Kiezspaziergang am 11.12.2004

von der Deutschen Oper zum Weihnachtsmarkt auf dem Breitscheidplatz

mit Bezirksbürgermeisterin Monika Thiemen
Treffpunkt: Vor der Deutschen Oper am U-Bahn-Ausgang Deutsche Oper

Sehr geehrte Damen und Herren!

Herzlich willkommen zu unserem heutigen Kiezspaziergang. Passend zur Vorweihnachtszeit ist der Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche unser Ziel, und wir werden wohl auch unterwegs schon weihnachtliche Atmosphäre erleben können.

Zunächst wie immer der Hinweis auf unseren nächsten Kiezspaziergang: Am zweiten Sonnabend im Januar wollen wir uns am Bahnhof Zoo treffen, und zwar unter der großen Uhr an der Hardenbergstraße, und wie immer um 14.00 Uhr – also am Sonnabend, dem 8.1.2005, um 14.00 Uhr vor dem Bahnhof Zoo. Wir werden dann das neue Oberverwaltungsgericht im alten Gebäude des Königlich-Preußischen Oberverwaltungsgerichts an der Hardenbergstraße besichtigen, das Helmut-Newton-Fotomuseum in der Jebensstraße, die neue Volkswagen-Bibliothek in der Fasanenstraße und zum Schluss die KPM im neuen KPM-Quartier. Sie sehen, viel Neues steht im Januar auf dem Programm, aber natürlich Neues mit Geschichte. Und wir wollen damit die Reihe der Kiezspaziergänge im Jubiläumsjahr “300 Jahre Charlottenburg” eröffnen, indem wir Vergangenheit und Zukunft unseres Bezirks gleichermaßen erleben.

Das Jubiläumsjahr als solches aber wird bereits am Sonntag, dem 2. Januar hier in der Deutschen Oper Berlin eröffnet, und zwar ab 17.00 Uhr mit einer Aufführung der Oper Manon Lescaut von Puccini und einem anschließendem Empfang mit der Intendantin Kirsten Harms und dem Salonorchester der Deutschen Oper. Ich lade Sie herzlich dazu ein. Es gibt aber leider keine Freikarten, und auch keine ermäßigten Karten, sondern nur die normalen Opernkarten, mit denen Sie aber an diesem Tag zusätzlich zur Opernaufführung auch den Empfang zum Beginn des Jubiläumsjahres “300 Jahre Charlottenburg” besuchen können.

Bismarckstraße

Die Bismarckstraße erhielt ihren Namen schon 1871, also im Jahr der Gründung des Deutschen Kaiserreiches. Heute wäre es nicht denkbar, dass eine Straße nach einem Regierungschef benannt wird, der noch im Amt ist, beziehungsweise der sein neues Amt als Reichskanzler gerade antritt. Aber Bismarck wurde damals der Sieg über Frankreich zugeschrieben, und da war die Benennung einer großen Straße, die dann unmittelbar in den Kaiserdamm übergeht nur logisch. Schließlich verdankte auch der Kaiser Wilhelm I seine neue Funktion der Bismarckschen Politik.

Bereits im Eosander-Plan von 1765 war die Straße als breite Allee eingezeichnet, zuerst unter dem Namen Mühlenweg, später Mühlenstraße, ab 1871 also Bismarckstraße.

Nach 1900 wurde die Straße von 26m auf 50m verbreitert. Eine ganze Häuserzeile musste dafür abgerissen werden, und die Stadt Charlottenburg erhielt dafür vom Preußischen Staat als Wertausgleich 400 Morgen Terrain zu günstigen Konditionen. Auf diesem Ausgleichsgelände befinden sich heute die Ausstellungshallen der Messe Berlin und die Siedlung Heerstraße.

Bismarckstr. 35
Deutsche Oper Berlin

Die meisten glauben, wenn Sie dieses Gebäude sehen, es gäbe die Deutsche Oper erst seit den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts. Aber ihre Tradition geht sehr viel weiter zurück und hängt zusammen mit der Geschichte Charlottenburgs als selbständige und reiche Stadt. Man legte im Charlottenburger Magistrat damals sehr viel Wert auf eine effektive Sozialpolitik, und man betrachtete Bildung und Kultur als wichtigen Teil der Sozialpolitik.

Aber natürlich konnte man mit einer eigenen Oper auch repräsentieren. Und so entstand bereits um das Jahr 1900 in Charlottenburg die Idee, als Gegenpol zur Königlichen Hofoper Unter den Linden eine Charlottenburger Bürgeroper zu bauen. Man gründete eine Opern-Betriebs-AG, die schließlich den Architekten Heinrich Seeling beauftragte, auf diesem Grundstück eine Oper zu bauen. Sie konnte als “Deutsches Opernhaus”, am 7. November 1912 mit “Fidelio” eröffnet werden.

Nach dem ersten Weltkrieg wurde Charlottenburg wie wir wissen nach Berlin eingemeindet, und auch die Oper wurde von der Stadt Berlin übernommen.

1925 bis1933 hieß sie “Städtische Oper”, danach wieder “Deutsches Opernhaus”. 1934-36 kamen Verwaltungs- und Werkstättenbauten von Paul Baumgarten dem Älteren hinzu. Nach der Kriegszerstörung des Gebäudes 1943 diente der Admiralspalast, ab 1945 dann das Theaters des Westens als Ausweichspielstätte, jetzt wieder unter dem Namen “Städtische Oper”.

Hier am angestammten Platz in der Bismarckstraße baute Fritz Bornemann 1956 bis 1961 den Neubau mit 1865 Plätzen. Vom Vorgängerbau wurden erhaltene rückwärtige Teile im Laufe der folgenden Jahre rekonstruiert.

Vor der Oper wurde 1961eine 20m hohe schwarz getönte Chrom-Nickel-Stahl-Skulptur von Hans Uhlmann aufgestellt. Die Wiedereröffnung als “Deutsche Oper Berlin” war am 24. September 1961 mit “Don Giovanni”.

Nahezu zwanzig Jahre bis zu seinem Tod im Dezember 2000 hatte Götz Friedrich die Intendanz des Hauses inne. In der Tradition des realistischen Musiktheaters Walter Felsensteins prägte er die Operngeschichte der Nachkriegszeit. Ihm folgte Udo Zimmermann als Generalintendant. Er trat im Juni 2003 vorzeitig zurück. Seit September dieses Jahres ist Kirsten Harms Intendantin. Sie hat seit 1995 die Kieler Oper geführt und zu einem viel beachteten Musiktheater gemacht.

Im Dezember 1990 wurde neben der Deutschen Oper am U-Bahn-Eingang das Gedenkrelief “Tod des Demonstranten” von Alfred Hrdlicka aufgestellt. Die Tafel enthält folgenden Text:

Am 2. Juni 1967 wurde der Student Benno Ohnesorg im Hof des
Hauses Krumme Straße 66 während einer Demonstration gegen den
tyrannischen Schah des Iran von einem Polizisten erschossen.
Sein Tod war ein Signal für die beginnende studentische und
außerparlamentarische Bewegung, die ihren Protest gegen
Ausbeutung und Unterdrückung besonders in den Ländern der
Dritten Welt mit dem Kampf um radikale Demokratisierung
im eigenen Land verband.
Unter diesem Eindruck schuf Alfred Hrdlicka 1971 das Relief
Der Tod des Demonstranten
Dezember 1990

Nach dem Mauerbau wurde Charlottenburg als City von Berlin-West zum Hauptschauplatz für politische Demonstrationen, die mit der zunehmenden Politisierung der Studenten seit den 60er Jahren an Häufigkeit und Stärke zunahmen. Zunehmend heftiger wurden auch die Auseinandersetzungen, die sich unmittelbar vor Ort mit der Polizei ergaben, aber auch die Auseinandersetzungen, die in der Öffentlichkeit und vor allem in den Berliner Zeitungen des Springer-Verlages geführt wurden.

Die Demonstrationen der Studenten gegen den Vietnamkrieg Amerikas stießen auf die Dankbarkeit und Verehrung vieler Berlinerinnen und Berliner für die amerikanischen Soldaten, die ihnen über die sowjetische Blockade geholfen hatten und ohne deren militärische Präsenz die Freiheit und Sicherheit West-Berlins nicht vorstellbar waren.

Am 2. Juni 1967 ging es um den Schah von Persien und damit indirekt auch um Amerika, denn Schah Resa Pahlawi galt als amerikanischer Statthalter in Persien. Bei einer Demonstration gegen den Besuch des Schahs in Berlin vor der Deutschen Oper an der Bismarckstraße wurde der Student Benno Ohnesorg von einem Polizisten erschossen. Sein Tod wirkte wie eine Initialzündung und führte zu einer weiteren Radikalisierung der Studenten, die dem Berliner Establishment, insbesondere den Politikern und den Medien, vorwarfen, an diesem Tod mit Schuld zu sein, weil sie Hetzkampagnen gegen die Studenten betrieben hätten.

Nachdem der Schah, seine Frau Farah Diba, Bundespräsident Heinrich Lübke und der Regierende Bürgermeister Heinrich Albertz kurz vor 20.00 Uhr unter Protestrufen und Eierwürfen die Deutsche Oper betreten hatten, um Mozarts Zauberflöte zu genießen, versuchte die Polizei, die Studenten in die Krumme Straße abzudrängen. In einem Garagenhof in der Krummen Straße 66/67 wollte Benno Ohnesorg einem Studenten zu Hilfe eilen, der von zwei Polizisten verprügelt wurde. Bis heute ist unklar, ob Ohnesorg als Demonstrant oder Schaulustiger anwesend war. Er wurde von hinten in den Kopf getroffen. Kurz nach 21.00 Uhr starb Benno Ohnesorg im Krankenhaus Moabit. Der Polizist Kurras, der auf Benno Ohnesorg geschossen hatte, wurde vor Gericht wegen Unzurechnungsfähigkeit frei gesprochen.

Shakespeare-Platz

Der sogenannte Opernplatz erhielt 1987 den Namen Shakespeare-Platz. Die Parkanlage hat den Rechtscharakter einer “Privatstraße des öffentlichen Verkehrs”. Die hier aufgestellte Büste stammt von Pam Taylor. Shakespeare lebte von 1564 bis 1616 in Stratford-upon-Avon, und er ist bis heute der weltweit bedeutendste Theaterschriftsteller geblieben. Über viele seiner Stücke haben später bedeutende Komponisten Opern komponiert. Allein Verdi hat eine ganze Reihe höchst erfolgreicher Shakespeare-Opern geschaffen. Insofern ist dieser Platz unmittelbar gegenüber der Deutschen Oper durchaus angebracht.

Krumme Straße

Bereits um 1800 erhielt die Straße wegen ihres gekrümmten Verlaufs ihren Namen.

Krumme Str. 65

Tod Benno Ohnesorgs (vgl. oben)

Karl-August-Platz

Der Karl-August-Platz wurde 1897 nach dem Herzog und Großherzog von Sachsen-Weimar-Eisenach benannt. Karl August wurde 1757 in Weimar geboren und starb 1828 in Graditz bei Torgau.

Es handelt sich hier um einen Blockplatz mit acht Straßeneinmündungen. Er wurde 1894 als Kirch-, Markt- und Schmuckplatz mit Rasenstücken und Gehölzen angelegt. 1950 wurde er umgestaltet mit zwei Kinderspielplätzen. Mittwochs und samstags ist hier Wochenmarkt.

Nächste Woche wird in der BVV ein Antrag behandelt, hier auf dem Karl-August-Platz mehr Fahrradabstellmöglichkeiten zu schaffen. Insbesondere an den Markttagen reichen die vorhandenen Fahrradständer nicht aus, und die vielen “wild” abgestellten Fahrräder stellen eine Unfallgefahr für Fußgänger dar. Die Straße kann an der dafür vorgesehenen Stelle dann kaum noch überquert werden.

Trinitatiskirche

Die evangelische Trinitatiskirche wurde 1896-98 von Johannes Vollmer und Heinrich Jassoy als neugotischer Zentralbau in der Grundform des griechischen Kreuzes mit roter Ziegelverblendung erbaut. Die Einweihung war am 3. Advent 1898, also heute genau vor 106 Jahren. Im Krieg wurde die Kirche stark beschädigt. Von 1951-53 wurde sie von Erich Ruhtz vereinfacht wiederhergestellt und danach am 8.3.1953 neu eingeweiht. 1960-69 wurde dann das Innere neu gestaltet. Erst jetzt wird der Turm saniert, nachdem auch hier noch Kriegsschäden festgestellt wurden.

Besonders bemerkenswert sind die Kirchenfenster. Der Künstler, der sie gestaltet hat, lebt noch heute in der Gemeinde.

Heute veranstaltet die Kirche wie jedes Jahr ihren “Tag im Advent”, an dem gesammelt wird für “Brot für die Welt”. Die Jugendgruppe hat in diesem Jahr die Unterstützung von Aids-Waisen zum zentralen Thema gemacht.

Ich freue mich, dass Frau Michaelsen als langjährig engagiertes Mitglied der Gemeinde uns ihre Kirche vorstellt.

Pestalozzistraße

Die Pestalozzistraße wurde 1887 nach dem schweizer Pädagogen und Sozialreformer Johann Heinrich Pestalozzi benannt, der 1746 in Zürich geboren wurde und 1827 in Brugg in der Schweiz starb. Er war ein Wegbereiter der Volksschule und der Lehrerbildung. Er forderte in seinen Schriften die Anerkennung der Menschenwürde durch die Überwindung der Standesunterschiede, und zwar vor allem durch Bildung für alle. Ein sehr aktuelles Ziel.

Pestalozzistr. 14

Das Mietshaus steht unter Denkmalschutz. Es wurde 1885-86 von Ernst Gerhardt gebaut

Pestalozzistr. 15

Auch dieses Haus steht unter Denkmalschutz. Es ist die ehemalige Villa Tuckermann, gebaut vom Kaiserlichen Postbaurat Wilhelm Tuckermann, der von 1840 bis 1919 lebte und über Jahrzehnte viele Gebäude für die Post geschaffen hat, meist im Stil des akademischen Historismus, darunter 1875-81 das Postfuhramt in der Oranienburger Straße Ecke Tucholskystraße, 1881 das Postamt in der Charlottenburger Goethestraße und 1901-02 das Fernmeldeamt am Steinplatz. Auch die Umbauten des Postamtes in der Goethestraße im Jahr 1903 leitete er. Allerdings wurde dieses Postamt später noch mehrmals umgebaut. Diese Villa hat er für sich selbst gebaut.

Die beiden Häuser Pestalozzistr. 14 und 15 wurden vor dem Bau der Synagoge von der Jüdischen Gemeinde erworben und für ihre Bedürfnisse umgebaut.

Pestalozzistr. 14/15

Synagoge

Die liberale Synagoge wurde 1911-13 von Ernst Dorn im Hofgelände innerhalb der geschlossenen Bebauung als rotes Backsteinbauwerk in neoromanischem Stil errichtet. Trotz Brandlegung in der Pogromnacht am 9. November 1938 wurde diese Synagoge nur wenig zerstört; wegen der Gefahr des Übergreifens der Flammen auf die benachbarten Häuser löschte die Feuerwehr. 1942 wurde das Gebäude zwangsenteignet, nach dem Krieg an die Jüdische Gemeinde zurück gegeben. 1947 wurde die Synagoge nach erfolgter Renovierung wieder eingeweiht. Im Innern wurde sie modernisiert. Hier war Estrongo Nachama bis zu seinem Tod Anfang 2000 Oberkantor. Er war weit über die Grenzen Berlins hinaus bekannt und populär als großartiger Sänger und Oberkantor. Unter vielen anderen Ehrungen hat er auch die Wilmersdorfer Bürgermedaille erhalten.

Ich freue mich, dass die Jüdische Gemeinde zu Berlin und eingeladen hat, heute, am Sabbath, die Synagoge zu besichtigen.

Pestalozzistraße

Grolmanstraße / Bleibtreustraße 1

Die Grolmanstraße wurde 1874 nach dem preußischen General Karl Wilhelm Georg von Grolman benannt. Er wurde 1777 in Berlin geboren und starb 1843 in Posen.

Die Bleibtreustraße wurde 1897 nach dem Maler und Graphiker Georg Bleibtreu benannt. Er wurde 1828 in Xanten geboren und starb 1892 in Berlin. Bekannt wurde er mit Bildern aus dem Freiheitskampf um Schleswig-Holstein. Vor allem mit dem Bild “Vernichtung der Kieler Turner” hatte er großen Erfolg. 1869 wurde er Mitglied der Preußischen Akademie der Künste. Zuletzt wohnte er in der Knesebeckstraße. Sein Grab befindet sich auf dem Kirchhof der Luisengemeinde am Fürstenbrunner Weg.

A-Trane

Das A-Trane ist nach dem Quasimodo einer der renommiertesten Jazzclubs in Berlin. Er wurde von einem Bauunternehmer gegründet, der als Jazzliebhaber seine Musik fördert, indem er diesen Club betreibt und subventioniert. Der Name “A-Trane” bezieht sich auf den Jazztitel “Take the A-Trane” von Duke Ellington, in dem es um eine Eisenbahnlinie in den USA geht.

Savignyplatz

Der Savignyplatz wurde 1887 benannt nach dem Juristen Friedrich Karl von Savigny. Er wurde 1779 in Frankfurt am Main geboren und starb 1861 in Berlin. 1815 gründete er die Historische Schule der Rechtswissenschaft, 1842-1848 war er Preußischer Minister für Gesetzgebung.

Der Savignyplatz ist ein Blockplatz mit sieben Straßeneinmündungen. 1894/95 wurde er erstmals angelegt beidseitig der Kantstraße als typischer Schmuckplatz zur Durchlüftung und Auflockerung im Rahmen der Bebauung.

1926/27 wurde der Platz durch den Städtischen Gartenbaudirektor Erwin Barth mit Sitzlauben und Staudenrabatten umgestaltet. Nach zahlreichen zwischenzeitlichen Veränderungen wurde der Savignyplatz 1987 für das Stadtjubiläum Berlins nach den Plänen Erwin Barths wiederhergestellt.

Die Bronzeskulptur “Knabe mit Ziege” im nördlichen Teil schuf August Kraus 1928. 1985 wurde ein Nachguss aufgestellt. Der schöne Kiosk stammt aus dem Jahr 1905 von Alfred Grenander. Auch er wurde 1987 instand gesetzt.

Zu West-Berliner Zeiten war der Savignyplatz ein bevorzugter Treffpunkt von Künstlern und Intellektuellen in den umliegenden Restaurants, Cafés, Buchhandlungen und Galerien, und das ist er wohl auch heute wieder.

Grolmanstraße / Savignyplatz

Zwiebelfisch

Seit mehr als 30 Jahren gibt es hier den “Zwiebelfisch”, einst Stammlokal von Günter Grass, der es sogar in einem seiner Romane verewigt hat. “Zwiebelfisch” und “Dicke Wirtin” an der Carmerstraße gelten geradezu als Symbole des alten West-Berlin

Savignyplatz 5 (zwischen Knesebeckstraße und Carmerstraße)

Die Gedenktafel für George Grosz wurde 1977 angebracht. Auf der Tafel ist Grosz pfeiferauchend bei der Arbeit dargestellt. In die Tafel eingraviert ist ein Bild von Grosz mit den für seine Zeichnungen typischen Figuren. Der Tafeltext lautet:

In diesem Hause
starb
GEORGE GROSZ
Zeichner und Maler
1893 – 1959

Savignyplatz 3
C. Adolph Eisenwaren

Das Geschäft für Eisen- und Haushaltswaren, Bühnenbedarf und Schlüsseldienst wurde 1898 gegründet. Diese traditionelle Eisenwarenhandlung mit der Originaleinrichtung aus der Gründungszeit, einer raumhohen Schrankwand mit unzähligen Schubladen zum Aufbewahren der Schrauben, Muttern, Krampen, Dübel usw., usw. ist ein Paradies für jeden, der auch beim Kauf nur einer einzelnen Schraube kompetent beraten werden möchte.

Kantstraße

Die Kantstraße wurde 1887 nach dem Philosophen Immanuel Kant benannt, der von 1724 bis 1804 in Königsberg lebte.

Kantstr. 148
Schwarzes Café

Das Schwarze Café wurde 1977 im Anschluss an einen “Tunix-Kongress” von Holger Klotzbach eröffnet. Er war damals Mitglied der “3 Tornados” und später Gründer der “Bar jeder Vernunft”. Das Café war legendärer Treffpunkt der Spontibewegung und ist bis heute ein Szenelokal geblieben.

Kantstr. 17-20 Ecke Uhlandstr. 9-11
Stilwerk

Das Stilwerk wurde 1998/99 von den Architekten Novotny und Mähner aus Mailand gebaut. Das Geschäftshaus enthält auf 20.000 Quadratmetern 58 verschiedenen Einrichtungs- und Designergeschäfte von gehobenem Standard, außerdem ein Restaurant, eine Espresso-Bar und den Jazzclub “Soultrane. Der Neubau wurde an Stelle des ehemals hier befindlichen Hauptverwaltungsgebäudes der Dresdner Bank errichtet. Die Tresoranlagen der Bank im Untergeschoss mussten erhalten bleiben, weil die Laufzeit der Schließfächer noch nicht abgelaufen war. Aus statischen Gründen musste darüber das gläserne, abgerundete Eingangsfoyer an einer Brückenkonstruktion auf zwei seitwärts gebauten Säulen aufgehängt werden.

Der Geschäftsführer, Herr Gennrich zeigt und den Weg auf die Terrasse, damit wir einen Überblick über die City-West genießen können.

Kantstr. 152
Bronzetafel für Carl von Ossietzky:

IN.DIESEM.HAUS.WIRKTE
NOBELPEISTRAEGER
CARL.VON.OSSIETZKY
VON.1927.BIS.1933
ALS HERAUSGEBER
DER “WELTBÜHNE”
FUER.RECHT.FREIHEIT
FRIEDEN.UND
VOELKERVERSTAENDIGUNG

Am 1. April 1927 zog hier die Redaktion der Weltbühne ein. 1933 nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurden einige Mitarbeiter verhaftet, andere emigrierten. Das 1891 erbaute Vorderhaus wurde in den letzten Kriegsjahren fast völlig zerstört. In den 50er Jahren wurde die Ruine abgerissen und ein Neubau errichtet.

Die Weltbühne hatte schon eine lange Geschichte hinter sich, als sie hier einzog. Sie war 1905 zunächst als Theaterzeitschrift unter dem Titel “Schaubühne” von dem Theaterkritiker Siegfried Jacobsohn gegründet worden. Von 1906 an befand sich die Redaktion in der Lietzenburger Straße 60. Zunehmend erschienen auch politische Aufsätze in den kleinen roten Hefte, und im Verlauf des Ersten Weltkrieges nahm der Anteil politischer Artikel so sehr zu, dass Jacobsohn schließlich 1918 den Namen änderte. Von da an gab es die “Weltbühne”, in der Autoren wie Carl von Ossietzky, Kurt Tucholsky, Erich Kästner, Martin Buber, Ernst Toller und Walter Mehring sich kritisch mit dem Militarismus und Rechtsextremismus in der Weimarer Republik auseinandersetzten. Nach dem Tod von Siegfried Jacobsohn 1926 übernahm Carl von Ossietzky die Redaktion. Ende 1931 wurde er zu eineinhalb Jahren Haft verurteilt wegen Artikeln, die sich kritisch mit der Reichswehr auseinandergesetzt hatten.

Nach seiner Entlassung am 22. Dezember 1932 nahm Ossietzky seine Redaktionsgeschäfte hier in der Kantstraße wieder auf. Auch nach Hitlers Machtübernahme lehnte er eine Emigration ab. Nach dem Reichstagsbrand wurde er am 28. Februar 1933 verhaftet und am 6. April in das KZ Sonnenburg bei Küstrin gebracht.

Viele Emigranten, darunter Willy Brandt in Skandinavien, setzten sich dafür ein, Carl von Ossietzky den Friedensnobelpreis zu verleihen, was vor allem Göring mit allen Mitteln verhindern wollte.

Schließlich erhielt Ossietzky am 23. November 1936 den Preis für 1935 zugesprochen. Göring erlaubte seine Ausreise zur feierlichen Verleihung nicht. Am 4. Mai 1938 starb Ossietzky in der Privatklinik Nordend an den Folgen schwerer Misshandlungen während seiner Haft.

Paris Bar

Die Paris Bar ist französisches Bistro und “Wohnzimmer” zahlreicher prominenter Schauspieler und Künstler. Sie wurde von einem ehemaligen französischen Besatzungssoldaten in den frühen 50ern gegründet, seit 1979 betrieben von den beiden Österreichern Michel Würthle und Reinald Nohal. Vor allem zur Berlinale und beim Theatertreffen ist die Paris Bar “zentraler” Künstlertreffpunkt. An den Wänden gibt es eine dicht gehängte Sammlung von Fotografien, Zeichnungen und Gemälden. Der Schauspieler Otto Sander besitzt hier an der Bar einen Stammplatz auf Lebenszeit. 2001 haben die beiden erfolgreichen Wirte direkt daneben die Dependance Le Bar du Paris Bar aufgemacht.

Kantstr. 153

Die Gedenktafel für Rudolf Diesel wurde 1988 angebracht.

In diesem Hause wohnte und arbeitete
von 1893 bis 1894
RUDOLF DIESEL 18.3.1858-29.9.1913
Ingenieur und Erfinder des Diesel-Motors

Kantstr. 154a

Stolpersteine für die Familie Behar

HIER WOHNTE
NISSIM BEHAR
JG. 1886
DEPORTIERT 1942
ERMORDET IN RIGA

HIER WOHNTE
LEA BEHAR
JG. 1890
DEPORTIERT 1942
ERMORDET IN RIGA

HIER WOHNTE
ALEGRINA BEHAR
JG. 1916
DEPORTIERT 1942
ERMORDET IN RIGA

HIER WOHNTE
JEANNE BEHAR
JG. 1920
DEPORTIERT 1942
ERMORDET IN RIGA

Isaac Behar, der Sohn von Nissim und Lea Behar, konnte aus einem Deportationszug fliehen und hat die Verfolgungen im Nationalsozialismus überlebt. Er ist seit Jahren aktiv als Zeitzeuge in unseren Schulen, bei der Bundeswehr und in der Landespolizeischule, wo er vom Schicksal seiner Familie berichtet.

Der 1947 in Berlin geborene Kölner Bildhauer Gunter Demnig hat 1996 in Köln die ersten Stolpersteine verlegt, 10 × 10 cm große aus Beton gegossene Steine mit eingelassener Messingtafel, in die der Künstler mit Hammer und Schlagbuchstaben “Hier wohnte”, Namen, Jahrgang und Stichworte zum weiteren Schicksal eines einzelnen Menschen einstanzt. Die im Gehweg vor dem früheren Wohnort eingelassenen Stolpersteine sollen an die Opfer von Holocaust und Euthanasie in der Zeit des Nationalsozialismus erinnern. Entscheidend ist dabei die persönliche Erinnerung an die Namen der Opfer.

Kantstr. 12a
Delphi-Filmpalast

Das Delphi-Palais, wie es damals hieß, wurde 1927/28 von Bernhard Sehring als Tanzlokal errichtet. Nach starker Kriegszerstörung wurde es 1948/49 zum Kino mit ca. 1200 Plätzen umgestaltet. 1981 wurde durch einen Umbau die Zahl der Plätze auf 725 reduziert. Heute ist der Delphi-Filmpalast ein Filmkunstkino mit einem gehobenen Filmangebot und eines der wenigen Berliner Kinos, in dem klassische 70mm-Filme gezeigt werden können.

Von dem Theatergarten an der Ecke Kantstraße und Fasanenstraße betrat man ursprünglich das Theater des Westens über die “Kaisertreppe”.

1997/98 wurde die Gartenanlage, die Kaisertreppe und die historischen Fassade des Delphi rekonstruiert.

Unterhalb des Delphi befindet sich der Jazzkeller Quasimodo, im Erdgeschoss zur Hardenbergstraße hin das gleichnamige Café. Das Quasimodo ist einer der ältesten Berliner Jazzclubs. Seit 1969 gibt es im Keller unterhalb des Delphi-Filmpalastes Lifemusik. Neben Jazz auch Funk, Soul, Latin, Blues und Rock.

Kantstr. 12
Theater des Westens

Das Theater des Westens wurde 1895-97 von Bernhard Sehring errichtet: Es ist eine Stilmischung zwischen Palladianismus und Jugendstil, “altdeutschem” Fachwerk und Backstein. Modernisiert wurde das Gebäude in den Jahren 1962, 1978 und 1984. In einer Nische gibt es die Figurengruppe “Berlin und Charlottenburg”.

Das Theater des Westens wurde als privates Musiktheater auf Gesellschafterbasis gegründet. Seine Geschichte ist ebenso bunt wie sein Äußeres: Es firmierte unter anderem unter den Namen “Goethe-Theater” und “Große Volksoper” und beherbergte nach dem Krieg – wie wir vorhin bereits gehört haben – bis 1961 die “Städtische Oper”, die heutige Deutsche Oper Berlin.

Im Spielplan von 1961 bis 1990 gab es vor allem Operetten- und Musicals, seither Musicals und Revuen. Das Theater des Westens machte mit der Premiere vorn “My Fair Lady” am 25. Oktober 1961 das Musical in Deutschland populär. Von 1984 bis 1999 leitete der Tänzer, Sänger, Regisseur und Choreograph Helmut Baumann das Haus zunächst als künstlerischer Direktor, später als Intendant. Seinen Einstand gab er mit einem triumphalen Erfolg: “La Cage aux Folles” (Ein Käfig voller Narren). Zehn Jahre lang wurde das Stück immer wieder in den Spielplan aufgenommen – mit Helmut Baumann als Hauptdarsteller.

2002 wurde das Theater durch den Senat an den privaten Musical-Konzern Stage Holding verkauft; die Immobilie blieb allerdings im Landesbesitz. Nach Umbauten war am 26.9.2003 die Premiere des Musicals “Les Misérables”.

Kantstr. 155
Kant-Dreieck (KapHag-Hochhaus)

Das elfgeschossige Bürohochhaus mit einem angegliedertem fünfgeschossigen Trakt wurde 1992-95 von Josef Paul Kleihues als einer der ersten Büroneubauten der 90er Jahre in der City West gebaut.

Ursprünglich wurde es um ein Drittel höher geplant. Das scheiterte aber am Einspruch des Bezirkes Charlottenburg. Das große beweglich gelagerte Windsegel setzt ein markantes Wegzeichen.

1994 wurde das Haus mit dem Preis des Bundes Deutscher Architekten ausgezeichnet.

Die Skulptur “Der gestürzte Krieger” von Markus Lüpertz wurde der Stadt Berlin von der KapHag gestiftet. Sie wurde vor dem Hochhaus aufgestellt und ist Eigentum der Berlinischen Galerie.

Kantstr. Ecke Joachimstaler Str.
City-Light-House

Das Büro- und Geschäftshaus von Oliver Collignon und Florian Fischötter hat seinen Namen “City-Light-House” wegen der verglasten Fassade erhalten. Im Januar 2002 begannen die Vorarbeiten mit dem Abriss des Gründerzeit-Altbaus mit dem legendären Sportgeschäft “Ski-Hütte”. Ende 2003 wurde das Haus fertig.

Kantstr. 165

Die Gedenktafel für Friedrich Spielhagen wurde 1988 hier angebracht:

In dem hier vormals stehenden Hause
wohnte und arbeitete
in seinen letzten Lebensjahren
FRIEDRICH SPIELHAGEN
24.2.1829-25.2.1911
Schriftsteller, Verfasser sozialkritischer Romane

1902 wurde nach Friedrich Spielhagen die Spielhagenstraße zwischen Kaiser-Friedrich-Straße und Wilmersdorfer Straße benannt.

Breitscheidplatz

Weihnachtsmarkt