Bezirksbürgermeisterin Monika Thiemen
Sehr geehrte Damen und Herren!
Herzlich willkommen zu unserem April-Kiezspaziergang. Die Intendantin des Rundfunks Berlin Brandenburg, Dagmar Reim, hat uns eingeladen, das Haus des Rundfunks zu besichtigen, das in diesem Jahr sein 75jähriges Jubiläum feiert und im letzten Jahr saniert wurde. Zuvor wollen wir aber auch wieder spazieren gehen und am Kaiserdamm einiges entdecken. Gegen 15.00 Uhr werden wir im Haus des Rundfunks von Frau Reim erwartet.
Bevor wir beginnen wie gewohnt der Hinweis auf den nächsten Kiezspaziergang: Am 13. Mai ist die Lange Nacht der Wissenschaften, und da Charlottenburg-Wilmersdorf ein bedeutender Wissenschaftsstandort ist, wollen wir Ihnen anbieten, im Anschluss an den Kiezspaziergang an der Langen Nacht der Wissenschaften teilzunehmen. Deshalb treffen wir uns am Sonnabend, dem 13. Mai, um 14.00 Uhr am S-Bahnhof Tiergarten, auf dem Platz vor dem neuen Dorint Novotel an der Straße des 17. Juni Ecke Bachstraße. Wir werden von dort durch die neue Spreestadt zwischen Spree und Landwehrkanal spazieren. Gegen 16.30 Uhr werden wir an der Technischen Universität ankommen.
Dort wird es vor dem Haupteingang für alle Kiezspaziergänger Karten für die Lange Nacht der Wissenschaften zum ermäßigten Preis von 7.- EUR statt 11.- EUR geben. Und um 17.00 Uhr beginnt links neben dem Hauptgebäude die beliebte Experimentalvorlesung Chemie, diesmal zu dem Thema “Fußball schwerelos”.
Sophie-Charlotte-Platz
Der Sophie-Charlotte-Platz wurde 1892 benannt nach der Namensgeberin von Charlottenburg, der preußischen Königin Sophie Charlotte, der Gemahlin von König Friedrich I. 1910 wurde der Platz mit Rasen, Rabatten, Hecken und Bäumen angelegt.
Kaiserdamm
Der Kaiserdamm erhielt seinen Namen 1906, also genau vor 100 Jahren, nach dem damaligen Deutschen Kaiser Wilhelm II. Am 26 April 1967 wurde der Kaiserdamm in Adenauerdamm umbenannt. Aber nach vehementen Protesten der Bevölkerung erhielt er bereits am 15. Januar 1968 seinen alten Namen zurück. Ersatzweise wurde dann für Konrad Adenauer der Adenauerplatz am Kurfürstendamm gefunden.
Um 1900 entstand auf Initiative Berlins und des Militärs ein Verkehrsprojekt, das von Charlottenburg zunächst eher skeptisch betrachtet wurde: das “Heerstraßenprojekt”, eine geradlinige Prachtstraßenverbindung von Berlin durch den Tiergarten über Charlottenburg und das südliche Spandau bis zum Truppenübungsgelände bei Döberitz westlich von Spandau.
Charlottenburg stimmte schließlich zu, nachdem es als Gegenleistung zu einem günstigen Preis Gelände südlich und südwestlich des Reichskanzlerplatzes, des heutigen Theodor-Heuss-Platzes erwerben konnte. Auf diesen Grundstücken wurde später das Messegelände errichtet.
Zunächst aber ging es um die Straßenverbindung vom Berliner Schloss durch den Tiergarten bis Döberitz. 1902 wurden alle Häuser an der Südseite der Bismarckstraße abgerissen, um die Straße zu verbreitern und über den Kaiserdamm zur Heerstraße zu verlängern.
Für die Nationalsozialisten wurde dieser Straßenzug zur Ost-West-Achse, die als riesige Paradestraße ausgebaut werden sollte und teilweise auch ausgebaut wurde. Beispielsweise wurden die beiden Flügel des Charlottenburger Tores an der heutigen Straße des 17 Juni, der damaligen Charlottenburger Chaussee,auseinander gezogen, um Platz zu schaffen. Albert Speer selbst hat die Straßenlampen entworfen, die noch heute entlang des Straßenzuges stehen, auch hier am Kaiserdamm.
Am letzten Wochenende im August, am 26. und 27. August, veranstaltet die IG Kaiserdamm auf beiden Seiten der Kaiserdammbrücke zwischen Sophie-Charlotten-Straße und Messedamm bzw. Königin-Elisabeth-Straße ein großes Fest zum 100jährigen Bestehen des Kaiserdamms. Ich freue mich sehr über diese Aktivitäten der Interessengemeinschaften, die sich inzwischen in vielen Einkaufsstraßen gebildet haben. Sie sorgen dafür, dass die vielfältige und lebendige Struktur unserer Zentren erhalten bleibt und weiter entwickelt wird. Ich lade Sie herzlich ein, das Fest hier am Kaiserdamm zu besuchen.
Unter anderem wird es nach Jahrzehnten erstmals wieder ein Seifenkistenrennen geben. Und wenn wir jetzt gleich den Anstieg in Richtung Theodor-Heuss-Platz bewältigen, dann werden Sie feststellen, dass in umgekehrter Richtung ein Seifenkistenrennen durchaus spannend werden kann.
Kaiserdamm 118
Das Wohnhaus wurde 1907/08 von Hermann Heider gebaut. Es steht unter Denkmalschutz und wurde 1990 restauriert. Es ist ein mehrgeschossiges Mietshaus im Stil der Neorenaissance mit einer kolossalen Giebelfront, einer mit Mosaiken verzierten Ladenzone, einem über dem Eingangsportal auf mächtigen figürlichen Konsolen ruhenden Erker, sowie weiteren, grau verputzten Erkern. Kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs zogen Offiziere der Roten Armee in die bis zu 400 qm großen Wohnungen.
Kaiserdamm 1
Dieses Haus wurde 1906 bis 1910 von Oskar Launer und Kloeppel für das damalige Polizeipräsidium Charlottenburg gebaut. Die Barockfassade aus Werkstein will die Passanten beeindrucken. Das Haus steht unter Denkmalschutz. Heute ist hier das Referat Umweltkriminalität des Landeskriminalamtes und der Abschnitt 24 untergebracht. Nach der Eingemeindung Charlottenburgs nach Berlin im Jahr 1920 wurde hier die Kriminalpolizei untergebracht, und in den 20er Jahren war dies der Sitz des von den Nationalsozialisten wegen seiner jüdischen Herkunft diffamierten Berliner Vizepolizeipräsidenten und Chefs der Kriminalpolizei Bernhard Weiß.
Nach dem Abitur im Jahr 1900 studierte Bernhard Weiß Rechtswissenschaften in Berlin, München, Freiburg und Würzburg und schloss das Studium mit der Promotion ab.
1904/1905 absolvierte er eine militärische Ausbildung zum Reserveoffizier. Im Ersten Weltkrieg stieg er zum Rittmeister auf und wurde mit dem Eisernen Kreuz zweiter und erster Klasse ausgezeichnet.
Im Sommer 1918 wurde er als Stellvertretender Leiter der Kriminalpolizei in Berlin in den Polizeidienst aufgenommen, 1925 wurde er Chef der Kriminalpolizei und 1927 Vizepolizeipräsident.
Weiß, der Mitglied der DDP war, griff als Beamter der Republik gegen Rechtsbrüche systematisch durch. Er wurde Opfer regelmäßiger Diffamierungskampagnen der aufkommenden NSDAP unter dem Berliner Gauleiter Joseph Goebbels, der Weiß wegen seiner jüdischen Herkunft stets als “Isidor Weiß” bezeichnete. Besonders in Goebbels Hetzpostille “Der Angriff” war Weiß ständig Gegenstand antisemitisch motivierter Diffamierungen in Texten und Karikaturen. Mit Weiß hatte Goebbels einen Feind gefunden, der seiner Nazi-Ideologie entsprach: ein Bürger jüdischer Herkunft und Repräsentant der Republik, im Nazijargon “Vertreter des Systems”. Weiß führte gegen Goebbels mehr als 60 erfolgreich verlaufende Prozesse. Als Vizepolizeipräsident bekämpfte Weiß die Pöbeltruppen der SA und gleichermaßen die Kampfformationen der Kommunisten, die der Weimarer Republik ebenfalls feindselig gegenüberstanden.
In der Berliner Bevölkerung und in der Polizei war Weiß sehr populär und geachtet. Liebevoll-despektierlich nannten sie ihn “Vipoprä”.
Nach dem “Preußenschlag” Papens 1932 verlor Weiß – wie die gesamte Regierung Preußens – sein Amt. Nach kurzer Haft wurde er freigelassen und lebte bis zum März 1933 in Berlin. Als die Nazis ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt hatten, ermöglichten ihm Kollegen die Flucht. Weiß floh 1933 über Prag nach London, wo er 1951 kurz nach der Wiedererlangung seiner deutschen Staatsbürgerschaft starb.
Kaiserdamm 114
Die Gedenktafel für Erich Maria Remarque wurde von der Erich-Maria-Remarque-Oberschule in Hellersdorf gespendet und 1999 enthüllt.
Hier wohnte 1925 der Schriftsteller
Erich Maria Remarque, der bis 1931 in Berlin lebte.
In dieser Zeit entstanden die Antikriegsromane
“Im Westen nichts Neues” und “Der Weg zurück”.
Remarque wurde am 22.06.1898 in Osnabrück geboren
und starb am 25.09.1970 in Locarno.
Dies war die erste Wohnung von Remarque in Berlin. Gesucht hatte er eine “gut möblierte Zwei- bis Dreizimmerwohnung, Morgensonne oder überhaupt sonnig, möglichst abgeschlossen oder abgeteilt, mit Bad und Küchenbenutzung”. Hier fand er, was er suchte.
Bereits 1972 wurde an der Wittelsbacherstraße 5 in Wilmersdorf eine Gedenktafel für Remarque enthüllt. Dort lebte er bis 1929, und dort schrieb er seinen berühmten Roman “Im Westen nichts Neues”.
Kaiserdamm Ecke Wundtstraße
Der Platz am Lietzensee wurde am 28.11.2005 zum 125. Geburtstag Erwin Barths nach dem bedeutenden Charlottenburger Stadtgartendirektor benannt, auf den auch die Gestaltung des Lietzenseeparks zurückgeht.
Kaiserdamm 102
Die Gedenktafel für Ferdinand Bruckner wurde 1987 enthüllt.
BERLINER GEDENKTAFEL
Wohnhaus von
FERDINAND BRUCKNER
-Theodor Tagger-
26.8.1891 – 5.12.1958
Dramatiker, Lyriker, Gründer
und erster Direktor
des Renaissance-Theaters
Kaiserdamm 16
Die Gedenktafel für Armin T. Wegner wurde am 17.5.2002, am 24. Todestag Wegners, unter großer Anteilnahme der armenischen Gemeinde enthüllt. Sie musste auf dem Gehweg angebracht werden, weil die Hausbesitzer nicht damit einverstanden waren, die Tafel an ihrem Haus anzubringen.
Hier, im Hause Kaiserdamm 16,
lebte von 1925 bis zu seiner Verhaftung am 16. August 1933
der Schriftsteller, Lyriker und Journalist
Armin T. Wegner
16.10.1886 – 17.5.1978
Als Augenzeuge berichtete er über den Völkermord
an den Armeniern im 1. Weltkrieg.
In einem Brief an Hitler protestierte er schon im April 1933
gegen die Verfolgung der Juden.
Als Pazifist denunziert, verschleppten ihn die Nationalsozialisten in die Konzentrationslager Oranienburg, Börgermoor und Lichtenburg.
Seine Bücher wurden verbrannt, sein Werk verschwiegen.
In Armenien wie in Israel zählt er zu den
GERECHTEN DER VÖLKER
Als Jürgen Serke im Jahr 1976 bei Recherchen für sein Buch “Die verbrannten Dichter” den 90jährigen Schriftsteller Armin Theophil Wegner in Rom besuchte, um ihn zu interviewen, da reagierte dieser mit den Worten: “Ich war der einsamste Mensch. Ich habe noch so viel zu sagen. Bleibt doch. Warum seid ihr denn nicht früher gekommen?”
Armin T. Wegner ist fast vergessen. Kaum eines seiner Bücher ist derzeit im Buchhandel in unserem Land erhältlich. Er ist einer der vielen Deutschen, denen Hitler ihre Heimat genommen hat. Viele von ihnen waren auch nach 1945 nicht in ihrer alten Heimat willkommen. Armin T. Wegner wurde sogar zeitweise für tot gehalten.
Er ist nicht nur ein wichtiger Autor, sondern auch ein großes Vorbild, ein Verfechter der Menschenrechte und ein mutiger Demokrat, der unmittelbar nach Hitlers Machtübernahme im Jahr 1933 Zivilcourage bewiesen hat, wie kaum ein anderer. Das ist im Ausland bekannter als bei uns. In Israel und in Armenien zählt er nicht von ungefähr zu den “Gerechten der Völker”.
Der 1886 in Elberfeld geborene Armin Theophil Wegner wurde im Ersten Weltkrieg Augenzeuge des Völkermords an den Armeniern. Er berichtete über diesen Völkermord und schuf darüber seine beeindruckendsten literarischen Werke, besonders “Weg ohne Heimkehr” und “Der Knabe Hüssein”. Seit 1925 lebte er hier in dem Haus am Kaiserdamm 16, und hier schrieb er auch seinen wohl bemerkenswertesten und mutigsten Text: Am Ostermontag, dem 11. April 1933, schrieb Armin T. Wegner einen Brief an Adolf Hitler, in dem er ihn aufforderte, die antisemitischen Maßnahmen in Deutschland einzustellen:
“Ich wende mich an Sie als ein Deutscher, dem die Gabe der Rede nicht geschenkt wurde, um sich durch Schweigen zum Mitschuldigen zu machen.” Wenn wir diesen Brief heute lesen, dann wissen wir nicht, was wir mehr bewundern sollen, den Mut des Autors, seine klare, unmissverständliche Sprache, seine Menschlichkeit und moralische Integrität, seine Parteinahme für die verfolgten jüdischen Bürgerinnen und Bürger in Deutschland, die Selbstverständlichkeit, mit der er die Menschenrechte in Deutschland einfordert oder die Naivität, mit der er glaubt, den Diktator mit Argumenten überzeugen zu können. Er schreibt: “Gerechtigkeit war stets eine Zierde der Völker, und wenn Deutschland groß in der Welt wurde, so haben auch die Juden daran mitgewirkt…
Wir haben das Blutopfer zwölftausend jüdischer Männer im Kriege angenommen, dürfen wir mit einem Rest von Billigkeit im Herzen ihren Eltern, Söhnen, Brüdern, Enkeln, ihren Frauen und Schwestern verwehren, was sie sich durch viele Geschlechter erworben haben, das Recht auf Heimat und Herd?”
Der Brief an Hitler endet mit den Worten: “Ich beschwöre Sie! Wahren Sie den Edelmut, den Stolz, das Gewissen, ohne die wir nicht leben können, wahren Sie die Würde des deutschen Volkes!”
Wir wissen, dass Wegners Brief keinen Erfolg hatte. Wir wissen, dass die Nationalsozialisten sich um das Gewissen und die Würde der Deutschen nicht scherten. Wir wissen, dass sie gegen jede Moral und Menschlichkeit handelten. Umso mehr beeindruckt uns heute der Brief von Armin T. Wegner. Die Antwort der Nationalsozialisten war brutal:
Wegner wurde verhaftet und in Konzentrationslagern misshandelt, bevor er 1934 nach England fliehen konnte. Anschließend emigrierte er nach Italien und lebte bis zu seinem Tod am 17.Mai 1978 in Rom.
Das Gottfried-Keller-Gymnasium hat eine Patenschaft für diese Gedenktafel übernommen, das heißt eine Klasse sorgt regelmäßig für den guten Zustand der Tafel und setzt zum Beispiel am Geburts- und Todestag Wegners besondere Zeichen der Erinnerung. Mit dieser Idee hat das Gottfried-Keller-Gymnasium einen Vorschlag des damaligen Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Dr. Andreas Nachama aufgegriffen. Dies könnte ein guter Anlass sein, sich mit unserer Geschichte auseinander zu setzen, und, wie die Schule betont, gerade für die große Gruppe türkischer Schülerinnen und Schüler auch mit der türkisch-armenischen Geschichte.
Kaiserdamm 97
Die Firma Audi widmete ihrem Gründer August Horch eine Gedenktafel, die sie am 14.12.1999 in der Friedrichstraße – dem Berliner Sitz des Unternehmens – der Öffentlichkeit vorstellte. Sie wurde im Verlauf des Jahres 2000 an dem von der Charlottenburger Baugenossenschaft 1994 errichteten Haus der Nationen angebracht. Das frühere Wohnhaus von August Horch wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört.
BERLINER GEDENKTAFEL
Hier wohnte von 1934 bis 1943
AUGUST HORCH
12.10.1868-3.2.1951
Automobilkonstrukteur
und Pionier des Kraftfahrzeugs
Begründer der Automobilmarken
“Horch” und “Audi”
Kaiserdammbrücke
Die Kaiserdammbrücke wurde 1906 von Bernhard Schaede errichtet. Sie überquert die Autobahn A 100, die Gleise der S-Bahn und der Fernbahn. Sie besteht aus Stahl, ist 87 m lang, 50 m breit, hat eine Fläche von 4.400 qm und ruht auf drei Reihen stählernen Säulen. Auf jeder Seite hat sie fünf Fahrspuren, einen Radweg und einen breiten Bürgersteig. Auch diese Brücke wurde 1967 für kurze Zeit in Adenauerdammbrücke umbenannt, was aber bereits nach wenigen Monaten wieder rückgängig gemacht wurde.
Erinnern möchte ich Sie an dieser Stelle noch einmal an das geplante Kaiserdammfest vom 26. bis 27. August rund um diese Brücke, wo dann auch das spektakuläre Seifenkistenrennen stattfinden wird.
Kaiserdamm 25
Das Wohnhaus wurde 1928/29 von Hans Scharoun und Georg Jacobowitz für die “Aktiengesellschaft West für Textilhandel” gebaut. Es steht unter Denkmalschutz. Der weiße sechsgeschossige Putzbau im Stil der Neuen Sachlichkeit enthält Ein- bis Zwei-Zimmer-Appartements für Alleinstehende. Wie man sieht gibt es das Zeitalter der Singles schon etwas länger. Gelobt wurde damals die optimale Wohnflächenanordnung und die aufwendige Ausstattung.
Im Erdgeschoss befindet sich eine Ladenzone, im Dachgeschoss Ateliers und Dachgärten. Ein geplanter Gaststättenservice für die Bewohner wurde nicht realisiert.
Kaiserdamm 90-94 / Messedamm 1
Auf diesem Grundstück wurde 1954/55 das Verwaltungsgebäude für die damalige Landesversicherungsanstalt LVA gebaut. Wegen Baufälligkeit und Rissen in den Wänden musste sie das Gebäude Ende der 80er Jahre aufgeben und baute sich unweit von hier an der Ecke Knobelsdorffstraße und Königin-Elisabeth-Straße 32 einen Neubau. Das Gebäude hier stand einige Jahre leer. Das Grundstück wurde an die Berliner Volksbank verkauft, die es abreißen ließ und hier ihre Zentrale bauen wollte. Der erste Preis eines Architekturwettbewerbs von Becker und Kühn sah einen Glasturm vor. Zur Realisierung kam es allerdings nicht, weil die Berliner Volksbank inzwischen beschlossen hatte, mit ihrer Zentrale an den Potsdamer Platz zu ziehen. Seither gab es hier zwar eine Reihe von Planungen, unter anderem auch für ein Hotel, aber noch immer klafft hier eine große Baulücke. Das Grundstück gehört noch immer der Berliner Volksbank.
Kaiserdamm 89
Hier wurde am 19.10.2001 auf private Initiative eine blaue Emailletafel mit weißer Schrift als Gedenktafel für Maly Delschaft enthüllt:
In diesem Haus wohnte
1935-1995
Maly Delschaft
(Hamburg 4.12.1898 – 20.8.1995 Berlin)
Schauspielerin
Nach ihrer Ausbildung in Hamburg 1916-17
und Anfängerjahren in Bremen 1917-19 von 1921 an in 144 Filmen,
u.a. in “Der letzte Mann” (1924) und “Variete” (1925).
In “Der Blaue Engel” (1929), der Marlene Dietrich weltberühmt
machte, sollte sie zunächst spielen.
Nach dem Krieg arbeitete sie vor allem bei der Defa.
Der Mauerbau 1961 beendete ihre Karriere.
(www.cinegraph.de)
Kaiserdamm 28
Gedenktafel für Alfred Döblin, die Tafel wurde im März 2005 gestohlen.
In diesem Hause wohnte und praktizierte als Arzt
von 1930 bis 1933
Alfred Döblin
10.8.1878-26.6.1957
Schriftsteller, Dramatiker, Essayist
Er emigrierte aus Hitler-Deutschland
am Tag nach dem Reichstagsbrand
Seine Werke – darunter der Roman “Berlin Alexanderplatz”
fielen der Bücherverbrennung zum Opfer
Gefördert aus Mitteln der Stiftung Preußische Seehandlung
Dies war die letzte Wohnung von Alfred Döblin und seiner Familie vor der Flucht im Jahr 1933. Döblin emigrierte nach Frankreich und von dort in die USA, wo er zum Katholizismus übertrat. Er kehrte als französischer Kulturoffizier nach Deutschland zurück. Als Alfred Döblin Deutschland im Jahr 1953 ein zweites Mal enttäuscht verließ, schrieb er an den damaligen Bundespräsidenten Theodor Heuss: “Es war ein lehrreicher Besuch, aber ich bin in diesem Land, in dem ich und meine Eltern geboren sind, überflüssig.” Seinem Wunsch gemäß wurde er 1957 im lothringischen Housseras neben seinem Sohn Vincent beerdigt, der als franzöischer Soldat Selbstmord begangen hatte, um nicht den Deutschen in die Hände zu fallen. Kaiserdamm 29 Ecke Meerscheidtstraße 10
Hier haben Gustav Neustein und Peter Neumann 1927/28 in den ersten beiden Etagen des Wohnhauses im Stil der Neuen Sachlichkeit das Kino Splendid gebaut. Es wurde 1978 geschlossen und zum Supermarkt umgebaut.
Kaiserdamm 77-79
Gedenktafel
BERLINER GEDENKTAFEL
Hier befand sich von 1933 bis 1938 die
THEODOR-HERZL-SCHULE
Der jüdische Schulverein hatte sie 1920 gegründet
als eine religiös neutrale zionistische Schule
mit koedukativer Erziehung
Ihre Leiterin Paula Fürst
wurde 1942 nach Auschwitz deportiert
und dort ermordet
An der damaligen Theodor-Herzl-Schule des Jüdischen Schulvereins wirkte vom 1.10.1933 bis 1939 die fortschrittliche Montessori-Pädagogin Paula Fürst. Ab 1939 war sie Schuldezernentin der “ Reichsvereinigung deutscher Juden “ und damit eine der Mitarbeiterinnen von Leo Baeck.
Sie wohnte mit ihrer Freundin der Sozialarbeiterin und Frauenrechtlerin Hannah Karminski am Kaiserdamm 101. 1942 wurde Paula Fürst in den Tod deportiert.
Die Tafel wurde am 1.11.2000 von der Charlottenburger Bürgermeisterin Monika Wissel gemeinsam mit dem Intendanten des SFB Horst Schättle und dem Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Andreas Nachama eingeweiht.
Theodor-Heuss-Platz
Der Theodor-Heuss-Platz wurde am 18. Dezember 1963 nach unserem ersten Bundespräsidenten benannt, 6 Tage nach seinem Tod am 12. Dezember 1963 in Killesberg bei Stuttgart. Von 1906 bis 1933 und von 1947 bis 1963 hieß der Platz Reichskanzlerplatz, von 1933 bis 1945 Adolf-Hitler-Platz. Alle drei Namen zeigen auf ihre Weise die Bedeutung dieses Platzes als Teil der großen Ost-West-Verbindung durch Berlin, und die Namen spiegeln die Epochen unserer Geschichte im 20. Jahrhundert wider, wobei erstaunlich scheint, dass man nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst zu dem Namen “Reichskanzlerplatz” zurückkehrte, obwohl ein “Reichskanzler” nicht mehr existierte und auch nicht mehr zu erwarten war.
Mit Theodor Heuss wird hier ein Mann geehrt, der in den 20er Jahren in Berlin politisch aktiv war, zunächst als Schöneberger Stadtverordneter und seit 1920 als Bezirksverordneter, dann von 1924 bis 1933 als Abgeordneter der Deutschen Demokratischen Partei im Deutschen Reichstag. 1933 wurde ihm sein Lehrauftrag an der Hochschule für Politik in Berlin entzogen. Seine Bücher wurden von den Nationalsozialisten öffentlich verbrannt. Er publizierte weiter in der “Frankfurter Zeitung” unter dem Pseudonym Thomas Brackheim. Und er hatte Kontakte zu den Widerstandsgruppen um Carl Goerdeler. Nach dem Krieg wurde er Vorsitzender der von ihm gegründeten FDP, Kultusminister in Württemberg-Baden und schließlich von 1949 bis 1959 Bundespräsident.
Der Theodor-Heuss-Platz wurde von 1904 bis 1908 als Schmuckplatz in dem neuen Wohnviertel Neu-Westend im Zuge der Ost-West-Verbindung angelegt.
Damit ist der über 17,5 km nahezu geradlinig verlaufende Straßenzug von der Schlossbrücke in Mitte über Unter den Linden, Straße des 17. Juni, Bismarckstraße, Kaiserdamm und Heerstraße bis zur Stadtgrenze in Staaken gemeint. Albert Speer plante hier auf dem damaligen Adolf-Hitler-Platz eine monumentale Kolonnade und ein Heldendenkmal. Dazu ist es nicht gekommen.
1955 wurde das Mahnmal “Ewige Flamme” vom Bund der Vertriebenen errichtet. 1985 wurde der Platz umgestaltet, 1995 die Brunnenskulptur “Blauer Obelisk” von der Berliner Künstlerin Hella Santarossa installiert.
Der Brunnen ist 15m hoch und besteht aus übereinander gestapelten Kuben aus mundgeblasenem blauem Antikglas. Das Brunnenwasser wird mit einer Pumpe von oben über die Skulptur geleitet. Wegen der Gefahr einer raschen Verkalkung stand jahrelang nur “stilles” Wasser im Brunnenbecken. Vor drei Jahren wurde der Brunnen wieder in Betrieb genommen.
Der südliche Platzrand des damaligen Reichskanzlerplatzes zwischen Heerstraße und Masurenallee wurde 1928-30 nach Entwürfen von Heinrich Staumer durch den Bauunternehmer Heinrich Mendelsohn mit zwei Geschäftshäusern im Stil der neuen Sachlichkeit bebaut, dem Deutschlandhaus und dem Amerikahaus, gebaut für Hotels, Cafés, Kinos und Läden.
1937 wurde das Deutschlandhaus von der Deutschen Reichspost für Fernsehzwecke ausgebaut und ein Jahr später der im Turm des Amerikahauses installierte Fernsehsender in Betrieb genommen. Am 1. November 1938 war der Beginn des regelmäßigen Studiobetriebs. 1943 wurde der Sender durch alliierte Bomben zerstört, das Gebäude dabei aber nur geringfügig beschädigt.
1954 erwarb der SFB das Deutschlandhaus für seine Fernsehabteilung und sendete 1955 erstmals von hier. Der Sender Freies Berlin war 1953 gegründet worden. Die Journalisten und Techniker arbeiteten zunächst am Heidelberger Platz in Wilmersdorf, wo das Berliner Studio des Nordwestdeutschen Rundfunks (NWDR) beheimatet war. Dort eröffnete der erste SFB-Intendant, Alfred Braun, mit dem Läuten der Freiheitsglocke und einer Ansprache am 1. Juni 1954 um 4.55 Uhr das Programm. Damit war der Wunsch vieler Berliner in Erfüllung gegangen, dass auch Berlin eine eigene Landesrundfunkanstalt erhält. Bereits 1950 hatte der Präsident des Abgeordnetenhauses, Otto Suhr, formuliert: „ Die Freiheitsglocke liefert das Pausenzeichen, die Berliner liefern den Text und die Musik“. Im September 1954 wurde der SFB Mitglied der ARD, der Arbeitsgemeinschaft der Rundfunkanstalten Deutschlands, Trägerin des Ersten Deutschen Fernsehens.
Für die Fernsehproduktion reichte das Haus am Heidelberger Platz nicht aus, und so wurde im Deutschlandhaus am Theodor-Heuss-Platz im Dezember 1954 das Richtfest für das SFB-Fernsehstudio gefeiert.
Im Deutschlandhaus befand sich bis zur Wende auch der Sitz der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin und der Deutschen Kinemathek, sowie der Deutschen Welle.
Das Amerikahaus wurde nach dem Krieg von den Britischen Streitkräften als Naafi-Club (Navy-Army-Air Force-Institution) genutzt; hier befanden sich Geschäfte, Restaurants und Clubs, sowie das “Globe-Cinema”; heute ist das Haus Domizil des Kabaretts “Die Wühlmäuse”.
Im Nachbarhaus am Theodor-Heuss-Platz 5 befindet sich das Internationale Studienzentrum Berlin (ISB)
Im ehemaligen “Edinburgh House”, einem Hotel für britische Offiziere (1960-62 von Werner Düttmann erbaut), wurde nach der Verabschiedung der Alliierten, auf Anregung von Helmut Kohl und François Mitterand ein Wohnheim und eine Begegnungsstätte für ausländische Austauschstudenten ins Leben gerufen, die durch das Studentenwerk Berlin betrieben wird. Es steht fortgeschrittenen Stipendiatinnen und Stipendiaten, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus den Ländern der vier Alliierten offen. Es bietet ein umfangreiches kulturpolitisches Programm zur deutschen und europäischen Kultur. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz.
Die Reichsstraße wurde 1906 zur Erinnerung an die Gründung des Deutschen Kaiserreichs von 1871 benannt. Es ist eine der großen Charlottenburger Geschäftsstraßen, seit Jahren auch bekannt durch das Reichsstraßenfest, das von der IG Reichsstraße veranstaltet wird, einer Interessengemeinschaft der Geschäftsleute an der Straße.
1929 erhielt Hans Poelzig den Auftrag, an der Masurenallee in Charlottenburg ein Funkhaus zu bauen. Das „Haus des Rundfunks“ wurde 1931 eröffnet. Zunächst residierten hier drei Rundfunkgesellschaften. 1933 wurde das Haus dem NS-Propagandaministerium unterstellt. Nach dem Zweiten Weltkrieg besetzten sowjetische Soldaten das nur geringfügig beschädigte Gebäude, und der Berliner Rundfunk nahm bereits am 13. Mai 1945 den Sendebetrieb wieder auf – allerdings kontrolliert von sowjetischen Offizieren, zu denen Markus (Mischa) Wolf gehörte, der spätere Leiter der Westspionage im Ministerium für Staatssicherheit der DDR.
Vor allem während der Zeit der Blockade 1948/49 protestierten die Briten mehr und mehr gegen die sowjetische Kontrolle des in ihrem Sektor befindlichen Rundfunksenders. Die sowjetische Militärregierung lehnte aber eine Übergabe des Funkhauses ab. 1950 demontierte sie nach und nach die technischen Anlagen und verbrachte sie in den eigenen Sektor im Ostteil der Stadt. 1952 stellte der Berliner Rundfunk schließlich seinen Sendebetrieb ein, und das Funkhaus an der Masurenallee stand leer, wurde aber von einem sowjetischen Kommando bewacht.
Als Bewohner der Ostzone das Haus des Rundfunks irrtümlich für einen Standort der West-Berliner Sender RIAS und NWDR hielten, warnte ein Schild „ Dies ist kein West-Berliner Sender“. Die politische Situation beschrieb Fritz L. Büttner 1965 in seinem Buch “Im Vordergrund das Haus des Rundfunks in Berlin“:
“Anfang Juni 1952 spitzte sich die politische Situation in Berlin zu: Von ostzonaler Seite waren die West-Berliner Enklaven Steinstücken, Papebucht, Erlengrund und Fichteberg abgeriegelt worden. Daraufhin ließ der britische Stadtkommandant General Coleman am 3.6.1952 das Haus des Rundfunks umstellen und mit Stacheldraht umzäunen. Nunmehr stellte der Berliner Rundfunk den Betrieb in West-Berlin ein, die letzten 42 Angestellten und Techniker aus dem Ostsektor verließen am 9.7.1952 das Haus.“
Erst 1956 übergaben die Sowjets das Haus des Rundfunks dem Berliner Senat. 1957 erhielt es der Sender Freies Berlin zur Nutzung und 1965 als Eigentum.