Uhlandstraße Ecke Am Volkspark
Volkspark Wilmersdorf, Skulptur “Das Ding”
Der Volkspark Wilmersdorf wurde 1912 als Park angelegt. Er zieht sich als etwa 2,5 km langer und ca. 150 m breiter Grünzug durch Wilmersdorf und Schöneberg.
An der Uhlandstraße steht “Das Ding”, eine 5m hohe Stahlbetonsäule mit farbenfrohen Keramikscheiben von Susanne Riée von 1968.
Sportplätze (ehemaliger Wilmersdorfer See)
Da wo sich heute die Sportplätze im Verlauf des Volkspark Wilmersdorf befinden, lag bis in die 20er Jahre des 20. Jahrhunderts der Wilmersdorfer See. Er wurde nach dem ersten Weltkrieg wegen Verlandung und Verschmutzung zugeschüttet.
1879 kaufte der Bauernsohn Otto Schramm am Wilmersdorfer See Land, machte eine Badeanstalt auf und eröffnete ein Restaurant, das sich schnell vom Kaffeegarten zum riesigen Tanzpalast mit großem Biergarten entwickelte. Besonders bei verarmten Adeligen beliebt waren die Töchter der Wilmersdorfer “Millionenbauern”.
Der Schriftsteller Hanns Fechner hat den Tanzsaal am Seebad beschrieben:
“Einer von Schramms Söhnen hatte einen mächtigen Tanzsaal erbaut, wohin die tanzlustigen jungen Berliner gern pilgerten, um mit den Dorfschönen ein Tänzchen zu wagen. Auch manch eine junge Berlinerin zeigte sich wie elektrisiert, wenn es hieß: ‘Karlineken, wat meenste, morjen jehn wa bei Schramm, een danzen.’
Viel, viel Geld, ein Millionensegen hatte sich über die Großbauern während der Gründerjahre dieser Zeit ergossen. Die Bauern hatten ihre sonst so wertvollen Felder an die Eisenbahnverwaltung verkauft, die sie für die Ringbahn brauchte, und an Spekulanten, die eine schnelle Entwicklung der Stadt Berlin und ihrer Vororte erhofften. Selbst der Pfarrer, der das Kirchlein betreute, durfte jetzt über sehr reiche Jahreseinkünfte verfügen, weil auch überschüssiges Kirchenland verkauft werden konnte. Fast über Nacht waren diese Bauern zu Leuten geworden, die nicht wußten, wo sie mit dem vielen Gelde hinsollten…
An den Sonntagen sah man die Dorfschönen … in die schwersten seidenen Stoffe gekleidet, mit kostbarem Schmuck behangen, sich bei Schramms oder Herzsprungs im Tanze drehen. Manch eine Millionenbauerntochter wurde von dort frisch weggeheiratet.”
Auch Max Kretzer hat in seinem Roman “Der Millionenbauer” beschrieben, wie in den großen Ausflugslokalen am Wilmersdorfer See Liaisonen von Geld und Adel entstanden. In dem Roman von 1912 beschreibt er auch den Wilmersdorfer See aus der Sicht von zwei jungen Adeligen, die Schramms Gartenlokal besuchen:
“Aus dem Grün der gegenüberliegenden Seite ragten der Kirchturm und die roten Dächer der Wohnhäuser hervor, hin und wieder tauchte zwischen den Bäumen und Sträuchern eine Villa auf, die die Nähe von Berlin verriet. Still und schweigend, in tiefgrüner Färbung, lag der Spiegel des Sees da.
Es war eine kleine märkische Idylle, der die Eisenbahn von Tag zu Tag immer mehr das städtische Gepräge gab. Die friedliche Ruhe wurde nur von dem Lärm der Gäste im oberen Teil des Gartens unterbrochen. Rechts zeigten sich die Buden der Badeanstalt. Als Heckenstett sie erblickte, fragte er sofort, ob das das berühmte Wilmersdorfer Seebad sei, von dem er bereits so viel gehört habe? Er erinnerte sich dabei, daß eine kleine Putzmacherin ihm scherzhafterweise erzählt hatte, sie pflege jeden Sommer ‘ins Bad nach Wilmersdorf zu reisen.’”
An der Stelle des Seebades Schramm wurde 1925-28 der Schrammblock gebaut, eine der ersten Wohnanlagen mit Tiefgarage. Der Schrammblock befindet sich zwischen der Straße Am Volkspark und der Hildegardstraße.
Wilhelmsaue 116-117
Die Wilhelmsaue wurde 1888 so benannt. Von etwa 1300 bis 1875 hieß die Straße Dorfaue bzw. Dorfstraße, von 1875 bis 1888 Wilhelmstraße. 1895 wurde hier an der heutigen Ecke Uhlandstraße und Wilhelmsaue ein überlebensgroßes Denkmal des Kaisers Wilhelm I aufgestellt. Wann es wieder abgerissen wurde, wissen wir nicht.
An der Stelle der heutigen Uhlandstraße befand sich im 19. Jahrhundert der Sitz des Rittergutes Wilmersdorf. Es wurde 1899 von Carl Keller gekauft. Er eröffnete kurz danach hier den Viktoriagarten, ein großes Ausflugslokal mit Zugang zum Wilmersdorfer See. Die Reste des Viktoriagartens wurden in den 50er Jahren abgerissen. Der autobahnähnliche Ausbau der Uhlandstraße mit dem Durchbruch durch die Wilhelmsaue wurde in den 60er Jahren durchgeführt.
Damals folgte man im Städtebau noch dem Leitbild der autogerechten Stadt. Heute wäre ein solcher Kahlschlag mitten im historischen Stadtgebiet wohl so nicht mehr möglich.
Blissestift
Das Blissestift wurde 1911 als Waisenhaus eröffnet, erbaut aus einer 3-Millionen-Stiftung der Wilmersdorfer Bauernfamilie Blisse.
Heute ist es in der Verwaltung des Bezirksamtes Charlottenburg-Wilmersdorf. Hier ist unter anderem die zentrale Küche und Wäscherei für die bezirklichen Kitas untergebracht, außerdem eine Kita, Angebote freier Träger unter anderem für “Lückekinder” und Autisten und die Verwaltung der Drogenhilfe Tannenhof.
Wilhelmsaue 119
Auenkirche
Die Auenkirche ist der Nachfolgebau der abgerissenen ehemaligen Wilmersdorfer Dorfkirche. Die Dorfkirche, die seit 1766 auf dem heutigen Vorplatz der Kirche stand, wurde erst nach Fertigstellung der neuen Kirche abgerissen. Die neue Kirche wurde 1895 bis 1897 von Max Spitta im neugotischen Stil mit aufwendigem, kleinteiligem Dekor als dreischiffige Backstein-Hallenkirche gebaut. Einweihung war am 31.10.1897. 1889 wurde die Orgel von Furtwängler & Hammer aus Hannover eingebaut. Es ist eine bedeutende Großorgel der Jahrhundertwende.
1922 bis 24 und in den Jahren 2001 und 2002 wurde sie erweitert;. 1992 bis 1994 wurde die gesamte Kirche vollständig renoviert.
Dank der ausgezeichneten Akustik und der wertvollen Orgel finden hier regelmäßig Konzerte statt. Es gibt Konzertmitschnitte und Schallplatteneinspielungen diverser Berliner Rundfunkanstalten.
Wilhelmsaue 120
Das Landhaus wurde 1890-91 gebaut von Wilhelm Balk für die Familie Blisse. Es steht unter Denkmalschutz. Auch das Haus Wilhelmsaue 17 gegenüber ist eine bäuerliche Stadtvilla aus dem Ende des 19. Jahrhunderts.
Wilhelmsaue 122/123
Das Haus war früher im Besitz der Bauernfamilie Gieseler. Seit der Jahrhundertwende ist es städtisch, heute Kita.
Ecke Mehlitzstraße
Findling
Der Findling auf dem grünen Mittelstreifen wurde am 11.5.1933 von den Nationalsozialisten als Schlageter-Stein aufgestellt. Albert Leo Schlageter war 1923 aktiv am Widerstand gegen die Besetzung des Ruhrgebiets beteiligt und wurde von den Franzosen standrechtlich erschossen. Nach 1945 wurde der Stein mit einer Bronzetafel versehen, die an die ehemalige Dorfstraße erinnert.
Die Hauptstraße der früheren Dorfgemeinde Wilmersdorf erhielt 1888 in der Mitte eine Grünanlage.
Der Autor der “Schwarzwälder Dorfgeschichten”, Berthold Auerbach, lebte um 1860 in Berlin und beschrieb diese Gegend in einem Brief an einen Freund am 10. April 1863:
“Gestern war ich nach so langer Zeit wieder einmal in einem Dorfe. Der Frühling ist schön, und ich muß Lerchen hören, und die singen auch über dem Sandboden, in dem sich’s freilich schwer geht. Ich war in Wilmersdorf, einem Taglöhner-Orte in meiner Nachbarschaft; der Weg durch die Saaten that mir gar wohl, ich saß eine Stunde lang unter einem Weidenbaum am Wegraine, und das war eine glückliche Stunde, ich konnte doch auch wieder eimal in die Unendlichkeit hinein träumen. Im Dorfe hörte ich doch auch wieder einmal ein lebendiges Huhn gackern, sah lebendige Gänse und Schweine; man vergißt in Berlin ganz, daß Derartiges auch lebt, man sieht es immer nur gebraten. Man sollte nicht spotten über die übertriebene Naturbegeisterung der Berliner, wenn sie hinauskommen; wenn man in dieser künstlich gemachten Stadt lebt, erscheint alle Natur, das Alltäglichste wie ein Wunder.
Im Dorfe ist, wie in Norddeutschland fast immer, das Rittergut die Hauptsache, es ist stattlich in Viehstand und Maschinen.
Die Erquickung von gestern geht mir heute noch nach, und ich habe heute schon gut gearbeitet, freilich zu einer geschlossenen Arbeit bringe ich’s nicht. Es ist der dummste Streich, den ich machen konnte, nach Berlin zu siedeln; ich muß erfrischende Naturblicke haben, sonst verkomme ich.”
Kurz danach, um 1870, beschrieb Hanns Fechner den Entwicklungsstand des Dorfes:
“Um die Hauptstraße, die Aue in Wilmersdorf, mit ihrem urtümlichen Gemeindeteichlein, auf dem sich die Enten und Gänse in buntem Durcheinander tummelten, ihren schönen uralten Linden und Kastanien, lagen die Gehöfte der Großbauern von Wilmersdorf….
Ein köstlicher Winkel lag in der Westecke der Aue, so recht ein Dorado für den Maler. Das kleine Häuschen, hinter dem wunderbare Eiben von fast zweihundertjährigem Bestehen zeugten und mit ihrem tiefen Grün an italienische Farbenwirkungen erinnerten, wurde denn auch oftmals von Malern und Malerinnen zum sommerlichen Studienaufenthalt erwählt. Hier von dem Besitztum der Geschwister Mehlitz aus eröffnete sich ein Blick über das Fenn hinaus, das sich hinter Wilmersdorf bis nach Schöneberg hin erstreckte…”
Mehlitzstraße 12a
Die Straße wurde 1902 benannt nach dem Wilmersdorfer Bauern und Grundbesitzer Daniel Ludwig Mehlitz (1826-1900). In dieser Gegend wurden eine Reihe von Straßen nach Wilmersdorfer Bauernfamilien benannt: Wegener, Blisse, Gieseler und Schramm gehören dazu.
Nr.12a
Der Malerbetrieb Becker & Sohn ist einer der größten gewerblichen Arbeitgeber in Wilmersdorf. Der Neubau wurde 1995 errichtet.