mit Reinhard Naumann, Bezirksstadtrat für Jugend, Familie, Schule und Sport
Treffpunkt: Heidelberger Platz, am U-Bahn-Ausgang
Sehr geehrte Damen und Herren!
Herzlich willkommen zu unserem Kiezspaziergang im August. Bezirksbürgermeisterin Monika Thiemen ist in unserer Partnerstadt Minden, deshalb vertrete ich sie heute, denn seit mehr als vier Jahren gibt es keine Unterbrechung: Immer am zweiten Samstag eines Monats bieten wir in unserem Bezirk einen Kiezspaziergang an. Und zwar immer ab 14.00 Uhr. Mein Name ist Reinhard Naumann, ich bin Bezirksstadtrat für Jugend, Familie, Schule und Sport.
Wie gewohnt kann ich Ihnen gleich zu Beginn mitteilen, wo im nächsten Monat der Treffpunkt ist. Am Samstag, dem 9. September, um 14.00 Uhr startet der Kiezspaziergang am Bahnhof Zoo, vor dem Haupteingang an der Hardenbergstraße unter der Normaluhr. Es wird an der östlichen Grenze unseres Bezirks entlang durch die Nürnberger Straße, Augsburger Straße und Bamberger Straße gehen, und Ziel ist das Haus der Musikschule in der Prinzregentenstraße, wo zu dieser Zeit ein großes Musikfest am Tag der offenen Tür gefeiert wird.
Wir legen in diesem Jahr den Schwerpunkt der Kiezspaziergänge auf Wilmersdorf. Im letzten Jahr stand Charlottenburg im Mittelpunkt zum Jubiläum “300 Jahre Charlottenburg”. In diesem Jahr wollen wir daran erinnern, dass Wilmersdorf vor 100 Jahren Stadtrechte erhalten hat, und zwar am 20. August 1906. Diese Stadtrechte hat Wilmersdorf allerdings nur 14 Jahre behalten, denn 1920 wurde es als 9. Bezirk nach Groß-Berlin eingemeindet. Deshalb wollen wir das Ereignis in einem etwas kleineren Rahmen feiern, nämlich am Vorabend des Jahrestages, am Sonnabend, dem 19. August, um 20.00 Uhr mit einem Fest im Rundhof des Rathauses. Einlass ist bereits ab 19.00 Uhr. Die Karten kosten 29,00 Euro. Im Preis sind ein Begrüßungsgetränk, das Buffet und die musikalische Unterhaltung enthalten. Erhältlich sind die Karten in meinem Büro unter der Telefonnummer 9029-12572.
Frau Thiemen hatte beim letzten Mal Flyer verteilt zu einem Ausflug nach Usedom am 23. September mit Kiezspaziergang auf der Insel Usedom. Dieser Ausflug ist leider inzwischen ausgebucht. Ich hoffe, dass alle Interessierten unter Ihnen noch rechtzeitig buchen konnten. Es lohnt sich aber auf jeden Fall, sich auf die Warteliste setzen zu lassen, denn es wird ganz sicher eine Wiederholung geben. Die Warteliste führt das Reisebüro Atlasreisen am Fehrbelliner Platz 5.
Unser Heimatmuseum an der Schloßstraße 69 hat schon eine Reihe von Projekten mit den Usedomer Kaiserbädern veranstaltet und vor einigen Tagen eine Ausstellung eröffnet, die noch bis zum 28. Oktober gezeigt wird.
Unter dem Titel “Die Kaiserbäder auf Usedom – ein Vorort Berlins” können Sie sich dort auf den Ausflug nach Usedom einstimmen oder ersatzweise studieren, wie viele historische Beziehungen es zwischen unserem Bezirk und Usedom erstaunlicherweise gibt.
Jetzt aber zurück nach Wilmersdorf: Heute also wollen wir vom Heidelberger Platz bis zum Rüdesheimer Platz einen Teil des Rheingaus erkunden, und als Jugendstadtrat liegen mir natürlich besonders die Jugendeinrichtungen am Herzen. Wir werden zum Kinder- und Jugendfreizeitzentrum im Mosse-Stift gehen, zum Cornelsen-Schulbuchverlag, zur Gartenarbeitsschule und zur Grundschule am Rüdesheimer Platz, die gerade ihr 50jähriges Bestehen gefeiert hat. Ende wird am Weinbrunnen auf dem Rüdesheimer Platz sein, wo Sie sich mit dem Winzer Reiner Abel aus unserem Partnerlandkreis Rheingau-Taunus über die Rheingauer Weine unterhalten und natürlich auch welche probieren können. Er hat sich auf einen großen Ansturm eingestellt.
Heidelberger Platz
Der Heidelberger Platz erhielt seinen Namen bereits 1892. Als Schmuckplatz wurde er angelegt beim Bau des U-Bahnhofes der Linie U1 in den Jahren 1910 bis 1913 von Wilhelm Leitgebel. Wegen der benachbarten S-Bahn liegt der Bahnhof außergewöhnlich tief. Auch die Ausstattung ist außergewöhnlich reichhaltig. Das ist auch heute noch sichtbar. Wer mit der U-Bahn angekommen ist, hat es sicher bemerkt. Die zweischiffige Halle wurde überkuppelt mit einem Kreuzrippengewölbe, getragen von Granitmittelstützen.
Die Assoziation mit einem Weinkeller ist gewollt, denn hier beginnt das Rheingau-Viertel oder auch “rheinische Viertel”, in dem fast alle Straßen nach rheinischen Städten und Gemeinden benannt wurden.
Das “rheinische Viertel” wurde um 1910 geplant und begonnen von Georg Haberland als “Gartenstadt Wilmersdorf”, weitergeführt nach dem Ersten Weltkrieg in den 20er Jahren. Georg Haberland war “Baulöwe”, Direktor der Terrain-Gesellschaft Berlin-Südwest, Mitglied der Wilmersdorfer Gemeindeverwaltung, Berliner Stadtverordneter und noch einiges mehr. Die Wohnsiedlung gilt als vorbildliche Frühform aufgelockerter Bauweise im Grünen.
Seit 1866 galt innerhalb des S-Bahn-Ringes der sogenannte Hobrecht-Plan, nachdem die dicht bebaute Berliner Innenstadt entstand. Für die fünfstöckigen Mietshäuser galt lediglich die Regel, dass in den Innenhöfen eine Feuerspritze wenden können musste. Entsprechend eng wurde oft gebaut. Um 1900 wurde diese Bebauung heftig wegen der gesundheitsgefährdenden Verhältnisse mit wenig Licht und Durchlüftung kritisiert. Man sprach von der Mietskasernenstadt. Alternativen außerhalb des S-Bahn-Ringes gab es zunächst nur für die Reichen in Form von Landhaus- und Villensiedlungen wie Lichterfelde oder Westend. Hier, direkt am S-Bahn-Ring ließ Georg Haberland nun erstmals eine Groß-Siedlung entstehen, deren Mietwohnungen in Luft und Sonne auch für Menschen aus der Mittelschicht erreichbar waren. Diese “Gartenstadt Wilmersdorf” wurde zum Vorbild für viele ähnliche Siedlungen der 20er Jahre. Wichtigste Voraussetzung dafür waren öffentliche Verkehrsmittel.
Georg Haberland kämpfte lange für den Bau der U-Bahn. Sie wurde als Luxus-U-Bahn schließlich von seiner Terrain-Gesellschaft zur Erschließung des Rheingau-Viertels gebaut, denn hier sollte Wohnraum für gut verdienende Berliner geschaffen werden. Zuvor hatte es Streit mit der Stadt Charlottenburg gegeben, die eine Abwanderung gut zahlender Steuerbürger fürchtete. Der U-Bahnhof wurde 1913 gemeinsam mit den anderen Bahnhöfen bis zum Thielplatz eröffnet.