Kiezspaziergang am 11.2.2006

Vom Ernst-Reuter-Platz zur Gewerbesiedlungs-Gesellschaft GSG

Start am Ernst-Reuter-Platz, Foto: KHMM

Start am Ernst-Reuter-Platz, Foto: KHMM

Bezirksbürgermeisterin Monika Thiemen:

Sehr geehrte Damen und Herren!

Herzlich willkommen zu unserem Februar-Kiezspaziergang. Es ist der 50., den wir seit meiner Amtsübernahme als Bezirksbürgermeisterin veranstalten. Er führt uns zur Gewerbesiedlungs-Gesellschaft GSG, wo wir vom Geschäftsführer, Dr. Frank Herdmann und seiner Mitarbeiterin, Frau Canisius, gegen 15.00 Uhr erwartet werden. Wir werden einiges zur Geschichte des Geländes und zur modernen Telematik-Technologie erfahren und aufs Dach steigen, von wo aus uns wohl eine prächtige Aussicht erwartet. Ich bin sehr gespannt. Unterwegs werden wir kurz das neue Audi-Zentrum besuchen. Dort erwartet uns der Geschäftsführer Uwe Thinius.
Vorab wie gewohnt die Ankündigung unseres nächsten Kiezspazierganges. Der März ist für uns immer der Monat des Frauenfrühlings, rund um den Internationalen Tag der Frau am 8. März. Deshalb wollen wir uns auch in diesem Jahr im März vor allem bedeutenden Frauen unseres Bezirks widmen, und wir wollen wie versprochen wieder verstärkt nach Wilmersdorf gehen, das wir im letzten Jahr wegen des Jubiläums “300 Jahre Charlottenburg” etwas vernachlässigt haben.
Deshalb treffen wir uns am Sonnabend, dem 11. März, um 14.00 Uhr auf dem Henriettenplatz am S-Bahnhof Halensee. Dort treffen wir auf die Namensgeberin des Platzes, Luise Henriette, Kurfürstin von Brandenburg. Vom Henriettenplatz werden wir zur Melli-Beese-Anlage gehen, wo eine Skulptur an die erste deutsche Fliegerin erinnert. In der Villenkolonie Grunewald werden wir dann unter anderem die früheren Villen der Frauenrechtlerin Helene Lange und der weltberühmten Opernsängerin Lilli Lehmann sehen und den Johannaplatz erreichen, der nach der Frau des Reichskanzlers Bismarck benannt ist. Sie sehen: Es gibt Anlass genug, auch einmal auf die bedeutenden Frauen aufmerksam zu machen, die es in unserer Geschichte gegeben hat.

Am Ernst-Reuter-Platz auf dem Weg zum TU-Gelände, Foto: KHMM

Am Ernst-Reuter-Platz auf dem Weg zum TU-Gelände, Foto: KHMM

Heute nun möchte ich nicht wiederholen, was ich beim letzten Mal über den Ernst-Reuter-Platz gesagt habe. Deshalb überqueren wir gleich die Straße des 17. Juni, gehen dann kurz rechts und gleich wieder links auf das TU-Gelände hinter dem Haus des Fachbereichs Architektur, wo wir zwei sehr gut versteckte Gedenktafeln entdecken werden.

Gedenktafeln für Romano Guardini und Adolf Slaby an der Rückseite des Architekturgebäudes der TU, Straße des 17. Juni 144, Foto: KHMM

Gedenktafeln für Romano Guardini und Adolf Slaby an der Rückseite des Architekturgebäudes der TU, Straße des 17. Juni 144, Foto: KHMM

Straße des 17. Juni, Weg zwischen den Hausnummern 144 und 152
Gedenktafeln Romano Guardini und Adolf Slaby
Die beiden Berliner Gedenktafeln, also Porzellantafeln der KPM, wurden hier, an der Rückseite des TU-Architektur-Gebäudes, am 7.Oktober 1988 enthüllt:

In dem hier vormals stehenden Hause
- Sophienstraße 4 -
wohnte der katholische Theologe und
Religionsphilosoph
ROMANO GUARDINI
17.2.1885- 1.10.1968
Professor für Religionsphilosophie und
christliche Weltanschauung
in Berlin

Der 1885 in Verona geborene und in Mainz aufgewachsene Romano Guardini studierte in Tübingen, München, Berlin und Freiburg und habilitierte sich 1922 an der Universität in Bonn. Am 11.4.1923 wurde er auf den neu errichteten Lehrstuhl für “Religionsphilosophie und Katholische Weltanschauung” an der preußisch-protestantischen Universität Berlin berufen. Nach der Aufhebung des Lehrstuhls wurde er 1939 zwangsemeritiert und erhielt 1941 Redeverbot
1945 wurde er auf den Lehrstuhl für Religionsphilosophie und Christliche Weltanschauung an der Universität Tübingen berufen. Schließlich lehrte er von 1948 bis 1962 an der Universität München. 1968 starb er im Alter von 83 Jahren in München. Guardini gilt als einer der bedeutendsten Vertreter der katholischen Weltanschauung des 20. Jahrhunderts.

In dem hier vormals stehenden Hause
- Sophienstraße 4 -
lebte von 1885 bis 1913 der Pionier der Funktechnik
ADOLF SLABY
18.4.1849 – 6.4.1913
erster Professor der Elektrotechnik an der
Technischen Hochschule Charlottenburg
Mitbegründer der Telefunken AG

1883 wurde Slaby Professor an der TH. Berühmt wurde er hier für seine perfekt vorgetragenen Veranstaltungen. Slaby fand, dass die theoretischen Vorlesungen unbedingt mit Praktika verbunden werden sollten, was ihm die großzügige Unterstützung der Industrie ermöglichte: 1884 gründet er mit einem Kollegen ein Elektrotechnisches Laboratorium. So wurde Berlin zur bedeutendsten Ausbildungsstätte für die noch junge Elektrotechnik. Schließlich beschäftigte er sich mit Fragen der Funkübertragung, führte Verbesserungen ein und machte sie populär. Durch seinen persönlichen Zugang zu Kaiser Wilhelm II. bewirkte er viel für das gesellschaftliche Ansehen der Ingenieure und der Technik.

Villa Bell auf dem TU-Gelände, Marchstraße 6 und 8, Foto: KHMM

Villa Bell auf dem TU-Gelände, Marchstraße 6 und 8, Foto: KHMM

TU-Campus hinter dem Architektur-Gebäude, Villa Bell
Die Villa Bell besteht aus zwei aneinander gebauten Häusern, der ehemaligen Villa Holtz an der Bellstraße 20 und der ehemaligen Villa Stilke an der Bellstraße 16, heute Marchstraße 6 und 8. Die Villa Bell ist umgeben von den Instituten für Architektur, Heizungs- und Klimatechnik, Luft- und Raumfahrt, Elektrotechnik, Nachrichtentechnik, Wasserbau und Wasserwirtschaft und Mathematik der Technischen Universität Berlin.
Wir befinden uns hier auf dem Gelände der früheren Tonwarenfabrik Ernst March und Söhne. Nach Ernst March wurde bereits 1863 die Marchstraße benannt. Der Keramiker, Töpfermeister und Tonwarenfabrikant Ernst March hat hier auf dem damaligen sogenannten ‘Thiergartenfeld’ 1836 seine Töpferei gegründet. Von einer kleinen Töpferei entwickelte March seinen Handwerksbetrieb zum bedeutendsten Unternehmen der keramischen Industrie auf dem europäischen Kontinent, von der Töpferei für Tonformen für die Zuckerindustrie, Hartsteingut-Gebrauchsgeschirr über Baukeramik, Herstellung von Wasserrohren, figürlichen Dekorgegenständen, Garten-Vasen, Ziegeln und Mosaiksteinen zur Technischen Keramik, besonders für die Chemische Industrie. Die Erzeugnisse der Tonwarenfabrik March sind als Terrakotten, als Ornamente, Pilasterkapitelle, Balustradenschmuck, Reliefs undsoweiter an vielen wichtigen Berliner öffentlichen Gebäuden bis heute gut erhalten: zum Beispiel am Roten Rathaus, am Martin Gropius Bau und an der Friedrich Werderschen Kirche.
Nach dem frühen Tod des Gründers 1847 führte seine Witwe Sophie March das Unternehmen bis zur Übergabe an die Söhne Paul und Emil weiter und wurde eine der bedeutendsten Unternehmerinnen des 19. Jahrhunderts – eine absolute Ausnahmeerscheinung in der ansonsten männerdominierten Industrie. Unter Pauls Sohn Albert fusionierte die Fabrik 1902 mit anderen Unternehmen der Branche zur “Vereinigten Tonwarenwerke AG”, 1904 wurden die Fabrikationsanlagen auf diesem Gelände aufgegeben, denn Charlottenburg hatte sich zur Großstadt gewandelt, rund um die Fabrik waren immer mehr Villen entstanden, und die Bewohner fühlten sich durch die Fabrik gestört. Diese Villa ist die einzig übriggebliebene vom damaligen Villenviertel. Wie Sie sehen hat sich inzwischen die TU völlig dieses Geländes in dem Dreieck zwischen Landwehrkanal, Straße des 17. Juni und Marchstraße bemächtigt. Wir haben hier den interessanten Fall eines städtebaulichen Wandels vom Industriegebiet über ein gehobenes Wohngebiet zum Wissenschaftsstandort. In der neu entwickelten und bebauten Spreestadt zwischen Landwehrkanal und Spree sind die drei Bereiche Industrie, Wissenschaft und Wohnen wieder vereint.

An der Marchbrücke, Foto: KHMM

An der Marchbrücke, Foto: KHMM

Marchstraße
Nr. 23-24 Hier befanden sich von 1989 bis1996 die letzten besetzten Häuser West-Berlins, in denen bis zu 200 Menschen lebten. Am 8.August 1996 wurden sie polizeilich geräumt.

Einsteinufer
Das frühere Charlottenburger Ufer wurde in seinem Todesjahr 1955 nach dem Physiker und Nobelpreisträger Albert Einstein benannt. Er hat von 1879 bis 1955 gelebt. Sie merken an den Straßennamen, dass wir uns hier in einem Wissenschaftskiez befinden.

Marchbrücke über den Landwehrkanal
Die Marchbrücke wurde 1912 von Heinrich Seeling gebaut.
Der Landwehrkanal wurde 1845 bis 1850 angelegt. Er geht zurück auf eine stadtplanerische Konzeption von Peter Joseph Lenné, ist 10,3 km lang und verbindet den Oberlauf der Spree am Osthafen in Friedrichshain mit der Unterspree am Spreeeck in Charlottenburg. Der Kanal hat eine Mindesttiefe von 2 Metern und ist durchschnittlich 23 Meter breit. 1883-90 wurde das südliche Kanalufer umgebaut und mit einer steinernen Uferwand und Uferpromenade versehen. Das nördliche Ufer blieb dagegen in seinem ursprünglichen Zustand erhalten, da sich die Stadt Charlottenburg geweigert hatte, sich an den Kosten zu beteiligen.
Der Kanal diente als Entlastung für die stark befahrene Spree zur Versorgung der Stadt mit Bau- und Brennmaterial. Heute dient er vorwiegend der Vergnügungsschifffahrt und wird als belebendes Element in die Stadtbildpflege einbezogen. Für Radfahrer, Jogger, Wanderer und viele andere Erholungssuchende ist der Weg am Kanal entlang eine beliebte Ausflugsstrecke.
Im Bereich zwischen Landwehrkanal und Spreebogen ist auf dem ehemaligen Industrie- und Gewerbegelände die Spreestadt entstanden. Jetzt ist hier ein neues Stadtquartier für Wissenschaft, Dienstleistung, Gewerbe und Wohnen entstanden.

Salzufer
1847 entstand am Ufer des Landwehrkanals ein Salzmagazin. Es wurde an der Wasserkreuzung des Landwehrkanals mit der Spree und dem Charlottenburger Verbindungskanal errichtet. In diesem Magazin wurde das auf Kähnen aus Magedeburg, Halle und Staßfurt nach Berlin transportierte Salz gelagert. 1874 erhielt das Salzufer danach seinen Namen.

Cosmed-Produktions GmbH, Franklinstraße 1, Foto: KHMM

Cosmed-Produktions GmbH, Franklinstraße 1, Foto: KHMM

Franklinstraße
Die Franklinstraße wurde bereits 1892 nach dem US-amerikanischen Schriftsteller, Politiker und Naturwissenschaftler Benjamin Franklin benannt. Er lebte von 1706 bis 1790 in den Vereinigten Staaten.

Franklinstraße 1
Cosmed-Produktions GmbH, Nivea
Die Cosmed-Produktions GmbH in Berlin ist eine 100-prozentige Tochter der Beiersdorf AG. Die Produktionsstätte kam 1980 zu Beiersdorf. Die 7500 Quadratmeter große Fabrik liegt zwischen Gebäuden der technischen Universität, dem Landwehrkanal und der Franklinstraße. Hier werden beispielsweise Nivea-Duschbäder, -Shampoos oder -Spülungen hergestellt. Die Produktpalette der Berliner umfasst 25 Erzeugnisse. Insgesamt 130 Mitarbeiter sind hier tätig, die Hälfte davon in der Produktion. Im Jahresdurchschnitt werden rund 130 Millionen Produktionseinheiten abgefüllt. Das Berliner Cosmed-Werk dient häufig als Test-Standort für neue Produkte und innovative Techniken, da sich der Betrieb schnell und flexibel auf sich ändernde Produktionsumstände und Testläufe einstellen kann. Mehr als die Hälfte aller Nivea-Shampoos und -Duschbäder für den europäischen Markt hier hergestellt: rund 120 Millionen Flaschen im Jahr. Rezepte von Kosmetika sind geheim, das Herstellungsverfahren anspruchsvoll.

Franklinstraße 28-29
Institute der TU

Franklinstraße 27
Firmensitz der Gewerbesiedlungsgesellschaft GSG. Das denkmalgeschützte Gebäude, in dem die Gewerbesiedlungs-Gesellschaft mbH seit 1975 ihren Sitz hat, wurde zwischen 1896 und 1898 im Auftrag der Siemens AG errichtet. Später erwarb die Osram GmbH den Komplex, den sie 1969 an die GSG verkaufte.

Gutenbergstraße
Die Gutenbergstraße wurde bereits 1897 nach dem Erfinder des Buchdrucks, Johannes Gutenberg, benannt. Gutenberg wurde im Jahr 1400 in Mainz geboren und starb dort 1468. Übrigens hieß auch der heutige Breitscheidplatz einige Jahre lang Gutenbergplatz, bevor er 1892 in Auguste-Viktoria-Platz und schließlich1947 in Breitscheidplatz umbenannt wurde. Die Gutenbergstraße wurde im Zuge der Entwicklung der Spreestadt ausgebaut als Durchgangsstraße bis zur KPM an der Wegelystraße. Sie erschließt jetzt das gesamte Gebiet der Spreestadt zwischen Landwehrkanal und Spree.

Franklinstraße 5-7
Im rückwärtigen Gebäude befindet sich das Institut für Psychologie und Arbeitswissenschaft. Weitere Institute der TU befinden sich rechts und links der Franklinstraße.

Eingang zum Shaolin-Tempel, Franklinstraße 10, Foto: KHMM

Eingang zum Shaolin-Tempel, Franklinstraße 10, Foto: KHMM

Nr.10
Am 25.11.2004 wurde hier der buddhistische Shaolin-Tempel eröffnet. Bereits im Juli 2001 war Deutschlands erster Shaolin-Tempel am Kurfürstendamm 102 eröffnet worden. Aus Platzgründen zog er im November 2004 hierher in das Fabrikgelände an der Franklinstraße 10. Mit 2.000 qm ist es der größte Shaolin-Tempel außerhalb Chinas. Chinesische Mönche vermitteln zen-buddhistische Denk- und Lebensweise und unterrichten Kung-Fu, Tai Chi und Qi Gong. Der Begründer Reiner Deyhle will mit dem Tempel budhistische Kultur nach Berlin bringen.
Er folgt den Lehren des Sharma, eines Nachfolgers Buddhas, der als Stifter des Chan- oder Zen-Buddhismus gilt, der chinesische Kultur und Buddhismus vereint.
Im Juli 2002 wurde am Kurfürstendamm 110 das Shaolin-Zentrum für Traditionelle Chinesische Medizin eingeweiht. Zwanzig Spezialisten praktizieren dort traditionelle chinesischer Heilkunst: Zungen-Diagnostik, Kräutermedizin, Akupunktur, Tuina-Massage, Geistheilung und anderes.

Audi-Zentrum, Franklinstraße 24, Foto: KHMM

Audi-Zentrum, Franklinstraße 24, Foto: KHMM

Nr.24
Am 24.7.2004 eröffnete Audi nach 13 Monaten Bauzeit seine Repräsentanz für Berlin. Der 17 Millionen Euro teure Neubau entstand an der Stelle, wo von den 1950er Jahren bis 1993 Coca-Cola eine große Abfüllanlage betrieben hat. Das Empfangsgebäude gleicht einem Flughafen-Hangar, die Fassade ist teils aus Glas, teils aus gewelltem Metall mit vielen Elementen in silbrigen Farbtönen. Auf drei Etagen mit 25.000 qm Fläche ist Platz für 250 Neu- und Gebrauchtwagen. Das Audi-Zentrum ist weltweit das größte seiner Art. Es wurde von der Presse als Autohaus der Superlative gefeiert. Seine Erbauer wurden als die “Herren der Ringe” vorgestellt.
Der Geschäftsführer Uwe Thinius erwartet uns und will uns sein Audi-Zentrum kurz vorstellen.

Nr.23
Das Porsche-Zentrum wurde im April 2002 eröffnet.

Die Gotzkowskybrücke gehört bereits zum Bezirk Mitte (Tiergarten/Moabit), denn die Bezirksgrenze verläuft hier am südlichen Ufer der Spree entlang.

Helmholtzstraße
Die Helmholtzstraße wurde 1892 nach dem Charlottenburger Mediziner und Physiker Hermann Ludwig Ferdinand von Helmholtz benannt. Vielleicht erinnern sich einige an unseren letzten Kiezspaziergang. Dort haben wir auf dem Geländer der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt eine steinerne Gedenktafel gesehen, die an den ersten Präsidenten der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt erinnerte. Er wurde am 31.8.1821 in Potsdam geboren und starb am 8.9.1894 in Charlottenburg. Die Straße wurde also noch zu Lebzeiten nach ihm benannt. Daraus können Sie ersehen, wie berühmt er damals schon war. Hermann von Helmholtz gilt als Vollender der Klassischen Physik und als Wegbereiter des wissenschaftlich-technischen Zeitalters. Der von ihm erfundene Augenspiegel revolutionierte die Diagnostik der Augenheilkunde. 1888 wurde er zum Präsidenten der PTR ernannt. Er wohnte in einer Villa an der Marchstraße 25, auf dem Gelände der heutigen PTB. Leider wurde die Villa abgerissen. Sein Ehrengrab befindet sich auf dem Friedhof Wannsee.

GSG-Hof, Helmholtzstraße 2-9, Foto: KHMM

GSG-Hof, Helmholtzstraße 2-9, Foto: KHMM

Helmholtzstr. 2-9
GSG-Hof Gewerbesiedlungs-Gesellschaft
Der Geschäftsführer Dr. Herdmann und Frau Canisius erwarten uns.
An den denkmalgeschützten Gebäuden, in denen einst Siemens & Halske bzw. später das Tochterunternehmen Osram ihre weltberühmt gewordenen Glühbirnen produzierten, führte die GSG im Jahr 2000 umfangreiche Sanierungsarbeiten durch. Die GSG bewirtschaftet den historischen Gebäudekomplex mit seiner typischen Klinkerfassade seit Juni 1969. Im Herbst 2004 wurde als Ergänzungsbau das so genannte Torhaus eröffnet, das die European TelematicsFactory beherbergt, das Berliner Kompetenzzentrum für Telematik und mobile IT-Anwendungen im Campus Charlottenburg.

Das Land Berlin, die Berliner Handwerkskammer und die IHK gründeten am 21. Juli 1965 die Gewerbesiedlungs-Gesellschaft. Kurz nach Mauerbau verließen viele Menschen und Firmen trotz Berlin-Hilfe-Gesetz die Inselstadt in Richtung Westen. Dennoch waren bezahlbare Räume für die verbleibenden Unternehmen nur schwer zu finden. Die Existenz vieler kleiner, vor allem gewerblicher Betriebe stand auf dem Spiel. Ziel der GSG war und ist, dem Gewerbe durch Schaffung preiswerter und gut ausgestatteter Gewerbeflächen verlässliche wirtschaftliche Perspektiven zu bieten; und zwar durch Entwicklung von brachliegenden innerstädtischen Flächen oder von bestehenden Gewerbehöfen. Inzwischen verfügt die GSG an 50 Standorten in Berlin über rund 750.000 qm Mietfläche. Sie betreut. ca. 1.200 Firmen mit über 12.000 Mitarbeitern.
Im GSG-Hof zwischen Helmholtzstraße und Franklinstraße sind 230 Firmen aller Art untergebracht.

European TelematicsFactory, Helmholtzstraße 9, Foto: KHMM

European TelematicsFactory, Helmholtzstraße 9, Foto: KHMM

Am 29.10.2004 wurde im neu erbauten Torhaus die European TelematicsFactory (ETF) eröffnet. Als Ergänzungsbau zu den historischen Gebäuden im GSG-Hof an der Helmholtzstraße 2-9 vereint der Bau das Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne in gelungener Weise.
Gefördert wurde der durch die Gewerbesiedlungs-Gesellschaft (GSG) ausgeführte Bau mit Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) sowie Bundes- und Landesmitteln in Höhe von 8,5 Millionen Euro. Rund 5.000 qm Büronutzfläche stehen nun Unternehmen aus dem IT- und Telematik-Bereich zur Verfügung.
Die ETF bietet kleinen und mittelständischen Unternehmen sowie Forschungseinrichtungen der Telematik-Branche neue Potenziale für Kooperationen. Telematik verknüpft einerseits die Technologien Telekommunikation und Informatik und fließt andererseits in viele Anwendungsbereiche wie beispielsweise Verkehr, Logistik, Management von Großveranstaltungen, Facilitymanagement, Sicherheitsanwendungen und Telemedizin ein. Telematik ist fachübergreifend und interdisziplinär. Vor allem in Ballungsräumen wie Berlin finden sich viele Anwendungsmöglichkeiten. Telematik spielt daher für viele Teilbereiche der Berliner Wissenschaft und Forschung, Wirtschafts- und Innovationspolitik sowie Stadtentwicklung eine wichtige Rolle. Beispielhaft sind die Berliner Forschungsergebnisse in der Informations- und Kommunikationstechnik, die hervorragende Telekommunikations-Infrastruktur der Stadt und die Berliner Verkehrstelematik-Projekte.
Die European TelematicsFactory ist ein Zentrum für die Entwicklung, Produktion und Anwendung mobiler IT-Lösungen bereichert. Sie ist auf dem Campus Charlottenburg ein Kristallisationspunkt für den Wissenstransfer zwischen Wirtschaft und Wissenschaft, für Kooperationen, Netzwerke und den branchenübergreifenden Dialog.
Telematik befasst sich mit dem weiten Feld der Möglichkeiten, die sich aus der Verschmelzung von Telekommunikation und Informatik in Verbindung mit globaler Satellitenortung (GPS und ab 2008 Galileo) ergeben. Als Wortschöpfung ist Telematik noch jung. Doch praktische Anwendungen, die in irgendeiner Weise mit Telematik zu tun haben, wie zum Beispiel das Handy-Parken, gehören längst zum Alltag.

Blick vom Dach der European TelematicsFactory, Helmholtzstr. 9, Foto: KHMM

Blick vom Dach der European TelematicsFactory, Helmholtzstr. 9, Foto: KHMM

Von der Dachterrasse aus genießt man einen wunderbaren Blick über ganz Berlin.

Bezirksbürgermeisterin Monika Thiemen (Mitte), Dr. Frank Herdmann und eine Kiezspaziergängerin, Foto: KHMM

Bezirksbürgermeisterin Monika Thiemen (Mitte), Dr. Frank Herdmann und eine Kiezspaziergängerin, Foto: KHMM

Im Gespräch auf der Dachterrasse der European TelematicsFactory (von links): Dr. Frank Herdmann, Bezirksbürgermeisterin Monika Thiemen und eine Kiezspaziergängerin