mit Baustadtrat Klaus-Dieter Gröhler und dem Gartendirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, Prof. Dr. Michael Seiler
Treffpunkt hinter dem Schloss Charlottenburg (Gartenseite)
Sehr geehrte Damen und Herren,
herzlich willkommen zu unserem heutigen Kiezspaziergang.
Wie immer zuerst der Hinweis auf den nächsten Termin: Am zweiten Samstag im September, das ist der 13.9., wird Bezirksbürgermeisterin Monika Thiemen durch den Volkspark Jungfernheide führen. Treffpunkt ist um 14.00 Uhr am U-Bahnhof Halemweg. Enden wird der Spaziergang an der Gustav-Böß-Freilichtbühne im Volkspark Jungfernheide.
Und Sie können den nächsten Kiezspaziergang verbinden mit einem ganz besonderen Ereignis. An diesem Samstag, dem 13.9.2003, um 16.30 Uhr gibt es ein Gastspiel der Naturbühne Trebgast aus unserem Partnerlandkreis Kulmbach in der Gustav-Böß-Freilichtbühne. Gespielt wird “Der Brandner Kaspar und das ewige Leben”, ein bayerisches Lustspiel nach Kurt Wilhelm. Das Stück wird am Sonntag, dem 14.9.2003, um 14.00 Uhr noch einmal wiederholt. Die Karten kosten 5.- EUR bzw. ermäßigt 3.- EUR. Einzelheiten – auch zur Kartenbestellung – können Sie erfahren unter Tel 9029-12572.
Nach dieser langen Vorrede nun zu unserem heutigen Spaziergang. Ich freue mich ganz besonders, dass der Gartendirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, Prof. Dr. Michael Seiler, sich bereit erklärt hat, uns durch den Schlosspark zu führen. Wir haben mit ihm den denkbar kompetentesten Experten bei uns, und ich danke ihm herzlich für seine Teilnahme.
Herr Prof. Seiler fand es eigentlich unpassend, in einem Barockgarten mit Lautsprechern aufzutreten, aber wir konnten ihn überzeugen, dass der Andrang zu unseren Spaziergängen im Allgemeinen so groß ist, dass wir auf akustische Verstärkung nicht verzichten können. Der Schlosspark ist ein Juwel und ein Kunstwerk, und er ist öffentlich zugänglich. Dass dies auch Gefahren und Risiken mit sich bringt, haben wir leider gerade in den letzten Wochen erfahren müssen. Trotz dieser schlimmen Erfahrungen sind wir uns mit der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten einig, dass der Park öffentlich zugänglich bleiben soll. Dies setzt voraus, dass wir alle pfleglich mit ihm umgehen. In diesem Kreis brauche ich das sicher nicht zu betonen, aber leider ist es nicht mehr für alle Besucherinnen und Besucher selbstverständlich.
Auf den ersten Blick mag die Besichtigung des Charlottenburger Schlossparks kein typischer Kiezspaziergang sein, aber es ist auf jeden Fall ein Sommervergnügen, unter fachkundiger Begleitung einen der schönsten Barockgärten Deutschlands kennen zu lernen. Und da die Gründung der Stadt Charlottenburg vor knapp 300 Jahren eng mit der Entstehung des Schlosses und seines Parks zusammenhängt, ist die Aufnahme des Schlossgeländes in die Reihe unserer Kiezspaziergänge geradezu zwingend.
Wir werden in zwei Jahren den 300. Jahrestag der Gründung Charlottenburgs feiern, und derzeit bereiten wir dieses Jubiläum gemeinsam mit der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten vor. Ich freue mich über diese Gemeinsamkeit. Auch dieser Kiezspaziergang ist ein erfreuliches Zeichen unserer Zusammenarbeit. Herr Prof. Seiler, ich bin gespannt auf Ihre Ausführungen.
Den folgenden Text haben wir mit freundlicher Genehmigung der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten von der Website der Stiftung übernommen.
Schlossgarten Charlottenburg
Vom Barockgarten zum Landschaftspark
Der Charlottenburger Schlosspark wurde zur Bauzeit des Schlosses von dem Le-Nôtre-Schüler Siméon Godeau als französischer Barockgarten angelegt. Am Ende des 18. Jahrhunderts in der Zeit Friedrich Wilhelms II. galt diese Gestaltung als unmodern, und man wandelte den Park in einen Landschaftsgarten um. Diese Arbeiten leitete der aus Wörlitz berufene Johann August Eyserbeck. Ab 1819 setzte Peter Joseph Lenné diese Entwicklung fort und löste den Barockgarten völlig auf.
Nach den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg wurde am Schloss wieder ein barockes Parterre hergerichtet, der hintere Teil des Gartens ist im englischen Stil wiedererstanden. Das Parterre wurde vom Herbst 2000 bis Juni 2001 sorgfältig restauriert.
Schloss und Garten Charlottenburg
Übersichtsseite
Schloss Charlottenburg – nach schweren Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg weitgehend originalgetreu wieder hergestellt – ist heute die größte ehemalige Hohenzollernresidenz in der deutschen Hauptstadt. Das Museumsschloss von Weltrang gilt als beliebtes Ausflugsziel und gefragter Veranstaltungsort kultureller und gesellschaftlicher Ereignisse. Ein hervorragendes Ensemble von beeindruckenden Gebäuden, prachtvollen Innenräumen, kunsthistorischen Meisterwerken und bedeutenden Gartenanlagen bietet vielfältige Einblicke in die höfische Geschichte Brandenburg-Preußens von der Barockzeit bis ins frühe 20. Jahrhundert. Auf einer ?kulturhistorischen Zeitreise? erlebt der Besucher hier unmittelbar 300 Jahre Kunst und Geschichte.
Bauherren:
Sophie Charlotte Kurfürstin von Brandenburg ab 1701 Königin in Preußen (1668 – 1705)
Friedrich I. (1657 – 1713)
Friedrich II., der Große (1712 – 1786)
Friedrich Wilhelm II. (1744 – 1797)
Friedrich Wilhelm III. (1770 – 1840)
Friedrich Wilhelm IV. (1795 – 1861)
Baumeister:
Arnold Nering (1659 – 1695)
Johann Friedrich Eosander (1669 – 1728)
Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff (1699 – 1753)
Carl Gotthard Langhans (1732 – 1808)
Heinrich Gentz (1766 – 1811)
Karl Friedrich Schinkel (1781 – 1841)
Gartengestalter:
Siméon Godeau (1632 – nach 1716)
Johann August Eyserbeck (1762 – 1801)
Johann Georg Steiner (1739 – 1807)
Peter Joseph Lenné (1789 – 1866)
Schloss und Garten Charlottenburg
Kunsthistorische Einführung
Barockes Parterre
Raum im Schloss Charlottenburg
Altes Schloss, Neuer Flügel, Schlossgarten
Noch als Kurfürstin ließ Sophie Charlotte 1695 – 1699 unweit des damals ländlich abgelegenen Dorfes Lietzow in der Nähe der Spree ein Sommerschlösschen nach Entwurf Arnold Nerings errichten. Der kleine zweigeschossige Bau von elf Fensterachsen trug im Norden, zum Garten hin, über einem vorspringenden ovalen Saal eine Kuppel. Anlässlich der Königskrönung ihres Gemahls Kurfürst Friedrichs III. 1701 in Königsberg zum ersten König in Preußen, wurde der schwedische Architekt Johann Friedrich Eosander mit umfassenden Neuplanungen beauftragt. Er verlängerte die Gartenfront durch Anbauten im Westen und Osten zu einer repräsentativen Schaufassade nach dem Vorbild von Versailles und gestaltete die Stadtseite durch zwei im rechten Winkel angefügte Kavalier- und Wirtschaftsgebäude zu einem Ehrenhof.
Gleichzeitig wurde die um einen Tambour erhöhte Kuppel auf die Stadtseite über den dort vorspringenden Mittelrisalit versetzt. Der weiträumige Garten, nach Plänen Siméon Godeaus, eines Schülers von André Le Nôtre gestaltet, ist die älteste rein französische Barockanlage in Deutschland.
Nach Sophie Charlottes Tod 1705 wurde das Schloss ihr zu Ehren in Charlottenburg umbenannt. Friedrich I. ließ den Bau, der noch nicht abgeschlossen war, weiterführen und nutzte das großartige Ensemble als bevorzugte Nebenresidenz. Auch heute, nach ihrer Wiederherstellung, beeindrucken die königlichen Paradeappartements im Alten Schloss mit der eichenholzvertäfelten Ahnengalerie, dem berühmten ostasiatischen Porzellankabinett und der königlichen Kapelle zahlreiche Besucher.
Unter seinem Nachfolger Friedrich Wilhelm I. wurden die noch nicht ganz zu Ende geführten Arbeiten abgebrochen. Neben einigen Innendekorationen kamen verschiedene Bauvorhaben, so die im Osten in Entsprechung zur westlichen geplante Orangerie, nicht mehr zur Ausführung. Friedrich der Große ließ 1740 – 1746 an Stelle der Orangerie den Neuen Flügel nach Plänen von Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff anbauen. Da der König Charlottenburg zu seiner Residenz machen wollte, wurde die Innenausstattung mit großem finanziellen und künstlerischen Aufwand betrieben. Neben den prachtvollen Festsälen Goldene Galerie und Weißer Saal sind in den Wohnungen des Königs vor allem Meisterwerke französischer Rokokomalerei von Antoine Watteau, Nicolas Lancret und Jean Siméon Chardin, aber auch kostbare Tabatièren und erlesenes Mobiliar zu bewundern.
Zu den letzten großen baulichen Veränderungen im Auftrag Friedrich Wilhelms II. gehörte die Verlängerung des westlichen Orangerietrakts durch das Schlosstheater, 1788 – 1791 nach Plänen von Carl Gotthard Langhans errichtet. Es beherbergt jetzt, nach Beseitigung von Kriegsschäden, das von der Stiftung Preußischer Kulturbesitz betriebene Museum für Vor- und Frühgeschichte. Im Neuen Flügel ließ sich der König 1788 eine Sommerwohnung im chinesisch-etruskischen Stil und 1796 – 1797 die frühklassizistischen Winterkammern einrichten. Die letztgenannte Zimmerflucht bewohnte auch nach dem Tod ihres Schwiegervaters Königin Luise, für die Karl Friedrich Schinkel 1810 das berühmte Schlafzimmer mit Mobiliar aus Birnbaumholz entwarf. Ihr Gemahl Friedrich Wilhelm III. nutzte die darunter gelegenen Räume im Erdgeschoss, die ehemals zum Appartement der Königin Elisabeth Christine, Gattin Friedrichs des Großen, gehörten.
Friedrich Wilhelm IV. und Königin Elisabeth ließen sich ab 1840 wieder im Obergeschoss des Alten Schlosses Wohnungen einrichten, in denen heute Gemälde, Möbel und Skulpturen aus den nicht mehr erhaltenen Appartements der Berliner und Potsdamer Schlösser des Herrscherpaares zu sehen sind. Im Anschluss daran werden in der Hoftafel- und Silberkammer kostbare Tafelaufsätze, Kandelaber, Vasen, Silberbestände und Teile berühmter Porzellanservice aus der Berliner und Meißener Manufaktur präsentiert. Besondere Aufmerksamkeit verdient das 50 Gedecke umfassende ?Kronprinzensilber?, das anlässlich der Hochzeit des letzten deutschen Kronprinzenpaares Wilhelm und Cecilie 1904 von zahlreichen Städten und Gemeinden in Auftrag gegeben wurde sowie das Kronkabinett, in dem die traditionsreichen preußischen Kroninsignien von 1701 – teilweise Leihgaben des Hauses Hohenzollern – aufbewahrt werden.
In der Kaiserzeit wurde Charlottenburg nur während der kurzen Regierung des todkranken Friedrichs III., der mit seiner englischen Gemahlin Victoria im Frühjahr 1888 das Schloss bewohnte, als Residenz genutzt. Danach diente es dem Empfang und der Unterkunft fürstlicher Gäste. Nach dem Ende der Monarchie 1918 und dem Übergang in staatliche Verwaltung, wurde Charlottenburg ab 1927 zur Besichtigung geöffnet. 1943 – 1945 weitgehend zerstört, ist es in den folgenden Jahrzehnten wieder aufgebaut und neben gerettetem Originalinventar mit Beständen aus den zerstörten Berliner und Potsdamer Schlössern sowie umfangreichen Dauerleihgaben des Hauses Hohenzollern ausgestattet worden.
Der Schlossgarten hatte seit 1786 eine grundlegende Umgestaltung im Sinne des englischen Landschaftsideals unter Einfluss von Johann August Eyserbeck, Johann Georg Steiner und Peter Joseph Lenné erfahren. Nach den Verwüstungen des Zweiten Weltkriegs wurde das Parterre zwischen Schloss und Karpfenteich in Anlehnung an den barocken Zustand neu gestaltet.
Große Orangerie am Schloss Charlottenburg
Die im Westen an das Alte Schloss anschließende Große Orangerie wurde 1709 – 1712 als langgestreckter einstöckiger Barockbau, dessen Mitte durch einen an beiden Seiten stark vorspringenden rechteckigen Pavillon hervorgehoben war, errichtet. Im Inneren lag hier ein Salon, der sich durch weite, dreiachsige Säulenstellungen zu den durch eine Pilasterordnung gegliederten Flügeln hin öffnete. Nach Kriegszerstörung und Wiederaufbau bis 1962 wurde die Decke des Mittelsalons 1974 von dem Berliner Maler Peter Schubert mit einer architektonischen Scheinmalerei in moderner Formensprache neu gestaltet.
Ursprünglich zur Aufbewahrung der berühmten Charlottenburger Zitrussammlung erbaut, diente die Große Orangerie der Hohenzollernfamilie in den Sommermonaten als repräsentativer Gartenfestsaal, um Bälle, Empfänge und Hochzeitsfeiern stattfinden zu lassen. Heute ist das Gebäude ein gesuchter Ausstellungs- und Veranstaltungsort und wird für unterschiedliche Zwecke vermietet.
Neuer Pavillon im Schlossgarten Charlottenburg
1824 ließ sich Friedrich Wilhelm III. in unmittelbarer Nähe zur Spree östlich des Neuen Flügels nach Plänen Karl Friedrich Schinkels ein zweigeschossiges, im Grundriss quadratisches Sommerhaus errichten. Als Vorbild bestimmte er die neapolitanische Villa Reale del Chiatamone, in der er bei seiner Italienreise 1822 gewohnt hatte. Der Pavillon mit seiner bürgerlich-einfachen Ausstattung wurde während des Zweiten Weltkriegs fast völlig zerstört. In den größtenteils rekonstruierten Innenräumen ist seit 1970 ein Museum mit Meisterwerken der Schinkelzeit untergebracht. Gemälde der Romantik und des Biedermeier von Carl Blechen, Karl Friedrich Schinkel und Eduard Gaertner sowie Mobiliar, Skulpturen, Porzellan und Berliner Eisenkunstguss sind hier zu sehen.
Mausoleum im Schlossgarten Charlottenburg
Unmittelbar nach dem Tode der beliebten und im Volk hochverehrten Königin Luise 1810 wurde ihr Mausoleum
nach Entwurf von Heinrich Gentz ausgeführt.
Mit seiner viersäuligen dorischen Giebelfront erinnert der Bau an einen Tempel, der sich heute am Ende einer Douglasienallee erhebt. Die ursprünglich aus Sandstein gefertigte, vermutlich von Karl Friedrich Schinkel entworfene Säulenfront wurde 1828/1829 auf die Pfaueninsel übertragen und hier durch eine Nachbildung aus rotem Granit ersetzt. Die innere Halle war zunächst nur für den 1815 aufgestellten Marmorsarkophag der Königin, einem von Christian Daniel Rauch geschaffenen Hauptwerk deutscher Skulptur des 19. Jahrhunderts, vorgesehen. Als Luises Gemahl Friedrich Wilhelm III. 1840 starb, ist das Mausoleum durch einen Querbau mit Apsis nach Entwurf Schinkels von Ludwig Ferdinand Hesse erweitert worden.
Nach dem Tode Kaiser Wilhelms I. 1888 und seiner Gemahlin Augusta 1890 wurde der Bau durch Albert Geyer abermals vergrößert und 1894 die beiden von Erdmann Encke geschaffenen Marmorsarkophage hier aufgestellt.
In der für die Öffentlichkeit nicht zugänglichen Gruft unter dem Mausoleum sind außer den genannten Herrscherpaaren die Fürstin Liegnitz, morganatisch angetraute zweite Gemahlin Friedrich Wilhelms III., und Prinz Albrecht, jüngster Sohn Luises und Friedrich Wilhelms III. sowie zu Füßen seiner Eltern das Herz des in der Potsdamer Friedenskirche beigesetzten Friedrich Wilhelm IV. bestattet.
Der Schlossgarten Charlottenburg
Gartenkünstlerische Einführung
Der ca. 55ha große Schlossgarten Charlottenburg liegt am linksseitigen Ufer der Spree in Berlin.
In ländlicher Lage wurde das Schloss Lietzenburg als Sommersitz Sophie Charlottes, Gemahlin von Kurfürst Friedrich III., von Nering 1696-1699 erbaut. Der Garten wurde unter Siméon Godeau, einem Schüler Le Nôtres, als erster deutscher Garten im französischen Stil angelegt.
Sophie Charlotte wählte das Erdgeschoss des Schlosses für ihre Wohnräume. Vom mittleren Ovalen Saal führten drei Sichtlinien nach Schloss Schönhausen und Oranienburg und zur Zitadelle Spandau. Unterhalb der Terrasse erstreckte sich das in acht Kompartimente geteilte, in der Sonne liegende Broderieparterre, im Osten und Westen von vierreihigen Baumalleen gefaßt, die in nördlicher Richtung ein großes Wasserbecken umschlossen. Östlich und westlich des Parterres lagen Boskette. In westlicher Richtung des Schlosses befand sich ein Blumengarten. Vasen, Skulpturen und exotische Pflanzen schmückten Parterre und Terrasse. 1701 wurde Kurfürst Friedrich III. König Friedrich I. in Preußen. 1705 endete durch den plötzlichen Tod der Königin Sophie Charlotte die gesellschaftliche, kulturelle und künstlerische Glanzzeit Lietzenburgs. Friedrich I. nannte das Schloß ?Charlottenburg?. Die Baumaßnahmen zur Schloßerweiterung wurden durch Eosander ab 1701 fortgesetzt. Die Schlosshofanlage wurde vollendet und die westliche Orangerie hinzugefügt.
Gartenerweiterungen erfolgten ab 1705 im Westen durch ein weiteres Boskett und eine Mailbahn und im Nordwesten durch zwei Boilingbahnen auf Rasenflächen und eine Ringelstechanlage auf dem Wasser, sowie einen Fasanengarten.
1740 gewann Charlottenburg unter Friedrich II. an Bedeutung. Mit dem Neuen Flügel wurde der Schlosskomplex vollendet. Vor diesem entstand ein Vorgarten, aus zwei von Linden eingefassten Parterres.
Unter Friedrich Wilhelm II., der von 1786-1797 regierte, entstanden die ersten landschaftlichen Partien. Das große Broderieparterre wurde zu einem weiten Rasengrund zusammengeführt und mit Gruppen von Gehölzen bepflanzt. Wege durchschlängelten die Boskette, Kanäle wurden mit natürlicher Uferlinie geformt und im Westen des Gartens entstand ein modernes Aha, ein trockener Grenzgraben, der die Sicht in die Feldflur ermöglichte. Das von Langhans 1788 erbaute Belvedere an der Spree bildet heute noch den Hauptbezugspunkt des landschaftlich geprägten Gartens.
Ab 1801 führte Steiner die von August Eyserbeck seit 1788 vorgenommenen Veränderungen im Garten fort. 1810 ließ Friedrich Wilhelm III. der verstorbenen Königin Luise das Mausoleum nach einem Entwurf von Schinkel errichten. 1824 erfolgte der Bau des Neuen Pavillons von Schinkel und die Anlage seiner Umgebung. Unter Lenné erreichte der Schloßgarten seine Vollendung zum klassischen Landschaftsgarten.
Durch die Stadterweiterung haben Schloss und Garten ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ihre reizvolle Lage verloren. Die Bahnlinie Berlin ? Hamburg und eine geplante Straßenführung bedingten Grenzverschiebungen im nördlichen Bereich des Gartens.
Um 1900 erfolgte in der unmittelbaren Umgebung des Schlosses eine Geometrisierung der Flächen.
Im zweiten Weltkrieg erfuhren Schloss und Garten große Schäden. Beim Wiederaufbau entschied man sich für die Rekonstruktion des Broderieparterres. Die Broderien wurden nach Musterbüchern angelegt. Der nördliche Bereich, der als Kleingartenanlage und Trümmerberg genutzt war, wurde in den 50er Jahren des 20. Jh. in die Parkgestaltung einbezogen. Im Frühjahr 2001 wurde das in den fünfziger Jahren rekonstruierte Parterre restauriert.
Belvedere im Schlossgarten Charlottenburg
Seit 1971 befindet sich im Belvedere des Charlottenburger Schlossparks, einem vom Architekten Carl Gotthard Langhans 1788 für König Friedrich Wilhelm II von Preußen errichteten Pavillon, die KPM-Porzellansammlung des Landes Berlin. Sie ist die wichtigste öffentliche Sammlung Berliner Porzellane und gehört zu den herausragendsten Fachsammlungen der Hauptstadt überhaupt. Ihr Bestand setzt sich aus Werken der Manufakturen Wilhelm Caspar Wegelys (1751-1757), Johann Ernst Gotzkowskys (1761-1763) und dessen 1763 von König Friedrich II. übernommenen und seitdem Königliche Porzellan-Manufaktur KPM genannten Unternehmen zusammen.
Nach umfassender Sanierung des Hauses präsentiert sich heute die Sammlung in drei Abteilungen mit den Themen Porzellan zu Tee und Kaffee, zu Tafelservicen und zur Innenraumdekoration. Zarte Puttenmalereien, Erinnerungstassen an die Befreiung von der napoleonischen Besetzung, Tafelservice des Rokokos und Klassizismus, raffinierte Prunkvasen mit Ansichten königlicher Schlösser und Gärten und vieles mehr bieten spannende Entdeckungen für unterschiedlichste Interessen. Eine ausführliche Beschriftung gibt zudem Auskunft zu den kulturgeschichtlichen Hintergründen.