielen hohen Herren in Ehrfurcht erstarb, sondern wegen der Papierblumen, die an den Häusern angebunden waren. Hier sollten sich nämlich Glycinen und Heckenrosen emporranken. Aber so schnell wachsen Rankrosen nicht in die Höhe… Die Herren waren von den schön berankten Häusern begeistert, und ich nahm mit etwas gemischten Gefühlen die Komplimente entgegen.”

Siegfried-Brunnen
Der Brunnen nimmt Bezug auf das rheinische Viertel. Er wurde 1911 von Emil Cauer aus Sandstein geschafften und zeigt Siegfried als Rosselenker, flankiert von Rhein und Mosel in menschlicher Gestalt.

Einschulungsfest des Netzwerks Rüdi-Net

Am übernächsten Wochenende vom 25. bis zum 27. August veranstaltet das Netzwerk Rüdi-Net ein großes Fest zur Einschulung hier auf und rund um den Rüdesheimer Platz. Rüdi-Net ist eine Initiative von Anwohnern, Geschäftsleuten, Kirchengemeinden, Schulen und Vereinen im Rheingau-Viertel, initiiert und organisiert von Jacqueline Hayden. Sie will Bürgeraktivitäten im Rheingau-Viertel anschieben, mehr Gemeinsamkeit zwischen Alt und Jung fördern und ein Netzwerk mit allen Interessengruppen bilden.
Das Fest beginnt am Freitag, dem 25. August, um 17.00 Uhr mit einem Einschulungsgottesdienst in der Evangelischen Lindenkirche und wird dann um 18.30 Uhr hier auf dem Rüdesheimer Platz von Bezirksbürgermeisterin Monika Thiemen offiziell eröffnet.

Rheingauer Weinbrunnen
Der Rheingauer Weinbrunnen wird hier seit dem 19. Mai bereits im 40. Jahr veranstaltet. Er ist Teil unsere Partnerschaft mit dem Landkreis Rheingau-Taunus. Sie begann bereits 1972 als Patenschaft der Rheingauer für den damaligen Bezirk Wilmersdorf und wurde 1991 offiziell in eine Partnerschaft verwandelt.
Bis zum 13.9.2006 bieten am Weinbrunnen täglich ab 16.00 Uhr Winzer aus dem Partnerlandkreis Rheingau-Taunus ihre Weine und Sekte an: Reiner Abel vom Weingut Ferdinand Abel aus Oestrich noch bis zum 24. August und Wilhelm Nikolai aus Erbach vom 25. August bis zum 13. September.
Am Weinbrunnen kann man den Wein nicht nur genießen und einkaufen, sondern im Gespräch mit erfahrenen Winzern auch eine Menge dazu erfahren und lernen.
Zur Partnerschaft gehört auch seit 1984 der Weinberg im Stadion Wilmersdorf mit Rebstöcken aus dem Rheingau-Taunus, aus denen die Wilmersdorfer Rheingauperle entsteht. Erste Ernte war im Herbst 1986.
Herr Abel erwartet uns schon und hat sich auf Ihren Ansturm vorbereitet.